Reisebericht: Notizen aus Asien

Bahnfahren nach Agra

Viel Spaß beim Gucken gehabt? Ich finde es toll - und auch alle, die mit mir in Khajuraho waren. Doch jetzt geht es weiter: Es geht mit dem Auto nach Jhansi. Dort gibt es einen Bahnhof. Ein Zug soll mich nach Agra bringen. Darauf freue ich mich besonders, denn ich fahre gerne mit Zügen – gerade in Ländern wie Indien. In Zügen kann man die Menschen besser kennen lernen, als in Flugzeugen. „Kennen lernen“ ist gut geschrieben, aber eigentlich komplett falsch: Ich habe keinen einzigen Inder auf der Zugfahrt kennen gelernt, aber ich habe sie gesehen. Man sieht die Menschen in Zügen eben besser, als in Flugzeugen. Man atmet in den Zügen etwas Lebenskultur ein, ja man riecht sie manchmal. Und das kann man wörtlich nehmen.

Reisen ist für die meisten Inder ein Privileg. Fliegen ist normalerweise unerschwinglich. Selbst eine Zugfahrt in der zweiten Klasse ist schon Luxus. Bezahlbar sind meist Busfahrten - umsonst geht es nur, wenn man auf das Dach klettert und sich dort hinsetzt – vorausgesetzt, es ist noch ein halber Quardatmeter Dach frei.

Zugfahren ist also auch Luxus – besonders in der ersten Klasse. Das kostet ein paar hundert Rupien. Die hundert Rupien sind Peanuts für mich, für Inder aber ein kleineres Vermögen. Wir gehen zum Zug. Mein Chauffeur schleppt meinen kaputten Koffer auf den Schultern bis zum Erste-Klasse-Wagen. Dort sitzen Männer drin, die alle Schlips und Kragen tragen. Aber keiner hat einen Turban auf. Es geht also schon recht westlich zu. Im Wagon sind dunkelblaue Kunstledersitze mit Armlehnen. Die Rücklehne kann man sogar etwas zurückstellen. Es gibt sogar ausklappbare Tische aus nacktem Metall. An der verrauchten Decke sind dunkle Ventilatoren, die etwas Wind spenden. Das hilft bei Temperaturen von etwas mehr als 40 Grad. An den Fenstern gibt es graue Vorhänge, die man zuziehen kann. Die meisten Fahrgäste machen das auch – vermutlich, um die heiße Sonne draußen zu lassen, vielleicht aber auch, weil die Fensterscheiben einfach ziemlich dreckig sind. Sie wurden schon seit Monaten nicht mehr geputzt. Für Licht sorgen Neonröhren: es ist ein kaltes Licht.

Jetzt zur zweiten und dritten Klasse: Dort gibt es auch Fenster, aber keine Vorhänge und weniger Ventilatoren. In der dritten Klasse gibt es zwar Fenster, aber kein Fensterglas mehr. Die Fenster sind offen, damit etwas Fahrtluft in den Wagon gelangt, um so für erfrischenden Wind zu sorgen. Denn es fehlen dort die Ventilatoren. In der dritten Klasse ist es heiß, die Temperatur kann schon problemlos 50 Grad betragen. Der Fahrtwind ist also die einzige Erfrischung. Deshalb sind die Fenster offen. Und damit keiner aus den offenen Fenstern heraus fällt, sind die Fenster mit einem Gitter gesichert. Deshalb schaut jeder Dritte-Klasse-Wagon so aus, als ob er ein Gefängniswagen sei. Auch die Sleeper-Class in den Übernachtzügen hat offene Fenster, damit etwas Luft in den Wagon kommt.

Ich bin also noch in Jhansi und sitze im Zug nach Agra. Ich warte darauf, dass wir losfahren. Das tun wir aber nicht. Der Zug will einfach nicht losfahren. Wir stehen im Bahnhof von Jhansi. Ich schaue aus dem verdreckten Fenster heraus. Da sehe ich eine Kuh, die auf dem Bahnsteig herumgeht. Ein Inder gibt der Kuh eine Zeitung zu fressen. Die Kuh frisst das Papier, der Inder ist glücklich. Was für eine Symbiose! Eine Stunde lang beobachte ich, was alles auf dem Bahnsteig passiert, doch der Zug fährt nicht los. Kühe gehen herum, und natürlich auch viele Menschen. Die Kühe sind in der Unterzahl. Manche steehn aber auch nur auf den Gleisen herum. Das machen die Menschen nicht.

Unser Zug steht einfach da. Das ist normal, sagt mein Sitznachbar, es wird eben dauern. Irgendwann mal, so nach zwei Stunden etwa, ruckelt unser Zug plötzlich und fährt langsam an. Es scheint loszugehen, hurra! Wir bewegen uns ein paar hundert Meter, doch dann kreischen leise die Bremsen und wir stehen wieder. Unser Zug hat nur den Bahnsteig freigemacht für einen anderen Zug. Da sitze ich nun im Erste-Klasse-Waggon und kann jetzt nicht einmal auf den Bahnsteig schauen. Ich sehe jetzt nur noch Gleise – und keine zeitungsfressende Kühe mehr (das war wenigsten interessant), sondern nur noch Kühe, die ohne Zeitung auf den Bahngleisen herumstehen. Nach drei Stunden geht es denn endlich wirklich halbwegs flott los – halbwegs deshalb, weil wir auf offener Strecke noch mehrmals anhalten. Aber das ist normal in Indien. Bei diesen Stopps fange ich auch an, wie manche Inder auf offener Strecke aus dem stillstehenden Zug zu springen – die Türen sind einfach zu öffnen, auch im erste Klasse Wagen. Man steht dann auf dem Schotter und wartet, dass es weitergeht. Und wenn es dann weitergeht, springt man auf den langsam anfahrenden Zug auf. Das schaffe sogar ich mir meinen grauen Haaren.

Mit fünf Stunden Verspätung kommen wir in Agra an. Dort bin ich erstaunt, wie gut das Verspätungsbetreuungsmanagement hier in Indien klappt. Schon an der Zugtüre werde ich erwartet und mein kaputter Koffer und meine Reisetasche abgenommen. Man spricht mich an und weiß, wer ich bin. Man entschuldigt sich für die Verspätung. Ich bin erstaunt, wie ich erstens identifiziert werde und zweitens, wie prompt man sich um mich kümmert. Da steht ein freundlich Inder, der sich um mich kümmert. Ich werde ins Hotel gefahren und genießen am nächsten Morgen schon um 6 Uhr früh einen Anblick, den man nur ganz selten genießen darf: das Taj Mahal beim Sonnenaufgang.
 
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Ohne Kommentar diesmal: fünf Bilder vom Zugfahren nach Agra.
 

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Und jetzt mit Kommentar: Das Taj Mahal in Agra. Es ist ein Luxusgrab, ein Mausoleum aus weißen Marmor, in dem viele Edelsteine eingearbeitet sind. Ein Mogul mir großem Harem hat es als Grabmoschee für seine liebste Ehefrau errichten lassen, nachdem diese 1631 gestorben war. Nach 17 Jahren Bauzeit war dann das Grab fertig. Die Architektur ist perfekt, alles ist harmonisch aufeinander abgestimmt: die Proportionen, die Farben und Materialien und auch der Park, in dem das Mausoleum steht. Wirklich beeindruckend auch, wie sich im Laufe des Sonnenaufgangs die Farben am Tja Mahal ändern: zuerst ist es rötlich, später ganz weiß.
 

