Malakka
Von Singapore aus kann man einiges unternehmen – zum Beispiel nach Malakka fahren. Von der Strasse von Malakka hat der ein oder andere vielleicht schon gehört. Das ist keine geteerte Strasse, sondern eine Meerenge, durch die alle Schiffe durchmüssen, wenn sie von Ostasien nach Indien und dann weiter nach Europa fahren wollen. Die Strasse von Malakka ist bekannt, weil es dort bis heute Seeräuber gibt. Bis vor ein paar Jahren war das eigentlich die gefährlichste Strecke in der internationalen Schifffahrt – der Schrecken aller Kapitäne, Besatzungmitglieder und Versicherungen. Seit neustem gibt es aber eine noch gefährlichere Route – nämlich vor Somalia mit einem Schiff zu kreuzen. Dort sind die modernen Seepiraten derzeit aktiver als in der Strasse von Malakka – zumindest in der medialen Wahrnehmung.
Die Strasse von Malakka ist das also eine. Die Stadt Malakka und die Menschen dort sind das andere. Es lohnt sich, diese Stadt anzusehen. Sie ist gute 200 Kilometer von Singapore entfernt. Am besten fährt man mit dem Linienbus hin. Das dauert zwar vier Stunden, aber man kommt mit den Einheimischen ganz gut ins Gespräch. Es sind oft Gastarbeiter, die in Malakka ihre Familie haben, doch in Singapore arbeiten und dort ihr besseres Geld verdienen. Einmal hält der Bus auch an einer Raststation. Das ist ein kleines Erlebnis: Diese Raststation ist eigentlich ein große Halle, in der es warmes, zum Teil gewöhnungsbedürftiges China-Fastfood gibt, aber auch einfache Nüsse oder gewohntes Cola. Eine halbe Stunde sitzt man da in diesem großem Saal, futtert und trinkt, bis der Bus dann weiterfährt und alle Fahrgäste nach Malakka bringt. Der Bus hält dort am Busbahnhof. Da muss man sich dann ein Taxi nehmen. Und jetzt beginnt ein Erlebnis, an das ich mich noch gut erinnere, und deshalb berichtenswert ist. Das Taxi bringt mich ins Zentrum Malakkas. Das ist eigentlich nicht teuer – falls man die passende Währung in der Hosentasche hat. Die habe ich aber nicht. Ich habe nur Singapore Dollars. Also mache ich ein schlechtes Geschäft, als ich die kurze Fahrt mit den Dollars bezahle. Ich brauche jetzt Ringgits. Das ist die Währung Malaysias. Die versuche ich an einem Bankschalter der HSBC zu bekommen – eine wirklich große international tätige Bank, gerade im asiatischen Raum. Dort lege ich in der Filiale meine Lufthansa Kreditkarte vor. Bin ich Kunde bei der HSBC? werde ich gefragt. Nein, sage ich. Dann gibt es kein Geld, sagt die Frau am Schalter. Das ist mir noch nie passiert. Kein Problem, sagt die Frau am Schalter: ich solle zum Bargeldautomaten gehen, dort meine Lufthansa-Kreditkarte reinschieben, und dann meinen PIN eingeben. Das bringt mich in Verlegenheit: Erstens habe ich noch nie Geld von einem Automaten abgehoben (auch in Deutschland noch nie) und zweitens weiß ich meinen PIN nicht. Ich kann mir meine unterschiedlichen PINs einfach nicht merken, allein bei der Lufthansa habe ich vier PINs: einen für Miles&More und für Upgrades, einen für meinen Onlinezugang zum Buchen von Flügen, einen anderen für die mitfliegende vielfliegende Lufthansa-Kreditkarte und einen nächsten für den Überweisungsservice der Lufthansa. Alle PINs sind anders. Manche haben nur Ziffern, andere auch zusätzlich Buchstaben, manche dürfen nur 4 Zeichen lang sein, andere müssen länger sein, der nächste PIN wird mir per Computerbrief ohne Wahlmöglichkeit zugeteilt und der letzte PIN unterscheidet sogar in Gross- und Kleinschreibung. Das soll ich mir alles merken? Nein, das kann ich nicht. Das ist schlecht, sagt die Frau am Schalter, dann gibt es kein Geld. No PIN, no Money. No Money in Malakka, no Money in Malysia, no Ringitts. So ist das eben. Ich gebe nicht auf, und die Islamische Bank erbarmt sich mir: Ich bekomme Ringitts am Schalter ohne PIN – nur mein Reisepass wird kopiert.
Malakka ist also schon etwas Besonderes. Nicht wegen meiner Geldprobleme. Sondern eher wegen der Stadt an sich. Sie ist einerseits eine holländische Stadt. Man findet im Zentrum sogar eine große Windmühle. Es ist aber auch eine portugisische Stadt. Man sieht sehr viele Bauten von dieser alten Seefahrernation. Es ist aber auch eine chinesische Stadt. Die Chinesen bevölkern ein ganzes Stadtviertel. Und es ist eine Stadt unterschiedlicher Religionen. Es gibt dort eine Filiale einer islamischen Bank, es gibt dort zwei katholische Kirchen, es gibt dort aber auch ganz viele Buddahs. Aber auch die Japaner haben ihre Spuren hinterlassen – nämlich im zweiten Weltkrieg, als Malakka noch viel wichtiger war als Singapore und die Japaner damals die Bahnlinien von und nach Malakka zerstörten. Darüber sind die Einwohner von Malakka bis heute sauer, denn hätten die Japanern damals nicht die Bahngleise zerstört, dann wäre heute Malakka eine große Weltstadt – größer als Kuala Lumpur und größer als Singapore. Das hört man. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, das Malakka heute ein historisches Stadtzentrum hat, das wirklich überschaubar ist. Man mietet sich eine Rikscha und lässt sich zu den Sehenswürdigkeiten hinradeln (und hat dabei etwas Mitleid mit dem Fahrer, der da wirklich keucht, um die Steigung an einer kleinen Brücke zu schaffen). In Malakka erlebt man eine andere Stadt als Singapore. Deshalb lohnt sich ein Besuch Malakkas, wenn man ein zweites mal in Singapore beim Stopover verweilt. Hier ein paar Fotos aus dieser historischen Stadt: