Donnergeräusch
Mitglied
Ich habe im Vielfliegertreff (dort bin ich ab und zu unter dem Nick Bergmann unterwegs) am Wochenende auf einen Beitrag geantwortet, den ich meinem Lieblingsforum, dem MUC-Forum nicht vorenthalten will: Es geht um die alte Boeing 727.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich aber erst einmal bei allen Forumsmitgliedern und vor allem bei den Moderatoren bedanken (Munich, MUCFLYER, ESTF, FlyThai, Airdinger - ich hoffe, dass ich alle Nicks richtig geschrieben und niemanden vergessen habe): Herzlichen Dank an Euch alle! Die Informationen hier sind sachlich, die Diskussionen sind respektvoll, die Moderatoren lassen Freiraum, denn alle halten sich an den guten Stil: Offensichtlich haben hier alle eine gute Erziehung genossen. Das ist in vielen anderen Foren leider nicht so. Ich bin deshalb richtig gerne hier!
So - und nun mein versprochener Beitrag zur Boeing 727, den ich einfach hier ins MUC-Forum hinein kopiere:
Hallo, ich komme ja schon aus der älteren Generation: Die Boeing 727 war mein Lieblingsflugzeug. Ich bin mit Lufthansa und mit der amerikanischen Pan Am (vor dem Mauerfall flog Pan Am nach Berlin) ganz oft in diesem Flugzeugtyp geflogen, der bei der Lufthansa "Europajet" hiess. Bei der Lufthansa gab es sogar innerdeutsch 8 Firstclass-Sitze mit Champagner-Service. Dort vorne war die Boeing 727 beim Start richtig leise, denn die drei Triebwerke waren ja hinten. Und hinten war die 727 dafür richtig laut. Mit einer Boeing 727 ist die TWA (auch eine amerikanische Fluggesellschaft, aber wie die Pan Am seit langem Pleite) von Berlin nach Hamburg geflogen. Auf dem kurzem 30 Minutenfug gab es sogar Service.
Ich bin froh, dass ich die alten Düsenflugzeugen noch erleben durfte, die Caravelle, die DC-9, die Boeing 737-200, die 727, die DC-8, aber sogar noch manche sowjetische Propellerflugzeuge (Illjuschin etc). Nur die Boeing 707 habe ich leider nie erlebt, für mich ist das wirklich schade, denn es war ein Traumflugzeug von mir.
Damals war Fliegen spannender als heute. Es gab zwar auch schon Autopiloten, aber diese Automaten durften bei Start und Landung nicht eingesetzt werden. Start und Landung war damals noch das echte Handwerk oder Fingerspitzengefühl des Piloten. Wenn es also mal etwas robuster beim Landeanflug wurde, dann war dies entweder das gute oder das schlechte Handwerk der Piloten - ob gut oder schlecht, das haben wir Passagiere damals je nach Wetterlage beurteilt: War das Wetter schlecht und die Landung robust, dann hatten wir Fluggäste nach dem Aufsetzen wohlwollend genickt. Eine solche Landung bei schlechtem Wetter war also gut: ein Meisterwerk eines Piloten mit Fingerspitzengefühl. War das Wetter dagegen bestens mit viel Sonnenschein und die Landung trotzdem robust mit hartem Aufsetzen, dann hatte wir Fluggäste uns fragend angeguckt und danach Witze über den Piloten gemacht. Das war dann ein Pilot ohne "Fingerspitzengefühl", der seine Frau beim Sex auch hart anpackt, ein Hardcore-Pilot also.
Früher war also vieles anders: Die Sitze waren plüschiger, der persönliche Service intensiver, die Zahl der Statuspassagiere geringer: Damals, so zwischen den Jahren 1980 bis 1990, gab es bei der Lufthansa rund 4.000 Senatoren und 70.000 FTLs. Der HON-Status war noch nicht erfunden. In der Münchner Senator Lounge (auch noch 1992 am neuen Flughafen) waren maximal 10 andere Gäste, diese Zahl aber war schon aussergewöhnlich hoch. Besondere Speiseangebote gab es nicht, dafür eine nette Loungedame, die sich um alles kümmerte. Und es gab ein paar Alkoholika sowie Zeitungen: den Merkur, die SZ, FZ und die Welt. Das Managermagazin durfte man umsonst mitnehmen, später auch die Wirtschaftswoche, die FTD aber nicht, denn die ist damals noch nicht in Deutschland erschienen. Heute schaut in der Münchner Senator-Lounge und im Senator-Cafe alles anders aus: Es gibt viel mehr Zeitschriften, viel mehr Food und viel mehr Baverage (um in der neumodischen Sprache zu bleiben), aber auch viel mehr Menschen, die sich Statusflieger nennen.
