Gibt es auch kleine Ärzte - natürlich darf jeder Arzt den Inhalt des Doctor's Kit verwenden

Anderes medizinisches Personal
zunächst nicht.
Sollte nur anderes medizinisches Personal an Bord sein (Krankenschwester, Rettungssanitäter) entscheided der Kommandant nach Rücksprach ob jenige 'behandeln' dürfen.
Ich denke dieser juristische Winkelzug ist nötig, um rechtlich besser dazustehen, falls die 'Behandlung' in die Hose geht. Denn für Ärzte hat LH eine eigene Haftpflichtversicherung abgeschlossen und diese bekommen auf Wunsch auch eine schriftliche Enthaftungserklärung.
Eine solche Versicherung für anderes medizinisches Personal könnte dürfte wohl schwer zu finden/bezahlen sein.
Wenn aber der Kommandan im Rahmen seiner nautischen Entscheidungsgewalt/Emergency Authority z.B. eine Krankenschwester (welche sich dazu im Stande sieht) anweist, einen Passagier zu behandeln dann ist die sache rechtlich wieder 'sauber' und diese bekommt dann natürlich auch Zugang zu allen nötigen 'Bordmitteln' incl. Doctor's Kit.
Gruß MAX
Hat es irgendwelche 'dienstliche Auswirkungen' (ich kenne den hierfür evtl. richtigen Begriff nicht) für den Kommandanten, der ja normalerweise kein Medizinstudium absolviert hat, wenn bei der Behandlung 'Fehler' von der 'sich im Stande sehenden Person' gemacht würden oder ist dies durch die Tatsache 'Notfall/kein Arzt an Bord' 'gedeckt'? Wäre meines Erachtens 'krass', wenn dem so wäre.
danke für etwaige Antworten
grüßle
Ich finde, dass bringt den Kommandanten aber in eine schwierige Situation, zumal ich jetzt erst einmal davon ausgehe, dass er i.dR. keine medizinische Grundausbildung haben wird, sondern bestenfalls erweiterte Erste-Hilfe-Kenntnisse. (Ohne Euch jetzt Eure Kompetenz absprechen zu wollen)
Ich bin selber Pflegefachkraft. Nebenberuflich unterrichte ich noch in der Fachkraftausbildung und eines meiner Unterrichtsthemen ist dabei das Thema "Delegation von ärztl. Tätigkeiten an Pflegefachkräfte". I.d.R. handelt es sich dabei natürlich um medizinische Eingriffe, die unter gewissen Umständen auch delegierbar sind, weil sie nicht unbedingt das persönliche Eingreifen eines Arztes erforderlich machen. In diesem Zusammenhang diskutiere ich mit den Auszubildenden auch immer die Frage, was im Notfall zu tun ist, wenn kein Arzt anwesend ist. Leider ist hier eine Pauschalaussage nahezu unmöglich. Tatsache ist aber, dass auch Pflegepersonal in einer Notsituation "nach bestem Wissen und Gewissen" handeln muss. Im Einzelfall kann das auch eine Kompetenzüberschreitung bedeuten, zumal man bei Pflegepersonal mitunter davon ausgehen kann, dass mehr medizinische Kenntnisse vorhanden sind, als beim Otto-Normal-Bürger, der nicht in einem Gesundheitsberuf tätig ist. Natürlich gilt auch hier das Prinzip: So lange man alles richtig gemacht hat, wird später keiner mehr Fragen stellen. Also leider alles ein wenig rechtliche Grauzone...
Folgende Situation:
Ich bin vor einigen Jahren bei einem Condor-Langstreckenflug in einer solchen Situation gewesen. Ein Fluggast befand sich plötzlich in einer lebensbedrohlichen gesundheitlichen Situation, bzw. wäre in einen unmittelbar akut lebensbedrohlichen Zustand gekommen, wenn nicht sofort ein medizinisches Eingreifen erfolgt wäre. Da sich kein Arzt an Bord befand habe ich mich mit um diesen Fluggast gekümmert. Um mich selber zu schützen werde ich mir jetzt die medizinischen Details der Situation ersparen. Nur so viel: Mein Eingreifen war eine klare Überschreitung meiner Kompetenzen die mir von berufs wegen zustehen. Allerdings war die Situation für mich eindeutig und da ich in meiner Ausbildung das Glück hatte, Dinge sehen und machen zu dürfen, die eigentlich nicht zum direkten Tätigkeitsfeld einer Pflegefachkraft gehören, war ich mir sicher richtig und fachgerecht zu handeln. Der Erfolg hat mich bestätigt. Hinzu kam, dass minutenschnelles Handeln erforderlich war, insofern das Abwarten einer Zwischenlandung mitunter hätte fatale Folgen haben können (da bewege ich mich jetzt im spekulativen Bereich - so genau kann man das natürlich nie sagen). Tatsache war jedenfalls, dass mir das an Bord befindliche Personal ohne lange Diskussion (eigentlich sogar ungefragt) Zugang zu sämtlichen medizinischen Ausrüstungsgegenständen an Bord gewährt hat. (Da es halt einige Jahre her ist, kann ich nicht mehr sagen, in welchen Arten Med-Kits es verstaut war, außerdem ging alles sehr schenll, da habe ich auch nicht auf mögliche Aufschriften in Richtung "nur vom Arzt zu verwenden" geachtet). Ich kann nicht beurteilen inwieweit der Kommandant vorher sein "go" gegeben hat, um mir Zugang dazu zu gewähren, vermute aber mal, da alles sehr schnell ging, dass er in dem Moment meines Eingreifens nicht wusste, dass ich kein Arzt, sondern nur Pflegekraft bin, obwohl ich mich den Fugbegleiterinnen gegenüber deutlich als solche zu erkennen gegeben habe.
Nochmal: Ich weiß, ich habe meine Kompetenzen überschritten, wusste aber auch was ich tat, war mir meiner Sache absolut sicher und rückblickend hat mir der Erfolg ja auch Recht gegeben. Nur hätte ich nicht in der Haut des Kommandanten stecken wollen, jetzt wo ich Max Beitrag lese. Ich stelle mir vor, dass der Kommandant vermutlich die medizinische Situation nicht so gut einschätzen kann, wie es ein Arzt oder eben (natürlich mit deutlichen Einschränkungen, aber zumindest besser wie ein Laie) eine Pflegefachkraft das kann. Weiter kann er ja nicht einschätzen, wie es um das Wissen und die Fähigkeiten der Pflegekraft bestellt ist. Was, wenn er einem Eingeifen von mir in dem Moment nicht zugestimmt hätte? Was, wenn er zugestimmt hätte und ich hätte einen schwerwiegenden Fehler begangen? Ich finde das echt schwierig...
Grüße
NearFMO