An die Piloten zum Thema Ausbildung

TheFallen

Mitglied
Hallo an Alle hier im Forum! Ich lese hier bereits eine Weile mit, habe mich aber erst Heute angemeldet.
Ich sitze momentan etwas geknickt Daheim herum, da ich es bei meiner Bewerbung bei der Lufthansa bis ins finale Interview Gestern, aber nicht weiter geschafft habe!

Ich möchte den Kopf nun aber nicht hängen lassen und meinen Traum nicht aufgeben und habe, bereits vor einiger Zeit, den Entschluss gefasst mir eine Ausbildung selbst zu finanzieren, wenn es bei der LH nicht klappen sollte.

Meine Frage an Piloten und alle auf dem Gebiet ebenso Informierten:
Wie habt Ihr Eure Ausbildung gemacht?
Bei welcher Flugschule?
Wie habt Ihr diese Finanziert? (Wenns okay ist das zu verraten)

Gibt es Flugschulen die Ihr empfeheln könnt, oder mit denen Ihr schlechte Erfahrungen gemacht habt??

Das die Entscheidung letztendlich bei mir liegt ist mir klar. Ich werde bestimmt niemanden auf eine Aussage festnageln oder etwas anfangen, ohne mir selbst ein klares Bild gemacht zu haben!

Aber Erfahrungen und Tipps sind immer Prima, um einen Anfang zu finden und zu wissen, wo sich das Suchen lohnt! ;D

Und auch wenn Ihr bei der LH die Ausbildung gemacht habt könnt Ihr das gerne schreiben, denn ich freue mich für Jeden, der es dort geschaft hat!:resp:

Zu mir:
Ich bin seit August 24 Jahre alt, habe die letzen 4 Jahre bei der Bundeswehr als Offizieranwärter (seit einem Jahr Offizier) zugebracht. Habe Abitur und alles Andere ganz normal.

Informationen hab ich mir nun über die Flight Safety Academy, die Delta Connection Academy, InterCockpit und RWL in Mönchenglattbach angesehen! Von einem der Ready Entrys bei LH wurde mir die Albatros AG für Finanzierung und Versicherung empfohlen.

Vielen Dank!

Grüße,
Jan
 
Hallo TheFallen!

Zunächst mal natürlich 'Herzliches Beileid' zum verlorenen Kampf gegen die Psychopaten äääh Psychologen von der Sportallee. Zu Deinen Fragen wirst Du hier allerdings nicht besonders viele Antworten finden, weil hier nur wenige Flieger unterwegs sind.

Der Test sagt nicht unbedingt aus, daß Du für diesen Beruf völlig ungeeignet bist. Viel mehr und gerade wenn Du erst im Interview 'gekickt' wurdest, sind die Pychos der Meinung, dass Du evtl. nicht optimal zum Anforderungsprofil der LH paßt.

Die Ausbildung privatfinanziert zu machen ist eine Möglichkeit, die man jedoch nur wahrnehmen sollte, wenn man finanziell absolut unabhängig ist, z.B. mittels vorhandenenr Berufsausbildung/Arbeitsplatz. Die Wahrscheinlichkeit ansonsten mit einem Berg Schulden vor einem in der nächsten großen Krise quasi wertlosen Stück Papier zu sitzen sind einfach zu groß. Die 'Gesammelten Verrückten dieser Welt' planen bestimmt schon ihre nächste Offensive, es läuft einfach schon zu lange zu gut. Das ist halt das Schlimme am zyklischen Business 'Luftfahrt'.

Ich selbst habe mehr Glück als Verstand gehabt und die Ausbildung in der großen Krise Anfang der 90'er-Jahre selbstfinanziert gemacht und dann sofort einen Job gefunden und konnte nach einigen Jahren als Ready-Entry zur LH-Wechseln. Allerdings war die Ausbildung damals noch eine gute Ecke günstiger und ich konnte mir die Hälfte erarbeiten und die andere Hälfte 'günstig' leihen. Die Variante der LH-Vorfinanzierung gab es nicht (mehr).