Auch die Flugpreise haben sich verändert. Auf meiner Stammstrecke Düsseldorf nach München hatte ich damals exakt 251 Mark für das billigste Wochenend-Return-Ticket bezahlt, auf heute umgerechnet gute 112 Euro - umgerechnet ohne die Inflation. Das Fliegen ist also wirklich billiger geworden. Heute zahle ich mit grossem Glück bei Lufthansa wochentags manchmal nur 59 Euro für eine einfache Strecke. Und Air Berlin ist europaweit sogar auf vielen Strecken einen Tick preiswerter als Lufthansa.
Dafür sind heute die Flugzeuge voll. Vor 20 oder 30 Jahren war es normal, wenn jeder zweite Sitzplatz im Flieger leer war. Eine Auslastung von über 50 Prozent war schon gut. Und auch Rauchen durfte man: Bei der Lufthansa war damals die komplette linke Flugzeughälfte die Raucherzone, und die rechte Gangseite der Maschine dagegen war die Nichtraucherzone. Kurz nach dem Start, wenn die Anschnallzeichen erloschen waren, war Feuer frei angesagt: fast jeder Passagier auf der linken Seite rauchte. Damals war Rauchen noch trendy, also wirklich chick. Alle wichtigen Männer rauchten, auch im Fernsehen, wie zum Beispiel Altbundeskanzler Helmut Schmidt, den auch die jüngeren unter uns vielleicht noch kennen. Zurück zur Fliegerei: Die Passagiere innerdeutsch gehörten damals einer anderen Schicht an als heute: Es waren damals fast nur Männer im mittleren oder höherem Alter. Fast alle trugen den Nadelstreifanzug. Frauen, Kinder und Rentner an Bord? Eher nein, das sah man eher selten in der Boeing 727. Ja, so war das damals in einer Boeing 727 der Lufthansa: Das war ein Business-Jet und Manager-Flieger.
Obwohl ich heute kein Manager mehr bin: Ich denke noch gerne an diese Boeing zurück: Bei der Lufthansa hatte sie sogar eine First Class - acht komfortable Sitze vorne, angeordnet in Zweierreihe. Genau 100 Mark war vor 20 Jahren der Aufpreis, den man innerdeutsch zahlte, um vorne sitzen dürfen. Das hat in der Boeing 727 damals schon richtig Spass gemacht!
In diesem Zusammenhang möchte ich mich aber erst einmal bei allen Forumsmitgliedern und vor allem bei den Moderatoren bedanken (Munich, MUCFLYER, ESTF, FlyThai, Airdinger - ich hoffe, dass ich alle Nicks richtig geschrieben und niemanden vergessen habe): Herzlichen Dank an Euch alle! Die Informationen hier sind sachlich, die Diskussionen sind respektvoll, die Moderatoren lassen Freiraum, denn alle halten sich an den guten Stil: Offensichtlich haben hier alle eine gute Erziehung genossen. Das ist in vielen anderen Foren leider nicht so. Ich bin deshalb richtig gerne hier!
So - und nun mein versprochener Beitrag zur Boeing 727, den ich einfach hier ins MUC-Forum hinein kopiere:
Hallo, ich komme ja schon aus der älteren Generation: Die Boeing 727 war mein Lieblingsflugzeug. Ich bin mit Lufthansa und mit der amerikanischen Pan Am (vor dem Mauerfall flog Pan Am nach Berlin) ganz oft in diesem Flugzeugtyp geflogen, der bei der Lufthansa "Europajet" hiess. Bei der Lufthansa gab es sogar innerdeutsch 8 Firstclass-Sitze mit Champagner-Service. Dort vorne war die Boeing 727 beim Start richtig leise, denn die drei Triebwerke waren ja hinten. Und hinten war die 727 dafür richtig laut. Mit einer Boeing 727 ist die TWA (auch eine amerikanische Fluggesellschaft, aber wie die Pan Am seit langem Pleite) von Berlin nach Hamburg geflogen. Auf dem kurzem 30 Minutenfug gab es sogar Service.
