Frage an Ground Handler: automatiserter Gepäcktransport

Tina_E

Mitglied
Hallo! :)

Ich schreibe gerade an einer Masterabschlussarbeit zur Thematik "automatisierter Transport von losem Gepäck". Dabei soll eine Möglichkeit gefunden werden, die schwere Arbeit der Packer zu vereinfachen, in dem so viel wie möglich automatisert wird und der Packer letztendliche nur ein System bedienen muss, welches das Gepäck automatisch befördert.

Ich möchte also Fragen, was haltet ihr grundsätzlich von dieser Idee? Welche Dinge sollten bei einer solchen Automatisierung beachtet werden, heißt welche Anforderungen sollte ein solches System erfüllen?

Besonders freuen würde es mich, auch Antworten von den Packern bzw. den Angestellten von Flughäfen selbst zu erhalten! Vielen Dank schonmal im Voraus! :yes:

Tina_E


P.S.: Ich war mir nicht ganz sicher ob, ich diesen Thread an der richtigen Stelle erstellt habe. Aber es hat in den Kategorien Fragen an Flugzeugtechniker/Lotsen/ATC und so weiter nicht hingepasst.
 
Hallo...

also diesen Job hab ich 1 Jahr lang gemacht, aber das ist schon ein paar Jahre her...! Bei unserer neuen GFA im T2 wird das Gepäck anhand des Baggage-Tags vollautomatisch sortiert und am entsprechenden Gepäckkreisel ausgeworfen. Der "Packer" hat es bei uns ziemlich leicht, denn er hat nur eine Scannerpistole in der Hand und scannt die Baggage-Tags vor dem Verladen in den Gepäckwagen bzw. Gepäckcontainer. Auf einem Tochscreen, auf dem das System "Eagle" läuft, wird dem Mitarbeiter angezeigt, ob der Koffer "grün" ist, und verladen werden kann.
An den großen Gepäckkreiseln werden bei uns aber meist mehrere Flüge gleichzeitig abgefertigt, so das der Mitarbeiter mehrere Gepäckwägen für unterschiedliche Destinationen dranstehen hat und nochmals sortieren muss.

Ich bin der Meinung das in dieser Hinsicht mehr Automatisierung nicht mehr möglich ist.

Greetings....
 
@muc-driver: Soweit, wie du es beschrieben hast, ist der Prozess automatisert. Jedoch müssen die Gepäckstücke trotz Allem noch per Hand hochgehievt werden, was natürlich auf die Dauer auch eine hohe Belastung darstellt. Rückenbeschwerden sind hierbei eigentlich vorbestimmt.

Bei einer Automatiserung denke ich daher an eine automatiserte Aufladung der Gepäckstücke auf z.B. den Gepäckanhänger und dann auch eine weitestgehend automatische Verladung in das Flugzeug hinein und nicht nur bis zur Tür. Gerade dieser zweite Umschlagsprozess in der Enge des Laderaums ist verbesserungsbedürftig.

Jedoch kann man als Außenstehender schlecht abschätzen, was genau bei diesem Vorgang beschwerlich ist. Ob z.B. die niedrige Höhe wirklich so störend ist, wie man annimmt, oder ob es eher belastend ist, die Gepäckstücke auf Knien bis ganz nach hinten zu hieven.

Was ist also in der Praxis wirklich belastend und was könnte daran geändert werden, bzw. was dürfte bei einer Änderung nicht zu kurz kommen?

Ich hoffe, ich habe damit meine Fragen und die Problematik etwas besser geschildert :blush:
 
