Original erstellt von Midnight Blue:
Frohes Neues erst mal an alle,
Als alter Dortmund-Flieger (ATR 42/72)
kann ich sagen, eine Landebahn wird immer vom größtmöglichen Flugzeug benutzt.
Wir sind vor 1998 dort von einer 1050m Bahn gestartet, das ist dann auch für eine ATR 72 kurz. (icing speeds, 68 paxe, windstill)
Ungeachtet der Lärmgegner kann mann dann sagen,
bei einer Verlängerung der Bahn hat wohl die 737-800 weniger Probleme, aber vielleicht die 757-300, die dann käme?
Als Ursachen, die man in Betracht ziehen könnte, kämen in Betracht:
- Falsche Startstreckenberechnung
halte ich für unwahrscheinlich, die Kollegen, die dort fliegen, machen das täglich und bei einem Flieger nahe am MTOW rechnet man sowieso genauer, was man so noch mitnehmen darf
- Startabbruch nach V1
halte ich auch für eher unwahrscheinlich, da man sich bewußt ist, daß knapp gerechnet wurde, evt. balanced Field. Da muß dann schon was Gravierendes vorfallen, um abzubrechen.
- Flugzeug schwerer als angenommen
ist schon wahrscheinlicher. Wiegen die Passagiere wirklich im Schnitt 78kg? Handgepäck in Kleiderschrankgröße? Pocketfuel? Standard-Taxifuel bei kurzer Rollstrecke? Handtaschen der Flugbegleiterinnen? (sorry, Scherz...)
- Bremswerte einer "winterlichen" Runway auf Tabellen übertragbar?
das ist für mich der wichtigste Punkt, wieviel Tabellen habe wir eigentlich?
rwy covered with ice, slush, dry snow, compacted snow, water, etc.?
Es gibt schon einige Möglichkeiten, aber den tatsächlichen Zustand der Bahn kann man auch bei genauer Bremswertangabe durch den Airportbetreiber wohl kaum in eine Tabelle zwingen.
In Bayreuth ging doch mal vor langer Zeit ein Flieger von der Bahn, der knapp gerechnet hatte, und auf einem Stück der (kurzen) Bahn weggerutscht ist, auf dem Lärmgegner irgend eine Schrift hingeschmiert haben, die vom Flugplatzbetreiber nicht ganz rückstandsfrei entfernt werden konnte.
Mir sagte mal jemand, ein Frachtflieger am MTOW fährt bei einem Abbruch bei V1 immer über die Bahn hinaus. Bei Fracht sollte wenigstens das Gewicht genau gerechnet sein, da man nicht mit Standardwerten rechnet.
Mir tut jetzt ersteinmal die Crew, insbesonders der Kapitän leid, der sich verantworten muß.
Glücklicherweise ist lt. Presseangaben niemand zu Schaden gekommen.
Bin gespannt, was die BFU ermittelt, und was man daraus lernen kann.
Wenn es ein Gewichtsproblem ist, könnte man analog zu den Maßnahmen der "Terrorbekämpfer" ja mal das Handegepäck verbieten, oder in einer kombinierten "Nacktscannerwaage" jeden Passagier aufs Gramm genau abwiegen. Privatsphäre gibt es ja eh bald keine mehr...
Kopf hoch, Kollegen der AirBerlin, unterstützt Euren Kollegen moralisch, er kanns jetzt brauchen, egal was sich am Schluß als Ursache herausstellt! Wir arbeiten in der Luftfahrt stets daran, Fehler zu vermeiden, passieren können sie trotzdem.
Grüße, Midnight Blue