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Flughafen im Aufwind
Der Flughafen München hebt ab - von Rekord zu Rekord. Nach dem besten Halbjahresergebnis aller Zeiten erreichte er im 3. Quartal einen rasanten Passagierzuwachs um 15,6 Prozent - mit sage und schreibe einer Million mehr Reisenden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Man kann also auch schon vor der Bekanntgabe des Jahresergebnisses von einem Rekordjahr 2004 sprechen. 2003 war der Airport bereits zur Nummer 8 unter den europäischen Flughäfen aufgestiegen. Mit dem Beginn des Sommerflugplans 2004 erhöhte sich die Zahl der Fernreiseziele, die von München aus nonstop bedient werden, mit einem Schlag um 40 Prozent. München ist nach Frankfurt die größte deutsche Drehscheibe im Flugverkehr, bei den europäischen Verbindungen liegt der Münchner Flughafen sogar ganz vorne.
Alle diese Erfolge zeigen, wie richtig es war, die Passagierkapazität des Airports mit dem im Sommer 2003 eröffneten Terminal 2 zu verdoppeln. Sie zeigen aber auch, wie zukunftsweisend das Finanzierungsmodell für das neue Terminal war, das ich in Verhandlungen mit dem bayerischen Finanzminister durchgesetzt habe. Es ermöglichte die Finanzierung des Terminals 2 durch die Flughafen München GmbH und die Lufthansa ohne Belastung der Haushalte der Flughafen-Gesellschafter Freistaat, Bund und Stadt. Die Flughafen-Gesellschaft und die Lufthansa können im Aufwind des Airport-Wachstums die Finanzierung auch alleine bewältigen, während die öffentlichen Hände ihre Mittel dringend für andere Zukunftsinvestitionen brauchen. Schließlich hat die Stadt - bei Berücksichtigung der Zinsverluste - bereits über eine halbe Milliarde Euro in den Bau des neuen Münchner Flughafens gesteckt.
Eine Anschubfinanzierung, die sich schon deshalb gelohnt hat, weil
der Flughafen aus der Stadt heraus verlagert werden konnte,
die Flugverkehrsanbindung im Wettbewerb der europäischen Wirtschaftszentren eine entscheidende Rolle spielt,
der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für München ist und
der Flughafen sich - besonders wichtig bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage - zu einer regelrechten "Jobmaschine" entwickelt hat: Im Sommer konnte Flughafenchef Dr. Michael Kerkloh bekannt geben, dass die Zahl der Beschäftigten am Airport innerhalb von nur drei Jahren um über 3.000 auf 23.300 gestiegen war. Der Flughafen produzierte damit pro Tag durchschnittlich 2,9 Arbeitsplätze! Die vielen Jobs, deren Schaffung von der Existenz des Airports mittelbar begünstigt wird, noch gar nicht mitgerechnet.
Mit dem Bau des Flughafens und seiner Erweiterung um das Terminal 2 ist nunmehr aber die öffentliche Aufgabe abgeschlossen, diese wichtige Verkehrsinfrastruktur zu schaffen. Jetzt geht es um den Betrieb des Flughafens - und das muss nicht in Trägerschaft der öffentlichen Hand geschehen.
Die Stadt will deshalb ihren 23-Prozent-Anteil verkaufen, um mit dem Erlös - voraussichtlich einem dreistelligen Millionenbetrag - ihre drückende Schuldenlast zu mildern. Auch der Bund will sich von seinen 26 Prozent trennen. Und ich wage die Vorhersage, dass schon in wenigen Jahren auch der Freistaat als Hauptgesellschafter zum Verkauf seiner Anteile bereit sein wird, um mit den Privatisierungserlösen andere Aufgaben anpacken zu können.
Also eine baldige Privatisierung?