Mal sehen, ob ich die Theorie noch richtig zusammen kriege...
Vor jedem Start von jedem Flugzeug, egal ob dieses einen oder 800 sitzplätze hat, muss der Pilot die sogenannte "Weight&Balance" (deutsch: Beladung und Schwerpunkt) -Berechnung machen. Abhängig vom Beladungszustand - vor allem das akutelle Gesamtgewicht ist hierbei wichtig - und verschiedenen Einflussfaktoren wie zB Temperatur, Luftdruck und Windkomponente wird die benötigte Startstrecke errechnet, also die Entfernung, die das Flugzeug am Boden zurücklegen wird, bis es abhebt.
Im gewerblichen Flugverkehr kommt nun noch die "Startabbruchstrecke" hinzu: Wieviele Meter legt das Flugzeug zurück, wenn man es bis zur Abhebegeschwindigkeit beschleunigt, und dann statt loszufliegen eine Vollbremsung hinlegt, und wieder anhält? Diese Strecke wird nun mit der zur Verfügung stehenden Startbahn verglichen (auf vielen Flughäfen darf nicht die gesamte Strecke vorhandener Asphalt von allen Flugzeugen benutzt werden, aber das führt jetzt zu weit). Wenn die Startbahn nicht lang genug für dieses Manöver ist, darf unter Umständen gar nicht erst gestartet werden. Da aber das Arbeiten mit Strecken in der Praxis zu kompliziert wäre (ein flugzeig hat ja keinen Kilometerzähler für die Reifen...), arbeitet man mit Geschwindigkeiten: v1 ist die Startabbruchgeschwindigkeit, auf englisch "critical engine failure speed" genannt. Der wohl wichtigste Grund, einen Start abzubrechen ist der Ausfall eines Motors noch während dem Startlauf, "Takeoff Run" genannt. Tritt während des Starts irgend ein Problem auf, noch bevor diese v1 erreicht ist, wird der Start unverzüglich abgebrochen. (v1 liegt bei grösseren Flugzeigen über 80 Knoten.)
Der sogenannte "crosscheck" bei 80 Knoten (der erste Pilot ruft laut "80", der zweite bestätigt mit "check" dient vor allem dazu, zu überprüfen ob die beiden Fahrtmesser gleich arbeiten.
ein Start läuft also in etwa so ab: Nach der Freigabe durch den Tower wird Gas gegeben, ein kurzer Blick über die Instrumente, kein Warnlicht/ton vorhanden, ein kurzes "ready?" an den Kollegen, unmittelbar danach "Go", und die Bremsen werden gelöst. Der "Pilot flying", PF kümmert sich ausschliesslich um den Start, und hat die Hand immer am Schubhebel, der zweite(Pilot nonflying, PNF) behält die Instrumente im Auge, ruft bei Erreichen von 80 Knoten (kann je nach flugzeugtyp auch eine andere GEschiwndigkeit, zB 60 sein) "80", erwartet die Antwort "check", dannach entweder "v1" oder schlicht "go". Gemeint ist in jedem Fall das Erreichen von v1. Ab jetzt ist Anhalten nicht mehr drin, weswegen der PF nun die Hand vom Schubhebel zum Steuerhorn (wenns noch kein Joystick ist) nimmt. Sollte irgendein Problem, ganz egal was, auftreten, bevor "v1" erreicht ist wird laut "STOP" gerufen, worauf der PF sofort die Schubhebel zurücknimmt, und in die Bremsen steigt, der Startversuch wird abgebrochen, und erstmal die Bahn freigemacht. Danach wird sich um das Problem gekümmert, von dem abhängt, was weiter unternommen wird.
Nach v1 wird der Start in jedem Fall durchgezogen. Bei bzw. kurz vor Erreichen der sicheren Abhebegeschwindigkeit, "v2" genannt wird "rotate" ausgerufen, der PF zieht am Steuerhorn, das Flugzeug hebt die Nade (rotiert also um die Hauptfahrwerksachse) und hebt kurz darauf sanft von der Piste ab. Kleinflugzeuge, die auf für ihre Grösse sehr langen Pisten starten, könnten kurz nach dem Abheben noch auf dem rest der Startbahn wieder landen. Ab einer gewissen flugzeuggrösse wird dies unmöglich. Darum wird vor dem Start, im sogeannten "Takeoff Briefing" genau geplant, welche Schritte unternommen werden, sollte es während der kritischen Startphase zu ernsthaften Schwierigkeiten kommen. Hier gibt es zu viele Möglichkeiten und Eventualitäten, um das kurz zu umschreiben...
Bestes Beispiel hierfür war der tragische Unfall der "Concorde". Das Flugzeug befand sich noch am Boden, als der Tower per Funk rief "Feuer, sie haben Feuer am Heck, Startabbruch!" Leider musste der PNF antworten "negativ, wir sind schon über v1", worauf der Tower die Concorde anwies,nach dem Abheben eine sofortige Umkehrkurve zurück zum Flughafen zu fliegen. Noch im ersten Steigen verlor die Concorde aber erheblich an Leistung, die eine Umkehr unmöglich machte. Die Piloten versuchten noch den benachbarten Flughafen "Le Bourget" zu erreichen - was keine volle 360-Grad Umdrehung benötigt hätte, und deswegen noch kürzer als die Rückkehr zum Startplatz gewesen wäre. Wie allgemein bekannt sein dürfte, hat es auch dazu nicht mehr gereicht...
[Edit] Orthografie