Airdinger
Mitglied
Das überregionale & internationale Mischwaren Umschlag Center - eine (un)wahre Geschichte... :think: :whistle:
...
Es war einmal in einem Millionendorf im Süden eines wohlhabenden Landes. in diesem war ein überregionales Einkaufszentrum am Ostrand des Stadtgebietes angesiedelt. Dieses überregionale Mischwaren Umschlag Center (kurz: MUC) erfreute sich zunehmender Beliebtheit bei Lieferanten und bei Kunden, konnte aber lokal nicht erweitern. Zudem wurde es von den Anwohnern aufgrund des zunehmenden Liefer- und Besuchervekehrs im Millionendorf nur wenig geschätzt. Besonders ungünstig aber - dieser Markt hatte nur eine Kasse, was oft zu langen Wartezeiten führte. Platz für zusätzliche neue Kassen gab es am Rand des Millionendorfes nicht.
Deshalb suchten die Dorfväter nach einer Möglichkeit, dieses überregionale Einkaufszentrum in ein weniger stark besiedeltes Gebiet ausserhalb des Millionendorfes zu verlagern. Die jahrelange Suche gestaltete sich schwierig, doch schließlich fand man eine Region im Nordosten, die zwischen zwei ländlich orientierten Regionen lag.
Die eine Region war eher traditionsbewußt und neuem gegenüber wenig aufgeschlossen, im Umland war sie wegen der Sturheit ihrer Einwohner bekannt als das Land der 'Eisigen'. Die andere Region, war zwar auch sehr bodenständig, aber insgesamt eher pragmatisch veranlagt und neuem gegenüber durchaus aufgeschlossen, die Region war bekannt als das Land der 'Erdigen'.
Nach reiflichen Überlegungen plante man im Grenzgebiet zwischen diesen Regionen einen neues überregionales Mischwaren Umschlag Center, welches, um zukünftigem Wachstum gewachsen zu sein, mit vier Kassen ausgestattet werden sollte - zwei grosse Hauptkassen für grosse Einkäufe, und zwei weitere Nebenkassen für Kleineinkäufe.
Doch dies erschien den Bewohnern in der Umgebung überdimensioniert. Speziell den mit ökologischer Bionahrung aufgezogenen sog. 'Mageren', die verteilt in allen Regionen lebten, behagte das gar nicht. Sie forderten, dass Kleineinkäufe in anderen, regionalen Märkten getätigt werden sollten, und dass im neuen überregionalen Markt nur die Grosseinkäufer zugelassen werden sollten, um so die Belastung der Anwohner durch Liefer- und Besucherverkehr zu minimieren. Dies setzten sie nach langjährigen gerichtlichen Streitigkeiten auch so durch.
So wurde 15 Jahre später das neue Einkaufszentrum mit nunmehr zwei Grosskassen und einer sehr langen Ladentheke mit fünf regionalen Marktbereichen 'A' bis 'E', weit abseits des Millionendorfes eröffnet. Für spezielle, exotische Bedürfnisse, gab es auch eine weitere, etwas abseits gelegene Theke 'F', zu der nicht jeder Kunde Zutritt bekam. Zudem wurde zur Enlastung der bis dahin kaum vorhandenen Verbindungsstrassen eine Bummelbahn zur Verbindung mit dem Millionendorf eingerichtet... optional mit zukünftiger Anbindung an die Regionen der 'Eisigen' und der 'Erdigen', evtl. sogar darüber hinaus.
Die Kapazität des Einkaufsmarktes war so ausgelegt, dass im Zweikassensystem theoretisch bis zu 65 Einkaufswagen pro Stunde bearbeitet und abgerechnet werden konnten. Damit sollten die Grosseinkäufer in die Lage versetzt werden, bei Sammeleinkäufen Waren für bis zu 25 Millionen Kunden pro Jahr besorgen zu können.
Dieser Markt entwickelte sich genau wie die Bevölkerung um ihn herum ziemlich prächtig, so dass die eine Ladentheke langsam nicht mehr ausreichte, um die Einkaufswagen aller Grosseinkäufer zeitgleich zu füllen.
Darum baute man nach einigem Ringen, aber letztendlich doch fast einvernehmlich mit den 'Eisigen' und den 'Erdigen' eine zweite, etwas grössere Ladentheke mit den Bereichen 'G' und 'H' für überregionale und internationale Feinkost. Zudem überlegte man eine schnelle Verbindung ins Millionendorf, mit der man sehr komfortabel reisen, ja geradezu schweben könnte.
Doch den minimalistisch orientierten 'Mageren' schmeckten weder die immer länger werdenden Anfahrtswege für Lieferanten, noch die aus immer weiter entfernten Regionen kommenden, zum Teil übergewichtigen Kunden. Zudem mochte der Gedanke des feudalen Schwebens den sparsam veranlagten 'Mageren' so gar nicht gefallen... daraus durfte nichts werden.
Immerhin konnte durch eine Modernisierung der Kassen mit neuester Scannertechnik & Co. über die Zeit der planbare Durchsatz der beiden Kassen auf 90 Grosseinkaufswagen pro Stunde gesteigert werden, doch trotzdem kam es in den Haupteinkaufszeiten immer häufiger zu Warteschlangen.
Während das Wachstum und der zunehmende Wohlstand der Region die 'Eisigen' im Norden dazu bewog, permanent über verstopfte Strassen und über den Zuzug in der Region zu jammern und gegen weiteres Wachstum zu protestieren, versuchten die 'Erdigen' im Süden, pragmatisch bodenständig wie sie nun einmal waren, durch die Schaffung von Frachtumschlagplätzen und von Wartehotels für Kunden der Großeinkäufer einerseits die Lage zu entschärfen, und andererseits vom Handel zu profitieren.
Die minimale Warensammelzeit von 30 Minuten im Markt (MCT - Minimum Collection Time), wurde aber immer häufiger durch Verspätungen an den beiden Kassen kaputt gemacht... speziell dann, wenn es Probleme durch Sonderwünsche von Kunden (wie das Verpacken von Geschenken in der Weihnachtszeit) oder Wartezeiten beim stündlichen Wechsel der Kassenrolle oder beim Ausfall eines Scanners gab. Einige Grosskunden und Lieferanten fingen an, auf andere internationale Einkaufszentren auszuweichen, da das Mischwaren Umschlag Center (MUC) den von Lieferanten und Kunden gewünschten Durchsatz zu den Haupteinkaufszeiten nicht mehr gewährleisten konnte... und das obwohl man über die Zeit immer grössere Einkaufswagen einsetzte. Mit dem Bau einer Zusatztheke zur zweiten Theke wollte man das Füllen der Grosseinkaufswagen zukünftig nochmals beschleunigen um so zumindest schneller in den Stau an einer der Kassen zu kommen... leider velängerte sich während der Bauarbeiten die Minimum Collection Time für diese Zeit sogar auf 40 Minuten.
Da effizientere Theken und eine Optimierung der Kassenverfahren alleine nicht ausreichen würden, überlegten die Väter des Millionendorfes, die Väter der Umlandregion, ja sogar die Väter des Landes zusammen, im Mischwaren Umschlag Center (MUC) eine dritte Kasse zu bauen und zu eröffnen. So sollte der Durchsatz zu den Hauptgeschäftszeiten (mittlerweile war man zu 8 bis 10 Stunden pro Tag am Anschlag der Kassenkapazität) von bislang 90 planbar abrechenbare Einkaufswagen auf zukünftig 120 planbar abrechenbare Einkaufswagen pro Stunde erhöht werden.