Welche Flugschule Du Dir im Falle eines Falles aussuchst, ist eigentlich egal. Wenn der Bedarf vorhanden ist, interessiert es kaum wie Du zu Deiner Lizenz gekommen bist. Wenn es keinen Bedarf gibt, dann relativieren sich die 'intensiven Kontakte' zu verschiedenen Airlines mit denen heutzutage viele Schulen werben sehr schnell wieder.

Auch zu bedenken gilt, dass man als Seiteneinsteiger und knapp oder gar Ü-30er leider nur noch Zugriff auf die zweitklassigen Arbeitgeber hat. Das soll jetzt keine Abwertung der Kollegen dort sein, aber die Arbeitsbedingungen bei Air Berlin und Komplizen sind numal ein himmelweiter Unterschied zu LH und ob man sich das wirklich bis zum Ruhestand antun kann und will, muss man sich sehr genau überlegen. Ich sage das nicht 'vom hohen LH-Ross heruntern', viel mehr kenne ich noch von der Flugschule Kollegen aus fast allen großen deutschen Airlines und habe einen gewissen Vergleich.

Studier (fertig), fang an zu arbeiten und wenn der Wunsch dann immer noch vorhanden ist, dann mach die Ausbildung im vollen Bewustsein der o.g. Risiken.

Alles Gute, MAX
 
Hallo!
Vielen Dank für Deine Antwort, das gibt mir erstmal einiges zu denken auf!

Der Grund, warum ich hier gefragt habe ist nicht die Quantität der Anworten, sonern die Qualität! :-)

Gruß
Jan
 
Hallo The Fallen,

Max's Beitrag kann man nur zu 100% unterschreiben.

Aber ein paar eigene Worte möchte ich doch hinzufügen:

Grundsätzlich gibt es neben den "Ab initio" - Lehrgängen wie sie LFT, Intercockpit, RWL &Co anbieten ja auch die Möglichkeit, die Lizenz stufenweise zu machen. Das dauert zwar etwas länger, und kostet unterm Strich etwas mehr, da bei der durchgehenden Ausbildung von Null auf ATPL ein paar wenige (aber nicht all zu viele) Zwischenschritte weggelassen werden, dafür kann man es wunderbar nebenbei machen, wogegen "Ab Initio" ein Fulltime-Job ist.

Als erstes würde ich an deiner Stelle mal die Möglichkeiten, die du innerhalb der Truppe hast, abklopfen. Wenn du bei der Luftwaffe bist, sollte es mit einem verständigen Kommandanten drin sein, daß du zB schon mal die allgemeine Funklizenz AFZ im Rahmen deiner mil. Verwendung machst.
Weiterhin stehen extra Gelder für Weiterbildungsmassnahmen von Zeitsoldaten zur Verfügung, auch über diesen Weg kannst du mit etwas Glück einiges erreichen.
Zusätzlich kannst du in deiner Freizeit zB schon mal den PPL machen. Hier würde ich einen für dich verkehrsmässig gut erreichbaren örtlichen Fliegerclub empfehlen, das kommt nun auf deinen Standort an.
Das hat auch den Vorteil, daß du schonmal ein wenig "AVGAS" schnuppern kannst, und sehen, ob es dir überhaupt liegt. Ich hatte in Phoenix den Fall, daß einer meiner Kurskollegen merkte, daß ihm das aktive Fliegen letztlich gar nicht so sehr Spass macht, wie er früher glaubte, weswegen er nach der achten Flugstunde freiwillig zurücktrat, und die Ausbildung hinschmiss. (Tat mir in der Seele weh, da ich zu den "Selbstfinanzierern" wg. FQ-fail gehörte, er es aber bis dahin geschafft hatte) .

