Kurz gesagt geht es um das Problem der Wärmeausdehnung. Sobald der Motor steht, sammelt sich die Hitze im oberen Teil. Dieser dehnt sich dann mehr aus wie der Untere. Da ein Triebwerk grob gesehen eine Röhre ist, biegt es sich leicht nach oben durch und wenn man jetzt die Welle dreht, können die Rotorspitzen in Kontakt mit dem Gehäuse kommen. Kurz nach dem Abstellen hat der Motor noch überall die gleiche Temperatur und nach etwa 2-3 Stunden ist der Effekt am ausgeprägtesten Je mehr Zeit danach vergeht, umso weniger stark ist der Effekt, da irgendwann der komplette Motor auf die Umgebungstemperatur abgekühlt ist.
Beim PW1100 ist das nach ca. 8 Stunden der Fall. Solange kann und will man natürlich nicht warten.
Beim Anlassen wird die vom Starter angetriebenen Welle (N2) auf über 25% gebracht was bei unter 8 Stunden zu den oben erwähnten Kontakt zwischen Rotorspitzen und Gehäuse führen kann.
Wird er früher angelassen, dann berechnet ein (für die Triebwerkssteuerung zuständiger) Computer (EEC) den Zeitraum, in der die Welle nur mit maximal 10% gedreht wird. In diese Berechnung fließen Parameter wie OAT, EGT, Oiltemperatur und Zeitpunkt des letzten Abstellen ein.
Das ist langsam genug um keinen Schaden im Motor zu produzieren und schnell genug um mit der damit eingebrachten Außenluft den Motor so "gerade" zu bringen, dass er angelassen werden kann. Ist die berechnete Zeit vorbei, dreht der Starter mit voller Drehzahl und das Triebwerk wird gestartet.
Problem besteht auch bei anderen Triebwerken (wenn auch nicht so ausgeprägt) und nennt sich "Bowed Rotor".
Ich hoffe, das mein Geschreibsel einigermaßen verständlich ist...