Die Flight-Data-Recorder in modernen Flieger haben sog. 'Solid-State-Speicher', also irgendwelche Chips und haben trotz der ernormen Informationsdichte die aufgezeichnet wird die Kapazität etliche Stunden aufzuzeichnen. In den Anfängen der Jet-Fliegerei waren das noch irgendwelche Magnet-Bänder, die 8 Kanäle für 30 Minuten aufzeichnen konnten.
Zusätzlich gibt es noch sog. QARs (Quick-Access-Recorder) die getrennt vom FDR wesentlich mehr Daten wesentlich länger aufzeichnen. Bei vielen Airlines dienen diese einem anonymen 'Qualitäts-Monitoring' im Einblick auf die Einhaltung der verschiednen Flugverfahren- und Vorschriften.
Wie die genauen Meldewege in einem solchen Fall sind weiß ich auch nicht genau, ich denke aber dass wenn die BFU bzw. das LBA den Recorder 'ziehen' wollen, die Airline das jederzeit machen muss. Grundsätzlich ist das eine Sache von 5 Minuten (Box raus, Box rein) + 15 Minuten Papierkram.
Allerdings kann es sein, dass der Flieger dann 'steht' bis ein neuer Recorder rangeschafft werden kann. Warum der FDR der ATR nicht rechtzeitig gezogen wurde, kann ich mir nicht erklären, ich denke aber dass sowas richtig Ärger für den Operator gibt.
Hier wird aber einer der Beteiligten die BFU gezielt angesprochen haben, was ja auch ok ist wenn Zweifel am Hergang bestehen. Die BFU hat übrigens bei jeder Vor-/Unfall-Untersuchg nicht die Aufgabe die Schuldfrage zu klären, sondern nur den Hergang aufzuarbeiten, so dass andere den gleichen Fehler nicht nochmal machen müssen. Das ist rechtlich von der ICAO so festgelegt und streng genommen dürfen die Ergebnisse nichtmal strafrechtlich verwertet werden.
Das TCAS ist inzwischen (Version 7) schon relativ gut und kann auch komplexe Konflikte mit mehreren 'Intrudern' gut lösen, solange sich alle nach den der Software eingebauten Regeln verhalten.
Allerdings kann das TCAS
keine laterale Ausweichempfehlung (also links oder rechts) geben, da die Azimuth-Fehler der Peilung (die Richtung der anderen Flieger wird 'ehrlich' über Funkpeilung mit 2 Antennen ermittelt) in Verbindung mit einem Kurvenradius von 5-10 km (!) zu ungenau sind. Die Höheninformation wird nicht selbst ermittelt, sondern stammt von den Air-Data-Computern und ist auf ein paar Fuss genau.
Ich habe den Bericht der BFU nur überflogen, in dem SZ-Artikel bin ich ebenfalls über die 'Ausweichbefehl zur Seite' gestolpert, das ist Quatsch! Dass der Learjet die Ausweichempfehlung missachtet, da er Sichtkontakt mit dem Intruder hat, ist rechtlich ok dennoch mutig, denn bei multiplen Intrudern kann sich daraus ein anderer Konflikt ergeben. Das ist seit Überlingen eigentlich 'out'.
Wir haben firmenintern einige sehr gute Dokumentationen zu TCAS, die ich hier natürlich nicht veröffentlichen kann. Im WWW gibt es u.a. von EUROCONTROL einige sehr interessante Infos zum Thema, z.B. auf dieser Seite:
http://www.eurocontrol.int/msa/public/standard_page/ACAS_ACAS_Safety.html
Besonders die unten auf der Seite zu findenden 'Bulletins' gegen viele Infos 'was so alles passiert' und evtl. kann man dann auch diesen Vorfall besser einordnen. Zu beachten ist, das statt TCAS leider auch oft von ACAS gesprochen wird, was eigentlich doof ist, da man es zu leicht mit ACARS (Airborne Communication Adressing and Reporting System, quasi unser Fax an Bord) verwechseln kann.
Viele Grüße, MAX