Ostern 2015 - Traumreise in ein anderes Japan

martin67

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Teil 1 - Aufbruch in den fernen Osten

Die meisten von Euch wissen ja um meine "Japanaffinität", die familiär begründet ist. Zu Beginn der diesjährigen Osterferien war es wieder so weit, wir machten uns auf in das Land der aufgehenden Sonne. Weil unsere Tochter ja mittlerweile der Schulpflicht unterliegt, bleiben für uns nur noch die Ferien zum Verreisen. Japan ist aber nicht wirklich ein klassisches Reiseziel für den deutschen Touristen, deshalb sind auch die Flugpreise über's Jahr gesehen relativ stabil. Das ist gut für uns.

Es stand ein kleines Familienfest an, mein Schwiegervater wird 80, meine Schwiegermutter 77, und mein Vater ebenso 77. Sowohl die 80, als auch die Schnapszahl 77 sind Glückszahlen in Japan, deshalb nahmen wir meine Eltern kurzerhand mit. Es sollen doch alle vom Glück dieser Zahlen profitieren, dachten wir uns. Unsere Tochter fand das super, alle Opas und Omas zusammen. Mittendrin war natürlich auch Ostern, da stellte sich die Frage, ob denn der Osterhase irgendwie mitkommt, denn in Japan selbst gibt's den leider nicht.

Anlaufpunkt in Japan war natürlich zunächst Tokyo, da leben unsere Verwandten und Freunde. Tokyo ist ganz nett, man sollte auch unbedingt mal hinfahren, wenn man noch nicht dort war. Ich war schon dort, vorher, deshalb gingen unsere Planungen eher in Richtung "was Neues sehen". Okinawa hört sich gut an, verspricht Sonne und keiner von uns war bereits dort. Und wenn wir schon mal in Okinawa sind, nehmen wir Ishigaki und Iriomote auch gleich mit ins Paket. Die Wahl für die Langstrecke fiel in diesem Jahr auf Air China via Shanghai Pudong nach Narita. Dann sollte es zwei Tage später mit Skymark Airlines nach Naha (OKA) gehen, diese Airline stellte aber nach unserer Buchung kurzerhand wegen Insolvenz diese Strecke ein. Ersatz wurde im japanischen Ableger der australischen Jetstar gefunden. Der Weiterflug von Naha nach Ishigaki (ISG) war mit RAC Ryukyu Air Commuter gebucht.

Air China war preislich günstig und ist Mitglied der Star Alliance. Das gab den Ausschlag. Der Service war etwas, naja, sagen wir basic, was aber nicht heißen soll, daß er schlecht war, im Gegenteil. Es waren Kleinigkeiten, die Erdnüsse mit dem Bier als erster Service fehlten zum Beispiel. Das Essen MUC-PVG war hervorragend, für westliche Reisende gab es deutsches Bier, ein chinesisches zum Probieren bekam ich später nur auf Nachfrage.

Am Flughafen in München stand unsere Maschine schon bereit, das Catering besorgte, wie man sieht, die LSG.

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Trotz der frühen Stunde wurden wir in Shanghai auf einer Vorfeldposition "entladen" und fanden uns nach einer kurzen Busfahrt mit einem Bus, der anscheinend statt einer Federung irgendwelche Holzklötze eingebaut hatte, im Terminal 2 von Pudong wieder. Dort hatten wir fünf Stunden Aufenthalt. Aber, zunächst wurden alle Reisenden nach Japan zu einem Transferschalter gerufen, wo ein bedächtig arbeitender Mensch sämtliche Dokumente, Bordkarten und was er finden konnte, in einem Computer erfasste. Dann wies er uns durch eine Tür, die mündete in einen Gang, der auf eine Rolltreppe und dann kam eine Sicherheitskontrolle. Volles Programm, mit X-Ray und dem Tor zum durchlaufen, anscheinend gibt's keine clean/unclean Regelung in Shanghai. Und dann hatten wir Zeit.

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PVG Terminal 2 ist ein gerades, langes Gebäude mit einem geschwungenen Dach und einer Glasfront zum Vorfeld. Langweilig wird es nicht, es gibt viel zu schauen. Ich war noch nie in China, deshalb waren auch die Souvenirshops mal ganz net zum rumstöbern.

Chinesisches Mövenpick Eis? Haben wir nicht probiert.

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Ob das Cafe nun der Hoffnungsstern für China ist, oder der Name nur eine phantasievolle Anlehnung an Starbucks ist (was ja ebenso phantasievoll übersetzt so etwas wie "Sterntaler" heißen könnte), konnten wir nicht klären. Die gut gestaltete Auslage der plastikgewordenen Speisekarte stimmte uns schon mal auf Japan ein.

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Die Aufforderung, nicht zu kollidieren, versetzte uns etwas in Erstaunen, ebenso wie die etwas ältere, korpulente Dame, die kurz später unaufhörlich und laut rülpsend durch die Halle marschierte. Good morning, China!

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Nach Narita waren es jetzt noch drei Stunden Flug. Die bei der Buchung angegebene Boeing 747-400 sah beim Einsteigen auf der Vorfeldposition aber eher wie ein A330-300 aus. Das Essen auf der Relation PVG-NRT war noch etwas chinesischer als auf dem münchner Flug, und jetzt gab es chinesisches Bier für alle!

Von Narita bis in unsere Heimatstadt Hachioji sind es noch mal ca. 2 Stunden mit dem Bus, danach gab es erstmal einen Begrüßungsumtrunk, dann ein Abendessen und noch mehr Begrüßungsumtrünke. Und dann ein Bett.

Den ersten vollen Tag wollten wir in Tokyo verbringen, Freunde treffen und zuhause wirklich ankommen. Showa Kinen Koen in Tachikawa, ein schöner Park mit Teehaus war unser Ziel, nur 4 Stationen mit der S-Bahn entfernt. Auf dem Weg zum Bahnhof waren ein paar ältere Menschen damit beschäftigt, auf einem improvisierten Golpfplatz sich den Tag zu verschönen.

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Es war warm an diesem Tag, um die 23 Grad, und es hingen Orangen am Baum. Die wachsen aber nicht bei 23 Grad mal schnell zu voller Größe, sondern haben am Baum überwintert.

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Ein paar junge Frauen schieben kleine Kinder mit rosa Mützen durch die Gegend, in einer Art Postwagen, zumindest war er gelb. Auch wenn es nicht so aussieht, auch in Japan bringt die Kinder immer noch der Storch, und nicht die Post!

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Naja, so ähnlich. Es war der Kindergarten, vor einem Baum im gepflasterten Innenhof des Bahnhofs wurde ausgestiegen und die Blütenpracht bewundert. In Japan beherrscht man die Kunst der Bewunderns von etwas Schönem unter völliger Ausblendung der vielleicht häßlichen Umgebung bestens. Ist ja auch nicht mal schlecht, wenn man das kann.

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Ein Bild noch, und dann ist Schluß für heut. Beck's Coffee, aber nur in Japan. Bei uns ist Beck's was anderes.

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Dann ging's in den Park nach Tachikawa. Der war sehenswert, wirklich! Die Fortsetzung folgt morgen!

Martin
 
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Teil 2 - Hanami

Wir waren auf dem Weg nach Tachikawa in den Park. Der Park ist übrigens das ehemalige Tachikawa Airfield der US Luftstreitkräfte, das im Jahre 1977 an Japan zurückgegeben wurde. Direkt neben dem Park wird noch ein Teil des Airfields von der japanischen Armee genutzt. Im Gegensatz zum englischen Garten ist der Showa Kinen Koen nicht frei zugänglich, sondern wird durch Eintrittgelder finanziert und ist in den Nachtstunden geschlossen.

Irgendwo sind die Tokyioter wie die Münchner. Kaum regen sich die Sonnenstrahlen, strömt alles raus und das Leben findet plötzlich im Freien statt. Sind es in München die Biergärten und Straßencafés, in Japans Hauptstadt sind es die vielen schönen Parks mit ihren Teehäusern.

"Hanami" heißt "Blütenschauen", irgendwann im Laufe des Aprils blühen die Kirschbäume. Die japanische Kirsche trägt übrigens keine Früchte, dafür blüht sie um so intensiver. Sie dient einzig und allein dazu, für ein paar wenige Tage zu blühen und den Rest vom Jahr einfach nur dazustehen. Die Kirschblüte zu sehen, kann man als Reisender nicht wirklich planen, aber man kann zufällig diese Tage treffen. Und, wir haben es in diesem Jahr geschafft.

Zurück zum Park. Der hat nämlich eine recht interessante Konzeption, ein Teil ist europäisch in der Art eines Schloßparks gestaltet, andere Teile wirken naturbelassen und es gibt den Teil, der sehr japanisch wirkt. In der Nähe des Haupteingangs steht ein großer Springbrunnen, der gerne von den Besuchern als Hintergrund für Fotos genutzt wird.

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Kleine Statuen geben den lokalen Besuchern vielleicht einen Hauch von Illusion, sie würden in einem französischen Garten wandeln.

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Jetzt kommt Hanami. Blütenschauen entwickelt sich in dieser Zeit zu einer großen Aufgabe. Es ist wunderschön. Den europäischen Besucher wird die Fülle und die Menge der blühenden Bäume ungläubig staunen lassen. Es sieht übrigens nicht nur im Park so aus, eigentlich blüht ganz Tokyo.

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Mancheiner verewigt die kurze Blüte auf Bildern, andere verewigen die, die verewigen.

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Ein Parapluie wird schnell zum Parasol. Der Mundschutz dient in diesen Tagen auch oft als Schutz vor Pollen. Für Allergiker ist diese Zeit nicht leicht.

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Traditionell setzt man sich unter die blühenden Bäume zum Picknick, jeder bringt was mit, man teilt und läßt die Kinder toben.

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Auf den Freiflächen wir Baseball und Fußball gespielt. Im Hintergrund ist Staub zu sehen, das Gras ist gelb. Es hatte lange nicht geregnet und der Boden war bröseltrocken. Und wie im Englischen Garten, alles voller Leut.

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Für manche Damen ist der Kimono das Kleidungsstück, das am besten zum Hanami paßt. Vielleicht nicht zu unrecht.

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Seltsam gekleidet ist dagenen dieser Vierbeiner, wobei man dem keinen Vorwurf machen kann, für die Entgleisungen ist der Besitzer zuständig. Was aber diese, ich vermute Mal, Reissackorgie am Hund darstellen soll, das bieb mir irgendwie verwehrt.

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Überhaupt, mancher Hundefreund hatte so eine Art Hundekinderwagen dabei, in dem der faule Spitz rumgekarrt wurde. Hundedekadenz...

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Wir sind dann ins Teehaus. Dort gab es jenen starken Grüntee aus gemahlenen Blättern, schaumig geschlagen, wie er auch bei der Teezeremonie serviert wird. Es ist ein besonderer Genuß, wie ein Espresso japanischer Art. Und wie der Espresso wird der Tee in kleinen Portionen serviert.

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Der kleine mit Schnüren umwickelte Stein hatte eine Bedeutung. Es ist eine wortlose, stille Mahnung, den dahinter liegenden Bereich nicht zu betreten.

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Meine Augen sind immer noch westlich, die Laterne wirkt so japanisch!

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Auch das Dach für's Boot am See hatte die Ausstrahlung.

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Die Schatten wurden länger, das Licht wärmer, dafür die Luft etwas kühler. Und es wurde Zeit, sich von unseren Freunden zu verabschieden. Morgen beginnt die Reise in den Süden Japans, wir mußten noch packen. Einen letzten Blick auf die Blüten, dann gingen wir zum Bahnhof.

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Den Abend verbrachten wir in einem Restaurant, das Bierchen nach so viel Sonne war hervorragend!

Martin
 
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Teil 3 - Von Tokyo zu den Ryukyu Islands

Am Abend hatten wir noch umgepackt und das Gewicht der Koffer auf 15kg reduziert. Das ist das zulässige Gewicht für aufgegebenes Gepäck auf Jetstar Airlines. Am darauffolgenden Morgen ging es dann zum Bahnhof. Fahrkarte gekauft, klar, sonst kommt man gar nicht auf den Bahnsteig. Dann rein in den Zug. In Japan wohnen wir an der Chuo-Line, für alle, die sich etwas auskennen, das sind die orangefarbenen Züge. Die Chuo-Line ist eine der wichtigsten Strecken im tokioter Nahverkehrsnetz, sie ist fast schnurgerade und wird den ganzen Tag über mit einer sehr dichten Taktung und hoher Geschwindigkeit befahren. Zwischen den Nahverkehrszügen fahren noch Azusa und Super-Azusa Expresszüge in die Ausflugsgebiete der japanischen Alpen um Nagano. Das waren jetzt ein paar Hintergrundinformationen zu allen Geschehnissen in den kommenden 24 Stunden.

Wir waren im Zug und dann fing das Unheil an. Denkt man an Pünktlichkeit von Zügen, fallen einem sicherlich die japanischen Eisenbahnen an erster Stelle ein. Deshalb dachten wir uns auch nichts dabei, die Verbindung nach Narita etwas knapp zu gestalten. Der erste Zug, wie gesagt, war ein Nahverkehrszug der auf der Chuo, der bis Tokyo Central geht. Dort wollten wir in den NEX (Narita Express) umsteigen. Über den Türen gibt es so einen Display, der den Reisenden die nächsten Haltestellen anzeigt und die Anschlüsse. Und auch die aktuellen Nachrichten aus dem Bahnbetrieb kommen da in japanisch und englisch angeflimmert.

"Delay due to fire near tracks on Chuo-Line". Naja, wird schon gut gehen, ein paar Minuten hatten wir ja zum Umsteigen. Eine halbe Stunde später meldete der Bildschirm Zugstau vor Tokyo Central, weil keiner der Züge mehr im Plan war. Die Chuo-Line hat in Tokyo Central nur zwei Gleise, die dort enden, also zur Ausfahrt wieder in Gegenrichtung befahren werden müssen. Als wir endlich ankamen, hatten wir 20 Minuten Verspätung, der NEX war natürlich lange weg. Kurz darauf kam ein Zug nach Narita, der aber nicht wie der NEX durchfuhr, sondern immer wieder halten durfte. In Narita angekommen hatten wir noch genau 7 Minuten bis zum Abflug. Und 20m Schlange am Check-in Schalter. Klar, der Flug nach Naha war weg. Eigentlich wollten wir ja am gleichen Tag direkt weiter nach Ishigaki mit Ryukyu Air Commuter, da hatten wir den Abendflug gebucht. Der war natürlich auch weg. Wenn, dann richtig! Wir haben dann alle Möglichkeiten durchgespielt, die Damen von JAL hatten uns sogar die Verbindungen vom Mitbewerber ANA rausgesucht. Am Ende mussten wir Jetstar umbuchen auf den nächten Abflug nach Naha, Ankunft erst am Abend und ohne Anschluß nach Ishigaki. Dann haben wir noch ein Hotel gebucht, für die Nacht in Naha. Und Ryukyu Air Commuter hat uns auf Japan Transocean air für den frühmorgendlichen Abflug von Naha nach Ishigaki umgebucht. Ich war stinkig.....

Und plötzlich hat unsere Tochter irgendwo in einer Ecke in Narita Airport ein paar Ostereier gefunden. Er war also auch da.....

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Mit Jetstar gings dann am Nachmittag nach Naha, der Hauptstat der Insel Okinawa. Der internationale Flughafen ist relativ überschaubar und voller Orchideen.

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Wir sind dann in unser Hotel nahe des Flughafens, in dem wir auch nochmal im weiteren Verlauf der Reise gebucht hatten. Ein wunderbares Grillrestaurant haben wir dann gleich in der Nähe gefunden, da haben wir den stressigen Tag erstmal mit allen möglichen Gerichten ausklingen lassen. Die Kamera hatte ich natürlich glorreich im Hotel liegen lassen. Aber, an diesem Tag war mir das eigentlich auch schon wurscht, und an den Reisebericht, den ich jetzt schreibe, habe ich in diesem Moment nicht gedacht.

An nächsten Morgen sind wir mit der ersten Monorail zurück zum Airport. Da Einchecken ging sehr schnell und wir hatten dann etwas Zeit für einen Kaffee. Ich bin mit der Kamera los und wollte mich etwas umsehen, nach unserem Flugzeug schauen, und was sonst noch so auf dem Vorfeld los ist. Am Gate im Wartebereich war noch keiner, aber es stand ein Koffer da. Einfach so, auf einem Sitz. Alleinreisende Koffer sind selten, ich habe mir das ein paar Minuten angeschaut, dann haben wir (meine Frau und ich) den Koffer sicherheitshalber mal gemeldet. Und sicherheitshalber sind gleich mal einige Mädels vom Groundstaff angerückt und haben sich das mal aus der Entfernung angesehen. Eine war mutig und hat den Koffer mitgenommen in Richtung X-Ray, und dann eine Viertelstunde wieder gebracht und hinter den Schalter am Gate gestellt. Dann, etwas später kam ein suchend wirkender Mann....

Unser Flieger war eine schöne, alte Boeing 737-400 der Japan Transocean Air, nämlich der "South West Airlines Retrojet". Und schön war auch der Flug, auf dem wir von der Besatzung nochmals auf den Koffer am Gate angesprochen wurden. Beim Abflug hatten wir noch einen Blick auf die Küste von Naha.

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Auch der Airport von Ishigaki ist direkt am Meer, hier mein Blick aus dem Fenster bei der Ankunft.

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Vielleicht kann man es sehen, das Flugzeug war etwas betagt und hatte auch noch die nostalgischen, bequemen Sitze drin, mit Aschenbechern in den Armlehnen.

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Ishigaki Airport, mit 16 Stunden Verspätung kamen wir an, nur weil der erste Zug 20 Minuten Verspätung hatte.

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Am Flughafen haben wir und gleich einen Leihwagen genommen. Als Inhaber eines deutschen Führerscheins musste ich dafür in Japan eine Übersetzung den Führerscheins beantragen, und zwar im Vorfeld der Reise. Ohne diese darf man weder fahren, noch ein Fahrzeug mieten. Dann haben wir noch kurz im Hotel eingecheckt und kurz darauf ging unser Inselabenteuer los. Vorab schon mal, Ishigaki ist ein Paradies....

So, das auf dem folgenden Bild zusehende Verkehrsschild ist schon fast das höchste der Gefühle, auf den meisten Straßen der Insel ist die Geschwindigkeit auf 40km/h begrenzt. Aber, mir hat's mal wieder Spaß gemacht, einen Rechtslenker im Linksverkehr zu fahren.

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Auf dem Weg in Richtung Norden kamen wir an einen Strand, an dem wir aussteigen mussten. Es war gerade Ebbe. Kleine Mangroven stehen im Sand.

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Das Wasser war weit weg, der Boden war voll von kleinen Lebewesen.

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Der kleine Krebs hat sich gerne von mir ein bißchen rumtragen lassen. Ob das Schneckenhaus auf seinem Rücken sein eigenes war? Keine Ahnung.

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So langsam kommen Südseegefühle auf, türkises Wasser, Pinien, Palmen und fast schneeweißer Sand.....

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Jenes Geschäft war der Kramerladen in einem kleinen Ort, und Souvenirshop, Poststelle und Reisebüro zusammen. Ganz vorne in der Auslage lagen frische Ananas.

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Gleich daneben eine Kuriosität, ein kleiner Tempel im japanischen Stil.

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Im nächsten Teil gibt's dann noch ein paar geschichtliche Details über Ryukyu und natürlich viele Bilder!

Martin
 
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Teil 4 - Kabira Bay

Bevor wir uns jetzt dem Meer widmen, kommt noch eine kleine Geschichtsstunde. Ich mach's kurz, wer tiefer in die Geschichte einsteigen will, wird schnell entsprechende Informationen im Netz finden. Wir sind hier in der Präfektur Okinawa auf einer der Yaeyama-Inseln. Okinawa liegt im chinesischen Meer südlich von Japan. Kulturell war das Königreich Okinawa in der vergangenheit näher an China und wurde erst im Jahre 1879 an Japan angegliedert. Die Yaeyama-Inseln wurden China zugesprochen und wurden erst 1895 nach dem Sino-japanischen Krieg japanisch. Aus diesem Grund ist auch der japanische Tempel auf dem letzten Bild im vorigen Beitrag etwas kurios, einfach, weil er traditionell hier nicht stehen sollte.

Noch mal kurz zum Mitschreiben, wir sind hier 4 Flugstunden südlich von Tokyo, Taiwan ist noch nicht mal 200km entfernt. Die geographische Breite ist in etwa die von Riyadh. Es war Anfang April und schon richtig warm. Wir kamen unserem Ziel, der Kabira-Bay näher. Die Häuser sind hier bunt und strahlen "Inselflair" aus.

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Kabira-Bay dürfte vermutlich der bekannteste und schönste Fleck auf Ishigaki sein. Googelt man "Ishigaki", bekommt man die Bilder aus Kabira-Bay. Deshalb gehört ein Besuch natürlich auf die Abhakliste. Abgehakt haben wir diesen Ort, aber mit viel Spaß, es ist wirklich ein paradiesischer Flecken Erde. Ich zeige mal ein paar Bilder ohne viel Kommentar, weil den braucht's eigentlich nicht.

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Von hier aus kann man mit dem Glasbodenboot zu den Korallenriffen fahren, das haben wir gemacht. Ein bisserl dauert's noch, die Bootsleut machen grad Mittag.

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Das gelbe war dann unseres, gleich geht die Fahrt los.

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Wir hatten das Schiff für uns allein, der Bootsführer hat viel erzählt und meine Frau hat viel übersetzt. Der Blick nach unten war gut, nur hatten das Wasser am Mittag einen hohen Planktonanteil, deshalb war es etwas grünlich. Das lag nicht am Glasboden, der war ganz normal durchsichtig. Etwas später am Nachmittag wäre es besser gewesen, hat man uns gesagt. Prüfen werden wir das beim nächsten Mal.

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Zwei Bilder von bizarren Felsen, an denen wir vorbeikamen

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Und zum Abschluß habe ich noch ein Bild eines wunderschön blühenden Baums.

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Dieser Reisebericht heißt "Reise in ein anderes Japan". In der Tat haben wir dieses Mal viele Dinge gesehen, die mit dem traditionellen Japan kaum in Verbindung gebracht werden. Kabira-Bay mit ihrem türkisfarbenen Wasser, dem üppigen Grün, dem weißen Strand und den bunten Booten war eines davon.

Martin
 
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Teil 5 - Ein Freilichtmuseum

Auf dem Rückweg von Kabira-Bay nach Ishigaki Town (das ist übrigens die südlichste Stadt Japans) lag noch ein Freilichtmuseum auf unserem Weg. Eigentlich liegt auf Ishigaki irgendwie alles auf dem Weg, egal von wo nach wo man fährt. Das liegt einfach an der geringen Größe der Insel. Das besagte Freilichtmuseum führt etwas in die Geschichte und die Lebensweise der Menschen auf den Yaeyama-Inseln ein. Es sind dort alte, traditionelle Häuser aufgebaut und es laufen den ganzen Tag Live-Vorführungen von Tanz und Musik.

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Dieses Tier taucht auf Ishigaki oft auf, es sitzt auf Dächern, ist in Fliesen eingearbeitet, oder es hockt im Garten, wie hier. Es soll die bösen Geister fernhalten.

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Die Häuser sind aus Holz und sehr luftig gebaut. Fast alle Seitenwände kann man öffnen. Dadurch kann der Seewind durchwehen und es bleibt halbwegs kühl im der Bude. Bei den modernen Häusern herrscht natürlich der japanische Baustil vor, ziemlich eckig und aus Beton.

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Die Böden bestehen aus Tatami-Matten. Nochmals gut zu sehen ist die offene Bauweise des Hauses.

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Und in jedem Haus gibt's die besinnliche Ecke mit Wandbild. Fuji-Motive, wie in Japan selbst, gibt's hier im Süden nicht.

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Die Anlage hat schöne Gärten, ganz Ishigaki ist irgendwie ein riesiger Garten....

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Die Fundamente der Häuser bestehen traditionell aus Korallen, die entziehem dem Holz Wasser und sind stabil. Heute dürfte dieser Baustoff tabu sein.

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In einem der Häuser wurde Musik gemacht, sehr interessant und gar nicht mal schlecht.

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Die Kleidung der Insulaner sieht irgendwie nach Schlafanzug aus, ist aber sehr farbenfroh. Man trägt ein gefaltetes Tuch auf dem Kopf.

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Und dann war da noch eine Tanzgruppe, ebenfalls im traditionellen Gewand.

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Der eigentlichge Grund für den Besuch im Museum war aber das Gehege mit den kleinen Totenkopfäffchen (das englische Squirrel Monkey hört sich besser an, finde ich), die kennt man hier eher als "Herr Nilsson". Die Affen waren sehr zutraulich (aber nie aufdringlich), insbesondere, wenn man Futter hatte. Das gibt's dort zu bestimmten Zeiten aus dem Automaten. Ja, wenn man mit Kind verreist, muß auch das Programm kindgerecht sein. Was passt da besser, als zahme Affen. Diese Affenart kommt hier ursprünglich nicht vor und stammt aus Südamerika. Den Kindern macht's trotzdem viel Spaß.

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Wasserbüffel sind bekannt auf den Yaeyama-Inseln, obwohl sie ursprünglich aus Taiwan kamen und hier nicht heimisch sind. Das war die erste Begegnung mit einem solchen Tier, aber nicht die letzte.

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Der stolze Vogel auf dem nächsten Bild ist eine Schlangenweihe (Schlangenadler) und kommt hauptsächlich in Südostasien (von den Andamanen bis nach Taiwan) vor. Hier dürfte der nördlichste Punkt seiner Verbreitung sein. Das Tier im Museum kam nach einem schweren Unfall mit einem Auto hier an, die Verletzung kann man heute noch sehen. Hier hat er eine neue Heimat und Pflege.

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Danach ging zurück ins Hotel und dann noch in ein schönes Restaurant. Am nächsten Morgen machten wir uns mit dem Schiff auf zur zweiten der Yaeyama-Inseln, nach Iriomote.

Martin
 
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Teil 6 - Iriomote Island

Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, wir hatten einen Ausflug nach Iriomote geplant. Iriomote ist die Nachbarinsel von Ishigaki und die größte der Yaeyama-Inseln. Die Besiedelung ist gegenüber Ishigaki wesentlich dünner, es wohnen weniger als 2500 Personen auf Iriomote. Es gibt nur eine Straße, die ungefähr 3/4 um die Insel führt. Um 1900 wurde dort Kohle abgebaut, dies aber nach wenigen Jahren wieder eingestellt, da binnen kurzer Zeit 60% der Arbeiter an Malaria gestorben waren. Heute ist die Malaria kein Thema mehr. Die Insel lebt vom Fischfang und vom Tourismus. Und 1965 wurde dort eine Wildkatzenart entdeckt, die nur auf dieser Insel vorkommt, die Iriomote-Katze. Sie wird als extrem gefährdet eingestuft.

Wir mußten nur über die Straße gehen, um von unserem Hotel zum Schiffsanleger zu kommen. Der Ausflug war ein Paket mit allem, was in diesem Fall durchaus Sinn macht. Mit dem Schiff ging es nach Nakama und vorn dort zunächt mal mit einem kleinen Boot einen Flußlauf hinauf in die Mangroven

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Mangroven wachsen am besten im Brackwasser. Hier ist der Kindergarten der Mangroven, durch eine Biegung im Flußlauf werden an dieser Stelle Samen angespült, daher die vielen Jungpflanzen.

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Die Bäume besitzen ein sehr hartes Holz, was lange Zeit hauptsächlich zur Herstellung von Grillkohle verwendet wurde. Heute steht fast die ganze Insel unter Naturschutz.

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Einige Urwaldbäume entwickeln Brettwurzeln, bei diesem Exemplar reichen sie bis auf 3m Höhe.

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Nach der etwa zweistündigen Tour wartete schon ein Bus auf uns, der und über die Insel fahren sollte. Mit dem Starten des Motors fing der Fahrer zu reden an und hat nicht mehr aufgehört, bis der Motor abgestellt wurde. Irgendwie kams mir so vor. Meine Kenntnisse der japanischen Sprache sind nicht gut, aber er hat wohl die Insel in allen Facetten erklärt und beschrieben.

Als erstes stand eine weitere Begegnung mit Wasserbüffeln auf dem Programm. Mit von Wasserbüffeln gezogenen Wagen kann man auf die vorgelagerte Sandbank Yufu-Jima fahren, dort gibt es einen herrlichen botanischen Garten.

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Aufdem Weg durchs Wasser holte der Fahrer seine Klampfe raus und sang Lieder aus Okinawa.

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Und der botanische Garten war wirklich schön.......

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Dann gab's Mittagessen in einem Restaurant mit lokalen Spezialitäten (die aber in meinen Augen eher durchschnittlich waren). Schön zubereitet sind aber alle Speisen in Japan.

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Die rotbraunen Stellen auf dieser Sandbank sind kleine Krebse, die waren von der Straße aus nicht wirklich gut zu erkennen, unserer Fahrer hatte aber vorgesorgt und eine Schüssel davon eingesammelt. Die waren übrigens putzmunter!

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Diese Schilder sieht man oft. Sie weisen nicht auf Wildkatzenwechsel hin, dafür gibt's andere Schilder. Dieses zeigt einen Ort an, wo eine der seltenen Iriomote-Katzen überfahren wurde. Leider gibt's viele dieser Schilder an der einzigen Straße auf Iriomote.

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Dann der letzte Stop, der Sternensandstrand. Auch diesen gibt's nur auf Iriomote, der Sand besteht aus kleinen Sternen, Halbmonden, Dreiecken.

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Das ist mein Wurstfinger mit Sandkörnern drauf.

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Den Rückweg fuhren wir mit dem Schnellboot, ein lautes und eindrucksvolles Vergnügen, speziell wenn man hinten im Freien hockt. Hinter dem Boot ist die Hölle los.

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Der Tagesausflug war sehr gelungen, es macht Sinn, diesen pauschal zu buchen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es auf Iriomote nicht. Mit einem Mietwagen könnte man von Ishigaki übersetzen, insgesamt sparen würde man aber wenig.

Bis vor einem Jahr gab es übrigens eine Ananaskonservenfabrik auf Iriomote, die hat aber wegen der Billigkonkurrenz aus Südostasien schließen müssen.

Martin
 
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Ein sehr, sehr geiler Bericht! Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzungen!

Insbesondere, weil wir in 2 Wochen selber nach Japan fliegen und auch für 4 Tage nach Okinawa wollen. Hast du da einen Tipp für uns bzgl. schöner Strände und Unterkünfte? Wie heisst das Hotel, dass ihr in Naha hattet? Wo auf Okinawa sollte man wohnen, wenn Sonne und Strand im Fokus stehen? Nach Ishigaki werden wir es wohl nicht schaffen, aber es würde mich trotzdem interessieren wo ihr dort gewohnt habt.
 
Hallo,

vielen Dank! Leider schaffe iche es zeitlich nicht, daß ich täglich einen Bericht schreibe und reinstelle. Aber, es kommen noch ein paar. Zu den Fragen, explizit kann ich keine Strände sagen, wir sind die meiste Zeit auf den Inseln rumgefahren und haben viel zu wenig Zeit zum Baden gehabt. In Okinawa gib's sicher schöne Strände, die man aber besser mit einem guten Reiseführer in gedruckter Form findet. Zu den Hotels, in Naha war's das "Mercure-Hotel", vier Stationen mit der Monorail vom Flughafen und dadurch auch gut an die Stadt angebunden. In Ishigaki waren wir im Hotel Miyahira am Hafen. Das Miyahira ist ein alteingesessenes Hotel, das leider nur teilweise renoviert ist. Der "Altbau" verprüht den Charme der 80er Jahre, leider auch mit etwas weniger schönen Ablagerungen unter den Waschbecken/Wannenrändern. Der renovierte "Neubau" des Hauses ist up-to-date. Es gibt auch Hotels mit eigenem Strand, die gehören meist Airlines und Reiseunternehmen und sind relativ teuer.

Schönen Gruß,

Martin
 
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Teil 7 - Abendlicher Stadtbummel in Ishigaki

Nach dem Ausflug nach Iriomote war noch ein kleiner Stadtbummel mit Restaurantbesuch angesagt. Die Abende waren schon sommerlich lau und es gibt viele schöne Restaurants in den schmalen Gassen. Aber zunächst war da diese Einkaufspassage. Solche überdachten Ladenzeilen gibt es überall in ganz Japan, meist findet man dort irgendwelche Kruschtläden mit Souvenirs oder Kleidung und Lebensmittel. Stöbern macht viel Spaß und irgendwas findet man immer, und wenn's nur eine kleines Mitbringsel für den Nachbarn ist, der einem immer die Pakete annimmt....

In der Obstabteilung findet man Ananas, Dragonfruit, Bananen, Orangen, einfach alles, was die Inselbotanik so hergibt. Shikuwasa ist eine Zitrusfrucht, die nur auf den Ryukyu-Inseln und in Taiwan vorkommt. Sie soll sehr sauer sein, aber die Getränke daraus sind wirklich gut!

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Getrockneten Fisch, schwarzen Rohrzucker (sehr aromatisch!), Meersalz, und getrocknete Südfrüchte kann man hier günstig kaufen.

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Hier kommen diese seltsamen Drachentiere, von denen jeder eines haben sollte, um die bösen Geister zu vertreiben. Die meisten sind recht lustige Gesellen.

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Fleisch ist auf diesen Inseln weiter verbreitet, als im Rest Japans. Überall gibt es Beef- oder Pork-Jerky, also Trockenfleisch.

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Und noch der eine und andere Kruschtladen. Die Chancen sind sehr klein, daß man ohne irgendwas rausgeht.

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Nochmal zurück zu den Drachen, die findet man auch in Wandfliesen, und wenn es gleich so viele sind, dann haben die Geister nicht den Hauch einer Chance!

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Dann ging es auf Restaurantsuche....

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Töpfereien und Gläser gehören auch zu den Souvenirs der Insel Ishigaki.

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Wir wurden fündig, und es war gut! Übrigens ist Ishigaki-Beef rosé gegrillt eine nicht gerade billige, aber dafür eine hervorragende Delikatesse. Unbedingt probieren! Dazu gibt es natürlich Bier, das Ryukyu Bier heißt "Orion", schmeckt sehr gut und ist im Rest Japans so gut wie nicht zu bekommen.

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Diese grünen Früchte nennt man Goya. Sie werden als Salat gereicht, ähnlich wie eine Gurke. Die Dinger sind extrem bitter, zusammen mit Rettich oder Karotten ergibt sich eine schöne Kombination, die gerade an heißen Tagen bestens passt.

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Ja, das war der letzte Tag in Ishigaki, am folgenden Morgen sind wir zurück nach Naha geflogen. Wieder mit Japan Transocean Air, die man mit dem freundlichen Service und den nostalgischen Fliegern wirklich empfehlen kann!

Martin
 
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Teil 8 – Naha (Okinawa)



Von Ishigaki ist es nach Naha eine Stunde Flug. Wir haben unser Hotel Mercure in der Nähe des Flughafens wieder bezogen, in dem wir ja bereits die unplanmäßige Nacht nach der verspäteten Ankunft aus Tokyo verbringen durften. Naha ist die Hauptstadt der Prefektur Okinawa, zu der der ganze Bereich der Ryukyu Inseln gehört. Also, auf nach Naha.

Shuri ist ein wichtiger Stadtteil von Naha und war früher eine eigene Stadt. Bis 1869 war Shuri die Hauptstadt des Königreichs Ryukyu, bis zum Anschluß an das Japanische Kaiserreich. Hier steht auch noch der alte Königspalast mit seinen Gärten auf einem Hügel. Eigentlich ist es der neue Königspalast, denn es ist eine Rekonstruktion des Originals, das 1992 fertiggestellt wurde. Das eigentliche Original wurde 1945 in der Schlacht um Okinawa von der amerikanischen Marine in Schutt und Asche gelegt. Hinter den dicken Mauern des Palastes hatte sich die japanische Armee verschanzt.

Auch wenn es sich bei dem Palast um eine Rekonstruktion handelt (wie übrigens viele ähnliche Bauten in Japan, denen oft ein schweres Schicksal beschieden ist), zählt die Anlage jetzt zum UNESCO Weltkulturerbe.

Heute noch ist ein großer Teil von Okinawa von der US Army besetzt, was immer wieder zu Reibereien führt, ganz aktuell geht es um Landaufschüttungen auf einem Korallenriff, gegen das sich die Bewohner von Okinawa zur Wehr setzen.

Hier der Blick über Naha, eigentlich eine typisch japanische Großstadt.

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Viele Tore hat die riesige Festungsanlage, die natürlich in diesen Tagen jedermann geöffnet sind, der den Eintrittspreis bezahlen will.

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Durch eines der Tore durften wir dann auch hinein, immer bergauf. Die Mauern sind wirklich kolossal, kein Wunder, daß die US-Marine im 2. Weltkrieg hier nur mit großem Gerät durchkam.

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Dann, von außen nicht zu sehen, ein leuchtend roter Palast, dessen Baustil wiederum daran erinnerte, daß Ryukyu vor sehr langer Zeit einmal China kulturell näher war, als Japan. Klar, daß sich jeder vor diesem Palast fotografieren lassen wollte.

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Der Bereich im Inneren des Palasts ist noch roter, als man es von außen vermuten könnte, von hier aus wurden die Belange Ryukyus gesteuert. Und auch im inneren ist der chinesische Einfluß unverkennbar.

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Irgendwann war dann der Palast fertig besichtigt, und wir sind fast unbeschadet durch den obligatorischen Souvenirshop ans Tageslicht gelangt. Mit Naha waren wir aber noch nicht fertig. Auf der Kokusai Road (Kokusai-dori, Internationale Straße) ist die Shoppingmeile der Stadt, dahin ging es wieder mit der Monorail, übrigens das einzige schienengebundene Verkehrsmittel der Insel.

Da gibt es die typischen, japanischen Läden, mit vielen Schriftzeichen, Leuchtreklamen und Actionfiguren am Eingang.

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Oder kohlrabenschwarze Geschäfte mit Porsche und Uhren

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Und der gemeine GI wird auch trotz der japanischen Schriftzeichen schnell erkennen, wo er seinen dringenden Bedarf an Heimat decken kann.

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Die besseren Sachen gibt es dann im Inneren der Passage, frisch gepresster Zuckerrohrsaft zum Beispiel. Den durften wir schon vor einigen Jahren in Taiwan probieren, eine ganz besondere Geschichte, aber sehr süß. Hier gibt es ihn wahlweise gemischt mit Shikuwaza-Saft, wir erinnern uns, das ist die lokale, sehr saure Zitrone. Und damit war der Zuckerrohrsaft richtig gut, oder "oishii", wie der Japaner sagt.

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Feine Speisen konnte man hier probieren und nach Wunsch selbst zusammenstellen.

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Und auch alle Arten von flüssigen Nahrungsmitteln und Eingemachtes werden angeboten. In den gelben Flaschen ist übrigens der Shikuwaza-Saft.

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Ja, und dann kam der Fischmarkt. Die Langusten, Hummer und Muscheln waren von beeindruckender Größe und natürlich „alive-alive-oh“.

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Diese Fische sind bereits bei ihren Ahnen, der, der so frech schaut, ist ein Kugelfisch. Kugelfische sind normal nicht rund, erst wenn sie sich bedroht fühlen, pumpen sie sich zu voller Größe auf. Da neben den Innereien auch die Haut giftig ist, sind diese Artgenossen beim Verkauf bereits nackt.

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Und hier kann man, wenn man will, sich den Fisch farblich passend zur Abendgarderobe zusammenstellen, oder einfach nur seine Lieblingsfarbe wählen.

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Nochmal zurück zum Fugu, dem Kugelfisch. So sieht er aufgepumpt aus. Statt normaler Schuppen haben diese Fische Stacheln.

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So, das war's erstmal für heute. Fertig sind wir aber noch lange nicht.


Martin
 
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Teil 9 – Unterwegs in Okinawa


Am nächsten Tag war unser erster Gang (nach dem Klo und Duschen) runter zum Supermarkt gegenüber, Verpflegung einkaufen. Dann haben wir uns bei der Autovermietung in der Hotellobby einen fahrbaren Untersatz organisiert. Ein Auto hilft viel auf Okinawa, das öffentlich weit weniger bequem zu erfahren ist, als die japanischen Hauptinseln. Zum Standard gehört in diesen Fahrzeugen neben der Rechtslenkung auch Automatik und unseres hatte auch ein englischsprachiges Navi, dessen Bedienerführung jedoch in japanisch war. Ich bin persönlich eh kein Freund von diesen Geräten, und dieses hatte einen dazu noch einen furchtbaren US-Akzent, daß ich es am liebsten ausgebaut hätte. Das blöde Ding ließ sich aber auch nicht abschalten, also haben wir es leise gestellt und die Sprachwahl war letztendlich wieder japanisch, das war angenehmer.

Gut, wir waren wieder auf Achse Unser erstes Ziel hieß Nakijn Castle. Die Fahrt dorthin dauert mit der allgemeinen Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60km/h und den ganzen Ampeln um Naha herum gute zwei Stunden. Auf dem Weg kamen wir immer wieder (eigentlich stehen die Dinger überall an den Straßen) an Gräbern vorbei. Also, kleine Pause an einer schönen Stelle und wir haben uns so eine Gräbersammlung mal genauer angesehen. Friedhöfe kann man diese Plätze eigentlich nicht nennen, dafür sind sie zu zufällig ausgewählt. Die Gräber selbst sind schon fast kleine Mausoleen.


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Auffallend ist die vor dem eigentlichen Grab, in dem die Urne aufbewahrt wird, befindliche Terrasse. Und das ist wirklich eine Terrasse, denn hier trifft man sich an Wochenenden zur Brotzeit und zum Plausch unter Verwandten zusammen mit den Ahnen. Eigentlich ein schöner Brauch, finde ich.

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Auf der anderen Seite der Straße war die Küste. Es sind schöne Strände, nur die 4-spurige Straße mit viel Schwerverkehr muß man ausblenden, wenn man sich zu einem Sonnenbad entschließen sollte.

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Aber irgendwann kamen wir dann in Nakijin Castle an. Das ist eine Festungsanlage aus dem 14. Jahrhundert, mittlerweile stehen nur noch Ruinen und eine beeindruckende Mauer aus Steinen.In dieser Anlage stehen Kirschbäume, die mit Ihrer Blüte Ende Januar/Anfang Februar die Kirschblüte Japans einläuten, die sich dann in den folgenden Wochen in Richtung Norden ausbreitet.

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Auf dem Gelände steht ein altes Holzhaus, aus dem seltsame Düfte herauskamen. Es war ein kleiner Laden mit Verkaufstheke, innen stand eine riesige Sudpfanne, in der Zuckerrohrsaft eingekocht wurde. An der Theke konnte man diesen Sirup erstehen, der übrigens (wie alles scheußlich schmeckende) eine heilende Wirkung haben soll. Natürlich kann man das Gebräu dort auch probieren, das haben wir getan und waren auch schon von allen Kaufgelüsten geheilt. Es wirkt!


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Mir war dann eher nach einem herkömmlichen Durstlöscher, den habe ich aber am Automaten bekommen.

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Zurück am Eingang haben wir dann Zuckerrohreis gegessen, das muß man wirklich probieren. Es hat eine hellbraune Farbe und schmeckt leicht nussig.

Die zweite Station war dann wieder kindgerecht, der Ocean Expo Park bei Motobu. 1975 fand dort die Expo statt, das ist lange her. Der Park ist erhalten geblieben und beherbergt heute das zweitgrößte Aquarium der Welt, das wir und für den nächsten Besuch aufgehoben haben.


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Auch wenn man das Aquarium nicht besucht, es gibt dort viel zu sehen, wie dieses Manati (Rundschwanzseekuh), eine Robbenart, die ausschließlich im Wasser lebt. Bemerkenswert sind die Klappen auf den Nasenlöchern, die nur zum Luftholen geöffnet werden.

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Und dann gibt es noch die Shows mit den Delphinen. Irgendwie hatte man das Gefühl, die Tiere hatten großen Spaß dabei.

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Ach so, eines hatte ich vergessen, auch in den fernsten Ecken der Welt kommt der Osterhase zu den Kindern, zu deren Kultur er gehört. Automatisch! Das wissen wir jetzt. Wie er das macht, konnte ich nicht klären. Aber, ich habe noch ein Bild. Ikognito verbrachte er seinen Sommerurlaub hier, der Mann mit dem weißen, langen Bart. Normalerweise trägt er rote Kleidung. Okinawa ist ein guter Platz zum Ausspannen, nach all dem Streß im Dezember. Und im grünen T-Shirt ist er auch fast nicht zu erkennen.

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In kommenden Beitrag verabschieden wir uns von Okinawa und den Ryukyu-Inseln, die letzten Tage der Reise stand nochmal Tokyo auf dem Programm.

Martin
 
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Teil 10 – Abschied von Okinawa



Für den Abend nach der Inseltour hatten wir uns im Vorfeld etwas Besonderes ausgedacht. Wir wollten ins Baumhaus gehen. Speziell unserer Tochter hat diese Idee sehr gut gefallen und mir fast ebenso. Unser Weg führte uns an einem lauen Abend an einem Gewässer entlang. Der Blick auf Naha offenbart die typisch japanische Betonwüste ohne wirkliches Gesicht.


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Ich hatte schon erwähnt, daß es auf den Ryukyu-Inseln keinen Bahnverkehr gibt, man fähhrt mit dem Auto oder dem Bus. In Naha selbst aber gibt es die Monorail, leider aber auch nur eine Linie. Die ist aber so intelligent geplant, daß man zu den meisten Sehenswürdigkeiten fahren kann, ohne den Bus mit seinem komplizierten Fahrpreissystem nutzen zu müssen. Die Monorail macht Spaß, weil man weit oben durch die Stadt fährt und viel zu sehen bekommt.


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Langsam ging die Sonne unter und tauchte die Umgebung in ein warmes Licht.


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Ein paar Boote und Unordnung, die sieht man in Japan nicht wirklich oft.


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Dann waren wir am Ziel. Das Baumhaus. Richtig heißt das Ding „Gajumaru Treehouse Diner“, ein erhöht liegendes Restaurant, dessen Fuß wie ein Baum gestaltet ist. Natürlich kein echter Baum. Im Baum befindet sich ein Lift, den wir nicht benutzen konnten, denn der Laden war wohl etwas marode und deshalb geschlossen. Dauerhaft. Wann und ob es wieder geöffnet wird, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.


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Hinter uns ging an den Lagerhäusern gerade die Sonne unter.


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Wir sind auf dem Pazifischen Feuerring, da kann es Erdbeben geben und damit Tsunamis. Auch auf den Ryukyu-Inseln. Die großen Bürogebäude sind als „Tsunami Evacuation Building“ beschildert, was nicht heißt, daß hier die Leute bei einem Tsunami raus müssen, nein, es ist für alle geöffnet, die im Falle des Falles kurzfristig Unterschlupf brauchen.


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Nachdem unser Baumhaus zu hatte, sind wir wieder in unser Grillrestaurant. Hier ein paar Bilder, wer gerade in der Gegend ist, sollte diesem Restaurant einen Besuch abstatten. Unbedingt!


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Das Essen war ein Traum und wir haben unser letztes Orion Bier genossen, das es nur auf Ryukyu gibt. Den Abschied hat uns Okinawa nicht leicht gemacht, in dieser Nacht war Vollmond und wir hatten einen wunderbaren Blick aus dem Hotel Mercure über Naha.


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Am nächsten Morgen mussten wir frühzeitig zum Flughafen, es ging zurück nach Narita mit Jetstar Airways. Mit dem Gewicht der Koffer kamen wir nicht mehr ganz hin, wir hatten ja pfundweise Sternensand aus Iriomote dabei. Die freundliche Dame am Check-in hat aber unsere 3 Koffer gewogen und das Gewicht durch 5 Personen geteilt, dann hat es wieder gepasst.


Es ist noch nicht ganz zu ende, ein bißchen was kommt noch!


Martin
 
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