Das überregionale & internationale Mischwaren Umschlag Center

Airdinger

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Das überregionale & internationale Mischwaren Umschlag Center - eine (un)wahre Geschichte... :think: :whistle:

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Es war einmal in einem Millionendorf im Süden eines wohlhabenden Landes. in diesem war ein überregionales Einkaufszentrum am Ostrand des Stadtgebietes angesiedelt. Dieses überregionale Mischwaren Umschlag Center (kurz: MUC) erfreute sich zunehmender Beliebtheit bei Lieferanten und bei Kunden, konnte aber lokal nicht erweitern. Zudem wurde es von den Anwohnern aufgrund des zunehmenden Liefer- und Besuchervekehrs im Millionendorf nur wenig geschätzt. Besonders ungünstig aber - dieser Markt hatte nur eine Kasse, was oft zu langen Wartezeiten führte. Platz für zusätzliche neue Kassen gab es am Rand des Millionendorfes nicht.

Deshalb suchten die Dorfväter nach einer Möglichkeit, dieses überregionale Einkaufszentrum in ein weniger stark besiedeltes Gebiet ausserhalb des Millionendorfes zu verlagern. Die jahrelange Suche gestaltete sich schwierig, doch schließlich fand man eine Region im Nordosten, die zwischen zwei ländlich orientierten Regionen lag.

Die eine Region war eher traditionsbewußt und neuem gegenüber wenig aufgeschlossen, im Umland war sie wegen der Sturheit ihrer Einwohner bekannt als das Land der 'Eisigen'. Die andere Region, war zwar auch sehr bodenständig, aber insgesamt eher pragmatisch veranlagt und neuem gegenüber durchaus aufgeschlossen, die Region war bekannt als das Land der 'Erdigen'.

Nach reiflichen Überlegungen plante man im Grenzgebiet zwischen diesen Regionen einen neues überregionales Mischwaren Umschlag Center, welches, um zukünftigem Wachstum gewachsen zu sein, mit vier Kassen ausgestattet werden sollte - zwei grosse Hauptkassen für grosse Einkäufe, und zwei weitere Nebenkassen für Kleineinkäufe.

Doch dies erschien den Bewohnern in der Umgebung überdimensioniert. Speziell den mit ökologischer Bionahrung aufgezogenen sog. 'Mageren', die verteilt in allen Regionen lebten, behagte das gar nicht. Sie forderten, dass Kleineinkäufe in anderen, regionalen Märkten getätigt werden sollten, und dass im neuen überregionalen Markt nur die Grosseinkäufer zugelassen werden sollten, um so die Belastung der Anwohner durch Liefer- und Besucherverkehr zu minimieren. Dies setzten sie nach langjährigen gerichtlichen Streitigkeiten auch so durch.

So wurde 15 Jahre später das neue Einkaufszentrum mit nunmehr zwei Grosskassen und einer sehr langen Ladentheke mit fünf regionalen Marktbereichen 'A' bis 'E', weit abseits des Millionendorfes eröffnet. Für spezielle, exotische Bedürfnisse, gab es auch eine weitere, etwas abseits gelegene Theke 'F', zu der nicht jeder Kunde Zutritt bekam. Zudem wurde zur Enlastung der bis dahin kaum vorhandenen Verbindungsstrassen eine Bummelbahn zur Verbindung mit dem Millionendorf eingerichtet... optional mit zukünftiger Anbindung an die Regionen der 'Eisigen' und der 'Erdigen', evtl. sogar darüber hinaus.

Die Kapazität des Einkaufsmarktes war so ausgelegt, dass im Zweikassensystem theoretisch bis zu 65 Einkaufswagen pro Stunde bearbeitet und abgerechnet werden konnten. Damit sollten die Grosseinkäufer in die Lage versetzt werden, bei Sammeleinkäufen Waren für bis zu 25 Millionen Kunden pro Jahr besorgen zu können.

Dieser Markt entwickelte sich genau wie die Bevölkerung um ihn herum ziemlich prächtig, so dass die eine Ladentheke langsam nicht mehr ausreichte, um die Einkaufswagen aller Grosseinkäufer zeitgleich zu füllen.

Darum baute man nach einigem Ringen, aber letztendlich doch fast einvernehmlich mit den 'Eisigen' und den 'Erdigen' eine zweite, etwas grössere Ladentheke mit den Bereichen 'G' und 'H' für überregionale und internationale Feinkost. Zudem überlegte man eine schnelle Verbindung ins Millionendorf, mit der man sehr komfortabel reisen, ja geradezu schweben könnte.

Doch den minimalistisch orientierten 'Mageren' schmeckten weder die immer länger werdenden Anfahrtswege für Lieferanten, noch die aus immer weiter entfernten Regionen kommenden, zum Teil übergewichtigen Kunden. Zudem mochte der Gedanke des feudalen Schwebens den sparsam veranlagten 'Mageren' so gar nicht gefallen... daraus durfte nichts werden.

Immerhin konnte durch eine Modernisierung der Kassen mit neuester Scannertechnik & Co. über die Zeit der planbare Durchsatz der beiden Kassen auf 90 Grosseinkaufswagen pro Stunde gesteigert werden, doch trotzdem kam es in den Haupteinkaufszeiten immer häufiger zu Warteschlangen.

Während das Wachstum und der zunehmende Wohlstand der Region die 'Eisigen' im Norden dazu bewog, permanent über verstopfte Strassen und über den Zuzug in der Region zu jammern und gegen weiteres Wachstum zu protestieren, versuchten die 'Erdigen' im Süden, pragmatisch bodenständig wie sie nun einmal waren, durch die Schaffung von Frachtumschlagplätzen und von Wartehotels für Kunden der Großeinkäufer einerseits die Lage zu entschärfen, und andererseits vom Handel zu profitieren.

Die minimale Warensammelzeit von 30 Minuten im Markt (MCT - Minimum Collection Time), wurde aber immer häufiger durch Verspätungen an den beiden Kassen kaputt gemacht... speziell dann, wenn es Probleme durch Sonderwünsche von Kunden (wie das Verpacken von Geschenken in der Weihnachtszeit) oder Wartezeiten beim stündlichen Wechsel der Kassenrolle oder beim Ausfall eines Scanners gab. Einige Grosskunden und Lieferanten fingen an, auf andere internationale Einkaufszentren auszuweichen, da das Mischwaren Umschlag Center (MUC) den von Lieferanten und Kunden gewünschten Durchsatz zu den Haupteinkaufszeiten nicht mehr gewährleisten konnte... und das obwohl man über die Zeit immer grössere Einkaufswagen einsetzte. Mit dem Bau einer Zusatztheke zur zweiten Theke wollte man das Füllen der Grosseinkaufswagen zukünftig nochmals beschleunigen um so zumindest schneller in den Stau an einer der Kassen zu kommen... leider velängerte sich während der Bauarbeiten die Minimum Collection Time für diese Zeit sogar auf 40 Minuten.

Da effizientere Theken und eine Optimierung der Kassenverfahren alleine nicht ausreichen würden, überlegten die Väter des Millionendorfes, die Väter der Umlandregion, ja sogar die Väter des Landes zusammen, im Mischwaren Umschlag Center (MUC) eine dritte Kasse zu bauen und zu eröffnen. So sollte der Durchsatz zu den Hauptgeschäftszeiten (mittlerweile war man zu 8 bis 10 Stunden pro Tag am Anschlag der Kassenkapazität) von bislang 90 planbar abrechenbare Einkaufswagen auf zukünftig 120 planbar abrechenbare Einkaufswagen pro Stunde erhöht werden.

Doch die Anwohner in der näheren Umgebung, speziell die Gruppe der 'Mageren' erfreute das wieder so gar nicht. Sie befürchteten stärkeren Lieferanten- und Zubringerverkehr im Umland (theoretisch bis zu 500 Lieferantendurchfahrten im südlich Teil der Region der 'Eisigen', die direkt an der Nordseite des Einkaufszentrums angebaut ('attached') ist) und sie befürchteten mehr Mitarbeiter im Einkaufszentrum, was zu Wohnungsnot führen konnte, wenn man sich -wie bisher- weigern würde, weiteren Wohnraum und dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen.

Die 'Mageren' hatten ausserdem berechnet, dass es durch Einsatz noch grösserer Einkaufswagen und durch bessere Nutzung der Randzeiten (Kassen- und Einkaufszentrumsöffnung von 06:00 Uhr bis 23:00 Uhr von Montag bis Sonntag) zukünftig möglich sei, bis zu 460.000 Einkaufswagen pro Jahr planbar an zwei Kassen abzurechnen und dass die Grosskunden somit noch vielmehr Endkunden versorgen könnten.

Zudem würde laut eigener Prognose einerseits die Kaufkraft in der Region zukünftig nachlassen und andererseits würden die Preise so weit steigen, dass auch in Zukunft nicht mehr eingekauft würde und somit nicht mehr Kassen benötigt würden, zumal man mit bislang 410.000 abgerechneten Einkaufswagen pro Jahr noch längst nicht am Limit von theoretisch 460.000 abrechenbaren Einkaufswagen war. Überdies wäre das Einkaufszentrum ursprünglich für regionale Waren gebaut worden und man könnte auf mehr internationale Ware auch gerne verzichten.

Die Betreiber des Einkaufszentrums wiederum argumentierten, dass die theoretische Kapazität von 460.000 planbar abrechenbaren Einkaufswagen pro Jahr wenig helfe, wenn man in den täglich 8 bis 10 Stunden Haupteinkaufszeit massiv Lieferanten und Kunden an andere Märkte verliere, da diese im Mischwaren Umschlag Center (MUC) in dieser wichtigsten Zeit des Tages nicht bedient werden könnten. Dazu bräuchte man in den Haupteinkaufszeiten nunmal 120 planbar abrechenbare Einkaufswagen pro Stunde, die theoretisch verfügbare Kapazität in den Randzeiten wäre nicht hilfreich.

Als Grund gaben sie an, dass es zum einen sehr schwierig sei, die Geschäftskunden überhaupt in Randzeiten zu locken, zum anderen bereiteten die Randzeiten in der Praxis Probleme:
z.B. bräuchten auch Kunden die tatsächlich um 05:00 Uhr den Markt betreten würden mind. 30 Minuten Zeit für den Einkauf und könnten dadurch in der Praxis die seit 05:00 Uhr geöffnete Kasse frühestens gegen 05:30 nutzen - zudem wäre um diese Zeit der Wagen nie voll (und der Einkauf unwirtschaftlich)... selbiges mit Kunden am späten Abend... wer am Abend nach 22:00 Uhr ins Einkaufszentrum kommt, schafft es häufig nicht den Wagen vollständig zu füllen und zudem bis um 23:00 Uhr durch die Kasse zu kommen. Wegen gesetzlicher Nachtkassenschließzeit müssten solche Kunden dann entweder im Markt in Feldbetten übernachten oder aber in benachbarten Hotels. Daher würden diese Randzeiten keinen wirklichen Sinn machen. Und Sonntags kämen ohnehin kaum Geschäftskunden.

Doch das interessierte die 'Mageren' nicht - sie pochten darauf, dass noch ungenutzte Kapazität bestehen würde, und dass die Randzeiten durchaus nutzbar wären. z.B. könnten auf Feldbetten übernachtende Kunden schon ab 05.00 Uhr die Kassen nutzen, es fehle nur am Willen. Solange die bestehenden Kassen nicht zu mehr als 88% des Jahres wirklich am Anschlag betrieben würden, bräuchte man keine dritte Kasse. Längere Wartezeiten an den bestehenden zwei Kassen wären zudem durchaus zumutbar.

Da keine Einigung erzielbar war, initiierten die 'Mageren' ein Bürgerbegehren und die Väter des Millionendorfes einen Ratsentscheid im Millionendorf. Dieser sollte helfen herauszufinden, ob man zum Nutzen der Kunden aus dem Millionendorf und aus aus der weiteren Region eine dritte Kasse im überregionalen, internationalen Einkaufszentrum bauen sollte, oder ob man sich doch dem Unwillen der 'Mageren' und der vom Verkehr betroffenen, im Norden des Zentrums angebauten, 'Eisigen' beugen soll.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.

Guten Rutsch und ein frohes neues Jahr,
der Airdinger von den 'Erdigen'.
P.S. Evtl. namentliche Ähnlichkeiten und Analogien mit existierenden Regionen, Einrichtungen und Menschen sind weder zufällig, noch beabsichtigt, sondern ganz einfach unvermeidbar. :p
P.P.S. Die Story kam mir in den Sinn, weil ich heute bei ALDI und Kaufland einkaufen war...
Bei ALDI bedarfsgesteuert: "Liebe Kunden, wir öffnen Kasse 'N' für Sie", ... "Liebe Kunden, Kasse 'M' schließt. Bitte nicht mehr auflegen." - Bandbreite dabei 1 bis 4.
Kaufland wirbt sogar mit Gutscheinen, wenn man länger als 'X' Minuten an der Kasse warten mußte und aber nicht alle Kassen geöffnet waren... typisch 3 bis 5 Kassen offen, 12 Kassen vorhanden.
Man stelle sich vor, in Supermärkten dürften weitere Kassen weder existieren, noch (bedarfsgerecht) geöffnet werden, solange es nachweislich Betriebszeiten gibt, zu denen nicht alle bestehenden Kassen ausgelastet sind!
Bei Supermärkten undenkbar... :eyeb:
 
nettm wirklich sehr nett geschrieben. Nur ein wenig einseitig. Man sollte schon zugeben, daß die beiden Kassen trotz grösster Bemühungen noch immer recht laut tackern und ackern, und für die geplante dritte Kasse eben auch eine neue Zufahrt nötig wird, welche dummer weise genau dort hin müsste, wo die Eisigen einige ihrer sorgsam gehegten und gepflegten Rosenhaine angelegt haben. Die Eisigen hängen sehr an diesen Rosen, und ausgraben und woanders einpflanzen würde die empfindlichen Blüten unwiederbringlich zerstören. Selbt, wenn die Rosen der Zufahrt selbst nicht direkt im Wege stehen, so wird Kasse 3 dennoch so nah an den Rosen sein, daß deren Getacker so nerivg würde, daß ein gemütliches Betrachten der Rosen nicht mehr möglich wäre, ja selbt nru zum Giessen müsste man Ohrenschützer aufziehen.
Natürlich sind die Rosen nicht so einzigartig, daß man sie nicht komplett neu aufziehen könnte, an anderer Stelle. Aber es wäre eben nicht der der selbe Hain der schon von den Vätern und Grossvätern gehegt und gepflegt wurde, lange bevor an den Einkaufsmakrt auch nur gedacht wurde. Man hat sich zwar in den letzten zwanzig Jahren an den steten Lieferverkehr, und das Rattern der ersten beiden Kassen gewöhnt (und sicher auch von der Nähe zum Einkaufsmarkt profitiert) aber der Abnau und die Kasse 3 wird von den Traditionalisten unter der Eisigen einfach als zuviel des Guten empfunden, und kein Geld der Welt wird diesen Leuten den Verlust "ihrer" Pflanzen, die dort schon seit Generationen wuchsen, ersetzen können.
 
Ja, klar ist das einseitig.

Diese Story betrachtet nur die Seite derjenigen, die das Mischwaren Umschlag Center entweder benutzen wollen (die Grosseinkäufer bzw. die Lieferanten) und die Seite derjenigen die es betreiben und betriebswirtschaftlichen Gewinn daraus ziehen wollen. Die Beschäftigten und die vom Lieferverkehr betroffenen Anwohner sind in dieser Story eher im Hintergrund geblieben.

Mein eigentliches Ziel war der Vergleich von weiterer Durchsatzerhöhung aus zwei Blickwinkeln:
* einmal mathematisch / theoretisch mit der Anzahl der an den zwei Kassen planbar abrechenbaren Einkaufswagen pro Kalenderjahr und der Nutzung von Kapazitäten zu Zeiten wo diese in der Praxis wenig bis nichts wert sind
* einmal bedarfsbezogen mit der Anzahl der an zwei bzw. drei Kassen pro Stunde planbar abrechenbaren Einkaufswagen um den Bedarf zu den tagtäglich 8 bis 10 Stunden Haupteinkaufszeit zu befriedigen.

Diese beiden Ansätze sind einfach nicht vereinbar.
1. Die Grosskunden und die Lieferanten.
Diese wollen a) zu der für sie sinnvollen bzw. machbaren Zeit einkaufen und b) in dieser Haupteinkaufszeit nicht im Stau an der Kasse stehen, sondern das Einkaufszentrum zügig verlassen, wenn der Wagen voll ist.
Damit Kunden und Lieferanten nicht durch unvorhersehbare, lange Wartezeiten an den Kassen vergrault werden, hat der Marktleiter sich entschlossen seinen Markt zu koordinieren und nur Kunden mit vorheriger Terminvereinbarung regelmäßig in den Markt zu lassen. Wer keinen Termin hat muß warten wie beim Arzt und auf eine Lücke hoffen... genau wie Kunden die ihren Termin verpaßt haben und zu spät kommen.
Theoretisch könnten die beiden Kassen des Einkaufszentrums auch fast 100 Einkaufswagen pro Stunde abrechnen, gelegentlich wenn es sehr gut läuft sogar noch mehr. Trotzdem plant der Marktleiter nur 90 Termine pro Stunde, da er aus Erfahrung weiß, dass immer mal wieder Einzelkunden ohne Termin ankommen oder es irgendwie Probleme im Kassensystem gibt. Fällt auch nur eine Kasse für 30 oder gar 40 Minuten aus (z.B. Reinigung des Bodens im Winter), dann braucht er, wenn alle 90 Termine vergeben sind, viele Stunden um den entstehenden Stau wieder abzuarbeiten. Er hat ja bei Vollbetrieb kaum Luft um den Stau abzuarbeiten (nach 30 Minuten Kassenstopp dauert es bei Vollbetrieb 4,5 Std bis sich der Stau ganz auflöst, vorausgesetzt es gibt keine weiteren Zwischenfälle). Manchesmal muß er dann viele Kundentermine für den restlichen Tag ganz absagen, damit nicht alle noch länger warten müssen. Das gibt dann viel Stress, Klagen von den Kunden und es führt sowohl zu Umsatzverlusten als auch zu Zusatzkosten. Selbst 90 Termine pro Stunde sind daher bereits eine heikle Gratwanderung.

2. Die 'Eisigen' und 'Mageren' Anwohner.
Sie sind von den riesigen, laut polternden, zum Teil recht alten Einkaufswagen an den Kassen genervt. Sie sehen beim Gedanken an eine weitere Kasse nur eines - noch mehr laut polternde Einkaufswagen und noch mehr Lieferverkehr.
Deswegen werden sie nicht müde dem Marktleiter vorzurechnen, wie er seine beiden bestehenden Kassen besser nutzen und so auf eine dritte Kasse verzichten könnte. Die Argumente reichen von noch grösseren Einkaufswagen über bessere Nutzung von Tagesrandzeiten bis hin zu Terminvarianten wo die Kunden auch mal 3 Stunden im Einkaufszentrum warten müssen.
Zudem schlagen sie vor mit der Terminvergabe näher an die im perfekten Ablauf machbaren 100 Einkaufswagen pro Stunde zu gehen.
Dass der Betriebsablauf dann bei der kleinsten Störung kollabiert und sich den ganzen Tag nicht wieder erholen kann, das stört sie nicht weiter, denn a) ist das nicht ihr Problem und b) sind sie das von der Bummelbahn gewöhnt (da wartet man dann bis irgendwann eine kommt, die fahren ja ganztägig alle in die gleiche Richtung).

Den Befindlichkeiten der Anwohner wird die Geschichte natürlich nicht gerecht. Ich wollte lediglich aufzeigen, dass die Rechenexempel mit den theoretischen Kapaziätsreserven des Zweikassensystems am Bedarf bzw. am Markt vorbeigehen und für Kunden, Lieferanten und Marktbetreiber einfach keine gangbare Lösung darstellen.

Die oft angeführten theoretischen Reserven im Kassensystem sind kein Argument gegen eine dritte Kasse für die Abdeckung des Bedarfs zu Spitzenzeiten. Hier verliert der Markt nunmal seit Jahren Kunden, da er neue / andere Lieferanten und deren Produkte nicht in sein Sortiment mit aufnehmen kann. Grössere Lieferungen aus dem Sortiment der bestehenden Lieferanten bringen nur begrenzt mehr Umsatz, lukrativer wären alternative und gänzlich neue Produkte anderer Lieferanten, die von Kunden zwar angefragt, aber nur in den wachsenden Einkaufszentren der Konkurrenz angeboten werden und so langsam zu einer Abwanderung zu Märkten mit besserem Sortiment führen. Die Märkte befinden sich im Wettbewerb um Wachstum, eine reine Mangelverwaltung ist der falsche Ansatz um im Wettbewerb zu bestehen.

Vollkommen anders sieht es bei dem durch die an den Kassen entlang polternden Einkaufswagen verursachten Lärm und bei der Lage der recht langen Kasse aus... dazu darf sich jemand eine geeignetere Geschichte ausdenken.
 
Es gibt sicher solche und solche. Manche Rosenzücher sind derart ihren heimischen Rosen zugatragen, (ziemlich attached sozusagen) die wollen ihre heimischen, verwurzelten Rosen behalten, und nichts anderes.
Man stelle sich vor, ein Laden für Interessante Diesntleistungen (LIDL) oder die Agentur für Linkshändige Dirigenten und Intendanten (ALDI) würden Expansionpläne hegen, und mitten im Wohngebiet ausbauen wollen, um grösstmögliche Kundennähe anbieten zu können. Wer mit dem Auto zum Einkaufen fährt, dem wird das vergrösserte Angebot gefallen. Die direkten Nachbarn deren Gartenlauben (und mit diesen so manche romantische Erinnerung an laue Momente mit der Liebsten in ebenjener Gartenlaube) aber weichen müssten, sehen das sicher etwas anders. Schliesslich können die, die eh mit dem Auto kommen, auch einen anderen LIDL aufsuchen.
Auch das Mischwaren Umschlag Center ist ja kein Einzelstück. Der Fachhandel für Regionale Angebote (FRA) ist zwar etwas weiter weg, bietet aber viele gleiche oder zumindest ähnliche Waren an, so daß die Attachten es eben lieber sehen, wenn einige, vor allem überregionale Kunden mit weiten Anfahrtswegen, die nicht zwingend das MUC aufsuchen müssen, auf den Fachhandel Ausweichen. Dieser hat, dank seiner unlängst eröffneten Kasse 4, genügend Kapazitäten frei. Für die örtlichen Kunden sei das Umschlag Center ja in seiner jetzigen Form ausreichend.

Was die Mageren und die Attachten dabei unter den Tisch fallen ist ist, daß es eben viele, viele Kunden gibt, die eben doch lieber das Umschlag Center nutzen, oder nutzen würden, wenn man dort endlich die dritte Kasse einrichten könnte. Dem überregionalen Kunden sind nämlich ein paar Rosen relativ egal. Er sucht sich das bestmögliche Angebot, und dieses hat oft genug das Umschlag Center, weshalb diesen eben buchstäblich die Türen eingerannt werden - vor allem zu den Haupt-Einkaufszeiten. Eine aktuelle Tageszeitung ist morgens um sechs auch wesentlich interessanter als abends um zehn.

Und: Das Umschalg Center muss natürlich wirtschaftlch arbeiten können. Mit den derzeitgen Zuständen wird man über kurz oder lang Kunden vergrätzen, was dazu führen würde, daß man womöglich deutlich "abspecken" müsste, und damit dann auch den örtlichen Bedarf nicht mehr vernüftig abdecken.

Letzlich kommt es auf das alte Prinzip von St. Florian zurück: "verschont mein Haus, baut doch waonders eure Kassen an" Das ganze Gerede von "kein Bedarf" sind nur Hilfsargumente, nichts anderes.
 
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