Doch die Anwohner in der näheren Umgebung, speziell die Gruppe der 'Mageren' erfreute das wieder so gar nicht. Sie befürchteten stärkeren Lieferanten- und Zubringerverkehr im Umland (theoretisch bis zu 500 Lieferantendurchfahrten im südlich Teil der Region der 'Eisigen', die direkt an der Nordseite des Einkaufszentrums angebaut ('attached') ist) und sie befürchteten mehr Mitarbeiter im Einkaufszentrum, was zu Wohnungsnot führen konnte, wenn man sich -wie bisher- weigern würde, weiteren Wohnraum und dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen.
Die 'Mageren' hatten ausserdem berechnet, dass es durch Einsatz noch grösserer Einkaufswagen und durch bessere Nutzung der Randzeiten (Kassen- und Einkaufszentrumsöffnung von 06:00 Uhr bis 23:00 Uhr von Montag bis Sonntag) zukünftig möglich sei, bis zu 460.000 Einkaufswagen pro Jahr planbar an zwei Kassen abzurechnen und dass die Grosskunden somit noch vielmehr Endkunden versorgen könnten.
Zudem würde laut eigener Prognose einerseits die Kaufkraft in der Region zukünftig nachlassen und andererseits würden die Preise so weit steigen, dass auch in Zukunft nicht mehr eingekauft würde und somit nicht mehr Kassen benötigt würden, zumal man mit bislang 410.000 abgerechneten Einkaufswagen pro Jahr noch längst nicht am Limit von theoretisch 460.000 abrechenbaren Einkaufswagen war. Überdies wäre das Einkaufszentrum ursprünglich für regionale Waren gebaut worden und man könnte auf mehr internationale Ware auch gerne verzichten.
Die Betreiber des Einkaufszentrums wiederum argumentierten, dass die theoretische Kapazität von 460.000 planbar abrechenbaren Einkaufswagen pro Jahr wenig helfe, wenn man in den täglich 8 bis 10 Stunden Haupteinkaufszeit massiv Lieferanten und Kunden an andere Märkte verliere, da diese im Mischwaren Umschlag Center (MUC) in dieser wichtigsten Zeit des Tages nicht bedient werden könnten. Dazu bräuchte man in den Haupteinkaufszeiten nunmal 120 planbar abrechenbare Einkaufswagen pro Stunde, die theoretisch verfügbare Kapazität in den Randzeiten wäre nicht hilfreich.
Als Grund gaben sie an, dass es zum einen sehr schwierig sei, die Geschäftskunden überhaupt in Randzeiten zu locken, zum anderen bereiteten die Randzeiten in der Praxis Probleme:
z.B. bräuchten auch Kunden die tatsächlich um 05:00 Uhr den Markt betreten würden mind. 30 Minuten Zeit für den Einkauf und könnten dadurch in der Praxis die seit 05:00 Uhr geöffnete Kasse frühestens gegen 05:30 nutzen - zudem wäre um diese Zeit der Wagen nie voll (und der Einkauf unwirtschaftlich)... selbiges mit Kunden am späten Abend... wer am Abend nach 22:00 Uhr ins Einkaufszentrum kommt, schafft es häufig nicht den Wagen vollständig zu füllen und zudem bis um 23:00 Uhr durch die Kasse zu kommen. Wegen gesetzlicher Nachtkassenschließzeit müssten solche Kunden dann entweder im Markt in Feldbetten übernachten oder aber in benachbarten Hotels. Daher würden diese Randzeiten keinen wirklichen Sinn machen. Und Sonntags kämen ohnehin kaum Geschäftskunden.
Doch das interessierte die 'Mageren' nicht - sie pochten darauf, dass noch ungenutzte Kapazität bestehen würde, und dass die Randzeiten durchaus nutzbar wären. z.B. könnten auf Feldbetten übernachtende Kunden schon ab 05.00 Uhr die Kassen nutzen, es fehle nur am Willen. Solange die bestehenden Kassen nicht zu mehr als 88% des Jahres wirklich am Anschlag betrieben würden, bräuchte man keine dritte Kasse. Längere Wartezeiten an den bestehenden zwei Kassen wären zudem durchaus zumutbar.
Da keine Einigung erzielbar war, initiierten die 'Mageren' ein Bürgerbegehren und die Väter des Millionendorfes einen Ratsentscheid im Millionendorf. Dieser sollte helfen herauszufinden, ob man zum Nutzen der Kunden aus dem Millionendorf und aus aus der weiteren Region eine dritte Kasse im überregionalen, internationalen Einkaufszentrum bauen sollte, oder ob man sich doch dem Unwillen der 'Mageren' und der vom Verkehr betroffenen, im Norden des Zentrums angebauten, 'Eisigen' beugen soll.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.
Guten Rutsch und ein frohes neues Jahr,
der Airdinger von den 'Erdigen'.
P.S. Evtl. namentliche Ähnlichkeiten und Analogien mit existierenden Regionen, Einrichtungen und Menschen sind weder zufällig, noch beabsichtigt, sondern ganz einfach unvermeidbar.
P.P.S. Die Story kam mir in den Sinn, weil ich heute bei ALDI und Kaufland einkaufen war...
Bei ALDI bedarfsgesteuert: "Liebe Kunden, wir öffnen Kasse 'N' für Sie", ... "Liebe Kunden, Kasse 'M' schließt. Bitte nicht mehr auflegen." - Bandbreite dabei 1 bis 4.
Kaufland wirbt sogar mit Gutscheinen, wenn man länger als 'X' Minuten an der Kasse warten mußte und aber nicht alle Kassen geöffnet waren... typisch 3 bis 5 Kassen offen, 12 Kassen vorhanden.
Man stelle sich vor, in Supermärkten dürften weitere Kassen weder existieren, noch (bedarfsgerecht) geöffnet werden, solange es nachweislich Betriebszeiten gibt, zu denen nicht alle bestehenden Kassen ausgelastet sind!
Bei Supermärkten undenkbar... :eyeb:
...
Es war einmal in einem Millionendorf im Süden eines wohlhabenden Landes. in diesem war ein überregionales Einkaufszentrum am Ostrand des Stadtgebietes angesiedelt. Dieses überregionale Mischwaren Umschlag Center (kurz: MUC) erfreute sich zunehmender Beliebtheit bei Lieferanten und bei Kunden, konnte aber lokal nicht erweitern. Zudem wurde es von den Anwohnern aufgrund des zunehmenden Liefer- und Besuchervekehrs im Millionendorf nur wenig geschätzt. Besonders ungünstig aber - dieser Markt hatte nur eine Kasse, was oft zu langen Wartezeiten führte. Platz für zusätzliche neue Kassen gab es am Rand des Millionendorfes nicht.
Deshalb suchten die Dorfväter nach einer Möglichkeit, dieses überregionale Einkaufszentrum in ein weniger stark besiedeltes Gebiet ausserhalb des Millionendorfes zu verlagern. Die jahrelange Suche gestaltete sich schwierig, doch schließlich fand man eine Region im Nordosten, die zwischen zwei ländlich orientierten Regionen lag.
Die eine Region war eher traditionsbewußt und neuem gegenüber wenig aufgeschlossen, im Umland war sie wegen der Sturheit ihrer Einwohner bekannt als das Land der 'Eisigen'. Die andere Region, war zwar auch sehr bodenständig, aber insgesamt eher pragmatisch veranlagt und neuem gegenüber durchaus aufgeschlossen, die Region war bekannt als das Land der 'Erdigen'.
Nach reiflichen Überlegungen plante man im Grenzgebiet zwischen diesen Regionen einen neues überregionales Mischwaren Umschlag Center, welches, um zukünftigem Wachstum gewachsen zu sein, mit vier Kassen ausgestattet werden sollte - zwei grosse Hauptkassen für grosse Einkäufe, und zwei weitere Nebenkassen für Kleineinkäufe.