Wenn es dir aber Spass macht, kannst du je nach Zeit und Geld dann die nächsten Häppchen IFR, und CPL in Angriff nehmen. Das kannst du alles noch während deiner Dientzeit schaffen, so daß du dich, wenn es auf DZE hingeht als Pilot bewerben kannst. Wobei ich hier nochmal an Max's Worte erinnern muss: Als Ready-Entry mit über 30 Jahren und weniger als, sagen wir, 1000 Stunden werden dir die 'namhaften' Airlines keinen Teppich ausrollen. Und die Arbeitsbedingungen bei den kleinen Regionalcarriern können nicht mit denen von DLH&Co. mithalten. Wobei selbst diese im Zweifel lieber einen jüngeren als einen älteren Kollegen nehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey, auch Dir vielen Dank!
Ich vermute ich habe das leider etwas undeutlich ausgedrückt. Mein DZE war der 1.7.2007.
Wenn ich jetzt mit einer Ausbildung beginne, bin ich 26 wenn ich fertig bin! Was meine Motivation ist, recht bald eine möglichst kurze Ausbildung zu absolvieren!! Als SAZ4 stehen mir BFD-Mittel zur verfügung mit denen ich mir etwa die halbe PPL Ausbildung finanzieren kann.
Hatte auch überlegt die gesamte Ausbildung in den USA zu machen, wobei der US-Markt wohl momentan kaum Piloten benötigt und auch das umschreiben der US-Lizenz auf Europäische normen wohl recht kompliziert ist. Das US-Modell sich die Flugstunden als Lehrer zu erarbeiten gefällt mir zwar, aber wenn kein Bedarf vorhanden ist, macht auch das sicher keinen Spaß!

Richtig ist aber auch was Max gesagt, hat. Der Markt wächst zwar schon eine ganze Weile und die Prognosen sehen bis 2010 noch gut aus, aber die nächste Kriese kommt bestimmt!

InterCockpit in Frankfurt würde für mich den Vorteil bieten, dass ich bei meiner Großmutter in einer eigenen Wohnung wohnen könnte und kaum Lebenshaltungskosten hätte. Damit käme ich zwar nicht in die USA zur Ausbildung, aber Ziel vor Wunsch!!!!

Vielen Dank für Eure Meinungen! Das ist alles sehr hilfreicht und wirft Aspekte auf, die sich zu betrachten lohnen!

I'm eager to read more! ;D

Thanks,
jan
 
Zuletzt bearbeitet:
Hinzuzfügen wäre evtl. noch (auch wenn das ein wenig der Entwicklung vorgreift), dass der 'gute alte' ATPL bald ausgedient haben könnte. Hier ist gerade einiges im Umbruch, das Zauberwort heißt MPL (Multi-Crew Pilot Licence).

Die MPL wurde auf Drängen der Airlines geschaffen, um die Ausbildung zu beschleunigen. Daher wurde der ganze Syllabus kräftig umgemodelt und zu 100% auf das Fliegen im 2-Mann-Cockpit hin umgestellt.

Dabei werden nur noch ca. 40 h 'real' geflogen, der Rest ist alles im Simulator. Die MPL endet mit dem Erwerb eines Jet-Typeratings und ist zunächst nur für diejenige Airline gültig, mit der die ausbildende FTO/TRTO zusammenarbeitet, da sozusagen schon auf der C152 im 2-Mann-Cockpit nach den spezifischen Betriebsverfahren der jew. Airline geflogen wird.

Gerade für 'Selbstzahler' wirft dieser Ausbildungsgagng natürlich viele Fragen auf: An welche FTO/Airline binde ich mich vor Ausbildungsbeginn, wer bezahlt das Type-Rating, was passiert wenn die Airline nach MPL-Erwerb keinen Bedarf hat etc.

Für Leute die wie ich damals auch modular (in Stufen) geschult haben, könnte MPL ein Problem werden. Ob die Airlines dann überhaupt noch gerne Leute aus der CPL/ATPL-Schiene einstellen, denen man die Team-Arbeit erst noch 'umständlich' beibringen muß, bleibt abzuwarten.

Momentan laufen gerade die ersten MPL-Kurse an (bei TFC für Air Berlin und an der LFT), in 12-15 Monaten weiß man mehr.

Falls Du weitere Fragen hast, schick mir eine PM.

Viele Grüße, MAX
 
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