Pushen zum Geldsparen?

400d-spotter

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Hi Forum!

Gerade auf Flug HAM-MUC wurde nach dem Boarding durchgesagt, dass wegen aufgrund von Wetter reduzierter Landerate in MUC noch etwas gewartet werden müsse. Um das Gate nicht zu blockieren würden wir auf eine Außenposition gepusht werden um dort noch kurz zu warten. So geschah es dann auch.

Nur wurde mir von jemandem Berichtete, dies sei nur ein Vorwand gewesen. Denn das Boardpersonal würde, wenn das Flugzeug mehr als 5 Meter vom Gate entfernt ist, nach einem anderen Tarif (Flugzeit, am Gate nur Arbeitszeit) entlohnt werden. Deshalb sei es wohl gängig, dass Piloten in solchem Fall einen Pushback anordnen um mehr Geld zu verdienen.

Ist die tatsächlich so? Dagegen sprach, dass 20 Sekunden nach dem Pushback de facto schon der nächste Flieger ans Gate fuhr und ich des öfteren um einiges länger am Gate im Flieger warten durfte..

Danke für alles konstruktiven Beiträge, von Leuten die entsprechendes Wissen (und nicht nur Mutmaßungen) parat haben!

Gruß,
Stefan
 
Nö, ich glaube das kannste direkt wieder vergessen. Wann ein Flugzeug zurückgepusht wird, entscheidet die Vorfeldkontrolle. Und die Verdiensttabelle der Flugzeugbesatzung spielt da keine Rolle. Das kurz danach auf die Position gerollte Flugzeug dürfte die Antwort auf Deine Frage sein.
 
Hi Forum!

Nur wurde mir von jemandem Berichtete, dies sei nur ein Vorwand gewesen. Denn das Boardpersonal würde, wenn das Flugzeug mehr als 5 Meter vom Gate entfernt ist, nach einem anderen Tarif (Flugzeit, am Gate nur Arbeitszeit) entlohnt werden. Deshalb sei es wohl gängig, dass Piloten in solchem Fall einen Pushback anordnen um mehr Geld zu verdienen.

Das ist echt komisch. Mich hat ein AB Pilot mal gefragt, ob ich nicht schon ein paar Meter anschieben könnte, damit "die Uhr läuft". Ich musste aber lt. Vorfeldkontrolle noch einen AB A320 abwarten.

Aber es kann auch durchaus möglich sein, dass die in HAM eine Fingerposition wieder frei machen wollten, weil auf dem nächsten Flieger der vielleicht auch Verspätung hatte, PAXE mit kurzer Umsteigezeit drauf waren.
 
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Das zugehörige Verfahren ist offiziell festgelegt und nennt sich 'remote holding'. Es kommt auf vielen Airports mit knapper Terminalkapazität oder/und langen Rollstrecken routinemäßig z.B. bei Slotdelays zur Anwendung. Dabei wird der Flieger 'normal' gepusht und rollt in der Regel mit eigener Kraft auf eine Warteposition in der Nähe der Runway oder wird auf eine andere Parkposition gepusht, von wo aus er selbständig abrollen kann.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Die Parkposition ist wieder verfügbar (das ist meist der Haupt-Grund)
  • Die Bodenmannschaft und ggf. der Schlepper können abgezogen werden
  • Da die komplette Abfertigung abgeschlossen ist, kann kurzfristiger auf Slot-Improvements reagiert werden
Das Verfahren kann entweder von Apron Control angeboten oder von der Crew in Absprache mit dem Handling Agent und ATC requestet werden.

Unter dem Strich: Eine super Sache!

Nun zur Gerüchte-Küche: Laut JAR- bzw. EU-OPS beginnt die Blockzeit beim Verlassen der Parkposition und diese ist Grundlage für die Berechnung der bezahlungswirksamen Flugstunden. Wie man sich unschwer vorstellen kann, ist das Kleingedruckte zur den Bezahlungsmodalitäten bei annähernd jeder Airline unterschiedlich geregelt.

Es gibt die verschiedensten Varianten von tatsächlicher Blockzeit über geplante Blockzeit bis hin zu statistisch geglätteten Modellen oder einem flugzeitunabhängigen 'Sectorpay' bei angelsächsischen Operators. Tendentiell kann es also richtig sein, dass durch einen früheren Pushback ein finanzieller 'Vorteil' von 10 oder 20 Euro entsteht.

Wer jedoch behauptet, 'Die pushen schon mal um den neuen Porsche zu finanzieren' der glaubt bestimmt auch noch an Wochenstops in der Karibik und an das Kerosin-Ablassen vor jeder Landung ;) Ich kenne natürlich auch die (wenigen) Kollegen, an denen wegen Ihrer Pfennigfuchserei ein schwäbischer Kaufmann verloren gegangen ist (no pun intended), die Mehrzahl der Kollegen aller Airlines hat es aber nicht 'so nötig'.

Gruß MAX reverse
 
Dabei wird der Flieger 'normal' gepusht und rollt in der Regel mit eigener Kraft auf eine Warteposition in der Nähe der Runway...
Bleiben die Triebwerke dann generell an oder werden sie in Abhängigkeit von der geschätzten Wartezeit ggfls. auch wieder abgestellt?

...oder wird auf eine andere Parkposition gepusht, von wo aus er selbständig abrollen kann.
Ich nehme an, dass bei dieser Variante die Triebwerke erst vor dem endgültigen Abrollen gestartet werden?
 
Die Triebwerke blieben bei uns übrigens während des Push Backs noch aus und wurden erst gestartet, als der Pilot überraschend doch einen zeitnahen Slot bekommen hat.

Gruß
 
Fällt mir noch was ein: angeblich verlangen verschiedene Airport-Betreiber auch zeitabhängige Standgebühren, und Fingerpositionen am Terminal sind natürlich teurer als "Aussen-Parkplätze". Demnach könnte die Airline sich sogar unter Umständen damit den einen oder anderen Euro sparen, wenn die Crew ein Flug/Bodenzeit-unabhängiges Entlohnungsmodell hat, und sich die Airline durch Remote Holding ein paar Parkgebühren sparen kann...
 
Hatte das auch schon mal, dass wir kurz nach dem Pushback vom Terminal (oder evtl. sogar während des Pushbacks) die Startgenehmigung wieder gestrichen bekamen. Es war Winter und die Nordbahn sollte geräumt werden. Da man mit einer Verzögerung von bis zu einer Stunde rechnete, wurden die bereits laufenden Motoren wieder abgestellt und die APU angelassen.
Was etwas seltsam war: Wir rollten nirgends zu irgendeiner "Haltebucht", sondern standen quer zum Terminal direkt an der Stelle, wo uns der Pushback-Truck abgesetzt hatte.
Schon nach ca. 10 Minuten kam dann die Ansage vom Flight Deck, dass es jetzt doch ganz schnell ginge und wir unmittelbar die Triebwerke starten und dann zur Startbahn rollen würden. Und so kam es dann auch. :thbup:
 
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