Blockzeitenschwankungen - hättet ihr's gewusst?

MUCFLYER

Mitglied
ich stelle die Frage mal hier in den Pilotenbereich, und warte mit der mir nun bekannten Antwort noch etwas ab ;)

'Warum schwanken die Blockzeiten auf der Langstrecke häufig zwischen Sommer und Winter in einer Richtung sehr stark, jedoch in die andere Richtung viel weniger bis überhaupt nicht?!'

Wer weiß es? Spekulieren ausdrücklich erwünscht...:)
 
Spekulation ist ja ausdrücklich erlaubt also mal eine von meiner Seite:

Der Polarjetstream ist meines Wissens nach im Winter weit stärker ausgeprägt als im Sommer. Entsprechend kann er für die Reduktion der Flugzeit von West nach Ost im Winter besser bzw. mit größerem Einfluss genutzt werden.
In Gegenrichtung wird man ihn aber nicht nutzen, da er als Gegenwind in jedem Fall nachteilig wäre.

Die Blockzeiten sollten sich zwischen Sommer und Winter also bei Routen Richtung Osten stärker unterscheiden als bei Routen Richtung Westen.
Vorausgesetzt natürlich die Ausnutzung der Rückenwindkomponenten macht beim Routing überhaupt Sinn.
 
Da es um Blockzeiten geht, tippe ich in Richtung Groundhandling, Enteisung, etc. welches auf dem einen Erdteil effektiver und zeitsparender von statten geht oder ganzjährig gar nicht nötig ist.
 
wer hat noch weiterführende Ideen?

Warum heben sich dabei Gegenwind und Rückenwind nicht auf, sind sie doch gleich stark?
Warum ist ein Umlauf mit Hin- und Rückflug im Sommer und Winter nicht gleich lang?
 
Warum heben sich dabei Gegenwind und Rückenwind nicht auf, sind sie doch gleich stark?
Warum ist ein Umlauf mit Hin- und Rückflug im Sommer und Winter nicht gleich lang?

:no:;D

Strecke (einfach): s
Geschwindigkeit (Airspeed) Flieger: v
Geschwindigkeit Wind: w
Reisezeit: t

=> Groundspeed einmal v+w und einmal v-w

t = s/(v+w) + s/(v-w) = 2sv/(v² - w²) > 2s/v
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum heben sich dabei Gegenwind und Rückenwind nicht auf, sind sie doch gleich stark?
Es geht um Nord-Transatlantikflüge, richtig?

Weil dann sinnvollerweise nicht im Jetstream geflogen wird, sondern (wenn man sich die Karte auf dem Globus ansieht) darunter/drüber.

Ich hätte selbstredend auch das Argument mit den Jetstreams angebracht, aber vieleicht meinst du ja auch was ganz banales und/oder etwas, woran man nun garnicht denkt. Ich spekulier mal wild: Der Sprit wird aus irgendeinem Grund günstiger und deswegen kann man auch mehr davon verfeuern (wobei ich in dem Fall die Flugzeiten lassen würde und dafür spritsparender fliegen würde).

In wirklichkeit habe ich keine Ahnung, bin aber mal aufs Ergebniss gespannt.
 
Klasse, die beiden wichtigsten Gründe wurden genannt! :thbup:
Wind und Temperatur.

Zunächst den Wind betrachtet
Auch wenn er immer gleich stark aus einer Richtung bläst, so heben sich die Flugzeitdifferenzen zwischen Hin- und Rückflug nicht auf. Zur Verdeutlichung, angenommen ein Flug verliert auf dem Hinflug aufgrund des Gegenwindes 3 Minuten. Diese 3 Minuten pro Stunde gewinnt er natürlich auch dem Rückflug zurück, aber bezogen auf eine wegen Rückenwindes kürzere Flugzeit. Der Gegenwind bleibt gleich stark, jedoch über eine längere Zeitspanne als der in gleicher Stärke, aber nur kürzere Zeit einwirkende Rückenwind. Daraus folgt auch, dass sich der kürzeste Umlauf bei Windstille ergäbe.

Die Temperatur betrachtet
Da bei sinkender Temperatur auch die Schallgeschwindigkeit (wie auch die TAS True Air Speed) sinkt, fliegen die Maschinen im kalten Winter tatsächlich langsamer als im Sommer. Einfaches Beispiel, bei einer 10° kälteren Luft auf einem 10 Stunden Flug dauert der Flug rund 12 Minuten länger.

Zusammengefasst auf einem exemparischen Winterflug von Asien nach Deutschland, verliert dieser bspw. durch den im Jetstream stärker auf ihn einwirkenden Gegenwind rund 16 Minuten. Hinzu büßt er weitere ca. 13 Minuten durch eine wesentlich niedrigere Temperatur im Vergleich zum Sommer ein. In Gegenrichtung hat der Flug nun zwar einen gleichviel stärkeren Rückenwind, gewinnt aber dadurch nur ca. 14 Minuten, verliert allerdings durch die niedrigere Temperatur auch wieder ca. 12 Minuten.

Umgekehrt ist der Westbound-Flug im Sommer im Vergleich zum Winter kürzer, weil er erstens weniger Gegenwind hat und zweitens durch die höhere Temperatur schneller fliegt. Der Eastbound-Flug profitiert zwar auch vom schnelleren Fliegen durch die höhere Temperatur, allerdings hat er den Nachteil, dass er im Vergleich zum Winter weniger Rückenwind hat.

Fazit:
Nach Westen addieren sich im Winter die negativen Einflüsse, nach Osten saldieren sie sich und heben sich teilweise oder sogar ganz auf. Der Westboundflug ist im Winter bald eine halbe Stunde länger als im Sommer, während der Eastboundflug im Winter und Sommer fast gleich lang ist. Der Umlauf ist dadurch im Winter um rund eine halbe Stunde länger als im Sommer.

Ausnahme Nordatlantik.
Aufgrund der besonderen Situation die Nordatlantiktracks der jeweiligen Richtung zu nutzen um den Jetstreams als Gegenwind Richtung Westen auszuweichen und sie Richtung Osten möglichst als vollen Rückenwind zu nutzen, gleichen sich die Vor- bzw. Nachteile durch den Windeinfluss noch weniger aus. Die Differenzen werden dadurch eher noch größer.
 
Zunächst den Wind betrachtet...

Mein Physiklehrer sagte, man soll sich unbekannten Fragestellungen mit der Betrachtung der beiden Extremsituationen nähern und von dort aus weitersehen. Mein Beispiel ist zwar nicht ganz extrem, dafür etwas konstruiert aber sehr anschaulich. Eine Frage, die in der Fluglehrer-Auswahl gerne gestellt wird:

Der Kurs von Punkt 'A' nach Punkt 'B' ist genau 090°, die Entfernung beträgt genau 300 km. Ein Flugzeug mit Eigengeschwindigkeit 100 km/h überfliegt 'A' mit Kurs auf 'B'. Jeweils beim Überflug werden die Zeiten gestoppt, danach wird umgedreht und die Zeiten für den Rückflug von 'B' nach 'A' gestoppt. Der ganze Flug erfolgt mit gleichmäßiger Geschwindigkeit.

Wie lange Dauert die Hin-, Rück- und Gesamtflugzeit

- bei Windstille
- bei Ostwind mit einer Windgeschwindigkeit vom 50 km/h

Für das bessere Verständnis kann mach auch gerne noch eine Betrachtung bei Windgeschwindigkeit 100 km/h machen... ;)

Gruß MAX
 
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