Der 11. September-ein denkwürdiges Datum
Der 11. September jährt sich morgen zum zehnten mal und das "Jubiläum" gibt ein mal mehr die Gelgenheit für die Menschen zu trauern, gedenken und verkraften. Und weil es eben doch schon 10 Jahre her ist möchte ich die Geschehnisse und Folgen von 9/11 in diesem Thread noch mal darstellen.
Vorgeschichte der "Deutschen Terroristen":
1997 trafen sich Ziad Jarrah und Mohammed Atta zum ersten mal. In der TU Hamburg-Haburg. Atta studierte dort seit 6 Jahren Städtebau, Jarrah begann mit seinem Flugzeugbaustudium. Beide kamen aus sehr wohlhabenden Familien, die ihnen das Studium in Deutschland ermöglichten, Atta stammte aus Ägypten, Jarrah aus dem Libanon. Beide unterschieden sich grundsätzlich und hatten zunächst nur 2 Gemeinsamkeiten: Sie studierten in Hamburg und besuchten regelmäßig die Moschee, wo radikale Texte gegen den Westen gepredigt wurden. Jedoch war Atta eine starke Führungspersönlichkeit und außerdem kaum sozial in Deutschland verankert, was ihn für die Al-Qaida attraktiv machte und ihm den Eintritt erleichterte. Atta war aber auch ein fleißiger Student, wie ihn seine Lehrer beschrieben, das Studium war das Zentralthema in seinem Leben. Jarrah war eine eher schwache Perönlichkeit und hatte eine türkischstämigge Freundin, unterhielt sich oft mit seinen Nachbarn und der Vermieterin, hatte auch Freunde an der Universität. Hätte man damals jemanden gefragt, ob sie glauben, dass Jarrah später mal fähig wäre sich und hunderte Menschen für seinen Glauben zu opfern, hätte man wohl nur verständnislos den Kopf geschüttelt und gefragt wie man auf solche Ideen komme. Doch er bewunderte Atta, er war der Typ Mensch, der geführt werden will. Und das tat Atta. Noch im gleichen Jahr traten sie beide der Hamburger Terrorzelle bei. Atta schloss sein Studium 1999 erfolgreich ab, doch der Glaube war schon lange sein wichtigstes Anliegen geworden. Deshalb reisten Atta und Jarrah nach Afghanistan, um dort die Al-Qaida Standardausbildung zu absolvieren. Und dort wurden sie dann auch in den "Flugzeugplan" eingeweiht, der selbst innerhalb der Terrororganisation Top-Secret war und zu diesem Zeitpunkt wussten etwa nur eine handvoll Leute von dem Plan. Der Kopf dieses Flugzeugplans war Osama Bin Laden. Er wollte das Projekt schon aufgeben, weil ihm qualifizierte und integriertes Personal fehlte. Und da kamen die beiden langjährigen Deutschen gerade recht. Atta war sofort begeistert und drehte 2000 das Video mit seinem Testament und den Drohungen bereitwillig und begeistert. Jarrah jedoch zögerte. Er musste eine Entscheidung treffen: Entweder zurück nach Deutschland zu seiner Freundin oder für seinen Glauben sterben. Er entschied sich und schließlich war auch sein Video auf Band. Sie trainierten danach u.a. das Eindringen in das Cockpit mit einem Holznachbau. Nachdem die Ausbildung erfolgreich absolviert war beantragten die beiden neue Pässe damit keiner von ihrem Afghanistan Aufenthalt erfährt. Sie kamen mit dem Auftrag zurück, einen Flugschein zu machen. Die Logistiker der Al-Qaida schickten sie nach Venice Beach nahe Orlando, Florida. Dort vermutete keiner etwas böses und die Fluglehrerin Jarrahs, eine 20 Jährige Deutsche, beschrieb ihren Schüler später als höflich, talentiert und lernbereit. Jarrah hatte inzwischen immer noch Kontakt zu seiner Freundin in Deutschland, die bis zum Schluss glaubte, er würde in Orlando eine Flugausbildung machen, obwohl er diese Ende 2000 erfolgreich beendete. Auch mit seiner ehemaligen Vermieterin hatte weiterhin Kontakt. Diese fragte ihn einmal, ob er jetzt auch die großen Maschinen lenken könnte, worauf dieser mit einem stolzen Ja antwortete.
Ablauf:
Der 11. September. Ein wunderschöner Spätsommertag mit angenehmen 20-25°C an der amerikanischen Ostküste hatte begonnen. Ein fast wolkenloser Himmel strahlte den New Yorkern entgegen, als sie sich wie an jedem Dienstag zur Arbeit begaben.
Inzwischen hatten sich Atta und Jarrah getrennt. Atta lebte nun in Portland, Oregon und Jarrah in New York. Atta hatte einen Flug von Portland nach Los Angeles via Boston gebucht, American Airlines 11, Jarrah von Newark nach San Francisco, United Airlines 93. Zwei weitere Terroristen, Marwin Alshehhi und Hani Handschur begaben sich an Bord von American Airlines 77 planmäßig von Washington nach Los Angeles und United Airlines 175 Boston nach Los Angeles.
American 11 war der erste der 4 Flüge der an diesem Tag entführt werden sollte. Der Start verzögerte sich um 14 Minuten und es ging statt um 7:45 erst um 7:59 nach dem Start auf der 9R und einer 180° Kurve für die B767-223ER (
N334AA) Richtung Los Angeles. Für Captain John Ogonowski und First Officer Thomas McGuinness und die 9 Flugbegleiterinnen ein ganz normaler Flug. United 175, mit Ziad Jarrah und 3 weiteren Terroristen an Bord, hatte zu dieser Zeit sein Gate schon verlassen, musste aber noch eine viertel Stunde warten, um schließlich um 8:14, ebenfalls 14 Minuten später als geplant, den Boston Logan International Airport Richtung Los Angeles zu verlassen. Der United Flug wurde von einer B767-222 durchgeführt (
N612UA).
Als United 175 gerade abhob, begannen die 5 Entführer an Bord von AA 11 ihre Entführung. Alle bis auf Attha standen auf und begaben sich Richtung Cockpit. Dort stachen sie wohl eine der Stewardessen mit einem Teppichmesser nieder und zwangen die andere die Cockpittür zu öffnen. Daniel Lewis wurde währenddessen von einem der Entführer niedergestochen, als er versuchte ihn zu überwältigen. Als sie erfolgreich ins Cockpit eingedrungen waren wurden die beiden Piloten und die andere Flugbegleiterin ebenfalls erstochen und aus den Sitzen gezogen. Sie gelten als die ersten Opfer von 9/11. Erst dann stand auch Attah auf und übernahm die Steuerung des Flugzeugs.
Der dritte Flug American Airlines 77 war zu dieser Zeit gerade beim Rollen zu Runway 30 am Washington Dulles International Airport. An Bord: Hani Handschur und 4 weitere Terroristen.
Um 8:21 verlor Boston Center das Transpondersignal von AA 11. Die Flugbegleiterinnen Betty Ong und Amy Sweeney kontaktierten nach der Entführung die American Airlines Zentrale mit dem Bordtelefon. Durch das Gespräch wurden die einzigen gesicherten Details über den Ablauf der Entführung bekannt. Um 8:26 weicht AA 11 vom Kurs ab und dreht um 100° nach links Richtung New York. Drei mal weist er die Passagiere mit einer Durchsage an sitzen zu bleiben, und sagt, dass sie zum Flughafen zurückkehren würden.
United 175 wurde um 8:37 nach Flug AA 11 gefragt und sie teilten der Besatzung mit, dass dieser wahrscheinlich entführt worden sei. 4 Minuten später waren auch die beiden Piloten dieses Flugs tot und andere Piloten hörten den Entführer "stay in your seats" sagen. Um 8:42 änderte UA 175 den Kurs und flog jetzt südlich Richtung Baltimore. Zur gleichen Zeit sank AA 11 bereits mit 3200ft/min und es gab eine letzte Kurskorrektur Richtung Manhattan. Der letzte Flug United Airlines 93, eine B757-222 (
N591UA) gerade mal 5 Jahre alt, startete mit knapp 45 Minuten um 8:42 vom Newark International Airport. Um 8:44 fängt US 583 ein Notrufsignal von UA 175 auf und meldet dies der Bodenkontrolle. Ab diesem Zeitpunkt ist klar, dass auch UA 175 entführt wurde.
