Mit dem Donnervogel ins Herz des Balkans - Ein Reisetagebuch

martin67

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In den vergangenen Jahren waren wir in den Pfingstferien meist in Italien an der Adria. Das ist kindgerecht, es gibt Pools, einen Sandstrand, ein warmes Meer, Pizza und Eis. Und Venedig gehört als Kulturhighlight auch dazu. In diesem Jahr waren wir unentschlossen. Wieder Italien? Oder vielleicht doch was anderes? Vielleicht mal wieder nach Irland oder Wales? Dann kam schon der April und für eine Buchung in Italien war es zu spät. Irgendwie waren wir unentschlossen. Verganenen Sommer waren wir mit dem Auto in Skandinavien, ich wollte heuer nicht schon wieder tausende Kilometer fahren. Irgendwie ging das so hin und her, bis meine Frau, sie hat immer wirklich gute Ideen, sich an einen Jugendtraum erinnerte. Rosenblüte in Bulgarien, das wär doch was... Unsere kleine Bibliothek mit Reiseführern ist eigentlich recht gut sortiert, da ist einiges an Material über die Jahre zusammengekommen. Ich fand ein Buch über Bulgarien und habe erst einmal ein wenig angefangen, Bilder anzuschauen. Mit dem Gedanken konnte ich mich anfreunden, grundsätzlich. Meine Frau hatte in der Zwischenzeit einmal die verschiedenen Angebote in Internet gesucht. Bulgarien ist sehr günstig, wenn man ans Schwarze Meer möchte. "Goldstrand" heißt die Gegend um Varna, der "Sonnenstrand" ist bei Burgas. Für das, was wir uns letztendlich für diese Reise ausgedacht hatten, passte der "Sonnenstrand" besser. Klick, gebucht. Das Hotel direkt am Strand sah gut aus, meine Tochter war von den Pools mit den Rutschbahnen auf den Bildern begeistert, mit Halbpension ist zumindest die kulinarische Grundversorgung gesichert, und es bleibt noch Luft, mal irgendwo was auszuprobieren. Blieb die Frage, wer uns denn fliegt. Meine Frau hatte ein Fragezeichen über dem Kopf, als sie "Bulgarian Air Charter" las. Das war der Bingo, vielleicht die letzte Gelegenheit, mit einem richtigen "Klassiker" zu fliegen, einer Douglas MD-82.

Wir hatten jetzt eine Pauschalreise gebucht, aber nur am Pool rumliegen und am Strand, das ist nicht unser Ding. Alle Extras haben wir dann aber vor Ort arrangiert. Am Tag vor der Abreise war dann auch endlich das geplante Fluggerät auf der Seite des Münchner Airports zu sehen, das hatte uns unser Reisebüro bislang verschwiegen. Der Morgen des 26. Mai war sehr neblig, um kurz nach 7 Uhr morgens war der Abflug. Wäre das Wetter schöner gewesen, hätte sich unsere Abreise wohl in etwas so dargestellt:

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Das Flugzeug, das schon knapp 30 Jahre auf dem Buckel hatte (es war übrigens die MD-82 LZ-LDP), hat uns sehr überrascht. Es mag nicht das sauberste und auch nicht das leiseste sein, aber es war eines der angenehmsten und bequemsten. Die Sitze noch diese schönen, alten, aus den 90er Jahren, mit dicken Lehnen und weichen Polstern, lediglich der Aschenbecher war mit einem Blech verschlossen. Es gab viel Platz zum Vordermann, keine Chance, als Mensch mit durchschnittlicher Größe mit den Knien den Sitz davor zu berühren. So macht fliegen Spaß! Das Essen war jetzt nicht so mein Ding, es gab ein Sandwich mit Käse. Liegt aber daran, daß ich partout keinen Käse esse. Aber das ist mein Problem und nicht das der Airline. Dafür war der Kaffee erstaunlich gut. Alkoholische Getränke gab es gegen Bezahlung, aber um 7 Uhr morgens kriege ich die eh nicht runter.

Burgas liegt ziemlich genau zwei Stunden von München entfernt. Die Einreise war zäh, draußen wartete schon der Shuttle ins Hotel. Der besagte Sonnenstrand liegt ungefähr 40km nördlich von Burgas, nach einer guten Stunde waren wir in unserem Hotel.

Wir sind dann nach dem Einchecken erstmal eine Runde gegangen, die Gegend erkunden. Sonnenstrand ist eine riesige Ansammlung von Hotels, die sich über 30 oder vielleicht 40km die Küste entlangzieht. Man sagt, das ist der zweite Ballermann. Alkohol, Zigaretten, Essen, alles ist billig, überall gibt es Bars und Live-Musik, sowas zieht junge Partygänger an. Am frühen Nachmittag war natürlich nicht viel los, aber ein Restaurant hatte den Holzkohlengrill gerade angezündet, und da haben wir uns niedergelassen für ein ausgiebiges Mittagessen, Fisch, Huhn, Ayran für die Mädels (die lieben das) und für mich ein kaltes Bier.

Der Baustil war für mich hochinteressant, irgendwie 70er, Sozialismus, etwas mit Farbe verschönert.

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Jetzt noch ein Bild von unserem Hotel "Burgas Beach". Das ist ein Bunker mit 19 Stockwerken aus der Vorwendezeit. Nachts, mit ein paar Lichtapplikationen sah das nicht mal schlecht aus. Service, Essen, Sauberkeit, das war alles einwandfrei. Ich würde da jederzeit wieder einbuchen.

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So, das war jetzt der erste Tag in Bulgarien. Das Abendessen im Hotel in Buffetform war hervorragend, die Betten etwas zu weich.

Die Reise geht weiter, in Kürze!

Martin
 
Am Samstag Morgen gab es dann nach dem Frühstück einne kurze Infoveranstaltung des Reiseveranstalters. Wir bekamen einen kleinen Grundkurs in bulgarischer Geschichte, einige "dos und don'ts", beim Verkauf der verschiedenen Ausflüge blieben wir stark, nur eine kombinierte Bus/Schiff-Tour haben wir uns gegönnt. Dafür konnten wir aber gleich für ein Paar Tage einen Mietwagen buchen. Wir wollten ja nicht nur am Strand abhängen, sondern auch was sehen. Damit war das auch organisiert. Der Wagen wurde uns zum Hotel gebracht und wieder abgeholt, das war praktisch (aber erst am Donnerstag).

Sonnenstrand, das ist übrigens eine für den Tourismus erfundene Bezeichnung für diese Gegend, im Gegensatz zum Goldstrand, der schon seit Menschengedenken so heißt. Ganz in der Nähe liegt die Stadt Nessebar. Neu-Nessebar ist eine Hotelsammlung und mit Sonnenstrand zusammengewachsen. Nessebar selbst ist eine kleine Siedlung auf eine kleinen Halbinsel, die schon seit der Antike existiert. Über die Jahre waren Thrakier, Griechen, Römer an der Macht, dann gehörte diese Stadt dem byzantinischen Reich an, die Osmanen mischten auch mit, letztendlich fiel sie Bulgarien anheim. Nur ein paar Quadratkilometer, mit einer über 5000-jährigen Geschichte. Heute ist diese Stadt UNESCO Weltkulturerbe. Gerade in der Vorsaison, wenn sich noch nicht die Touristenströme durch die Gassen wälzen, ist es ausgesprochen schön dort.

Nach der Veranstaltung mit der Reiseleitung sind wir zur nächsten Bushaltestelle und mit dem Linienbus nach Nessebar gefahren. In diesen Bussen arbeiten zwei Personen. Einer fährt das Ding, der andere ist der Finanzminister und kassiert die Fahrgäste ab. Das funktioniert gut und der Fahrer kommt schneller von den Haltestellen weg. Nessebar war zu unserem Hotel in Sichtweite und wäre vielleicht auch über den Strand in einer dreiviertel Stunde zu Fuß erreichbar gewesen. Wir haben trotzdem den Bus genommen, das hat 10 Minuten gedauert.

Auf der Landseite existieren noch Reste der alten Stadtmauer, die noch aus byzantinischer Zeit stammt.

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In einem der kleinen Häfen stehen die kleinen Fischerboote. Das Schwarze Meer ist sehr fischreich, aber nur an der Oberfläche, in der Tiefe besteht das Meer aus einer lebensfeindlichen Brühe, in der kein Lebewesen existiert.

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Gassen in Nessebar, sehr malerisch. Die Bauart der Häuser nennt man Schwarzmeerhäuser, sie bestehen aus einem Untergeschoß aus Stein und einem aufgesetzten Stockwerk aus Holz, das etwas übersteht. Das bringt Wohnfläche und in den Gassen ist trotzdem Platz.

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Natürlich gibt es überall kleine Geschäfte, die Souvenirs verkaufen.

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In seiner Blütezeit hatte Nessebar 40 Kirchen (manche Quellen sprechen von 80). Ungefähr ein Dutzend ist erhalten geblieben, als Ruinen, zum Teil aber auch noch recht vollständig.

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Die folgende Kirche St. Stephan, eine kleine, dreischiffige Basilika, stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist vollständig erhalten. Sie steht als Beispiel für die vielen anderen kleinen Kirchen in Nessebar, die alle irgendwie ähnlich aufgebaut sind.

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Im Inneren eines orthodoxen Gotteshauses vermisst man die Figuren und Statuen, die man von unseren Kirchen kennt. Die Wände sind bunt bemalt, an den Wänden hängen Ikonen.

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Der Weinanbau spielt natürlich seit dem Altertum eine große Rolle. Bulgarischer Wein ist übrigens erstaunlich gut. Und dieser Lebensweisheit kann ich nichts mehr hinzufügen.

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Noch ein kleines Abschiedsbild aus Nessebar, morgen geht die Reise weiter!

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Martin
 
Was isst man den eigentlich so? Die bulgarische Küche hat nicht wirklich einen großen Bekanntheitsgrad und auch keine große Bedeutung. In der bewegten Geschichte des Landes sind im Laufe der Zeit viele Einflüsse "durch die Küche" gegangen. Griechisch, türkisch, auch serbisch und nach dem zweiten Weltkrieg die russische Küche und die Mangelwirtschaft des Sozialismus haben alle ihre Spuren hinterlassen. Auberginen, Zucchini, Tomaten, Gurken und vor allem Paprika kommen auf den Tisch, zusammen mit Fisch oder Fleisch und Salami. Schafskäse, Ayran und vor allem der Joghurt sind ein Begriff, als Nachspeise wird Baklava oder Lokum gereicht. Viele dieser Sachen kennt man aus den Nachbarländern. Die türkische Küche stieg in die "haute Cuisine" auf, auch die griechische Küche ist weithin beachtet. Vielleicht verhinderte die Lage Bulgariens am Schnittpunkt der Kulturen des Orients, des Westens und des Nordens, daß sich hier etwas wirklich Unverwechselbares, Eigenständiges entwickelt hat. Nichtsdestotrotz, wir haben immer gut gegessen, und meist zu viel.

Mir widerspricht es irgendwie, im Restaurant Essen zu fotografieren, deswegen habe ich das auch nicht bildlich dokumentiert.

Jetzt aber mal was ganz anderes. Da gab es bei uns in der Straße so eine Art "Tretmobil" zu mieten, ein vierrädriges Tandemfahrrad mir vier Plätzen und einem Dach. Genau, wir haben uns das gemietet. Die Tour ist dann irgendwie in eine Lost-Places Entdeckungstour abgedriftet.

In einem verkrauteten Garten steht noch der Rest eines Kinder-Helikopters rum.

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Ein verlassenes Basketball-Feld, wer weiß wann der letzte Korb geworfen wurde?

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Nur einen kleinen Laden und eine Kneipe gibt es in dieser halbfertigen Ruine, die vorwiegend zum Abstellen alter Möbel dient.

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Eine verrostete Schaukel vor einem interessanten, orientalisch angehauchten Gebäude mit Kuppel

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Aus einer Zeit, als man noch selten aus dem Urlaub zuhause angerufen hat (und dort trotzdem jeder auf diesen Anruf gewartet hat), stammt diese Szene. Heute braucht man keine billigen Anrufmöglichkeiten mehr, mit dem Handy ist man immer erreichbar und immer online. Die Münztelefone selbst sind schon weg.

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Bei dem Rummelplatz bin ich mir fast sicher, daß er nur noch nicht aus seiner Überwinterung erlöst wurde.

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Ab morgen gibts dann wieder ein paar "normale" Urlaubsbilder.

Martin
 
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Am Dienstag haben wir dann den bei unseren beim Veranstalter vor Ort gebuchten Ausflug nach Sosopol gemacht. Zuerst mit dem Bus nach Nessebar, dann mit dem Schiff nach Sosopol, Stadtführung und Mittagessen, dann zum Fluss Ropotamo südlich von Sosopol, Bootstour auf dem Fluss und Rückfahrt mit dem Bus nach Sonnenstrand.

Sosopol liegt knapp 40km südlich von Burgas und nur noch 50km von der türkischen Grenze entfernt. Die Gegend um Sosopol ist bereits seit ca. 6000 Jahren besiedelt und gehört damit zu den ältesten besiedelten Regionen Europas. In der Antike trug die Stadt den Namen Apollonia (bzw. Apollonia Pontica) zu Ehren des griechischen Gott des Lichts, Apollon. Später änderte sich der Name in Sosopolis und dann in Sosopol. Sosopol ist sowohl von der Lage auf einer Halbinsel, als auch von seiner Bebauung der Stadt Nessebar sehr ähnlich. Auch hier dominieren die Schwarzmeerhäuser. Das Untergeschoß hat keine Fenster, das war eine Bauvorschrift der Osmanen, die weder Fenster zur Straße, noch mehrstöckige Häuser erlaubte. Der hölzerne "Schwarzmeeraufsatz" kam erst nach dem Ende der osmanischen Herrschaft.

Unser Schiff nach Sosopol war die "Seacat One", eine Katamaran, der bis 2016 in Norwegen im Einsatz war. Auch unser Bus für diesen Ausflug kam aus Skandinavien, er trug noch die Aufschrift eines schwedischen Reiseunternehmens. Es macht viel Spaß, sich in Bulgarien die Beschriftungen der verschiedenen Lastwagen und Busse genauer anzusehen. Fast alle stammen aus dem Norden und haben mittlerweile den größeren Teil ihres Lebens auf dem Balkan verbracht.

Übrigens ist das "Schwarze Meer" wirklich sehr dunkel.

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Bulgarien ist eine Außengrenze der EU, entsprechend ausgebaut ist die Grenzsicherung. Neben Booten sind auch Helikopter im Einsatz, auch weil sich die Fluchtrouten aus den Krisengebieten im Nahen Osten laufend verändern.

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Es sieht aus, als wäre im Hafenbecken von Sosopol ein angetäutes Schiff untergegangen.

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Fischerboote

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Durch die lange Geschichte dieser Gegend wird auch an vielen Stellen gegraben.

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Sosopol selbst ist eine wunderschöne, kleine Stadt und weit weniger überlaufen als Nessebar, das ja direkt am Sonnenstrand liegt und damit ein großes Einzugsgebiet hat.

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Der Besenmann bringt neue Besen

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Es geht noch etwas weiter mit den Bildern aus Sosopol.

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Honig, eingemachte Feigen und andere sehr süße Sachen verkauft diese Frau am Straßenrand.

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Auf dem folgenden Bild ist ein Weinhändler. dort kann man verschiedene Weine und auch Schnaps probieren und sich vielleicht ein kleines Souvenir gönnen. Der Besuch ist kostenlos und der Händler freut sich, wenn er die eine oder andere Flasche im Anschluss verkaufen kann. Solche Läden es über die ganze Stadt verteilt. Die Bulgaren selbst bevorzugen eher liebliche Sorten, aber auch die trockenen Weine schmecken wirklich gut!

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Nach dem Mittagessen ging es dann mit dem Bus zum Fluß Ropotamo. Unser Reiseführer im Bus hat ihn als eine Art Amazonas beschrieben. Es war ein gemächliches Flüßchen, allerdings mit einer üppigen und intakten Natur, die von allen möglichen Tieren bewohnt wird.

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Der folgende Tag war ein Badetag am Pool und am Meer. Abends bekamen wir den Leihwagen geliefert und dann, am nächsten Morgen, sind wir ins Innere des Landes gefahren. Dazu morgen mehr!
 
Ab jetzt waren wir auf Achse. Wenn sich jemand fragt, warum wir das Meer, den Strand und den Pool so wenig genutzt haben, wir hatten fast jeden Tag einen sehr starken meerseitigen Wind, der einen Aufenthalt am Strand fast unmöglich gemacht hat. Dazu kamen Lufttemperaturen zwischen 22 und 25°, die einem in Verbindung mit Wasser auf der Haut und dem Wind recht kühl vorkamen.

Dieses Auto haben wir bekommen, einen Honda Jazz mit gut 100.000km auf dem Tacho, aber solange er läuft....

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Wir sind ins Hinterland, 300km nach Westen auf der Landstraße Nr. 6, immer am Balkangebirge entlang, das Bulgarien ziemlich genau in der Mitte in eine südliche und nördliche Hälfte teilt. Wir fuhren auf der Südseite entlang in Richtung Kasanlak, von dort sollte es über den Schipka-Pass ins Gebirge gehen.

Die Thrakische Ebene, landwirtschaftlich intensiv genutzt, wird in Richtung Zentralbulgarien immer enger. Es ist ein weites Land mit spärlicher Besiedelung.

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Manche Siedlungen sehen sehr provisorisch aus und wirken fremd, aber nicht unfreundlich.

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Immer wieder verbreiten Windräder einen Hauch "Wild West Feeling".

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Noch aus den Jahren des Kommunismus stammt diese mittlerweile ungenutzte Polizeistation. Früher wurden hier Verkehrskontrollen durchgeführt. Heute hat man bessere Verstecke und Radarpistolen, die übrigens gerne benutzt werden. Man sollte sich an die Verkehrsregeln halten.

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Ein Hügel mitten im Weizenfeld. So sahen Thrakische Grabhügel aus und ich vermute, daß es sich auch bei diesem um einen solchen handelt.

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Die Straße ist fast schnurgerade, gut ausgebaut und mit relativ wenig Verkehr. Macht viel Spaß, da zu fahren. Überholen mit dem untermotorisierten Honda war stellenweise abenteuerlich. Und ab und zu muss man mit Verkehrsteilnehmern rechnen, die es bei uns schon lange nicht mehr gibt.

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Dieses Schild verbietet eigentlich solche Gespanne, interessieren tut es niemanden.

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Und dann, der erste Blick vom Schipka-Pass hinunter ins Tal von Kasanlak, das "Tal der Rosen". Diese Gegend, die hier beginnt und sich über 100km Länge erstreckt, ist das größte Rosenanbaugebiet Europas. Diese Rosen werden überwiegend industriell genutzt und dienen zur Gewinnung von Aromastoffen, die hauptsächlich in Kosmetika, aber auch in Lebensmitteln verwendet werden.

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Morgen fahren wir über den Pass nach Etara.
 
Auf dem Scheitel des Schipka-Passes gibt es einen großen Parkplatz, ein paar Souvenirshops und Verpflegungsmöglichkeiten. Außerdem führt eine Treppe mit 895 Stufen weiter den Berg hinauf, so weit, bis man am Gipfel ist. Und da steht ein im Jahre 1934 errichtetes Denkmal, das an den bulgarischen Befreiungskampf erinnert, der im Jahr 1877 an dieser Stelle entschieden wurde. Das macht diesen Landstrich zu einem der wichtigsten in der Geschichte dieses Landes, dementsprechend viele Schulklassen trifft man hier.

Der Scheitelpunkt der Passstrasse mit dem Busparkplatz

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Die letzten Stufen, dann hat man das 32m hohen Denkmal erreicht

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Noch ein Blick von ganz oben ins Rosental...

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...dann geht die Fahrt weiter nach Etara auf der anderen Seite des Bergs, wo sich ein Dorfmuseum befindet. Für dieses Freilichtmuseum wurden bereits bestehende Häuser verwendet, aber auch Häuser aus anderen Gegenden Bulgariens, die abgebaut und in Etara wieder aufgebaut wurden. Es ist ein lebendes Museum, in allen Handwerksbetrieben arbeiten Leute, die den Dorfbetrieb "life" darstellen, und die Erzeugnisse (Töpfereinen, Holzspielzeug, Speisen und Getränke) gleich vor Ort verkaufen.

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Der Weg zurück ging durch viele Dörfer, wieder über den Pass und dann auf die Strasse Nr. 6

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Bei Schipka steht eine große, orthodoxe Kirche in russischem Baustil am Berghang. Leider ist innendrinnen Fotografieren verboten, deshalb nur von außen. Sie wurde zu Ehren der gefallenen, russischen Soldaten im russisch-türkischen Krieg gebaut.

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Wirklich fertig sind wir aber noch nicht.
 
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Am Freitag sind wir dann nochmal auf die Straße Nr. 6. Das Ziel war wieder das Rosental, in Kasanlak fand das Kinderfestival zum Ende des Rosenfestivals statt. Wir hatten uns irgendwie etwas mehr erhofft, aber die Darbietungen auf der Bühne waren recht nett, insbesonders die folkloristischen.

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Für die erwachsenen Gäste gab es nochmals eine Chance, Rosenprodukte zu kaufen (wobei man diese Chance in ganz Bulgarien mehr oder weniger zu jeder Tages- und Nachtzeit hat). In Kasanlak waren aber auch kleine Firmen anwesend, da ergaben sich einige sehr interessante Gespräche.

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Wenn man als Kind lange genug quengelte, gab es vielleicht einen Ballon, oder so.

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Wir sind dann noch ins Rosenmuseum, um mehr über die industrielle Nutzung dieser Blume zu erfahren. Zumindest wissen wir jetzt, daß die Rosen frühmorgens geerntet werden, weil sie da am saftigsten sind. Trotzdem benötigt man zur Gewinnung von nur einem Liter Rosenöl 11 Tonnen Blüten.

In Kasanlak ist auch noch ein uraltes thrakisches Grab, das man nicht besichtigen kann. Allerdings hat man gleich nebenan eine Kopie erschaffen, die man gegen eine (vergleichsweise) hohe Gebühr besuchen darf. So ein Grab ist nicht groß, es kann von maximal 4 Personen gleichzeitig betreten werden. Dementsprechend sich auch die Wartezeiten, wenn ein Bus voller Touristen ankommt. Weil es so klein war, habe ich auch keine wirklich brauchbaren Bilder.

Fotos aus Kasanlak, viel kyrillische Schrift (die übrigens in Bulgarien "erfunden" wurde, um slawische Sprachen mit ihren eigenen Lautformen schriftlich darzustellen).

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Manche Gehwege sind nicht gepflastert.

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Der Rückweg zurück zum Sonnenstrand führte uns durch die Vororte von Kasanlak, das sind recht trostlose Plattenbauten, wie man sie von überalll aus dem früheren Ostblock kennt.

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Auf dem Weg zurück kamen wir durch Orte, in denen man meinen konnte, daß den Menschen 1991 über das Ende des Sozialismus einfach nicht Bescheid gesagt wurde. Vergessen...

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Diese Gebäude sind keine Ruinen, sie sind bewohnt (für das Fotografieren habe ich ein paar böse Blicke bekommen).

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Nach unserer Ankunft im Hotel wurde das Auto pünktlich wieder abgeholt. Das hat sehr gut funktioniert. Am folgenden Morgen früh um zwei Uhr kam schon unser Flughafen-Shuttle. Bis Burgas dauerte es eine gute Stunde und um kurz nach 5 Uhr im Morgengrauen hob unser Donnervogel (übrigens die gleiche MD-82 wie beim Hinflug) weithin hörbar ab und brachte uns nach München zurück, das wir um viertel nach 6 auch schon erreicht hatten. Als Hallberger ist man ja gleich zuhause, da gings dann erst einmal ins Bett, ein paar Stunden Schlaf nachholen.

Ganz fertig bin ich noch nicht, es gibt gleich noch einen kleinen Nachschlag.
 
Ein paar Bilder habe ich noch, die konnte ich wegen der 10-Bilder-Beschränkung nicht ganz unterbringen oder sie haben thematisch nicht gepasst. Wir begegneten einem Storchenpaar in irgendeinem Dorf auf einem Lampenmast. Neben den beiden "Hauptakteuren" waren noch jede Menge anderer Vögel an diesem Nest zugange.

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Mancherorts gab es nicht mal befestigte Seitenstraßen.

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Andere Szenen erinnerten mich sehr stark an Japan, wie z.B. diese Holzhäuser....

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...oder auch diese Aufreihung von "Getränkeverkauf". Dieser funktioniert in Bulgarien noch manuell (Getränk rausnehmen, rein in den Laden und zahlen), während man in Japan Verkaufsautomaten einsetzt. Optisch ist da aber nicht viel Unterschied.

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Zum Abschied ein Sonnenuntergang von unserem Hotelzimmer aus aufgenommen.

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Ein Fazit zum Abschluss:

Wir haben Bulgarien lieben gelernt. Es ist ein ausgesprochen sympathisches Land in einem nahezu unbekannten Teil Europas, das zudem noch extrem günstig ist. Diese Reise kostete pro Person für eine Woche etwa um die 600€. Da war alles dabei, das Pauschalangebot (Flug, Hotel, HP), Ausflüge, Mietwagen, Sprit ,Verpflegung und Souvenirs.

Die Touristenzentren Burgas und Varna eignen sich grundsätzlich als Basis für einen kombinierten Bade/Ausflugsurlaub. Ausflugsangebote vom lokalen Reiseveranstalter sind zwar etwas teurer, als wenn man es selbst organisiert, andererseits können so verschiedene Verkehrsträger in einem Ausflug kombiniert werden. Der Mietwagen hat uns ohne Kilometerbeschränkung gerade einmals 25€/Tag gekostet. Benzin ist geringfügig günstiger, als in Deutschland.

Bein nächsten Mal werden wir vermutlich die Reise selbst organisieren und auf die Bettenburgen am schwarzen Meer verzichten. Für den Westen und Süden des Landes eignet sich Sofia oder Plovdiv besser als Ausgangspunkt.

Schönen Gruß,

Martin

(im August geht es wieder etwas weiter weg, da stehen wieder weniger bekannte Teile von Japan auf dem Programm)
 
Ich habe auch lange überlegt einmal einen Sommerurlaub in Bulgarien zu machen. Ich danke dir für deinen Reisebericht. Denn jetzt bin ich mir sicher, dass ich dieses Land einmal sehen muss. Dadurch, dass das Land noch recht unbekannt ist, finde ich es toll. Ich liebe es neue Sachen zu erkunden. Viel Spaß für eure nächsten Urlaube!
 
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