Also die Verladung per Hand geht natürlich mit der Zeit schon auf den Rücken. Jedoch ist im T2 der Gepäckkreisel etwas erhöht gebaut, so das ein unnötiges hinaufheben größtenteils vermieden werden kann. Jedoch nicht wenn man die Gepäckwägen ganz voll machen muss, denn dann ist ein hinaufheben unausweichlich. Ein Vorschlag meinerseits wären Gepäckwägen mit einer niedrigeren Höhe, die man mit z.B. nur einer Lage Koffer beladen kann.
Aber dies ist logistisch in MUC kaum zu schaffen, denn es gibt auch Charterflüge mit teilweise 200 Koffern und mehr die lose in den Laderaum geschlichtet werden müssen. Da stehen manchmal schon 5 volle Gepäckwägen oder mehr dran, und nimmt man bei flacheren Wägen beispielsweise eine um 2/3 reduzierte Kapazität an, dann erhöht sich die Anzahl schon auf 15. Ein Albtraum ;D
Eine automatisierte Verladung in Gepäckwägen dürfe sich wegen der unterschiedlichen Kofferformen und -arten als schwierig darstellen. Ebenso bei den Gepäckcontainern. Die an den Flugzeugrumpf angepasste Containerform macht es bestimmt nicht leicht die Container automatisiert zu beladen. Zumal sowohl Gepäckwagen als auch Container nur seitlich beladen werden können. Meiner Meinung nach ist der Mensch dafür immer noch besser geeignet.
Die Verladung von Gepäckcontainern in den Flugzeugladeraum ist jedoch leichter. Diese werden mit einem Containertransporter oder Highloader permanent auf einem Rollensystem bewegt, so dass man hier kaum noch manuelle Arbeit von nöten ist. Es sei den der Container klemmt irgendwo fest. ;D
Selbst im Flugzeugladeraum kann der Container über Ladesytem bewegt werden. Man muss diese lediglich gegen Verrutschen sichern.
Aber es gibt noch genügend andere Flieger mit loser Ladung. Meist ist dies auf Kurz- und Mittelstreckenjets der Fall. Bei diesen ist der Laderaum von Haus aus nicht sehr hoch. (A319/B737 z.B. ca. 140 cm) Stehen kann man darin nicht. Wenn man hier die Koffer lose stapeln muss, ist das sehr anstrengend, da man meist knien muss. Zwar gibt es bei manchen Airlines und Flugzeugtypen wie z.B. Condor B757 ein Ladesystem mit einer beweglichen Wanne, diese dient aber meist nur dazu, damit man die Entfernung zwischen Laderaumtür und Laderaumende überbrücken kann. Man spart sich also bei Beginn der Beladung einen Mann um die Koffer bis nach vorne zu schubsen.

So...ich hoffe du hast nun ein etwas besseres Bild von den Vorgängen bei der Beladung.
 
Eine automatisierte Verladung in Gepäckwägen dürfe sich wegen der unterschiedlichen Kofferformen und -arten als schwierig darstellen. Ebenso bei den Gepäckcontainern. Die an den Flugzeugrumpf angepasste Containerform macht es bestimmt nicht leicht die Container automatisiert zu beladen. Zumal sowohl Gepäckwagen als auch Container nur seitlich beladen werden können. Meiner Meinung nach ist der Mensch dafür immer noch besser geeignet.
Genau so sehe ich das auch. Egal ob bulk oder containerized - letztlich müssen Koffer der unterschiedlichsten Größe und Form so verladen werden, dass der Wagen/ULD möglichst maximal ausgelastet ist und zudem nichts vom Wagen fällt. Das wird automatisiert in meinen Augen nicht gelingen und wenn dann nur mit erheblichem Aufwand.
Mir würde sich alleine die Frage stellen wie man den Koffer phyisch von der GFA in den Wagen/ULD bekommt. Mit einer Art Rutsche wird das nicht kontrolliert gelingen. Beim Einsatz z.B. eines Industrieroboters würde sich die Frage stellen wie er den Koffer fixieren soll. Einfach 'einklemmen' wäre sicher nicht sehr schonend für das Gepäck, während ein Einfädeln an vorhandenen Trageschlaufen oder -Griffen sicher nicht leicht umzusetzen und dann auch wieder sehr umständlich ist was die optimale Verladung betrifft.
 
@muc-driver: Soweit, wie du es beschrieben hast, ist der Prozess automatisert. Jedoch müssen die Gepäckstücke trotz Allem noch per Hand hochgehievt werden, was natürlich auf die Dauer auch eine hohe Belastung darstellt. Rückenbeschwerden sind hierbei eigentlich vorbestimmt.

Bei einer Automatiserung denke ich daher an eine automatiserte Aufladung der Gepäckstücke auf z.B. den Gepäckanhänger und dann auch eine weitestgehend automatische Verladung in das Flugzeug hinein und nicht nur bis zur Tür. Gerade dieser zweite Umschlagsprozess in der Enge des Laderaums ist verbesserungsbedürftig.

Jedoch kann man als Außenstehender schlecht abschätzen, was genau bei diesem Vorgang beschwerlich ist. Ob z.B. die niedrige Höhe wirklich so störend ist, wie man annimmt, oder ob es eher belastend ist, die Gepäckstücke auf Knien bis ganz nach hinten zu hieven.

Was ist also in der Praxis wirklich belastend und was könnte daran geändert werden, bzw. was dürfte bei einer Änderung nicht zu kurz kommen?

Ich hoffe, ich habe damit meine Fragen und die Problematik etwas besser geschildert :blush:

Hallo,

körperlich anstrengend ist eigentlich nur die Verladung loser Gepäckstücke in den Frachtraum. Die Verladung von Containern geht relativ mühelos, hierbei denke ich ist keine Automatisierung notwendig. Und wenn, müsste diese auch wieder überwacht werden, was Mitarbeiter im Endeffekt nicht ersetzt, denn der LKW mit dem die Container hochgehoben werden, kommt nicht von selbst, und die Schlepper mit den Gepäckanhängern müssen ebenfalls von einem MA zum Flugzeug gefahren werden. So sind also mindestens immer zwei Mitarbeiter vor Ort, die die Container verladen können. Ein automatisiertes System kostet wahrscheinlich mehr, als der dritte Mann der noch beim "Containerschieben" mithilft.
Handlungsbedarf könnte bei der Verladung losen Gepäcks ins Flugzug bestehen. Die geringe Höhe des Frachtraums ist hierbei das größte Problem, da die Tätigkeit auf Dauer äußerst Rückenschädigend ist. Verbesserungswürdig wäre hier die Konstruktion des Frachtraums selbst. Ein entsprechender Bodenbelag auf dem die Koffer leicht rutschen wäre hier von großem Vorteil. Beinahe alle Flugzeuge, die lose beladen werden können, haben einen Metallboden, auf dem Koffer schlecht rutschen. Das ist insofern relevant, da meistens ein Mann am hinteren Ende des Frachtraums Koffer und Taschen einschlichtet, während vorne an der Tür ein Weiterer die Koffer in gebückter Haltung (niedriger Frachtraum) zum Anderen wirft. Im Embraer ERJ190/195 beispielsweise wurde ein leicht "geriffelter" Kunststoffboden verbaut, welcher durch die Struktur eine geringere Oberfläche hat und die Koffer so besser rutschen, das ist ein gewisser Vorteil, der Nachteil hier aber wieder die Schutzgitter der Brandmelder, an denen man sich regelmäßig den Kopf anschlägt. Dies ist in der 737 bzw. der 320 Serie besser gelöst, da hier die Brandmelder in die Decke eingelassen sind.
Die 737 ist mit einem Gepäckförderband im Frachtraum zu haben. So ist ein "halbautomatisches" Einschlichten möglich, da der MA der die Koffer an der Frachtraumtür entgegennimmt, nicht werfen muss, sondern an Ort und Stelle einschlichten kann. Das Schlichtmuster sozusagen, also wohin welche Tasche und welcher Koffer auch immer gestopft wird, ist meines Erachtens zu unterschiedlich um den Prozess zu automatisieren. Eine maschinelle Einzelverladung im Flugzeug selbst erscheint mir zu umständlich. Denkbar wäre vielleicht eine auf die Dimensionen des Frachtraums abgestimmte "Bündelung" des Gepäcks. Das bedeutet, die Gepäckstücke werden wie auch immer schon außerhalb des Flugzeugs zu Paketen gebündelt, welche dann nur noch ins Compartment geschoben werden müssen. Vielleicht ein Denkanstoß.

Bei weiteren Fragen einfach melden...

Beste Grüße
Pit
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab aber auch schon Gepäckförderbänder gesehen, die man an der oberen Seite ausziehen kann und somit das Gepäck gleich tiefer in den Frachtraum gefördert wird.Man spart sich damit den Mann an der Tür, der die Koffer nach hinten schieben muss.....
 
Tja Tina,

da hättest Du mal letztes Jahr die InterAirport besuchen sollen!
Jetzt musst Du dafür bis Oktober 2011 warten ...
 

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