Doch dies erschien den Bewohnern in der Umgebung überdimensioniert. Speziell den mit ökologischer Bionahrung aufgezogenen sog. 'Mageren', die verteilt in allen Regionen lebten, behagte das gar nicht. Sie forderten, dass Kleineinkäufe in anderen, regionalen Märkten getätigt werden sollten, und dass im neuen überregionalen Markt nur die Grosseinkäufer zugelassen werden sollten, um so die Belastung der Anwohner durch Liefer- und Besucherverkehr zu minimieren. Dies setzten sie nach langjährigen gerichtlichen Streitigkeiten auch so durch.
So wurde 15 Jahre später das neue Einkaufszentrum mit nunmehr zwei Grosskassen und einer sehr langen Ladentheke mit fünf regionalen Marktbereichen 'A' bis 'E', weit abseits des Millionendorfes eröffnet. Für spezielle, exotische Bedürfnisse, gab es auch eine weitere, etwas abseits gelegene Theke 'F', zu der nicht jeder Kunde Zutritt bekam. Zudem wurde zur Enlastung der bis dahin kaum vorhandenen Verbindungsstrassen eine Bummelbahn zur Verbindung mit dem Millionendorf eingerichtet... optional mit zukünftiger Anbindung an die Regionen der 'Eisigen' und der 'Erdigen', evtl. sogar darüber hinaus.
Die Kapazität des Einkaufsmarktes war so ausgelegt, dass im Zweikassensystem theoretisch bis zu 65 Einkaufswagen pro Stunde bearbeitet und abgerechnet werden konnten. Damit sollten die Grosseinkäufer in die Lage versetzt werden, bei Sammeleinkäufen Waren für bis zu 25 Millionen Kunden pro Jahr besorgen zu können.
Dieser Markt entwickelte sich genau wie die Bevölkerung um ihn herum ziemlich prächtig, so dass die eine Ladentheke langsam nicht mehr ausreichte, um die Einkaufswagen aller Grosseinkäufer zeitgleich zu füllen.
Darum baute man nach einigem Ringen, aber letztendlich doch fast einvernehmlich mit den 'Eisigen' und den 'Erdigen' eine zweite, etwas grössere Ladentheke mit den Bereichen 'G' und 'H' für überregionale und internationale Feinkost. Zudem überlegte man eine schnelle Verbindung ins Millionendorf, mit der man sehr komfortabel reisen, ja geradezu schweben könnte.
Doch den minimalistisch orientierten 'Mageren' schmeckten weder die immer länger werdenden Anfahrtswege für Lieferanten, noch die aus immer weiter entfernten Regionen kommenden, zum Teil übergewichtigen Kunden. Zudem mochte der Gedanke des feudalen Schwebens den sparsam veranlagten 'Mageren' so gar nicht gefallen... daraus durfte nichts werden.
Immerhin konnte durch eine Modernisierung der Kassen mit neuester Scannertechnik & Co. über die Zeit der planbare Durchsatz der beiden Kassen auf 90 Grosseinkaufswagen pro Stunde gesteigert werden, doch trotzdem kam es in den Haupteinkaufszeiten immer häufiger zu Warteschlangen.
Während das Wachstum und der zunehmende Wohlstand der Region die 'Eisigen' im Norden dazu bewog, permanent über verstopfte Strassen und über den Zuzug in der Region zu jammern und gegen weiteres Wachstum zu protestieren, versuchten die 'Erdigen' im Süden, pragmatisch bodenständig wie sie nun einmal waren, durch die Schaffung von Frachtumschlagplätzen und von Wartehotels für Kunden der Großeinkäufer einerseits die Lage zu entschärfen, und andererseits vom Handel zu profitieren.
Die minimale Warensammelzeit von 30 Minuten im Markt (MCT - Minimum Collection Time), wurde aber immer häufiger durch Verspätungen an den beiden Kassen kaputt gemacht... speziell dann, wenn es Probleme durch Sonderwünsche von Kunden (wie das Verpacken von Geschenken in der Weihnachtszeit) oder Wartezeiten beim stündlichen Wechsel der Kassenrolle oder beim Ausfall eines Scanners gab. Einige Grosskunden und Lieferanten fingen an, auf andere internationale Einkaufszentren auszuweichen, da das Mischwaren Umschlag Center (MUC) den von Lieferanten und Kunden gewünschten Durchsatz zu den Haupteinkaufszeiten nicht mehr gewährleisten konnte... und das obwohl man über die Zeit immer grössere Einkaufswagen einsetzte. Mit dem Bau einer Zusatztheke zur zweiten Theke wollte man das Füllen der Grosseinkaufswagen zukünftig nochmals beschleunigen um so zumindest schneller in den Stau an einer der Kassen zu kommen... leider velängerte sich während der Bauarbeiten die Minimum Collection Time für diese Zeit sogar auf 40 Minuten.
Da effizientere Theken und eine Optimierung der Kassenverfahren alleine nicht ausreichen würden, überlegten die Väter des Millionendorfes, die Väter der Umlandregion, ja sogar die Väter des Landes zusammen, im Mischwaren Umschlag Center (MUC) eine dritte Kasse zu bauen und zu eröffnen. So sollte der Durchsatz zu den Hauptgeschäftszeiten (mittlerweile war man zu 8 bis 10 Stunden pro Tag am Anschlag der Kassenkapazität) von bislang 90 planbar abrechenbare Einkaufswagen auf zukünftig 120 planbar abrechenbare Einkaufswagen pro Stunde erhöht werden.
Doch die Anwohner in der näheren Umgebung, speziell die Gruppe der 'Mageren' erfreute das wieder so gar nicht. Sie befürchteten stärkeren Lieferanten- und Zubringerverkehr im Umland (theoretisch bis zu 500 Lieferantendurchfahrten im südlich Teil der Region der 'Eisigen', die direkt an der Nordseite des Einkaufszentrums angebaut ('attached') ist) und sie befürchteten mehr Mitarbeiter im Einkaufszentrum, was zu Wohnungsnot führen konnte, wenn man sich -wie bisher- weigern würde, weiteren Wohnraum und dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen.
Die 'Mageren' hatten ausserdem berechnet, dass es durch Einsatz noch grösserer Einkaufswagen und durch bessere Nutzung der Randzeiten (Kassen- und Einkaufszentrumsöffnung von 06:00 Uhr bis 23:00 Uhr von Montag bis Sonntag) zukünftig möglich sei, bis zu 460.000 Einkaufswagen pro Jahr planbar an zwei Kassen abzurechnen und dass die Grosskunden somit noch vielmehr Endkunden versorgen könnten.
Zudem würde laut eigener Prognose einerseits die Kaufkraft in der Region zukünftig nachlassen und andererseits würden die Preise so weit steigen, dass auch in Zukunft nicht mehr eingekauft würde und somit nicht mehr Kassen benötigt würden, zumal man mit bislang 410.000 abgerechneten Einkaufswagen pro Jahr noch längst nicht am Limit von theoretisch 460.000 abrechenbaren Einkaufswagen war. Überdies wäre das Einkaufszentrum ursprünglich für regionale Waren gebaut worden und man könnte auf mehr internationale Ware auch gerne verzichten.
Die Betreiber des Einkaufszentrums wiederum argumentierten, dass die theoretische Kapazität von 460.000 planbar abrechenbaren Einkaufswagen pro Jahr wenig helfe, wenn man in den täglich 8 bis 10 Stunden Haupteinkaufszeit massiv Lieferanten und Kunden an andere Märkte verliere, da diese im Mischwaren Umschlag Center (MUC) in dieser wichtigsten Zeit des Tages nicht bedient werden könnten. Dazu bräuchte man in den Haupteinkaufszeiten nunmal 120 planbar abrechenbare Einkaufswagen pro Stunde, die theoretisch verfügbare Kapazität in den Randzeiten wäre nicht hilfreich.
