unternehmerische Freiheit: Ahhh. Kommen wir zum Lieblingswort. Unternehmerische Freiheit, so blumig! [...]
Man schaue gen Frankfurt, in den Glaskasten, das Herz der Lufthansa, der Sitz von Karsten mit C, Sproß des ehemaligen Firmenbosses, naja angeheiratet. Stolz ist er, weitsichtig höchstens ohne Brille, familiäre Gefühle erweckt er nur bei seinen Aktionären, das Produkt offensichtlich nicht mehr solide ( Golfcarrier! GOLFCARRIER!!! Billigflieger!!) und Arbeitsplätze im eigenen Land schafft er bejubelt von einer Internetgemeinde Hobbyunternehmer in so einem rasenden Tempo ab, das die Mitarbeiter die grauen Haare bekommen.
Wirtschaft heißt Wandel, pausenlos, anpassen an die sich zunehmend schneller wandelnden äußeren Gegebenheiten. Sonst ergeht es einem schnell so wie dem Erfinder der digitalen Photographie, der sein Kerngeschäft nicht gefährden wollte und die neue Idee daher erst mal nicht weiter verfolgt hat - die Rede ist (wenn auch vereinfacht) von Kodak.
In unserem Wirtschaftssystem ist es nun so eingerichtet, dass es die Aufgabe der Firmenleitung ist, festzustellen, ob etwas geändert werden muss, und dann zu entscheiden, wie man es ändert. Wie die Firmenleitung dies (sowohl Ideenfindung als auch Entscheidung im engeren Sinne) tut steht ihr grundsätzlich frei, sie kann dies geschickt oder weniger geschickt tun. Es gilt: die oben entscheiden, die unten machen.
Wenn die unten mit den Entscheidungen von denen oben nicht einverstanden sind, so ist dies zu allererst einmal bedauerlich, und tut im Weiteren (je nach Umgang derer oben mit dieser Situation) dem Betriebsfrieden ebenso wenig gut wie der Stimmung im Laden. Es gehört also eigentlich durchaus zu dem, was ein Management leisten soll, gerade bei schwierigen Entscheidungen die Mitarbeiter neudeutsch 'mitzunehmen'. Hier kann man dem aktuellen LH Management sicherlich größere Defizite attestieren, was besonders bedauerlich erscheint, hört man doch allenthalben von einem besonderen Gefühl der Zusammengehörigkeit, welches alle Lufthanseaten noch vor kurzem verspürten. Dieses derart zu zerdeppern zeugt sicherlich nicht von besonderer Weitsicht.
Weitere Konsequenzen darf das nicht-einverstanden-sein derer unten jedoch grundsätzlich nicht haben. So eine Firma ist ja keine demokratische Veranstaltung; der Chef entscheidet. Wenn es gut geht, gut - wenn nicht u.U. äußerst bedauerlich. Meist mehr für die Mitarbeiter als für ihn. Das muss man nicht gut finden. Das war aber schon immer so, und wird sich so schnell auch nicht ändern (mal ehrlich: wie den auch? Irgendjemand muss irgendwann mal eine Entscheidung treffen, die dann auch umgesetzt wird, sonst kann man den Laden gleich zu sperren, oder einen schwedischen Debattierclub gründen).
Bloß weil ein wenige paar Hanseln einen ganzen Konzern gegen die Wand fahren wollen, ist das noch lange kein Grund sich nicht zu wehren dagegen. Das ist nicht unternehmerische Freiheit, das ist die Geiselnahme eines Konzerns von ein paar wenigen Leuten und ihrer Auftraggeber. Und nein, und ganz hundertprozentig sicher nicht von den Piloten. Die sehen und ahnen nur was kommt.
Mögen die viel besser als ich bezahlten und viel mehr privilegierten Kollegen der Lufthansa die stärkeren sein und diesem Irrsinn Einhalt gebieten.
Und genau das ist das grundlegende Missverständnis. Man mag es bedauern oder nicht, dem Irrsinn Einhalt gebieten kann der Aufsichtsrat oder die Aktionäre, wenn sie denn wollen (den Irrsinn also als Irrsinn sehen - kann man ja auch anders sehen), aber nicht die Mitarbeiter - nicht durch Streiks jedenfalls. Dafür ist das Streikrecht nicht da. Auch wenn der sichere Untergang damit bevorsteht.
Und jetzt hatte ausnahmsweise halt mal ein Gericht den Eindruck, dass hinter den vorgebrachten legalen Streikgründen noch eine Menge unzulässiger versteckt sind. Muss man nicht gut finden, man kann allerdings den Eindruck gewinnen können, dass das Gericht so schief nicht liegt.
Kurz: als Beauftragte der Eigentümer darf die Geschäftsleitung das Unternehmen gegen die Wand fahren, ob es den Mitarbeitern passt oder nicht. Ich kann gut verstehen, dass die Mitarbeiter damit nicht glücklich sind; dass eine solche Situation aber keine Streiks erlaubt kann ich aus übergeordneten Überlegungen aber nur folgerichtig finden.
Whoops