Ausfahren des Fahrwerks - wann?

moddin

Im Urlaub
Ich bin der Meinung, wir hatten das Thema schonmal, kann es aber grad nicht finden.

Gibt es eine Vorschrift, wann das Fahrwerk ausgefahren werden muss? Vom Beobachten her habe ich festgestellt, dass etwa 15km vor der Landebahn das Fahrwerk ausgefahren wird. Habe aber auch schon Flieger gesehen, die auf Höhe Pulling das Fahrwerk ausgefahren haben, was ja weniger wie 10km bis zur 08L am MUC sind. Hängt das ganze mit der Entfernung zum Airport (Weg oder Zeit) oder mit der Flughöhe zusammen? Oder kann jeder Pilot individuell entscheiden bzw. gibt es Vorschriften seitens Airline/Flughafen/Luftfahrtbehörde des jeweiligen Landes?

Danke schonmal für sachdienliche Hinweise :)
 
Bis vor etwa 10 Jahren war es bei den meisten Airlines üblich, dass die Landing Configuration / Speed / Power bei guten Wetter- und Sichtbedingungen erst in 500 ft AGL gesetzt sein müssen. Das ist schon reichlich spät und weil die FODA-Auswertungen eine gewisse 'Bandbreite' zu Tage förderten, wurde in den letzten Jahren bei den meisten Airlines dieses Limit von 500 ft auf 1.000 ft angehoben.

Wenn ich mit einer normalen Speed von 170-180 kts und CONF 2 anfliege und weder 20 kts Tailwind noch 50 kts Headwind habe, dann muss ich bei ~ 1.800 ft AGL (entsprechend ca. 5,5-6 NM zur RWY) mit der Speedreduction beginnen und weil das Gear so schön beim Reduzieren hiflt wird das dann gleich als erstes ausgefahren.

Es mag Airlines geben, die noch mit dem 500 ft-VMC-Limit arbeiten oder die das 1.000 ft Limit nicht interessiert. Turboprops sind auch eine andere Welt, die bleiben innerhalb von ein paar Sekunden auf der Stelle stehen wenn man die Props auf 'Low Pitch' stellt. Aber mit einem >= medium Jet bei normalem Wetter ist 5 NM das höchste der Gefühle, alles andere gibt '1x Kaffee ohne Kexe'...

Fly safe, MAX reverse
 
Hallo Max,
hab ich das richtig verstanden? Das Fahrwerk auszufahren hilft die Anfluggeschwindigkeit zu reduzieren?
Ist das so wie wenn die Flaps ausgefahren werden oder geringer?
 
Nein, das war dann wohl missverständlich formuliert. Das ausgefahrene Fahrwerk hilft die Anfluggeschwindigkeit schneller zu erreichen (= besser bremsen).

Gruß MAX
 
Hab früher in der Anflugzone von Düsseldorf gewohnt (kurz vorm eindrehen fürs ILS 23L).
Schon häufig genug gesehen, dass grade die türkischen Charterflieger, wenn sie noch zu hoch (und auch schnell) waren bereits 20nm vor touchdown mit ausgefahrenem Fahrwerk daherkamen. Hat man dann immer schon von weitem gehört :yes:
 
Also hier, 9 nM vor dem Landepunkt fliegen tagsüber etwa 70 % mit dem Fahrwerk draußen. Wenn es spät wird scheint die Rate auf 100 % zu steigen. Ich weiß nicht ob die Piloten das reflexartig mit dem Einschalten der Beleuchtung herausfahren.
Ich hätte auch eine andere [Laien] Erklärung, vielleicht kann mir einer es bestätigen oder widerlegen: wenn es bei uns spät wird, ist auch die Landeabfolge besonders eng. Die Piloten müssen vor allem den Abstand zur vorderen Maschine konstant halten.
Das scheint noch am einfachsten zu machen sein, wenn alle Eingeweide heraus gefahren sind, dann kann man den Abstand gut mit dem Schub regeln. Stimmt meine Analyse?
 
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Ich weiß nicht ob die Piloten das reflexartig mit dem Einschalten der Beleuchtung herausfahren.

