Flugzeugabsturz 1960 München Innenstadt

dingsbums

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Sind dabei nicht einige Spieler von ManU ums Leben gekommen?

Das sind zwei verschiedene Flugzeugunglücke in München. Der eine war die Air-Force-Maschine die im Nebel an der St.Pauls-Kirche (neben der Theresienwiese) verunglückt ist, das zweite war die Man U Maschine die in Riem während des Starts wegen Vereisung nicht hochgekommen ist und hinter dem Bahnende gegen Häuser gerast ist.
 
Am 17.Dezember 1960 startete um 14:05 eine Convair 346 mit 20 Paxe zu einem Flug nach England. Zwei min. nach dem Start meldete der Kapitän den Ausfall eines Motors und wollte nach MUC zurückkehren. Kurz darauf streifte das Flugzeug das Turmkreuz der ST. Pauls Kirche und stürzte neben einer Straßenbahn in der Martin-Greif-Straße zu Boden. 32 Trambahnfahrgäste und Passanten, sowie alle Insassen der Convair kamen dabei ums Leben.
:( :( :(
 
das zweite war die Man U Maschine die in Riem während des Starts wegen Vereisung nicht hochgekommen ist und hinter dem Bahnende gegen Häuser gerast ist.
:eyeb:

Sorry Manal, dass ich dich korrigieren muß. Die Sache mit der Vereisung der Airspeed Ambassador kursiert ja häufig, ist allerdings nicht richtig. Zunächst wurde das tatsächlich als Unfallursache angenommen und eine schlampig ausgeführte Unfalluntersuchung bestätigte dies auch, doch ist man bei der Wiederaufnahme der Untersuchung einige Jahre später d`rauf gekommen, dass Vereisung nicht die Unfallursache war. Da die Motoren der Ambassador etwas zickig waren, wurde beim 3. Startversuch (die beiden vorhergehenden wurden wegen zu schnell ansteigenden Ladedrucks eines Motors abgebrochen soweit ich mich erinnere) recht vorsichtig beschleunigt. Dadurch rollte die Maschine recht weit die Bahn runter und kam in einen Bereich, der nicht vom Schneematsch befreit worden war, sprich die Bahn war nicht auf voller Länge geräumt. Durch die Verzögerung viel die Geschwindigkeit und Vr wurde nicht erreicht. Deswegen rollte die Kiste mit hoher Geschwindigkeit über das Bahnende hinaus.:(
 
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Und in Haar is irgendwann auch mal ne kleinere Maschine in den McDonalds rein (glaub, dass es Mc war...)
 
Und in Haar is irgendwann auch mal ne kleinere Maschine in den McDonalds rein (glaub, dass es Mc war...)
Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_der_Luftfahrtkatastrophen_1976_bis_1990:

11. August 1987 München, Deutschland. Beim Landeanflug auf den Flughafen München-Riem stürzt die Piper PA 31T Cheyenne II einer Flugschule auf eine Straßenkreuzung. Neben den beiden Insassen des Flugzeuges sterben sieben weitere Personen am Boden: eine Radfahrerin sowie mehrer Insassen eines Linienbusses und Gäste eines McDonald's-Schnellrestaurants. Eine Tankstelle genau gegenüber des McDonald's wird nur knapp verfehlt.
 
Meine Erinnerungen an den Flugzeugabsturz vom 17.12.1960.

Damals war ich 7 Jahre alt und habe in der Herrmann-Lingg-Straße 4 gewohnt.

Den Absturz habe ich quasi als Ohrenzeuge miterlebt. Das Fluggeräusch war ganz anders als das gewohnte sonore Brummen der Kolbenmotoren. Es war ein hochfrequenter sirrender Ton. Dann ein lautes kreischendes Geräusch und der hohe sirrende Ton ging in auf- und abschwellende Frequenzen über. Dann gab es ein rumpelndes Geräusch und unser Wohnhaus wurde stark erschüttert, gefolgt vom klirrenden und scheppernden Geräusch, als die Dachziegel, Teile des Gebälks und das Tragflächenteil aus 5-geschossiger Fallhöhe auf dem Pflaster des Innenhofes und dem Dach des Ausstellungsgebäudes des Möbelhauses Schöpf aufschlugen.
Die eigentliche Aufschlagstelle des Flugzeuges an der Einmündung der Martin-Greif-Str. in die Bayer- / Landsbergerstraße war von unserer Wohnung im 3. Obergeschoss nicht einsehbar. Den Feuerschein haben wir jedoch wahrgenommen.

