Slotvergabe

moddin

Im Urlaub
Hallo alle zusammen.

Mir ist heute die Frage aufgekommen, nach welchen Kriterien ein Slot für einen Flug vergeben wird. Normalerweise sollte man ja davon ausgehen, dass der Flieger zu der Zeit startet, wie es im Plan vorgesehen ist. Schließlich wurden die Slots ja im Vorraus so über eine gesamte Flugplanperiode geplant/gezahlt. Wenn der Slot neu vergeben wird, muss die Airline den neuen Slot zusätzlich zahlen.

Wie kann es dann trotzdem passieren, dass er erst eine Stunde später starten kann, obwohl der Finger/die Treppe pünktlich vom Flieger abgezogen wird und auch der Schlepper schon bereit steht?

Wenn natürlich ein Technical bzw. Medical dazwischen kommt, versteh ich es ja.

Hab zu diesem Thema über die Suche nix gefunden (hab nach Themennamen mit dem Wort "Slot" gesucht).

Danke für Antworten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was passieren kann (und was mir selbst als Pax schon gelegentlich passiert ist), ist der Fall, dass der Zielflughafen dicht ist (z.B. wegen einem Unwetter) oder nur eingeschränkte Bahnkapazität hat (z.B. wegen starkem Nebel) und man daher nicht in die Luft darf, bis nicht klar ist dass man in absehbarer Zeit am Zielflughafen auch landen kann (in der Luft warten ist teuerer und kann zu Diversions wegen eintretendem Spritmangel führen).

So eine Situation entsteht z.B. dann, wenn der Zielflughafen viel Traffic (schon auf dem Weg, z.B. Langstrecken) und gleichzeitig eingeschränkte Kapazität hat. Mir selbst ist das (zum Teil mit mehr als 1 Stunde warten nach dem Abdocken) schon auf Flügen zurück nach MUC und auf Flügen von MUC nach DUS passiert.

Gibt aber bestimmt auch noch andere Gründe...
 
Hallo alle zusammen.

Mir ist heute die Frage aufgekommen, nach welchen Kriterien ein Slot für einen Flug vergeben wird. Normalerweise sollte man ja davon ausgehen, dass der Flieger zu der Zeit startet, wie es im Plan vorgesehen ist. Schließlich wurden die Slots ja im Vorraus so über eine gesamte Flugplanperiode geplant/gezahlt. Wenn der Slot neu vergeben wird, muss die Airline den neuen Slot zusätzlich zahlen.

Wie kann es dann trotzdem passieren, dass er erst eine Stunde später starten kann, obwohl der Finger/die Treppe pünktlich vom Flieger abgezogen wird und auch der Schlepper schon bereit steht?

Wenn natürlich ein Technical bzw. Medical dazwischen kommt, versteh ich es ja.

Hab zu diesem Thema über die Suche nix gefunden (hab nach Themennamen mit dem Wort "Slot" gesucht).

Danke für Antworten.

Was du schreibst ist nichts ungewöhnliches und deutet auf eine vorübergehende Kapazitätseinschränung hin. Das kann viele verschiedene Ursachen haben. Wetter, ungeplanter Traffic am Zielflughafen (Aschewolke ;)), Kapazitätseinschränkungen auf dem Weg zum Zielflughafen, weil z.B. bei der Flugsicherung gestreikt oder nach Vorschrift gearbeitet wird, etc. etc. etc. Natürlich auch Wetter, wie Airdinger bereits geschrieben hat.
Ein solcher Slot kann kurzfristig wieder wegfallen oder sich verbessern, wenn dann erst die Passagiere mit dem Boarden beginnen ist er ganz schnell wieder verfallen.
Darum wird er Flieger startfertig gemacht und dann wartet man eben..... und hofft.

Es gibt übrigens verschiedene Arten von Slots, die zumindest in Deutschland nicht kostenpflichtig sind. Die Slots, auf denen die langfristige Planung der Fluggesellschaften beruhen werden für eine Flugplanperiode vom Flugplankoordinator der Bundesrepublik Deutschland zugeteilt. Das ist eine hoheitliche Aufgabe, die nach veröffentlichten und einklagbaren Regeln geschieht.
Aufgrund operationeller Gründe können Flughäfen aber darüber hinaus von der Flugsicherung geslottet werden. Dies passiert, wie schon geschrieben dann, wenn es einen Kapazitätsengpass gibt und angemeldete Anzahl der Flugzeuge nicht wie geplant durch das System zu schleusen sind.
 
Ihr müsst unterscheiden zwischen den Airports-Slots welche auf den Flugplan-Konferenzen Monate im voraus anhand der veröffentlichten Eckwerte jedes einzelnen Flughafens ausgekartet werden. Nach Zuteilung eines Airport Slots kann eine Airline einen Flug am VT x zur genehmigten Zeit planen.

Das was im Volksmund immer als Slot bezeichnet wird, sind richtigerweise Flow-Regulations, welche z.B. für ganz Europa von der CFMU (Central Flow Management Unit) von Eurocontrol in Brüssel herausgegeben werden und dabei die Kapazität jedes einzelnen Flugsicherungs-Sektors auf der aktuell beantragten Route sowie am Abflug- und Zielflughafen.

Wenn der ATC-Flugplan für einen FLug beim Rechner der CFMU eingeht, überprüft dieser anhand der Estimated Off Block Time und der einzelnen Überflugszeiten ob an irgendeinem Punkt der Route die jeweils maximale Kapazität anhand der zu diesem Zeitpunkt erwarteten Gesamtverkehrsmenge überschritten ist.

U.u. kann diese Überschreitung durch eine aussergewöhnlich hohe Nachfrage verursacht werden oder aber dadurch dass die aktuelle Kapazität dieses Stückchens Luftraum heute nicht 100% der nominellen beträgt, z.B. wegen Wetter (Nebel, Gewitter), Personalmangel bei der Flugsicherung (Krankheit) o.ä.

Sobald die Kapazität eines Luftraums berechneterweise überschritten sein wird, verschiebt der Rechner den frühestmöglichen Startzeitpunkt des betreffenden Fluges soweit nach hinten, bis für diesen Flug im betroffenen LR-Bereich wieder Kapazität vorhanden ist. Eine sogenannte CTOT (calculated Take-Off Time) wird herausgegeben, die im Bereich von -5/+10 Minuten einzuhalten ist.

Da diese Zusammenhänge dem Laien im Rahmen einer kurzen Verspätungsansage kaum sinnvoll näherzubringen sind, heißt es dann meistens 'Die Flugsicherung erlaubt uns wegen des überfüllten Luftraumes erst frühestens um xxxx Uhr zu starten'. Was ja im wesentlichen die Sache trifft.

Da gerade Wetterereignisse meist hochdynamisch sind (Nebel wird erst dichter, löst sich dann schnell auf) kann es sein, dass über die zunächst zugrunde gelegte Steuerungsmassnahme (LR x steuert auf 75% der Nennkapazität) in kurzer Zeit zunächst mehrere schlechtere Slots und dann plötzlich bessere 'Slots' auflaufen. Auch kann es sein, dass ein Flieger der von der gleichen Restriktion betroffen ist, seinen Slot nicht einhalten kann (z.B. wegen Verzögerungen bei der Abfertigung). Dann würden alle weiter hinten stehenden Flieger analog eine Position vorgezogen. Aus diesen Gründen handhaben die meisten Airlines es so, dass bei Verzögerungen im Bereich von 60 bis 90 Minuten die Gäste trotzdem pünktlich einsteigen und mann dann 'Ready to go' auf eine Verbesserung wartet.

Ausserdem arbeiten die Dispatcher bei nennenswerten Delays immer daran, den regulierten Luftraum lateral oder vertikal zu umfliegen, es wird also ein Umweg nebst z.T. erheblichem Mehrverbrauch/Mehrkosten in Kauf genommen, um die Ankunfts- und Umlaufverspätung zu reduzieren. Die großen Airlines unterhalten dafür eigene Standleitungen zur CFMU bzw. sind direkt an deren EDV angeschlossen, die kleinen Operator sind da schon etwas mehr gekniffen, da ihnen zahlreiche kreative Möglichkeiten verwehrt bleiben.

Die Flugbeschränkungen während der Aktion 'Asche auf mein Haupt' wahren übrigens nichts anderes, nur dass alle Lufträume auf 0% gesteuert wurden und man somit für einen IFR-Flugplan erst nach 'unendlich' langer Wartezeit einen Slot bekommen hätte. ;)

Gruß MAX
 
Da mir die Danke ausgegangen sind, auf diesen Wege Danke an Max Reverse, yogibear_II und Airdinger.
 
Danke für die Erklärung. Denn ich wunderte mich oftmals, warum es für die Flugsicherung scheinbar fast jede Woche eine Überraschung ist, das ein Linienflug der LH von DUS nach Wien geht -g-

nun weiß ich die Hintergründe, vielen Dank :)
 
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