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Autofahren in Indine

Ich bin gerne in Bewegung: Zu Fuss durch die Städte dieser Welt, in deren U-Bahnen, als Passagier auf Schiffen und in Eisenbahnzügen, als Fluggast in Flugzeugen und auch in einem Auto, wenn die Strasse und die Strecke interessant ist. Und in Indien sind alle Strassen interessant. Dort gibt es mittlerweile auch so etwas wie Autobahnen: vierspurige Strassen, die so neu sind, dass sie frisch geteert wirken. Dort kann man dann schneller fahren, denn es gibt wirklich keine Schlaglöcher. Das macht auch mein Chauffeur. Manchmal sind wir sogar 120 Kilometer in der Stunde schnell. Das ist in Indien sehr schnell - vergleichbar so schnell, wenn ich mit meinem Roadster vom Münchener Büro ins Chiemgau spät abends mit 230 Sachen nach Hause fahre. Das ist mein Rekord. Und 120 Stundenkilometer in Indien ist auch rekordverdächtig. 120 ist also in Indien schon sehr schnell, ziemlich schnell.

Auf den ersten Blick ist eine Fahrt auf einer indischen Autobahn erst einmal langweilig. Die Strasse ist gut ausgebaut, und es ist auch nicht viel Verkehr. Doch bald sieht man kleine Unterschiede zu den deutschen Autobahnen – Unterschiede, die eine indische Autobahnfahrt richtig spannend machen können. Man bekommt dort alle halbe Stunde seinen kleinen oder grossen Adrenalinkick. In Indien hat es sich nämlich noch nicht herumgesprochen, dass man auf den beiden linken Spuren nur in eine Richtung fahren soll. Auf den zweiten Blick sieht man nämlich immer wieder „Fahrbahngegenrichtungsnutzer“ - oder einfacher ausgedrückt „Geisterfahrer“ . Sie halten unbeirrt ihre Spur und rasen auf einen zu mit vielleicht 60 bis 80 Km/h zu (wenn man bei diesen Geschwindigkeiten von Rasen sprechen kann). Meinen Chauffeur stört das wenig, das uns manche Gefährte entgegen kommen. Er überholt sogar noch, obwohl ich schon das Unheil kommen sehe: Werde ich hier durch einen Frontalcrash sterben? Manchmal kommt sogar ein Lastwagen entgegen. Für den höchsten Adrenalinkick sorgen aber zwei geisterfahrenden Lastwägen, wo einer den anderen noch überholt. Mein Chauffeur hält trotzig dagegen: er hält das Tempo und die Spur. Und wieder geht es gut. Ich habe einfach vertrauen in meinen Fahrer. Schließlich schenkt er mir kostenlos einen Adrenalinkick. Würde ich bei Jochen Schweitzer einen Bangee-Jump machen, müsste ich für diesen Kick viel bezahlen. Ich spare also gerade bares Geld.

Auch Kamele, Fahrradfahrer, Fussgänger und Kühe nutzen die Autobahn – einmal war es sogar ein Elefant, der gegen die Richtung wanderte. Ich habe mich natürlich auch gefragt, warum Elefanten und Inder dies hier machen. Die Antwort ist meist pragmatisch einfach: Man fährt gegen die Richtung, weil man die Autobahn verlassen möchte und dies nur auf der Gegenrichtungspur möglich ist. Oder man fährt gegen die Richtung, weil man denkt, dass die Autobahn immer noch in Bau ist und man noch nicht realisiert hat, dass die richtige Spur schon fertig ist. Und der Elefant? Er bleibt auf der falschen Spur, weil für ihn der Wechsel zu anderen Seite viel gefährlicher wäre als hier in falscher Richtung zu gehen. Und auf der falschen Spur gehenden Kamele denken glaube ich ähnlich.

Es gibt derzeit noch wenige Autobahnen in Indien. Aber die ersten sind schon fertig. Meist fährt man auf normalen Strassen. Die sind zweispurig, haben etliche Schlaglöcher, sind machmal nicht geteert, sondern aus Schotter und führen oft an einigen Mautstationen vorbei, wenn sie geteert sind. Diese normalen, einfachen Strasse gehen durch viele Dörfer und auch Städte. An der Mautstationen muss man anhalten, in den Dörfern und in den Städten sollte man anhalten, denn dort lohnt sich ein Stopp. Schnell geht es dort sowieso nicht voran: Höchstens mit 10 Stundenkilometer, und wenn man Glück hat vielleicht 15, Deshalb lohnt sich ein Stopp immer. In den Dörfern ist es sehr ruhig und urtümlich. Man sieht Lehmhütten, Kühe und viele Kinder (die sich über Kugelschreiber freuen, ich habe oben berichtet hatte). In den Städten dagegen geht es hektisch zu. Man sieht Lastwägen, Autos und Busse, aber auch Kamele. Wobei nur die Kamele normal aussehen. Die Lastwägen, Autos und Busse dagegen sind urige Gefährte, an deren Optik man sich erst einmal gewöhnen muss. Am besten, ich lade jetzt mal eine paar Photos von meinen IPhone hoch (natürlich sieht man auch viele Inder).
 
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Hier meine obligatorischen fünf Fotos zum Tagesbericht, alle von der Landstrasse: Zuerst das Bild von einer Mautstation, dann eines vom Grosslaster, dann zwei Kleinlaster, ein Bus von hinten und zwei Kamele.
 

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Die Geschichte vom Tiger

Manche Leser aus dem Muc-Forum meinen ja, dass ich über all meine Reiseerlebnisse ein Buch schreiben sollte. Ich zweifle noch, ob das wirklich ein größeres Publikum interessiert. Ich müsste es auf jeden Fall aufpeppen mit interessanten Zusatzinformationen. Lust dazu hätte ich schon: Falls ich ein Buch schreibe, dann weiß ich schon, wo ich es tun werde: mitten in Indien in den Khem Villas. Das war meine Übernachtungsherberge in Ranthambore. Einen schöneren Ort kann man sich nicht vorstellen, um literarisch tätig zu werden – egal ob man nun einen Reisebericht oder ein Kinderbuch für Erwachsene schreibt. Diese Übernachtungsherberge wäre dafür ideal. Sie hat keine 5 Sterne und nicht einmal eine vernünftigen Pool, sondern nur ein etwas größeres Planschbecken. Dafür hat diese Herberge das gewisse Extra. Das fängt schon damit an, dass mein indischer Chauffeur die Villas nicht findet. Auch auf Nachfragen in Ranthombore bekommt er von den Einheimischen keine eindeutige Richtung angezeigt. Also fahren wir einfach darauf los. Wir probieren mal diese Einfahrt, dann mal einen anderen Feldweg. Doch nirgends sind die Villas zu sehen. Es gibt auch kein Schild. Trotzdem fahren wir weiter, als ob wir unser Ziel kennen würden. Irgendwo müssen sich die Villas ja versteckt haben. Sie soll es geben, sagt der Indien-Reisespezialist. Etwa 15 Kilometer hinter Ranthambore erreichen wir ein kleines Dorf. Ein Ziegenhirt sagt uns: Ja, hier gibt es Zelte und Hütten für Fremde. Dort, diesen staubigen Weg müssen wir entlang fahren. Da sind dann Zelte und Hütten! Wir machen das. Und es stimmt: Gute zwei Kilometer von der holprigen Hauptstrasse entfernt liegen an einem Feldweg die Khem Villas – eine sehr kleine Hotelanlage mit vielleicht 5 großen Zelten, ebenso vielen Villen, dann ein paar Betten in einem altem Kolonialhaus, das auch ein Kaminzimmer, eine Bibliothek und einen Speiseraum hat. Ich habe natürlich eine Villa. Es soll ja schon First Class sein. Meine Villa ist zwar nicht First Class, aber ein Ort zum Rund-um-Wohlfühlen. Guter 4 Sterne Standard. Doch Wohler fühlen kann man sich nicht besser, als hier. Dazu beschreibe ich mal meine Villa. Sie hat einen eigenen Garteneingang. Eine Mauer trennt meine Villa von der Nachbarvilla. Vorne auf der Terrasse hat man dann eine herrlichen Ausblick: In der Ferne sieht man das Busch- und Bergland des Nationalparks. Davor aber blickt man auf einen größeren Teich, der gut 20 Meter von meiner Villa entfernt in einer Mulde liegt. Grün ist es da – und fast malerisch steht dort ein Baum. Und vor allem ist es sehr ruhig. Man hört nur die Natur, den leichten Wind, die Enten und die Vögel am Teich. Ein paar Vögel kommen vorbei geflogen und setzen sich vertrauensvoll auf die Terrasse in der Erwartung, dass schon Five-a-clock-Teetime wäre und ich deshalb vielleicht ein paar Kekse hätte. Doch es ist noch nicht fünf Uhr.

Im Teich lebt ein Krokodil, sagt man mir. Ich brauche aber keine Angst haben. Das Krokodil sei noch sehr klein. Nachts würde es aber oft von einem Teich zum einem anderen Teich wandern. Deshalb sollte ich immer eine Taschenlampe bei mir haben. Das Krokodil ist also keine Gefahr. Das macht es interessant. Sogleich nach meinem Villen-Bezug gehe ich zum großen Teich und umrunde ihn. Ich sehe Enten und viele Vögle, doch kein Krokodil. Dafür höre ich es ein wenig später, als ich auf der Terrasse sitze und den Ausblick und die Ruhe genieße. Ich höre einen Schlag auf das Wasser, dann wildes Kreischen und sehe das Wegfliegen der Vögel und höre das aufgeregte Schnattern der Enten. Über dem Teich ist plötzlich lauter Luftverkehr. Offensichtlich hat sich das kleine Krokodil gerade sein frühzeitiges Abendessen geholt. Dann ist es also satt und ich brauche mich nachts nicht zu fürchten, sondern kann meine Villa in vollen Zügen geniessen.

Die Villa hat also eine Terrasse unter dem Vordach. Der Blick auf die Natur ist unverbaut. Man kann auch aus dem Schlafzimmer herausblicken, wenn man die Vorhänge der Terrassentür nicht zumacht. Es ist ein schöner Blick vom Bett aus. Neben dem Bett gibt es eine Türe, die in das Indoor-Badezimmer führt. Dort gibt es die Toilette, eine Dusche, eine großen Waschtisch und einen Ausgang zum Outdoor-Badezimmer. Dort ist dann die Badewanne unter freiem Himmel – uneinsehbar abgetrennt durch stilvolles Mauerwerk. Dort bade ich dann auch abends mit den Klängen von Vivaldi, denn ich habe ja mein portables IPhone-Musikcenter dabei.

Obwohl die Technik und kleinere Details in den Khem Villas nicht perfekt sind, genieße ich den Aufenthalt. Wo sonst kann man mit Vivaldi in Indien baden und gleichzeitig den Sternenhimmel sehen? Wo sonst kann man in Indien auf einer Terrasse sitzen und Elton John hören? Wo sonst in Indien wird man sehr familiär und persönlich betreut? Wo sonst ist es gut, aber nicht elitär zu? Genau diese Mischung hat mir hier sehr gut gefallen. Deshalb könnte ich mir vorstellen, genau hier ein Buch zu schreiben.

Nach Ranthambore kommt man aber eigentlich nicht, um ein Buch zu schreiben. Man kommt hierher, um Tiere zu beobachten – genau genommen um eineb der 35 herumstreifenden Tiger zu sehen. Denn es gibt hier noch freilebende Tiger, die größte Raubkatzen der Erde. Die Tiger leben im kleinen Nationalpark, 400 qkm hat er. Gewiss kein Vergleich zur Serengeti oder Masai Mara, wenn mann schon mal in Afrika war. Auch die Wildpopulation hält sich hier in Grenzen: Es gibt viele Affen- und noch mehr Vogelarten, man sieht Hirsche – aber auch Krokodile, Bären, Leoparden und besagte Tiger. Dazu braucht man allerdings viel Geduld. Man muss warten können. Doch mit etwas Glück sieht man alles, auch den Bär und dreimal einen Tiger. Ich hatte das Glück – ich bin ein glücklich Reisender also.
 
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Zwei Bilder von der Villa - zuerst das Open-Air-Badezimmer und dann einen Blick in das Schlafzimmer. Dann drei Bilder aus dem Nationalpark: ein Tiger, der auf dem Feldweg liegt; mehrere Affen, die gut getarnt im Wurzelwerk der Bäume sitzen und zwei Gazellen, die am Wegesrand spazieren gehen.
 

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Die Dörfer und die Landschaft in und um Ranthambore herum sind schon sehr eindrucksvoll. Die Häuser sind bemalt, die Kühe und Ziegen wohnen nah beim Menschen, die Ziegenhirten sind zufriedene Menschen, die Landschaft ist manchmal satt grün, aber oft auch ziemlich trocken.
 

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Think Pink - Pink City

Liebes Forum, ich muss mich sehr beeilen, mit diesem Bericht fertig zu werden, denn schon sehr bald bin ich wieder auf grosser Reise. Deshalb schreibe ich jetzt schnell über die nächsten Stationen und Erlebnisse, aber lasse etwas öfters als bei mir üblich Fotos sprechen.

Pink City – das ist meine nächste Station in Indien. Pink City gilt als die fortschrittlichste Stadt in Indien und hat natürlich auch eine Universität. Dort studieren gute Informatiker und ebenso gute Wirtschaftswissenschaftler. Die Universität pflegt einen regen Austausch mit deutschen Unis und Studenten. Deshalb bin ich dort. Ich habe wieder die gleiche Frage wie in Varanasi: Wie ist das indische Lernsystem aufgebaut? Doch darüber möchte ich nicht berichten – ebenso wenig davon, dass man dort gefährlich lebt, denn allein letztes Jahr sind bei Bombenanschlägen mehr als 70 Inder getötet worden. Das sind traurige Themen. Ich berichte lieber darüber, dass in der City dieser noch jungen Millionenstadt alle Gebäude Pink angemalt sind. Das schaut sehr interessant aus. Deshalb wird diese Millionenstadt auch Pink City genant.

Wie kam es dazu? Um die Frage zu beantworten, muss ich in mein Geschichtsbuch schauen: Vor knapp 300 Jahren wurde diese Stadt gründet. Es handelt also um eine sehr junge indische Stadt. Vor 150 Jahren kündigte sich dort wichtiger Besuch an: Prinz Albert von England wollte diese Stadt sehen. Der regierende Maharaja liess deshalb alle Gebäude als Willkommensgruss rosarot anstreichen: Pink City war geboren.

Die Stadt heißt natürlich nicht Pink City. Sie heißt Jaipur. Sie ist auch heute noch rosarot und nicht nur das: Dort lebt auch heute noch einen Maharaja. Ich habe Fotos von ihm und seiner Familie gesehen. Man sieht seine Bilder überall. Sehr glücklich schaut die Familie aber auf keinem Foto aus. Auch ihr Quartier mitten in der Stadt ist eher ein nobles Palastgefängnis: Hohe Mauern und überall Polizei - also nichts für Maharaja-Kinder, die mal zum Spielen ausbüchsen wollen.

In Jaipur gibt es unzählige Paläste. Ein Palast ist besonders bemerkenswert. Dieser Palast besteht nur aus Fassade. Hinter der Fassade ist nichts – kein Raum, ein Baukörper, kein Sinn. Aber er ist rosarot angestrichen. Dann gibt es andere Paläste, die Räume haben und die man man auch besuchen kann. Und es gibt ein Fort, dessen Besuch sich auf jeden Fall lohnt: das Fort Amber.
 
Sehenswürdigkeiten in Jaipur: Zuerst das Hawa Mahal - der Palast, der nur Fassade ist. Dann ein Bild vom Sitz des Maharajas (das hintere beige Gebäude) und dann drei Bilder vom und aus dem Fort Amber mit seinen dunklen Gängen.
 

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Für mich sind ja nicht unbedingt die „offziellen“ Sehenwürdigkeiten sehenswürdig. In einer fremden Stadt finde ich einen Spaziergang abseits der Sehenswürdigkeiten meist viel sehenswürdiger. In New York ist es beispielsweise Harlem, und hier in Jaipur war es ein Platz mitten in Pink City. Das kam so: Ich bin mit dem Tuc Tuc in die Stadt gefahren und dort, wo ich es interessant fand, bin ich einfach ausgestiegen: es war ein Platz, an dem einfach viel los war - überall Autos, Pferde, Esel, Fahrräder, Busse und auch Elefanten ... An diesem Platz habe alles mit meinem IPhone fotografiert, was an mir vorbeikam. Ich war ziemlich begeistert. So viele Schnappschüsse habe ich innerhalb einer Stunde selten gemacht. Ein paar davon sind mir auch gelungen. Ich möchte sie deshalb hoch laden.
 

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Mein Höhepunkt in Jaipur war aber meine Übernachtungsstätte: Kein Hotel diesmal, sondern ich habe in einem Gästehaus übernachtet. Das Essen dort ist wirklich ziemlich scharf, doch das stilvolle Übernachten und Wohnen entschärft für die indische Schärfe beim Essen. In diesem Gästehaus fühle ich mich zurückgesetzt wie in die alten Kolonialzeiten – denn so ähnlich muss es damals gewesen sein: Wenn ich die Treppe zu meinem Wohnzimmer herauf gehe, werden sofort die Treppenstufen nachgeputzt. Das wirkt auf mich etwas befremdlich und auch aufdringlich, aber es ist hier in diesem Haus ganz normaler Standard. Wenn ich mich also in die Bibliothek setze, dann wird sofort Tee angeboten. In diesem Gästehaus gibt es eben Diener – und ich werde bedient. Auch getanzt wird für mich: Ein älteres Ehepaar mit seinen beiden Enkelkinder macht die Aufführung – ein glückliches Ensemble, denn nach der Aufführung necken die kleinen Kinder ihre Grosseltern durch ein Versteckspiel hinter parkenden Autos und die Grosseltern lassen sich gerne necken. Mir hat es in diesem Gästehaus also sehr gut gefallen. Hier sind die Fotos dazu: ein Blick von der Strasse, einen Blick in den Innenhof des Gästehauses, je einen Blick in mein Wohnzimmer und auf mein Bett und zum Schluss der einzigartige Blick in den Salon des Gästehauses.
 

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Manche Leser aus dem Muc-Forum meinen ja, dass ich über all meine Reiseerlebnisse ein Buch schreiben sollte. Ich zweifle noch, ob das wirklich ein größeres Publikum interessiert.

[...]

Vergiss Deine Zweifel, Donnergeräusch!

Ich hab schon viele Reiseberichte gelesen, aber kaum einer war mit so viel Herzblut geschrieben wie Deine.

Also ab damit an einen Verlag! Wäre schade, wenn 'nur' die relativ kleine Leserschaft des Mucforums in den Genuss kommen könnte.
 
Der Koffer von Jaipur

Seitdem ich in Jaipur bin, versucht Jet Airways mich zu ärgern: Die Station in Khajuraho hat Jaipur nicht darüber informiert, dass mein teuerer Carbonkoffer gecrasht worden ist und ich hier einen Ersatz bekommen sollte. Mein Betreuer muss deshalb mit Jet Airways mehrmals telefonieren. Jet Airways antwortet oft und immer wieder anders. Antwort 1: Ein Ersatzkoffer kommt nicht in Frage, der kaputte Koffer wird repariert. Antwort 2: Der Koffer lässt sich nicht mehr reparieren, ich bekomme einen Fluggutschein in Höhe von 15.000 Rupien. Antwort 3: Ich bekomme einen neuen Koffer mit genauso harter Schale, wie mein alter.

Ob ich an den neuen Koffer Anforderungen hätte? Ja sage ich, er sollte grau, silber oder schwarz sein. Und er sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein, am Besten genauso groß wie mein alter Koffer.

Am Tag der Abreise meldet sich dann Jet Airways: Man habe einen Koffer, Marke President, mit amerikanischem Schloss und harter Schale – leider nicht in grau, silber oder schwarz, dafür aber im edeln braun. Ob ich einverstanden sei? Ja, sage ich, denn was soll ich sonst zu kurz vor Abreise sagen? Um 12 Uhr soll ein Mitarbeiter von Jet Airways mir den Koffer in mein Gästehaus überreichen, denn um 13 Uhr ist ja meine Abfahrt aus Jaipur.

Es ist 12 Uhr, und es ist kein Koffer da. Es ist halb eins, und kein Mitarbeiter von Jet Airways ist zu sehen. Es ist viertel vor eins, und es ist immer noch kein Koffer da. Wir rufen bei Jet Airways an. Keine Sorge, der Koffer ist schon unterwegs: Um 13 Uhr steht dann ein kleiner Inder vor mir mit einem sehr großen Hartschalenkoffer, der sich "Presidente" nennt und in einem altmodischen Bordeauxrot gehalten ist. Der Koffer ist fast so groß, wie der kleine Inder (jetzt übertreibe ich ein wenig), jedenfalls ist er doppelt so groß wie mein alter kaputter Carbonkoffer. Ich lehne ab, dafür zu unterschreiben. Dann müsse ich eben mit dem kaputten Koffer nach Deutschland fliegen, sagt der Inder. Jetzt bin ich ein wenig genervt. Ich warte seit Tagen auf den Ersatzkoffer, der aber erst zur Abfahrtszeit gestellt wird. So kurzfristig kann man nichts mehr korrigieren. Ich nehme mir einfach den „Presidente“ und gehe nach oben in mein Schafzimmer, und versuche ihn zu packen: er ist viel zu groß, eine ganze Hälfte bleibt leer und er hat auch ein sehr unpraktisches Innenleben, so dass alles durcheinander fällt. Der keine Inder folgt mir in mein Schlafzimmer und hält mir immer die Empfangsbestätigung unter die Nase: Unterschreibe, unterschreibe, unterschreibe! Ich unterschreibe nicht. Der Inder nimmt sich den „Presidente“ und will ihn nicht mehr hergeben. Er verteidigt ihn. Das ist mir zuviel und ich frage nach der Polizei (so etwas mache ich immer, wenn ich mich in die Enge gedrängt fühle). Diese Frage ändert die Situation: Der kleine Inder sagt, dass ihm das den Job kosten werde. Ich solle doch auf die Polizei verzichten und bitte, bitte, bitte unterschreiben. Also unterschreibe ich - allerdings mit einem Vorbehaltsvermerk und meiner Bitte, dass sich Jet Airways per Mail bei mir melden solle, um diesen Koffervorfall zu klären (um es vorwegzunehmen. Ich habe von Jet Airways nichts mehr gehört, den viel zu großen bordeauxfarbenen "Presidente" verschenkt und mir einen neuen Carbonkoffer besorgt, diesmal in schwarz).

Um halb zwei fahren wir los nach Delhi. Mein Chauffeur hat Coca Cola und Bananen für mich besorgt. Eigentlich sollte er mich nur zum Bahnhof in Jaipur bringen, denn es war eine Zugfahrt nach Delhi geplant. Mich plagt aber mein erster Durchfall auf dieser Reise. Es gibt deshalb die Bananen und Coca Cola für mich, und man fährt mich nach Delhi. Cola ist gut für den Magen, Bananen stopfen und mein Chauffeur weiss, wo ich notfalls auf der Strecke nach Delhi mein Notfallgeschäft machen kann.

Ich habe also Durchfall. Das ist ein Zeichen, dass es Zeit wird, wieder nach Deutschland zu kommen. Denn ich hatte auch in Deutschland am Tag vor dem Abflug Durchfall. Durchfall stellt sich bei mir immer dann ein, bevor ich einen großen Wechsel erlebe. Heute bin ich noch in Jaipur mit Freizeithemd und kurzer Hose, morgen spät nachmittags bin ich aber schon in Düsseldorf und muss im Anzug ein paar Leuten etwas erklären. Das schlägt auf meinen Magen: Ich bekomme immer prophylaktisch Durchfall und bekämpfe ihn dann erfolgreich mit Imodium Akut.

Mein Chauffeur fährt mich nach Delhi. Das ist mir wichtig, denn er ist mittlerweile eine Vertrauensperson für mich geworden. Auch unsere Unterhaltung funktioniert, obwohl wir beide nicht gut Englisch sprechen. Kurz bevor wir Delhi am Abend erreichen, staut sich der Verkehr und es ziehen dunkle Wolken auf: Es donnert und regnet! Es ist der erste Regen auf dieser Reise (abgesehen von einem nächtlichen Regen auf Phi Phi Island). Ansonsten hatte ich drei Wochen nur Sonnenschein. Ich bin eben ein glücklich Reisender. Das muss ich wirklich sagen! Auf Reisen bin ich vom Glück verfolgt, auch ein kaputter Koffer kann eine Reise nicht kaputt machen. Jetzt habe ich also den "Presidente"!

Wir erreichen das Hotel in Delhi, dass ich ja schon kenne. Der stattliche Doorman freut sich, mich wieder zu sehen. Diesmal gefällt mir alles besser: Mir kommt das Zimmer und das Bad viel nobler und größer vor. Auch besuche ich abends wieder das indische Hotelrestaurant und esse – trotzt Durchfall (!) – wieder Chicken Curry. Unvernunft muss eben richtig ausgelebt werden, aber Immodium Akut hilft. Dann telefoniere ich mit meinen Münchner Büro, um den nächsten Tag durchzusprechen, denn in München ist es gerade erst am Nachmittag. Gefühlt haben wir 10 Minute telefoniert. Objektiv waren es aber 150 Euro, die am nächsten Morgen auf der Hotelrechnung standen. Telefonieren mit dem Zimmertelefon ist meist eine höchste teure Angelegenheit. Man sollte sich besser anrufen lassen. Warum ich es an diesem Abend nicht gemacht habe, weiß ich nicht. Vermutlich, weil ich dachte, dass es ja nur ein kurzes Telefonat wird. Doch Denken ist manchmal Glücksache.

Dafür habe ich mir ein paar Euro gespart, in dem ich meinen Anzug und ein Hemd nicht zum Aufbügeln abholen habe lassen, also nicht den Wäscherei-Service des Hotels genutzt habe. Ich mache das anders, um mir Geld zu sparen, denn über die hohen Hotelnebenkosten wie Telefon, Minibar oder Wäschereiservice habe ich mich schon oft genug geärgert. Das Geldsparen beim Bügeln geht so: Ich hänge am Abend das Sakko, die Hose und das Hemd in das Badezimmer. Dann stelle ich die Dusche an und lasse ganz heißes Wasser aus dem Duschkopf unter „Volldampf“ heraus. Nach 10 Minuten stelle ich das heiße Duschwasser ab. Das Badezimmer hat nun mindestens 99 % Luftfeuchtigkeit – die Spiegel sind beschlagen, der Anzug und das Hemd wohltemperiert und gerade richtig feucht. Bis zum nächsten Morgen haben sich dann alle Falten ausgehangen, die Textilien sind trocken und im Badezimmer herrscht wieder eine erträgliche Temperatur.

So war es auch am nächsten Morgen um 5 Uhr, als ich aufgestanden bin. Das Badezimmer hat sich abgekühlt, das Hemd war glatt, die Hose auch, und das Sakko sowieso. Ich werde also geschniegelt in Düsseldorf ankommen, weiss ich nun beruhigt. Ich springe zuerst in den noch gesperrten Hotelpool, um mich um fünf Uhr morgens 15 Minuten lang wach zu schwimmen. Im Wasser zu schwimmen oder zu planschen erzeugt bei mir Glücksgefühle. Deshalb lasse ich mich für dieses Glücksgefühl gerne 15 Minuten früher wecken, auch wenn es noch dunkel ist und ich nur 5 Stunden geschlafen habe. Der Room-Service bringt mit eine Kanne Kaffee und ein kleines Frühstück ins Zimmer, und beim Kaffeetrinken und Essen packe ich dann meinen Koffer. Doch der neue „Presidente“-Koffer zerstört alle meine eingeübten Packgewohnheiten, die auf meiner Gehirn-Festplatte durch jahrelange Wiederholung fest abgespeichert sind. Normalerweise läuft da ein Programm ab. Jenes kommt hier in den Koffer, dieses dort, das andere kommt ins Handgepäck in jene Seitentasche, das nächste in die andere Tasche und so weiter.... Alles ist so programmiert, dass ich nichts im Koffer suchen muss und im Handgepäck immer alles sofort finde. Doch heute Morgen passt nichts mehr zusammen, denn der Koffer ist viel zu groß – gerade jetzt, wo ich den Anzug nicht mehr einpacke, sondern im Kleidersack als Handgepäck mitfliegen lasse. Der „Presidente“ ist leer und alles fliegt im „Presidente“ durcheinander. Da gibt es bald noch mehr zu bügeln, denke ich mir, ja sehr viel zu bügeln als jemals zuvor. Wurscht egal, ich muss nur noch drei Tage aushalten, dann bin ich in München – ich werde die kommenden drei Düsseldorfer Tage hemdentechnisch schon überleben.

Ich habe die Zeit unterschätzt, wie lange man braucht, einen viel zu großen Koffer zu packen. Das klingt vielleicht ziemlich komisch, aber es war wirklich so. Ich packe also immer noch einen zu großen mir vollkommen ungewohnten Koffer und dabei klingelt das Zimmertelefon: Es ist schon 6 Uhr 10, mein Betreuer wartet an der Reception, um mich zum Flughafen zu bringen und ist in Sorge, das es schon ziemlich spät ist. Normalerweise müsste ich schon am Flughafen sein, sagt er mir später im Auto, denn der Flieger nach München geht um 9 Uhr. Wir erreichen den Flughafen um 7 Uhr. Und wie es weitergeht, berichte ich hoffentlich morgen.
 
Hallo Mr. Andreas Donnergeräusch,

es immer wieder sehr schön, Deinen Berichten von der grossen, weiten Welt zu lauschen.
Viel Glück auf Deiner nächsten Reise.
Deine "heimliche" Leserin. "smile"
 
First Class mit Lufthansa nach München

Ich fliege nach Düsseldorf. Der Flug geht über München. Zum ersten Mal werde ich es also erleben, wie es sich als First Class Passagier an meinem Münchner Heimatflughafen umsteigen lässt. Mein schrecklich scheußlicher Presidente-Koffer wird gleich nach Düsseldorf geschickt. Um den muss ich mich also nicht mehr kümmern. Über dem Arm habe ich meinen Anzug, in der Hand meine Ledertasche, am Bein meine bequeme Jeans, am Fuß meine Lloydschuhe und Gott-sei-Dank nicht weiße, sondern schwarze Socken. Mit weißen Socken hätte ich nämlich einen unangenehmen Flug erlebt. Davon aber später. Ich gehe mit schwarzen Socken an Bord. Und das ist gut für mich.

Wir fliegen in einem Airbus A 340-600 nach München, mittlerweile mein Lieblingsflugzeug auf Langstrecke. Die Maschine ist halb leer. Auch in der Economy Class findet man genügend Platz. In der Business Class ist das gesamte hintere Abteil komplett frei und vom Kabinenpersonal abgedunkelt worden, nur im vorderen Bereich sitzen ein paar Buinessfrauen und Geschäftsmänner. Die erste Klasse haben vier Leute gebucht, aber nur einer hat bezahlt.

Der erste Passagier musste nichts bezahlen: Es ist ein grauhaariger Mann. Im Gegensatz zu mir hat er eine ordentliche Hose, ein gebügeltes Hemd und geschnürter Krawatte an. Er sitzt auf Platz 1A und arbeitet den ganzen Flug. Seinen Fleiss kann ich beobachten. Der Mann arbeitet Stapel Papiere ab. Zum Glück ist die Armlehne in der Lufthansa First Class so rekordverdächtig breit, dass man bei der Lufthansa sogar kurz nach dem Start im Steigflug schon anfangen kann, Papier zu stapeln. Das macht auch dieser Mitflieger: Er stapelt, und auf jedem gestapelten Blatt sehe ich oben rechts den gelben Kranich. Ein Lufthanseat also! So gesehen hat die First Class der Lufthansa keine Privatsphäre. Man kann beobachten, was ein Mitreisender macht.

Seine Arbeitsweise ist beeindruckend: Er nimmt sich vom Stapel ein Papier nach dem anderen. Dann studiert er das jeweilige Papier – manchmal nur eine Minute, manchmal 10 Minuten. Nach dem Studium zerreist er fast alle Papiere und schmeißt sie in seine alte, aber stilvolle Lederaktentasche. Die Ledertasche hat die Funktion eines Papierkorbes. Einige Papiere studiert er aber länger. Dort macht er sich auch Notizen. Diese Papiere überleben und werden sauber in einen Aktenordner eingeordnet. Seine Arbeitsweise kenne ich: Lesen, zerreisen, wegschmeißen. Das mache ich auch. Viel zu viel Unsinn wird in Mails, Exel-Tabellen und auf Power-Point-Präsentationen geschrieben. Weg mit diesen unsinnigen Papieren in den Papierkorb!

Wenn es in Flugzeugen Papierkörbe gäbe, dann würde ich vielleicht auch beim Fliegen arbeiten. Doch es gibt dort keine Papierkörbe, deshalb arbeite ich nicht im Flugzeug, sondern genieße den Flug. Das tun auch meine Nachbarn. Sie haben sich mit Meilen in die First Class upgegradet ("upgraden" für ein scheußlich „dengliches“ Wort): Es ist ein verliebtes, junges Pärchen. Es verschläft den ganzen Flug, hält Händchen und hat Augenbinden über den Augen, damit es dunkelt ist. Trotzdem meint die First Class Stewardess, dass ich deshalb meine Fenster verdunkeln sollte. Nein, sage ich. Nein, sagt auch der Lufthanseat, der bei Tageslicht arbeiten will. Die Tageslichtfraktion hat in der First Class heute gesiegt – und das indische Pärchen findet es ok. Sie schlafen verliebt mit Augenbinden. Es bleibt also hell in der First Class. In der Business Class ist dagegen schon alles dunkel. Obwohl es ein Tagesflug ist, haben dort viele das Leselicht an, um in der Dunkelheit zu lesen. Auch in der Economy Class wird es dunkel.

Wer ist noch in der First Class: Dort fliegt in der First Class natürlich auch die besagte Stewardess mit. Sie schaut schön aus, hat lange Beine und glattes, langes blondes Haar. Das Haar hat sie hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie hat feste Lebenseinstellungen, die sie mir schrittweise auf dem Flug verrät: Sie mag keine Senatoren, die mit Bluejeans, weißen Socken und schwarzen Schuhen in der First Class sitzen. Sie habe einmal einen so stillosen Mann erlebt: Weiße Socken in der First Class, das geht ja schon gar nicht, sagt sie entrüstet! Das sei kein Stil! Zum Glück bin ich noch kein Senator, sondern eine FTL und habe trotz Bluejeans schwarze Socken an. Das rettet mich.

Diese Stewardess macht in der First Class ihren Dienst, würde man wohlwollend sagen. Schon gleich nach dem Start um kurz nach 9 Uhr morgens fragt sie, welchen Hauptgang ich mir denn zum Mittagessen aus der Menükarte ausgewählt habe. Dabei hat es noch nicht einmal das Frühstück gegeben. Auch habe ich die Menuekarte noch nicht studiert. Ich wähle kurz entschlossen Fisch, denn Fleisch und Indisches wäre für meinen kaputten Magen vielleicht etwas zu scharf und bestimmt zu deftig. Fisch soll es also sein. Nach ein paar Stunden bekomme ich aber Mittags Fleisch. Achso, sagt sie, ja schade: Wenn ich eine halbe Stunde warte, dann ist der Fisch auch gar....

Nach München fliegt natürlich auch noch die Purser(in) mit. Der oder die Purser ist der Chef aller Flugbegleiter. Heute istb es eine Frau in meinem Alter. Sie macht hinten in der Economy ihren Hauptdienst, schaut aber regelmässig vorne vorbei, um mich mit Namen anzusprechen und zu fragen, ob ich zufrieden und glücklich sei. Ja sage ich, denn ich fliege sehr gerne mit Lufthansa in der First Class. Es gubt ja viele noble Menschen, die die erste Klasse von Lufthansa nicht so gut finden, ja sogar sagen, sie sei sehr altmodisch: Der Sitz sei alt, und es gäbe keine Suiten. Doch ich liebe bei der Lufthansa vor allem das wunderbare Raumgefühl, weil die Sitze alt und offen sind und keinen Sichtschutz habe. Die ganze First Class Kabine wirkt deshalb groß – sehr groß sogar. Ich möchte ein Beispiel geben, wo es nicht so ist: In der Minisuite der Singapore Airlines Boeing 777W, die bald nach München fliegt, bin ich in der First Class sehr eingeengt. Mit dieser Maschine bin ich ja nach Delhi geflogen. Da ich gerade die Lufthansa lobe, lobe ich noch weiter: Auch das Essen hat bei Lufthansa das gewisse Extra, gerade die Vorspeisen. Sie sind wirklich köstlich, und dabei gehöre ich gar nicht zu den Menschen, die den Kaviar bestellen, für den die Lufthansa in der First Class bekannt ist.

Ich fliege also gerne First Class mit Lufthansa. Meine Begeisterung spürt auch die Purser(in). Sie führt mich deshalb durch den ganzen Airbus und erklärt mir alles - auch viele Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen will. Denn ich werde die Treppe herunter ins Unterdeck geführt und stehe da plötzlich im Schlafraum für die Flugbegleiter. Sie ruft: „Ich zeige gerade unserem heutigem First Class Passagier den Airbus“. Mich strafen böse Blicke der Lufthansa-Mädels - und es ist mir ziemlich peinlich: Ich stehe mitten im Schlafzimmer der Flugbegleiter! Am liebsten würde ich die Situation retten und sagen: Hey, Mädels und Jungs - Eure Ruhekojen sind viel geräuschkomfortabler als die First Class Kabine, denn Ihr Stewardessen schnarcht ja selten, dagegen gibt es ja in der First Class Kabine ja oft ein Schnarchkonzert – was übrigens wirklich stimmt, denn auch ich gehöre auch zu den Schnarchtenören und in der First Class schnarcht es sich sehr gut.

Mir ist diese Situation im Unterdeck peinlich, doch ich sage nichts und bin froh, als ich wieder in meinem First Class Sessel sitze und nichts mehr von Ruheräumen, Unterdecktoiletten und sonstige Annehmlichkeiten des Airbus A 340-600 hören muss. Ich schaue mir besser von oben die Krisenherde dieser Welt an, denn wir fliegen gerade über den Kundus, und von oben schaut Afghanistan ja wirklich nur friedlich aus, ja sogar richtig traumhaft schön: man sieht den Schnee auf den Bergen. Es muss eine wunderbare Landschaft sein. Warum gibt es da Krieg und Terror? Auf der Suche nach der Antwort schlafe ich dann irgendwann mal ein - als First Class Passagier, der 10.000 Meter über der normalen Welt nach München fliegt ....
 
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Ich fliege gerne in der First Class mit Lufthansa: Man bekommt frisches Obst zum Frühstück (Bild 1) und auch ein gutes Mittagessen mit Nachtisch (Bild 2). Danach kann man in der First Class auch ganz gut schlafen, Decken und Kissen gibt es genug (Bild 3). Vor allem aber liebe ich das Raumgefühl und die frische Rose, die am First Class Sitz in einer kleinen Vase mitfliegt (Bild 4). Die Rose ist eine alte, aber beste Idee der Lufthansa.

Das fünfte Bild zeigt etwas anderes - nämlich wie es über Afghanistan aussieht - aus 10.000 Meter Höhe schaut es sehr friedlich aus.
 

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Die Lufthansa First Class Lounge in München

Es ist kurz nach Mittag. Nach 9 Stunden landen wir in München. Da bin ich geboren, da arbeite ich, und nicht weit entfernt von München wohne ich auch. Nach 4 Wochen ziemlich beeindruckender Reise bin ich also wieder da. Ich habe Seoul erlebt, dann Hong Kong und Kanton, es ging weiter nach Saigon und auch auf den Mekong war ich unterwegs, dann habe ich einen erholsamen Taucherstopp in Thailand gemacht, die geschäftlichen Metropolen Bangkok und Singapore besucht, und zu Schluss ging es ja nach Indien, nach Delhi, Varanasi und Jaipur. Das war eine ziemlich beeindruckende Reise für mich. Selten habe ich in so kurzer Zeit so viele Eindrücke sammeln dürfen. Das ist schon ein Privileg.

Ich lande also in meiner Heimatstadt München, möchte am liebsten allen Menschen sofort von meiner Reise berichten und deshalb hier aussteigen. Ich darf aber darf nicht, weil ich in München nur zum Umsteigen nach Düsseldorf gelandet bin. Das ist ein wenig frustrierend. Da ist man daheim und muss gleich wieder weg. Dafür lerne ich aber zum ersten mal kennen, wie es sich auf meinem Münchner Heimatflughafen als First Class Passagier umsteigen lässt.

Das Umsteigen geht für Reisende aus Indien so – egal ob First Class, Business oder Economy Class. Nach dem Andocken ans Terminal werden alle Passagiere erst einmal auf das Dach des Terminals befördert, um sie dort zu kontrollieren. Passagiere aus Indien gelten nämlich als „unsauber“: Unter uns könnte ein Terrorist sein. Also werden wir alle durchleuchtet und abgetastet. Nach der Fummelkontrolle erwartet mich eine Lufthansa Frau mit einem „First Class Welcome-Schild“. Sie weißt mir den Weg, wie ich schnell die First Class Lounge finde.

Ich werde in der First Class Lounge freundlich begrüßt. Ich habe eine Bitte an die Begrüßungsdamen: Darf denn mein ehemaliger Praktikant, der mittlerweile ein vollwertiger Mitarbeiter geworden ist und gleich mit mir zusammen von München nach Düsseldorf fliegen wird – darf dieser ehemalige Praktikant mich gleich in der Lounge abholen? Er kann sich sogar benehmen, sage ich noch charmant dazu, um für ihn Werbung zu machen. Ja, er darf das, sagen die Lufthansa Damen, er darf sogar noch mehr: Er darf alle Vorzüge der Loune nutzen, er ist also Gast hier. Ich solle den Namen nennen, alles andere erledigt gleich die Lufthansa. Ich nenne den Namen meines Ex-Praktikanten und gehe in die Lounge (nachdem am Eingang zur Lounge bayerische Grenzbeamte meinen Pass kontrolliert haben – die Passkontrolle ist für First Class Passagiere in der Münchner Lounge integriert, was sehr komfortabel ist).

Ich habe ja schon viele Lounges besucht. Asiana, Thai und Singapore Airlines haben sehr exclusive Lounges. Doch die Münchner Lounge gefällt mir am Besten. Sie hält das Gleichgewicht zwischen Komfort, Service, Kontakt und auch Distanz. Zum Komfort gehört, dass ich mich hier erstens baden und dann umziehen kann für meinen Weiterflug nach Düsseldorf. Hier in der Münchner Lounge gibt es sehr schöne Badezimmer. Eines der Badezimmer ist viel größer und edler als die Badezimmer in vielen Nobelhotels. In diesem Badezimmer darf ich mich frisch machen. Ein dunkelhäutige Servicerfrau zeigt mir sympathisch die Türe.

Handtücher, Bademantel, Hausschuhe und sonstige nützliche Sachen liegen für das Bad bereit. Ich ziehe mich aus, steige in die Whirlpool-Badewanne und versuche, einfach warmes Wasser in die Badewanne fließen zu lassen. Doch das gelingt mir nicht. Ich komme mit den Design-Armaturen nicht zu recht. Es will kein Wasser aus dem Hahn herauskommen – weder warmes, noch kaltes. Ich ziehe mir deshalb den Bademantel an und gehe nach draußen. Die dunkelhäutige Fee kommt herein und zeigt mir, dass man mit diesen Design-Armaturen keineswegs zart umgehen darf: Sie legt kräftig Hand an, und schon kommt warmes Wasser aus dem Hahn.

Ich bade. Am Rand der Badewanne sind zwei Quitsch-Enten. Ja, richtig gelesen! Ja, in der Münchner First Class Lounge gibt es lustige Quitsch-Enten wie aus Kinderzeiten. Ich lasse beide Enten auch im Badewasser schwimmen.... und nachdem ich mit beiden Enten genug geplanscht habe, verlasse ich die Badewanne, trockne mich ab, rasiere mich und putze meine Zähne – und dann ziehe ich mich an: Anzug, Hemd, Krawatte! Erst jetzt schaue ich aus, wie man sich vermutlich einen First Class Passagier vorstellt.

So angezogen trete ich nach draußen und warte in einem Sessel auf meinen Ex-Praktikanten. Bald kommt er auch und erzählt mir eine lustige Geschichte, wie er an seine Bordkarte gekommen ist. Als er gerade am Automaten einchecken wollte, hat der Automat gesagt, dass er doch schon eingecheckt sei und schon die Boardkarte gezogen hätte. Das hat er aber nicht. Das Einchecken haben für ihn vielmehr die beiden netten Frauen in der Lounge übernommen – und zwar, als ich fragte, ob mein Ex-Praktikant mich in der Lounge abholen dürfe. Sie haben dafür gesorgt, dass wir auf dem Flug nach Düsseldorf bequem zusammen sitzen können und die Bordkarte in der Lounge ausgestellt. Das wusste ich nicht. Zum Glück ist mein Ex-Praktikant nicht dumm und hat vor der Sicherheitskontrolle an einem Lufthansa-Schalter nachgefragt, wo denn nun seine Bordkarte ist.

Ja, und nun ist mein Ex-Praktikant auch in der First Class Lounge. Sofort bringen Lufthansa-Mädels ihm warmfeuchte Tücher, damit er sich sein Gesicht erfrischen kann. Das tun sie bestimmt deshalb, weil er jung ist im Gegensatz zu dem doch älteren Publikum in der dieser Lounge. Fairerweise muss ich aber sagen, dass natürlich auch das ältere Publikum warme Erfrischungshandtücher bekommt. Mein Ex-Praktikant entdeckt mich in einem Sessel am Fernseher sitzen, und lacht:“ Alter Gauner, wieso sagst du hier überall, dass ich ein Praktikant bin!“ Ja, weil Du vor vier Jahren als Praktikant angefangen hast und noch nie eine First Class Lounge gesehen hast, sage ich frech. Wir beide mögen uns, wir vertragen uns und wir arbeiten gut zusammen.

Es ist schön für mich, hier bei meinem Zwischenstopp in München mit ihm eine Vertrauensperson zu treffen. Mittlerweile ist er natürlich kein Praktikant mehr sondern war nach dem Praktikum ein Diplomand und ist heute ein bester Mitarbeiter – mit allen sympathischen Ecken, Kanten und Marotten, die ein Mensch nur so haben kann. Aber die habe ich ja auch: Wie war es in Indien, fragt er. Einfach geil, antworte ich nur, Details zeige und erzähle ich später, sage ich. Aber jetzt sind wir ja in dieser Lounge. Die zeige ich meinem Ex-Praktikanten.

Wir schauen uns die Badezimmer an. Wir bekommen mehrere Enten in die Hand gedrückt
als Geschenk: Im Münchner Stadtteil Neuhausen und im Chiemgau findet man deshalb seitdem in manchen Bandezimmern sehr viele Lufthansa-Enten. Wir schauen uns anschließend den Restaurant-Bereich an. Dort gibt es ein gutes Buffet . Doch auch a-la-Carte-Bestellungen werden in der Lounge angenommen. Wir beide sind aber schon satt, und bestellen nur einen Espresso: In der First Class Lounge in München kann man es also schon ganz gut aushalten – egal ob man nun Ex-Praktikant ist, oder nicht, egal ob man nun Hunger hat oder nicht. In München geht es mir immer gut.

Wir fliegen nach Düsseldorf. Ein Tag Arbeit war dort geplant. Für meinen Ex-Praktikanten bleibt es beim Plan. Er darf am Folgetag zurückfliegen und nimmt dabei auch meinen scheußlichen „Presidente“-Koffer mit und stellt ihn im Büro ab. Ich muss in Düsseldorf noch einen Tag ungeplant „nachsitzen“. Das tue ich aber gerne, denn es handelt sich um einen Lieblingskunden. Danach fliege auch ich nach München zurück und beende damit eine Reise, um die ich mich selbst beneide. Schöner kann Reisen nicht sein. Mehr Eindrücke kann man nicht sammeln. Und eigentlich gäbe es noch soviel Details zu erzählen und zu beschreiben... aber das würde vielleicht zu viel sein.

Ja, das war nun mein Bericht von meiner Asienreise im April und Mai. Gewiss, die Reise war elitär und exklusiv. Doch hoffe ich, dass ich einen kleinen Einblick verschafft habe, wie es so ist, wenn man in der First Class durch die weite Welt fliegt.

Ich möchte mich für meine vielen Tipp- und Rechtschreibfehler und grammatikalische Unkorrektheiten entschuldigen, aber solche Sachen passieren halt beim schnellen Schreiben. Ich möchte mich vor allem bei Euch fürs Lesen bedanken, für die sehr vielen „Dankeschöns“ und ich möchte vor allem sagen, dass ich sehr gerne für das Mucforum schreibe: Es macht Spass zu sehen, dass jetzt auch andere Reisberichte schreiben, die ich gerne lese. Vielen Dank dafür!

Und jetzt lade ich noch schnell ein paar Fotos aus der First Class Lounge in München hoch.
 
So schaut ein Badezimmer in der Lounge aus: ziemlich gut! Man kann sich dort frisch machen für einen Geschäftstermin, sich baden und dann umziehen. Dann ein Blick in die Raucher Lounge (man sieht dort übrigens meinen Ex-Praktikanten, das Bild hat er heute abend freigegeben *smile*). Und dann noch einen Schnappschuss vom Buffet in der First Class Lounge in München. Für mich ist die Münchner Lounge eine der besten Lounges weltweit.
 

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