Mein Vater packte meinen Bruder und mich rannte die 3 Stockwerke nach unten und fuhr uns sofort zu unserer Oma.

Am nächsten Tag kamen wir zurück. Das bei der Kollision mit dem Kreuz der St. Paulskirche abgerissene Tragflächenteil hatte ein großes V-förmiges Loch in das Satteldach unseres Nachbarhauses Herrmann-Lingg-Str. 6 geschlagen.

Vor dem Treppenaufgang des ehemaligen Pschorrkellers (der heutige Hacker-Pschorrkeller ist an anderer Stelle) lag das Flugzeugwrack. Man konnte die schwarze Spur sehen, die das brennende Benzin auf seinem Weg bergab hin zur Trambahnhaltestelle hinterlassen hatte. Der ausgebrannte Strassenbahnanhänger stand noch dort.

Augenzeugen berichteten:
Der Schaffner des Zugwagens hatte ein noch größeres Unglück verhindert, indem er im letzten Moment den Triebwagen des Trambahnzuges vom lichterloh brennenden Anhänger abkuppelte und dieser so mit seinen Passagieren dem Flammeninferno entkommen konnte.

Das Kreuz auf der Turmspitze der St. Paulskirche stand nicht mehr senkrecht nach oben, sondern war nahezu um 90° nach Norden umgebogen. Es befand sich quasi in waagrechter Position. Da ein Absturz des Kreuzes befürchtet wurde, waren der Nordteil des St. Paulsplatzes und der Schulhof sowie die südlichen Klassenzimmer meiner Schule (Schwanthalerschule) gesperrt. Erfolglos wurde mittels eines Hubschraubers versucht, das Kreuz mittels eines Seiles zu sichern. Erst 2 Tage später gelang dies einem Bergsteigerteam.

Obwohl mittlerweile 46 Jahre vergangen sind, habe ich die Geräusche des Flugzeugabsturzes noch präsent. Vor allem dieses sirrende Motorengeräusch, das wohl am besten die verzweifelten Bemühungen der Piloten dokumentiert mit dem verbliebenen Motor in Überdrehzahl noch Höhe zu gewinnen.
 
Vielen Dank @ Alwan für diesen interessanten Augen-/Ohrenzeugenbericht!

Ich kann Dir gut nachfühlen, dass Du dieses Scenario bis heute nicht vergessen hast und es Dir bei diesen Erinnerungen wahrscheinlich immer noch kalt über den Rücken läuft.

Ich war zwar damals noch nicht in München. Aber auch ich kann mich noch gut an die (schwarz-weiß) Fernsehbilder erinnern, die zumindest einen Teil Deiner geschilderten optischen Eindrücke wiedergaben. Insbesondere die Geschichte mit dem Kreuz ist mir mit meinen 8 Jahren damals sehr im Gedächtnis geblieben, weil ich dachte, 2 lumpige Meter mehr Höhe und das Unglück wäre nicht geschehen.

Ausserdem kann ich mich auch noch gut an die Diskussionen im Anschluss an das Unglück erinnern. Zum Teil dürfte der Unfall zumindest mit verantwortlich sein, dass der Flughafen aus der Stadt raus verlegt wurde.
 
Ob wegen der fehlenden 2 Meter der Absturz vermieden hätte werden können, ist spekulativ.

Der Turm der St. Paulskirche ist 98 m hoch. Die St. Paulskirche steht innerhalb des Hochufers der Isar. Riem liegt somit schätzungsweise 20 Meter höher als der St. Paulsplatz. Aufgrund des Anflugwinkels an die St. Paulskirche gehe ich mal davon aus, dass das Flugzeug ca. 20 km zurück gelegt hatte. In diesen 20 km ist es dann topografisch bereinigt gerade mal knappe 80 m gestiegen. Und das mit äusserster Leistung des verbliebenen Motors.

Frage an die Fachleute:

- Ist eine derartige Steigleistung erfolgversprechend?

- Welche Steigleistungen haben heutige Maschinen im Einmotorenflug?
 
Frage an die Fachleute:

- Ist eine derartige Steigleistung erfolgversprechend?

- Welche Steigleistungen haben heutige Maschinen im Einmotorenflug?

1.
Das ist definitiv nicht erfolgversprechend!
ENG OUT sollte bei heutigen ACFT immer noch min. 200ft / NM bedeuten. Aber Fehlerketten und die nicht zu bändigende Atmosphäre (vorallem icing und turbulence) sind immer wieder tragische Begleiter!
Siehe SAS bei CPH.

2.
Die ENG INOP Rest-Steigleistungen sind sehr verschieden. Die heutigen als Verkehrsflugzeuge (JAR25) zugelassenen ACFT haben in diesem Zustand teilweise mehr Dampf als die damaligen Gurken mit allem Zeug am drehen!
Kommt ja auch darauf an, wieviele andere Engines ich noch habe!
Die BAE-Jungs zucken noch nicht mal, wenn denen eine abk..
Allerdings hätte ich keine Lust mit 'nem vollgeladenen Kolbenschuettler a la Aztec in so eine Situation zu kommen.
Das Problem ist, wenn du die Bahn hinter Dir hast, gibt's noch gerade aus (wenn da dann nix im Weg ist!)

slam
 
AF 55291

Ich hatte vor, im Vorfeld, etwas dazu zu schreiben, aber der Artikel der TZ sagt eigentlich alles.
Hab's dann gelöscht.
Anbei ein Original.
LG slam dunk
 

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Frage an die Fachleute:

- Welche Steigleistungen haben heutige Maschinen im Einmotorenflug?

Bin gerade über den alten Fred gestolpert und versuche mich an einer kurzen Antwort.

Es kommt darauf an, ob das betreffende Fliegerchen als Verkehrsflugzeug nach FAR/JAR 25 (Transport Category Aircraft) zugelassen ist oder ob es sich um ein FAR/JAR 23 Normal Category Aircraft handelt.

FAR23 gilt von der kleinen Piper Cub bis zur großen Cessna Kolben 2mot, vereinfacht gesagt (gibt verschiedene Ausnahmen) für alles was unter 5,7to herumfliegt und kein Jet ist. Hier ist keine nennenswerte Performance-Berechnung vor dem Start möglich und die Regularien für twins verlangen lediglich einen 'positive climb'. Da die Flieger aber häufig so wenig redundant ausgelegt sind, dass bei einem Ausfall des 'falschen' Triebwerks die einzige Hydraulikpumpe mitausfällt, muss vor Erreichen der theoretisch möglichen 100 fpm Steigrate erst noch von Hand das Fahrwerk reingekurbelt/gepumpt werden.

Alles während man alleine den Flieger am Fliegen hält. Aus diesem Grunde ist die Sicherheitsbilanz in der Klasse Seneca/Aztec/Golden Eagle etc. nicht allzu berauschend und bei einem Engine Failure in niedriger Höhe nahe der Blue Line Speed ist man genauso gekniffen wie in einer Einmot.

Bei einem FAR25-Flieger (also alles vom Bizjet über die ATR bis zum Jumbo) sind wenigstens mindest-Gradienten gefordert. Die sind dann allerdings auch nicht mehr so dolle, wenn der Flieger wirklich am Performance-Limit operiert. Der Start ist dazu in 4 Segmente unterteilt, in denen 1,2% bis 2,4% Steigen gefordert sind. Bei einer Groundspeed von ~ 150 Kts ergäben das auch nur 180 bzw. 360 fpm an Steigrate.

Dafür sitzen aber vorne zwei Piloten, die genau das mehrmals im Jahr in einem Simulator üben und die Redundanz ist wesentlich höher, so dass üblicherweise keine performance-einschränkenden Folgefehler hinzukommen. Beim Ausfall des Motors mit der Fahrwerkshydraulik gibt es zB eine elektrische Standby-Pumpe oder man kann über einen Power-Transducer das Fahrwerk trotzdem einfahren.

Erst sich der Motor, an dem die Fahrwerkshydraulik hängt zerlegt und damit die Hydraulik leerläuft (das wäre ein nicht vorgesehener Doppelfehler) dann sieht es auch beim Verkehrsflieger weniger schön aus...

Gruß MAX
 
Hallo Zusammen,

anlässlich des 50. Jahrestages dieses Unglücks hat der Münchner Journalist Edwin Bude
einen 30 minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel "4 Minuten Flugzeit" gedreht, der am 17.12.2010 im Rahmen einer Gedenkfeier in der Münchner Paulskirche gezeigt wurde.
Der Film ist jetzt unter
http://www.edwin-bude.magix.net/
in voller Länge hinterlegt (siehe "Aktuelles").

Viele Grüße aus München
Elmar
 
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