Landung ohne Piloteneinwirkung

Alwan

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Das europäische satellitengestützte Navigationssyystem Gallileo soll 2011 betriebsbereit sein. Die Stärke, Güte und Genauigkeit der Signale soll im Gegensatz zu GPS auch sicherheitsgerichteten Kriterien genügen.

Ein Ziel dieses Projektes ist es, auch pilotenunabhängige Landungen von Flugzeugen zu ermöglichen.

Derzeitiger Stand der Dinge:
- An einem Versuchsflughafen in Deutschland werden grundlegende Untersuchungen durchgeführt.
- Ein 65 km² großes Testareal ist eingerichtet.
- Die Zertifizierungsrichtlinien werden auf europäischer Ebene erarbeitet (Grünbuchstand).

Welche Auswirkungen sind da wohl im Bereich Cockpit und Flugsicherung zu erwarten?
Sind Passagierflüge ohne Piloten tatsächlich denkbar? Oder ist das eher als Ersatz / Erweiterung des derzeitigen ILS zu sehen?
 
Zuletzt bearbeitet:
die frage piloten oder nicht ist nicht nur ein technisches problem, sondern auch ein psychologisches. erst mal wird Galileo nur GPS ersatz bzw erweiterung sein (kombiempfänger werden dann die regel sein).
zu einem pilotenfreien einsatz von flugzeugen gehört sicher mehr als nur eine genaue Navigationsmöglichkeit (mehr ist Galileo ja nicht). Schon alleine die gesetzliche seite (haftung usw) dürfte entsprechende stellen über jahre beschäftigen.

auch ist der wirtschaftliche vorteil nicht so groß wie man auf den ersten blick glaubt. in der Flight stand vor kurzem ein artikel darüber. ausschlaggebend wird aber die psychologische seite sein:
werden die paxe auch in ein flugzeug ohne pilot steigen?
auch das drumrum wird sich in diesem falle ändern, da ich annehme das sie dann auch ATC per Rechner machen wollen. (ich gehe dann zu fuß) nur kann man den ausfall eines piloten über bodenpersonal 'einfach' kompensieren, in dem man halt ein paar piloten als backup vorhält die die steuerung vom boden übernehmen (wobei dies terroristen ganz neue möglichkeiten eröffnet), aber wie will man ATC mit einem menschlichem backup versorgen? no way. also müßte man den rechnern zu 100% vertrauen. Kann man das? oder man akzeptiert knallhart das zwei von 10 000 000 flügen mal kollidieren können (impliziert nimmt man das mit menschlichen lotsen auch in kauf, weil menschen fehler machen, nur befürchte ich im falle eines rechners nicht nur einen 'kleinen' vorfall, sondern wenn schon dann tilt er ganz). aber ob man das verkaufen kann???

fazit: nicht alles was technisch machbar ist, muß man auch machen (technisch ist pilotless schon jetzt möglich, wie diverse UAV/UCAV zeigen) .

Saigor
 
Bereits viele 'heutige' Verkehrs-Flugzeuge sind in der Lage, unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen 'voll-automatisch' zu landen. Dieses Verfahren ist ja in Anbetracht des oftmals zähen Nebels in MUC gängige Praxis (CAT II/III Low-Visibility Operation).

Bei heutigen Fliegern muß dazu ein Mensch noch ein paar Knöpfe und Hebel betätigen (Fahrwerk, Klappen, Umkehrschub), das wäre aber problemlos zu automatisieren.

Ob das 'abgeflogene' Signal nun durch einen Sender am Boden (ILS) oder am Himmel (GPS) erzeugt wird, ist mehr oder weniger unerheblich, so lange die Integrität des Signals verifiziert werden kann.

Auch zeigt ein 'operationeller Flugbetrieb' mit UAVs im militärischen Bereich, was technisch möglich ist. Allerdings ist der dortige Sicherheitslevel generel um Größenordnungen schlechter als in der Passagier-Fliegerei !

Viel größeres ABER:

- Die Kapazitätseinschränkungen im Schlechtwetterbetrieb sind enorm, verursacht durch erhöhte Staffelung zwischen den Fliegern und längere Runway-Belegung. Dies wäre mit viel Mühe evtl. zu optimieren.

- Womit aber heutige Flieger definitiv überfordert sind, ist Wind. Ist der Wind zu stark, kommt er aus der falschen Richtung, ist er in Bodennähe zu turbulent dann ist ein Autoland nicht möglich!

Dazu gibt es für jeden Flieger sog. 'Limitations', die absoluter 'Beton' sind. Für die A320-Family ist z.B. bei 20 Knoten Cross- oder 30 Knoten Head-Wind-Komponente kein Autoland mehr möglich. Auch wäre der Automat mit sommerlichen Thermik-Szenarios völlig überfordert.

Damit will ich sagen, dass man ein gutes Stück Unabhängigkeit vom Wetter aufgeben müsste, von den ersten Frühjahres-Stürmen über den Sommer bis in den Herbst wäre es jederzeit möglich, dass der Flugbetrieb eingestellt werden müsste.

Ausserdem kann man den Puter noch so toll programmieren, ein Mensch fliegt immer noch mit dem Gefühl im Hosenboden. So lange man das nicht digitaliseren kann, wird es SEHR viele Probleme geben. Auch gibt es z.B. auf dem A320 heute (nach fast 20 Jahren Linienbetrieb) immer noch mehrere Fälle pro Jahr, wo völlig neue Fehlerkombinationen auftauchen, die es noch NIE gegeben hat und die Änderungen an der Software und/oder an den Verfahren zur Folgen haben.

Diese werden dann teilweise über Jahre von den Piloten (z.T. auswendig) im Widerspruch zu dem was der Computer vorschlägt ausgeführt, bis die Änderung umgesetzt, programmiert, getestet und eingerüstet ist. Was soll denn mit einem Auto-Flieger in einem solchen Fall passieren? Bleibt dann eine Flotte monatelang ge-grounded? Die Entwicklungs-Zyklen sind halt wegen der Sicherheit sehr lange...

Die psychologische Seit will ich garnicht beleuchten, man denke aber nur an die Haftung bei einem Unfall: Heute kann man als Pilot sicher sein: Wenn es zu einem Unglück kommt und man das 'Pech' hat, dieses zu überleben, ist man 'dran'.

Eine Untersuchungskommision wird sich Jahre Zeit lassen, den Fehler des Piloten zu finden, aber sie werden einen finden. Das Arbeitsumfeld ist dermaßen komplex und dynamisch, dass es eigentlich UNMÖGLICH ist, auf einem Flug (besonders mit ungewolltem Ende) allles 'richtig' gemacht zu haben.

Wer soll sich diesen Schuh bei einem Unfall mit einem UAV anziehen? Den Computer in den Knast? Den Programmierer? Den Hardware-Entwickler? Welchen? Alle? Usw....

Es bleibt spannend, MAX reverse
 
gut zu hören, denn auch bei aller Technik Gläubigkeit meinerseits, kann ich mir definitiv nicht vorstellen mich in einen Flieger, ohne 'Human beeings' vorn drin, zu setzen...:no:
 
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