Es scheint bei mehren Flugschulen üblich zu sein "Gear - DOWN, Landing Light - ON" als praktisch zusammenhängende Einheit der Landevorbereitung einzuüben, um sozusagen zu verinnerlichen - "wenn die Landescheinwerfer an sind, wird auch das Fahrwerk raus sein".

Tatsächlich entbehrt auch ein eingeschaltetes Landelicht natürlich nicht von der Vorgabe, vor dem Tochdown nachzusehen, ob "3 greens" (eines für jedes Fahrwerksbein) leuchten, also zu checken ob die Anzeige, daß das Fahrwerk tatsächlich draussen ist, ihren Dienst tut. Wobei es anscheind auch recht weit verbreitet ist, daß in der Checkliste das Fahrwerk und das Landelicht direkt nacheinander kommen. In sämtlichen Flugzeugen, die ich bisher geflogen bin, ist es zumindest so - nur habe ich keine zahlenden Paxe hinter, und keinen bzw. nur selten einen Teamgefährten neben mir.

Ansonsten steht in #2 eigentlich schon alles wissesnwerte drin.
 
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Es scheint bei mehren Flugschulen üblich zu sein "Gear - DOWN, Landing Light - ON" als praktisch zusammenhängende Einheit der Landevorbereitung einzuüben, um sozusagen zu verinnerlichen - "wenn die Landescheinwerfer an sind, wird auch das Fahrwerk raus sein".

Soweit ich weiss ist es eigentlich Pflicht oder Vorgabe, dass unter 10.000 Fuß generell immer Landing Lights on sind? Somit kann es vlt. sein, dass diese auf einer Landing/Approach Checkliste auftauchen, aber nicht erst angemacht werden, wenn das Fahrwerk rauskommt?!
 
Nachdem noch nicht mal für jede Art von Luftfahrzeug die Ausrüstung mit Landescheinwerfern vorgeschrieben ist, macht es auch keinen Sinn, eine allgemeingültige ("generell immer") Regel für das Einschalten zu formulieren.
 
Bezüglich der Landelichter: Bei den (deutschen) Airlines, die ich kenne, ist üblich, die Lichter bei FL100 einzuschalten.

FL 100 oder 10000ft ist in Deutschland mit wenigen Ausnahmen die Grenze, bis zu der unkontrollierter VFR Flugbetrieb möglich ist ( Sichtflugbetrieb) und zur besseren Sichtbarkeit ist es üblich und sinnvoll, die Landing Lights anzuschalten.

Nicht jeder Flugplatz hat Luftraum C/D um sich herum, und aller möglicher Verkehr von Segelflieger über Ultraleicht zum Motorflieger ist dort unterwegs und kommt sich in die Quere.

Wer einen Überblick über den Aufbau der dt. Luftraumstruktur haben will, findet hier Infos:
https://www.dfs.de/dfs_homepage/de/Flugsicherung/Luftraum/Luftraumstruktur_11122014.pdf

Allerdings gibt es bei großen Flugzeug auch mehr Lichter, so gibt es z.B. Logo, Landing, Taxi, Runway Turnoff, Wing inspection und je nach Flieger noch mehr Lichter.
Angeschaltet werden bei FL100 die Landing Lights, die an den Tragflächen angebracht wird.
Oft wird als Erinnerung für eine erhaltene landingclearence dann das Taxilight eingeschaltet.

Zum Fahrwerk ausfahren hat Max Reverse eigentlich alles erklärt, ergänzend ist es normalerweise so, das das Fahrwerk vor den Klappen, also bei höherer Geschwindigkeit ausgefahren werden kann und die zwar unschönste, aber effektivste Bremse darstellt. Dadurch kann man entweder seine Geschwindigkeit abbauen oder aber seine Sinkrate erhöhen, was bei schweren Flugzeugen oder manchen Flugplätzen schonmal passieren kann (ist aber eher selten)

Wird man vom Lotsen sehr früh auf die finale Geschwindigkeit gebremst, bei der auch die finale Klappenstellung benötigt wird, muss man bei manchen Fliegern auch das Fahrwerk sehr früh ausfahren, da ansonsten das Flugzeug denkt, "Landekonfiguration ohne Fahrwerk, nicht normal" und eine ziemlich laute Hupe losgeht.

Gruß

 
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