Frage zum Triebwerksausfall

XinviSibleX

Mitglied
Hi zusammen wünsche Euch erstmal Frohe Ostern !!!

Meine Frage ist kann man eine Boeing 747 bei der in einer Höhe von 7.000 Metern die Triebwerke ausfallen noch heile runtersegeln ?
Angenommen die ganze Erde wäre eine große Asphaltfläche.

Danke für alle Antworten !!!
 
Guten Morgen :)

Um deine Frage zu beantworten: Ganz sicher JA !

Solange ein Flugzeug eine gewisse (Mindest-)Geschwindigkeit beibehält, wird genug Auftrieb erzeugt, um das Flugzeug im Himmel zu halten.

Wenn der Schub der Triebwerke nun ausfällt, geht die Maschine aus dem Horizontal~ in einen Sinkflug über und wandelt die gespeicherte Höhenenergie in Vorwärtsbewegung um.
Dies geschieht bis zur Landung (die zwar sicher nicht einfach wird, aber dennoch möglich sein "müsste" - hierzu bitte die Meinung der Piloten bitte :))

Schönen Montag noch
Gruss aus ETSF
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Antwort lautet wie schon von meinen Vorrednern beschrieben eindeutig 'Ja, aber'. Wobei man hier 'heile' noch definieren müsste.

Zunächst mal muss gesagt werden, dass ein 'All-Engine-Failure' kein Punkt des Zulassungs- bzw. Trainingsprogrammes ist. Bei deren Festlegung geht es nur um die statistische Wahrscheinlichkeit von Fehler-Kombinationen und wenn diese Kombination (4-facher Ausfall) wahrscheinlich genug wäre, dann dürfte ein solches Flugzeug niemals fliegen.

Dennoch treten in der Praxis vereinzelt solche Fälle auf. Diese wurden durch äußere Einflüsse bzw. grobe Fehlbedienung verursacht, ansonsten hätte die Redundanz nicht komplett versagen KÖNNEN. Als Beispiele fallen mir der 'Gimli-Glider' ein (B767, zuwenig getankt wegen kg-lbs-Umrechnungsprobleme), der Air Transat A330 (Fuel Leak) oder auch die Austrian Arrwos F70 in MUC (doppelter Schubverlust wegen loser Teile im Triebwerk). Diese Flieger konnte mit viel Glück und Können in einem Stück auf den Boden gebracht werden, die F70 sogar außerhalb des Airports. Es ist also möglich.

Ein anders gelagertes Szenario ist z.B. die B742 von British Airways, bei der wegen Einflug in eine Vulkan-Aschewolke alle Motoren ausfielen. Auch dieser Vorfall ist glimpflich ausgegangen, nachdem 1-2 Motoren wieder gestartet werden konnten.

Grundsätzlich ist es möglich, mit einem Verkehrsflugzeug 300 Höhenmeter in eine Flugstrecke von etwa 4-5 km umzuwandeln, bei den genannten 7.000 Meter wäres es also etwa 100 km Gleitstrecke. Es besteht also zunächst (!) kein akutes Problem, sondern man hat etwa 10-15 Minuten Zeit das Problem zu analysieren und zu beheben.

Sofern noch Sprit vorhanden ist, wird man also versuchen evtl. Fehlschaltungen rückgängig zu machen und einen Windmilling bzw. APU-Assisted Start der Triebwerke probieren. Da allerdings mit dem Ausfall der Motoren auch die Strom- und Hydraulikversorgung auf ein 'Notniveau' schrumpft und somit viele Hilfsmittel nicht mehr zur Verfügung stehen (Autopilot, einige Bildschirme, etc.) ist einer der Piloten voll mit dem Fliegen beschäftigt, während der andere relativ zackig in die richtige Checkliste einsteigen muss und mit den Anlassversuchen beginnt.

Sobald dann eines oder mehrere Triebwerke wieder laufen, ist die größte Not vorbei und es kann bei einem 2-mot in der Regel in etwa 20.000 Fuss spätestens wieder horizontal geflogen werden, bei einem schweren Viermot ist zur Beendigung des Sinkfluges sicherlich ein zweiter laufender Motor nötig.

Wenn tatsächlich kein Sprit mehr vorhanden ist oder die Anlassversuche bis zu einer bestimmten Höhe keinen Erfolg brachten, dann muss die Taktik geändert werden und der Flieger in eine günstige Ausgangslage manövriert werden, um ohne Antrieb trotzdem einen Flughafen zu treffen. Falls das ganze über der Sahara oder auf dem Atlanktik passiert, dann sind die Optionen natürlich eher dünn, in Europa wird aber bereits beim Einleiten des Sinkfluges Kurs auf den nächsten Airport gesetzt innerhalb von 15 Minuten ist eigentlich immer irgendwas zu finden.

Für den Endanflug sähe das Verfahren bei einem A320 dann so aus, dass man mit wenig Slats/Flaps und etwa 200 Knoten in ein ca. 6°-Profil auf die geplante Rwy einfliegt (also etwa doppelt so steil wie üblich). Das Fahrwerk wird dann je nach 'Schätzung' gefahren. Wir haben das mal im Simulator geübt und es klappt eigentlich recht zuverlässig, der 'Flight-Path-Vector' ist hier ein hilfreiches Feature.

Viele Grüße, MAX
 
Zuletzt bearbeitet:
@Max Reverse
Grundsätzlich ist es möglich, mit einem Verkehrsflugzeug 1.000 Höhenmeter in eine Flugstrecke von etwa 3 km umzuwandeln. Es besteht also zunächst (!) kein akutes Problem, sondern man hat etwa 10-15 Minuten Zeit das Problem zu analysieren und zu beheben.

Hi Max,
Sicher? Nur eins zu drei bei Deinem Bock? :-(
(Ha? War mit Geardown, Flaps LDG, Speedbrakes und Stallrecovery?)
Bei einer L/D Speed von, sagenwirmal, 240 IAS (zumindest in mittleren Höhen) wären das umera 4 NM/min (ca. 7,2 Km/min)
Das hieße für die 3 km braucht es nicht mal ganz eine 1/2 Minute und damit eine ROD von +-~7000ft/min

Mach den Leuten keine Angst vor einem slam dunk ;-)

chk6

P.S.: Mit'm "Motor"flieger gl(e)iden heisst leiden!
 
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Wobei zu erwähnen ist, das zumindest bei der B747-400 ein APU-Start in der Luft nicht möglich ist. Wie sich das bei der B747-200 darstellt, ist mir leider nicht bekannt. Ich vermute aber, das auch bei der -200 ein Inflight-Start der APU nicht möglich ist.

Die APU hat bei vielen Flugzeugen leider etwas hinderliche Limitations. Beim A320 kann sie mittels Battery-Power erst unterhalb 25.000 Fuss gestartet werden, was ja in diesem Szenario der Fall ist. Auf den A320ern mit der 'alten RAT' ist der APU-Start bei diesem Szenario sogar 'not recommended', da hier die Ram-Air-Turbine aufgrund der Aerodynamik im Endanflug den Geist aufgibt und die Batterien dann die alleinige Versorgung übernehmen müssen.

Daher wird (wie dann wohl auch beim Jumbo) zunächst anstelle von minimum Drag Speed (was eine wesentlich längere Gleitstrecke ergäbe) mit der Optimum Relight Speed geflogen (beim A320: 280 IAS).


Ja bitte ?! ;)

Gruß MAX
 
Max hat bloß von Viermots gesprochen. :p

Apropos Dreimots: in diesem Thread wurde noch gar nicht erwähnt, daß
gestern oder heute oder kürzlich eine MD11 während eines längeren
Scenic-flights über Indien keinen Aussetzer hatte, obwohl der Kapitän
diesen Quasi-Dreiecksflug (In memoriam erster Alleinflug?) nicht als
solchen
in seinem Fuel-planning berücksichtigt hatte. Bei Dreiecksflügen
wird ja traditionell gern ein Stück gesegelt.
 
Die APU hat bei vielen Flugzeugen leider etwas hinderliche Limitations. Beim A320 kann sie mittels Battery-Power erst unterhalb 25.000 Fuss gestartet werden, was ja in diesem Szenario der Fall ist. Auf den A320ern mit der 'alten RAT' ist der APU-Start bei diesem Szenario sogar 'not recommended', da hier die Ram-Air-Turbine aufgrund der Aerodynamik im Endanflug den Geist aufgibt und die Batterien dann die alleinige Versorgung übernehmen müssen.

:airplane:
Sicher?
 
Kannst Du auch ganze und sinnvolle Sätze bilden:confused:

Sobald ich erahnen kann, auf welchen Teil der zitierten Passage sich Deine 'Frage' bezieht, bin ich gerne bereit, Deine offensichtlichen Zweifel zu zerstören.

Gruß MAX
 
Kannst Du auch ganze und sinnvolle Sätze bilden:confused:

Sobald ich erahnen kann, auf welchen Teil der zitierten Passage sich Deine 'Frage' bezieht, bin ich gerne bereit, Deine offensichtlichen Zweifel zu zerstören.

Gruß MAX

Ich meinte die "Fett" markierte Stelle!
Die RAT wird wohl kaum komplett den Geist aufgeben :no: Vielmehr wird der Hydraulikdruck gänzlich für die Steuerflächen benötigt
 
Vielmehr wird der Hydraulikdruck gänzlich für die Steuerflächen benötigt

Nein das ist nicht der Grund, sonst wäre es ja bei den neuen Fliegern nicht anders.

Nochmal zur Klarstellung: Es geht um das Szenario 'Engine Dual Failure'. Dabei klappt automatisch die RAT aus und versorgt das Blaue Hydrauliksystem mit Druck und davon wird wiederum der Emergency Generator angetrieben und versorgt die wichtigsten Komponenten des elektrischen Systems.

Bei unseren A320 ist eine RAT von Messier-Dowty verbaut, deren Aerodynamik es nicht zuläßt, unter 150 Knoten den Emergency Generator zuverlässig zu versorgen. Daher wird dieser mit dem Ausfahren des Fahrwerkes weggeschaltet, so dass dann das Verfahren 'Flight On Batteries Only' zur Anwendung kommt.

Da man also für die letzten Minuten des Endanfluges vital auf den Strom der Batterien angewiesen ist, lautet die Empfehlung bei diesen Fliegern keinen Strom für möglicherweise erfolglose APU-Startversuche zu vergeuden, einer davon kostet etwa 6 Minuten 'Batterie-Zeit', theoretische reicht die Batterie-Kapazität für 30 Minuten.

In Abhängigkeit von der Restflugzeit zum nächsten Airport liegt es dann an der Crew sich an diese Empfehlung zu halten oder sich per 'Emergency Authority' darüber hinwegzusetzen. Wie immer gilt 'Nothing beats Success', will heißen: Wehe es geht in die Hose...

Auf den A319/A321 ist eine Sundstrand-RAT verbaut, diese kann bis 120 Knoten und damit bis nach dem Touchdown Strom liefern. Mal sehen, welche RAT unsere nächstes Jahr zu liefernden A320 bekommen.

Gruß MAX
 
Naja, das hat man jetzt davon, wenn man so viele Flugzeugmuster kennt :shut:

Ich bin vom A340 ausgegangen, der ja irgendwo ähnlich ist!

Bis zum Endanflug ist es genauso wie beim A320. Doch sobald die Slats ausgefahren werden (ja, das geht mit der RAT), versorgt die RAT nicht mehr den CSM/G!

Aber ich versteh dich schon, wenn ich nur die 2 MAIN-Batteries für den APU Start hätte, währe ich auch vorsichtig.

Der A340 hat ja eine eigene APU-Batt, da kann man jederzeit eine Startversuch machen.

Grüssle
 
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