Als Grund gaben sie an, dass es zum einen sehr schwierig sei, die Geschäftskunden überhaupt in Randzeiten zu locken, zum anderen bereiteten die Randzeiten in der Praxis Probleme:
z.B. bräuchten auch Kunden die tatsächlich um 05:00 Uhr den Markt betreten würden mind. 30 Minuten Zeit für den Einkauf und könnten dadurch in der Praxis die seit 05:00 Uhr geöffnete Kasse frühestens gegen 05:30 nutzen - zudem wäre um diese Zeit der Wagen nie voll (und der Einkauf unwirtschaftlich)... selbiges mit Kunden am späten Abend... wer am Abend nach 22:00 Uhr ins Einkaufszentrum kommt, schafft es häufig nicht den Wagen vollständig zu füllen und zudem bis um 23:00 Uhr durch die Kasse zu kommen. Wegen gesetzlicher Nachtkassenschließzeit müssten solche Kunden dann entweder im Markt in Feldbetten übernachten oder aber in benachbarten Hotels. Daher würden diese Randzeiten keinen wirklichen Sinn machen. Und Sonntags kämen ohnehin kaum Geschäftskunden.
Doch das interessierte die 'Mageren' nicht - sie pochten darauf, dass noch ungenutzte Kapazität bestehen würde, und dass die Randzeiten durchaus nutzbar wären. z.B. könnten auf Feldbetten übernachtende Kunden schon ab 05.00 Uhr die Kassen nutzen, es fehle nur am Willen. Solange die bestehenden Kassen nicht zu mehr als 88% des Jahres wirklich am Anschlag betrieben würden, bräuchte man keine dritte Kasse. Längere Wartezeiten an den bestehenden zwei Kassen wären zudem durchaus zumutbar.
Da keine Einigung erzielbar war, initiierten die 'Mageren' ein Bürgerbegehren und die Väter des Millionendorfes einen Ratsentscheid im Millionendorf. Dieser sollte helfen herauszufinden, ob man zum Nutzen der Kunden aus dem Millionendorf und aus aus der weiteren Region eine dritte Kasse im überregionalen, internationalen Einkaufszentrum bauen sollte, oder ob man sich doch dem Unwillen der 'Mageren' und der vom Verkehr betroffenen, im Norden des Zentrums angebauten, 'Eisigen' beugen soll.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.
Guten Rutsch und ein frohes neues Jahr,
der Airdinger von den 'Erdigen'.
P.S. Evtl. namentliche Ähnlichkeiten und Analogien mit existierenden Regionen, Einrichtungen und Menschen sind weder zufällig, noch beabsichtigt, sondern ganz einfach unvermeidbar.
P.P.S. Die Story kam mir in den Sinn, weil ich heute bei ALDI und Kaufland einkaufen war...
Bei ALDI bedarfsgesteuert: "Liebe Kunden, wir öffnen Kasse 'N' für Sie", ... "Liebe Kunden, Kasse 'M' schließt. Bitte nicht mehr auflegen." - Bandbreite dabei 1 bis 4.
Kaufland wirbt sogar mit Gutscheinen, wenn man länger als 'X' Minuten an der Kasse warten mußte und aber nicht alle Kassen geöffnet waren... typisch 3 bis 5 Kassen offen, 12 Kassen vorhanden.
Man stelle sich vor, in Supermärkten dürften weitere Kassen weder existieren, noch (bedarfsgerecht) geöffnet werden, solange es nachweislich Betriebszeiten gibt, zu denen nicht alle bestehenden Kassen ausgelastet sind!
Bei Supermärkten undenkbar... :eyeb: