Helmut Schmidt ist tot.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt ist gestorben - in seiner Heimatstadt mit 96 Jahren. Er war einer der größten deutschen Politiker. Seine Einschätzungen werden mir fehlen. Ich werde für ihn eine Gedenkkerze anzünden.
 
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Und ich werde ausnahmsweise mal eine Gedenk- Mentol-Zigarette rauchen. Er war wirklich bis ins hohe Alter faszinierend.
meint
diddi
 
Ja Diddi, auch für's Rauchen habe ich Helmut Schmidt bewundert, er rauchte bis zum Schluss in seinem Haus, habe ich gelesen, nur die letzten Tage nicht mehr. Er rauchte Menthol-Stengel - trotz Rauchverbote. Ich hatte das Kettenrauchen aufgegeben, er hat durchgehalten. Und ist damit gut alt geworden. 96 Jahre. Respekt. Vielleicht sollte ich auch eine Menthol-Zigarette anzünden statt einer Kerze. Es käme ihm näher.

Menthol hatte ich in Jugendjahren auch geraucht, Reyno und Lord waren Schmidt's Marken. Doch trotz dieser Gemeinsamkeit bin ich damals nach Bonn gefahren, um gegen ihn, um gegen Helmut Schmidt zu demonstrieren. 100.000 waren wir. Es ging gegen seinen Nato-Doppelbeschluss. Oder wie damals meine Freundin fragte: Gegen was eigentlich? Und gleich selbst die Antwort fand: ist auch egal, Hauptsache demonstrieren! Die Demo als Event. Ja, so waren wir in Jugendjahren ... und so war es damals in den sehr frühen 80er Jahren. Als dann Helmut Schmidt durch das Misstrauensvotum im Bundestag abgewählt und "Birne" Kohl gewählt wurde, hatte ich die Schule geschwänzt: Ich wollte die Bundestagsdebatte live in der ARD erleben. Das hatte mir einen Verweis eingebracht.

Heute denke ich, dass dieser Nato-Doppelbeschluss (sprich Aufrüstung) eigentlich die Abrüstung und sogar die deutsche Einheit eingeleitet hat. Neben seinem Kampf gegen den Terror, Bewältigung der Ölkrise und Stabilisierung der deutschen Wirtschaft sein grösster Verdienst - meiner Meinung nach.

Ich werde Helmut Schmidt weiterhin bewundern, so wie ich auch Willy Brandt, Herbert Wehner, Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und sogar Franz-Josef Strauß bewundere. Alles Politiker einer guten, robusten alten Schule, die wirklich grosse Dinge eingeleitet haben. Und einen guten Diskussionstil pflegten und - trotz offener Worte - sich gegenseitig sehr respektierten.

Mit Helmut Schmidt hat ein ganz grosser Deutscher seinen letzten Flug angetreten .... Ich wünsche ihm einen guten Flug, wohin er sich auch diesen Flug gewünscht hat, vermutlich zu Loki. Mögen beiden wieder zusammen sein.
 
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"Für Loki und mich war klar: Im Falle einer Entführung lassen wir uns nicht austauschen."

Mit diesem Zitat möchte ich diesem letzten verantwortungsbewussten, ehrlichen Politiker meine Achtung erweisen.

Auch ich war in der Frage des Natodoppelbeschlusses damals anderer Meinung - und bin es heute noch. Jedoch war er in meinen Augen nach Brand der einzige und letzte Kanzler (und Politiker) überhaupt, der nicht aus Machtgier und Profilierungssucht, sondern zum Wohl des Volkes handelte und - wie man an Hand des Zitates sehen kann - für sich nichts anderes einforderte, wie das, was er anderen zumutete (siehe Schleyer).
 
Während die Sondersendungen andauern und bevor wir den Altkanzler noch für den lieben Opapa von Frau Maischberger zu nehmen drohen, sozusagen angesichts des Trümmerfeldes diese Anleitung zu gepflegter Schimpfkultur

Deutschstunde 76.
 
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