Alitalia scheint gerettet
Die EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio hat den Rettungsplan für die Alitalia als gutes Signal für die Zukunft der italienischen Fluggesellschaft gewertet. Ab 2006 soll das angeschlagene Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben.
"Die Arrangements und die Vereinbarung sind ein gutest Zeichen, das den Neubeginn und die Gesundung der Alitalia fördern sollte", sagte de Palacio am Diesntag in Brüssel. "Ich freue mich, dass der gesunde Menschenverstand gesiegt hat."
Der Verwaltungsrat der italienischen Fluglinie hatte dem neuen Rettungsplan für das Unternehmen am Montag zugestimmt. Durch den Abbau von rund 3700 Stellen sollen 280 Mio. Euro eingespart werden, teilte Alitalia mit. Außerdem sehe der Plan eine Kapitalaufstockung Anfang kommenden Jahres zwischen einer und 1,5 Mrd. Euro vor.
In der ersten Phase bis 2006 will sich die Fluggesellschaft auf die Reorganisation und die bessere Auslastung ihrer Flugzeuge konzentrieren. Von 2007 an soll dann in eine neue Flotte und ein größeres Angebot investiert werden, heißt es in einer Erklärung. Die Bemühungen zielten darauf ab, aus Alitalia eine "hoch effiziente Fluggesellschaft" zu machen.
Regierung will Kredit gewähren
Der Plan, dem auch die Gewerkschaften bereits zugestimmt haben, ist die entscheidende Voraussetzung für einen von der Regierung garantierten Überbrückungskredit in Höhe von 400 Mio. Euro. Damit soll der Finanzbedarf der staatlich kontrollierten Fluggesellschaft in den kommenden Monaten gesichert werden. Alitalia teilte mit, auf das Geld sofort zuzugreifen.
Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli
Die Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmensführung sind allerdings nicht beendet, da Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli weitere Umstrukturierung des Konzerns anstrebt. Seinen Worten zufolge sollten Flug- und Servicebereiche völlig voneinander getrennt werden. Die Gewerkschaften fürchten dabei weitere Stellenstreichungen. Sie forderten, dass die beiden künftigen Bereiche durch eine Holding verbunden werden sollen. An den Märkten wurde mit Sorge registriert, dass die Frage der Aufspaltung des Unternehmens noch offen ist. Der Aktienkurs gab deswegen am Dienstag nach.
Alitalia brauche noch mehr Zeit sowie weitere Gespräche mit den Gewerkschaften, bevor die Fluggesellschaft die Pläne für die künftige Eigentümerstruktur abschließen könne, hieß es. Möglicherweise solle es Ende der Woche ein Treffen bei Ministerpräsident Silvio Berlusconi geben, teilte die Presseabteilung von Alitalia mit. Dann könnten weitere Gespräche zwischen Cimoli und den Gewerkschaften stattfinden. Auch das Direktorium will eigenen Angaben zufolge noch einmal am 28. September zusammenkommen, um die Geschäftsergebnisse zu bewerten.
Ex-Alitalia-Mitarbeiter gehen möglicherweise zur Staatsbahn oder zur Post
Am Wochenende hatte als letzte größere Angestelltengruppe das Kabinenpersonal dem Rettungsplan zugestimmt. Alitalia hatte zunächst die Streichung von etwa 5000 der insgesamt 20.700 Arbeitsplätze geplant, war damit aber am massiven Widerstand der Gewerkschaften gescheitert.
Die Regierung, die noch 62 Prozent an der Fluggesellschaft hält, will bis Ende der Woche auch soziale Maßnahmen für die knapp 3700 Mitarbeiter überprüfen, deren Arbeitsplätze im Rahmen des Sanierungsplans abgebaut werden sollen. Zuletzt hatte Arbeitsminister Roberto Maroni bereits vorgeschlagen, die betroffenen Alitalia-Mitarbeiter etwa bei der Staatsbahn oder der italienischen Post unterzubringen.