Um 8:46 fliegt AA 11 mit hoher Geschwindigkeit in das 93. bis 99. Stockwerk des Nordturms. Die folgende Explosion des Kerosins hat Temperaturen von über 650°C zu Folge. Dadurch verliert der Stahl etwa die Hälfte seiner Tragkraft. Zuerst wird ein Unfall eines Kleinflugzeugs vermutet und die Menschen im WTC werden sogar noch angewiesen in ihren Büros zu bleiben. Nur 5 Minuten später wird AA 77, eine 757-223 (
N644AA) entführt. Um 8:54 änderten die Entführer den Kurs Richtung Süden. Währenddessen beginnt UA 175 den Sinkflug mit einer Sinkrate von 5000ft/min. Als die Lotsen das Transpondersignal von AA 77 verloren ordnete American Airlines Executive Vice President Gerard Arpey das Grounding der kompletten Flotte an. UA 175 hatte nun nach einer weiten 180° Kurve Kurs auf Manhattan genommen. Um 9:03 schlug die B767 zwischen dem 77. und 85. Stock des Südturms ein. Die Evakuierung des Nordturms hatte währenddessen schon begonnen. Fast alle amerikanischen Fernsehsender berichten schon live von der Katastrophe. Am meisten geschockt war ich damals von den Leuten die über der Explosion eingeschlossen waren und dann aus dem Fenster sprangen. Immer wieder fielen kleine Flecken aus den oberen Stockwerken herunter und man wusste genau das dieser Mensch gleich sterben wird.
United Airlines 93 wurde um 9:24 informiert, dass sie die Cockpittür verschließen sollen. Zwei Flugzeuge haben das World Trade Center getroffen. 2 Minuten später ließ sich der Captain diese Meldung bestätigen. Trotzdem schafften es die Terroristen um 9:28 ins Cockpit, wahrscheinlich durch das Bedrohen einer Stewardess. Ziad Jarrah erzählte seinen Passagieren ähnlich den anderen Entführern, dass sie zum Flughafen zurückkehren würden. Viele Passagiere waren jedoch per SMS von Freunden, Bekannten oder Verwandten über die Anschläge informiert worden, weshalb sich die Situation änderte. Ihnen war klar, dass ihnen ein ähnliches Schicksal blüht. Durch die geführten Telefonate ist es sehr wahrscheinlich, dass die Passagiere planten die Entführer anzugreifen. Währenddessen befand sich AA 77 im rasanten Sinkflug auf Washington. Um 9:37 schlug die B757 in das Pentagon ein und tötete 150 Menschen innerhalb des Gebäudes. Die einzige Aufnahme der Explosion lieferte eine Parkplatzüberwachungskamera. Außerdem informierte eine Air National Guard C130 Reagan Control darüber, dass eine B757 oder B767 der American Airlines gerade das Pentagon getroffen hat.
Der Südturm des WTCs stürzte um 9:59 ein und begrub hunderte Menschen und Helfer.
United Airlines 93, der inzwischen von Ziad Jarrah gelenkt wurde hatte Kurs Richtung Washington genommen. Das genaue Ziel ist unbekannt, man vermutet jedoch das Kapitol, das Weiße Haus oder Camp David, der Landsitz des Präsidenten. Ungefähr um 10:07 stürzte United 93 nahe Shanksville, Pensylvania ab. Es ist jedoch ziemlich sicher, dass es die Passagiere nicht ins Cockpit schafften. Das ergab die Analyse des CVR. Zu hören ist jedoch Ziad Jarrah, der seinen Komplizen fragt: "Soll ich es abstürzen lassen?". Ob es Zufall ist, dass ausgerechenet das Flugzeug des nur zum Teil entschlossenen Jarrahs es nicht bis ans Ziel schaffte, weiß man nicht. Was man weiß ist, dass die Passagiere von Flug 93 vielen Menschen unter Opfer ihres eigenens das Leben retteten. In den USA war inzwischen Einflugverbot und alle Maschinen in der Luft mussten unverzüglich landen.
Um 10:28 stürzte dann auch der Nordturm ein. Etwa 2100 Menschen waren zu dem Zeitpunkt des Einsturzes noch in den Türmen. 200 waren vorher schon gesprungen.
Folgen:
Am 11. September starben knapp 3.000 Menschen, darunter fast 400 Feuerwehrmänner, Polizisten oder andere Helfer. Amerika trauerte und die ganze Welt trauerte mit. Die Bilder von Zäunen an denen meterlang Vermisstenanzeigen angebracht waren, von den Trümmern, in deren Mitte die amerikanische Flagge weht und natürlich immer wieder die Bilder von den Einschlägen ins World Trade Center gingen um die Welt.
"United we stand" sagte Präsident Bush. Die Trauer vereinigte die Amerikaner. Die Trauer und der Hass. Der Hass gegen die Terroristen, der Hass gegen die Araber. In den nächsten Tagen häuften sich Anschläge auf in den USA lebende Araber. Und manche wurden zu dem was sie so verachten. Mörder von Unschuldigen. George W. Bush erklärte in seiner Rede am 20. September den Krieg gegen den Terror. Und zwang mit seiner Aussage "Entweder ihr seid auf unserer Seite oder auf der Terroristen" alle anderen mitzumachen. Nur einen Monat nach den Anschlägen beginnen die USA den Krieg in Afghanistan. Noch vor Jahresende hatten die Truppen das Talibanregime gestürzt und Afghanistan befreit. Doch das bedeutete nicht das Ende des Terrors. Die Besetzung gab vielen Afghanern noch mehr Gelegenheit den Westen zu hassen. Noch mehr Rekruten für Al-Qaida&Co. Und auch die gefallenen Soldaten auf beiden Seiten im Afghanistankrieg kann man zu den Opfern des 11. Septembers zählen.
Für die USA war 9/11 sozusagen der Anfang vom Ende. Afghanistankrieg & Irakkrieg verschlangen Unmengen an Geld, was den Schuldenberg immer weiter wachsen ließ. Und die finanzielle Situation der USA heute kennen wir ja alle. Nicht ausschließlich Schuld der durch den 11. September verursachten Kriege, aber ein großer Beitrag.
Wegen der Anschläge gab es aber auch Fortschritte in der Sicherheitstechnologie und die Vorschriften für Handgepäck und vieles mehr wurden drastisch verschärft.
Trotz der neuen Vorschriften konnte das Liquid-Bomb Attentat 2006 nur verhindert werden, weil man die Planer bereits beschattete. Geplant war 6 Flugzeuge auf dem Weg von LHR in die USA in die Luft zu sprengen. Die Flüge waren zeitlich so eng zusammen, dass das erste Flugzeug die amerikanische Ostküste noch nicht erreicht hatte, wenn das erste europäisches Festland gerade verlassen hatte. So hätten alle Flugzeuge gleichzeitig über dem Atlantik gesprengt werden können.
Eine weiter Sicherheitsmaßnahme war die Einführung von Sky-Marshals.
Die Anschläge gaben auch Verschwörungstheoretikern gefundenes Fressen. Von wahnwitzigen Teufelsbeschuldigungen bis zu auf angeblich fundierte Beweise gestützte Vermutungen war alles dabei.
Die Anschläge wurden in Spielfilmen und Dokumentationen mehrfach verfilmt.
Der Korresbondent des Sterns in New York der zur Zeit der Anschläge dort war sagte:
"Ich habe verstanden warum die Menschen nach dem Tod Osama Bin Ladens auf dem Time Square feierten. Als dann aber europäische Politiker sagten, der Tod eines Menschen sei trotz allem kein Grund zum Feiern wurde mir klar: Europa ist eben doch weiter weg von New York, als ich dachte.
Ironie: Der "Terrorjäger #1" des FBI O'Neil, der Osama Bin Laden schon lange verfolgte, hatte einige Tage vor den Anschlägen mehr oder weniger unfreiwillig gekündigt. Einen neuen Job hatte er schon gefunden: Sicherheitschef des World Trade Centers. Er starb am 11. September.
Der 12.September war genauso wie der 11. September sonnig und warm. Nur die Welt war eine andere.
Dieser Tag hat uns gezeigt zu welchen bösen Taten der Mensch fähig ist. Doch dieser Tag hat uns genauso gezeigt zu was für selbstlosen und guten Taten der Mensch fähig ist. (Film World Trade Center)
Deswegen ist der 11. September ist auch ein Tag zum Gedenken. Der Helden gedenken die an diesem Tag ihr Leben ließen.
Der 11. September-ein denkwürdiges Datum. Und das in aller Hinsicht.