Ich bin froh, dass ich die alten Düsenflugzeugen noch erleben durfte, die Caravelle, die DC-9, die Boeing 737-200, die 727, die DC-8, aber sogar noch manche sowjetische Propellerflugzeuge (Illjuschin etc). Nur die Boeing 707 habe ich leider nie erlebt, für mich ist das wirklich schade, denn es war ein Traumflugzeug von mir.
Damals war Fliegen spannender als heute. Es gab zwar auch schon Autopiloten, aber diese Automaten durften bei Start und Landung nicht eingesetzt werden. Start und Landung war damals noch das echte Handwerk oder Fingerspitzengefühl des Piloten. Wenn es also mal etwas robuster beim Landeanflug wurde, dann war dies entweder das gute oder das schlechte Handwerk der Piloten - ob gut oder schlecht, das haben wir Passagiere damals je nach Wetterlage beurteilt: War das Wetter schlecht und die Landung robust, dann hatten wir Fluggäste nach dem Aufsetzen wohlwollend genickt. Eine solche Landung bei schlechtem Wetter war also gut: ein Meisterwerk eines Piloten mit Fingerspitzengefühl. War das Wetter dagegen bestens mit viel Sonnenschein und die Landung trotzdem robust mit hartem Aufsetzen, dann hatte wir Fluggäste uns fragend angeguckt und danach Witze über den Piloten gemacht. Das war dann ein Pilot ohne "Fingerspitzengefühl", der seine Frau beim Sex auch hart anpackt, ein Hardcore-Pilot also.
Früher war also vieles anders: Die Sitze waren plüschiger, der persönliche Service intensiver, die Zahl der Statuspassagiere geringer: Damals, so zwischen den Jahren 1980 bis 1990, gab es bei der Lufthansa rund 4.000 Senatoren und 70.000 FTLs. Der HON-Status war noch nicht erfunden. In der Münchner Senator Lounge (auch noch 1992 am neuen Flughafen) waren maximal 10 andere Gäste, diese Zahl aber war schon aussergewöhnlich hoch. Besondere Speiseangebote gab es nicht, dafür eine nette Loungedame, die sich um alles kümmerte. Und es gab ein paar Alkoholika sowie Zeitungen: den Merkur, die SZ, FZ und die Welt. Das Managermagazin durfte man umsonst mitnehmen, später auch die Wirtschaftswoche, die FTD aber nicht, denn die ist damals noch nicht in Deutschland erschienen. Heute schaut in der Münchner Senator-Lounge und im Senator-Cafe alles anders aus: Es gibt viel mehr Zeitschriften, viel mehr Food und viel mehr Baverage (um in der neumodischen Sprache zu bleiben), aber auch viel mehr Menschen, die sich Statusflieger nennen.
Auch die Flugpreise haben sich verändert. Auf meiner Stammstrecke Düsseldorf nach München hatte ich damals exakt 251 Mark für das billigste Wochenend-Return-Ticket bezahlt, auf heute umgerechnet gute 112 Euro - umgerechnet ohne die Inflation. Das Fliegen ist also wirklich billiger geworden. Heute zahle ich mit grossem Glück bei Lufthansa wochentags manchmal nur 59 Euro für eine einfache Strecke. Und Air Berlin ist europaweit sogar auf vielen Strecken einen Tick preiswerter als Lufthansa.
Dafür sind heute die Flugzeuge voll. Vor 20 oder 30 Jahren war es normal, wenn jeder zweite Sitzplatz im Flieger leer war. Eine Auslastung von über 50 Prozent war schon gut. Und auch Rauchen durfte man: Bei der Lufthansa war damals die komplette linke Flugzeughälfte die Raucherzone, und die rechte Gangseite der Maschine dagegen war die Nichtraucherzone. Kurz nach dem Start, wenn die Anschnallzeichen erloschen waren, war Feuer frei angesagt: fast jeder Passagier auf der linken Seite rauchte. Damals war Rauchen noch trendy, also wirklich chick. Alle wichtigen Männer rauchten, auch im Fernsehen, wie zum Beispiel Altbundeskanzler Helmut Schmidt, den auch die jüngeren unter uns vielleicht noch kennen. Zurück zur Fliegerei: Die Passagiere innerdeutsch gehörten damals einer anderen Schicht an als heute: Es waren damals fast nur Männer im mittleren oder höherem Alter. Fast alle trugen den Nadelstreifanzug. Frauen, Kinder und Rentner an Bord? Eher nein, das sah man eher selten in der Boeing 727. Ja, so war das damals in einer Boeing 727 der Lufthansa: Das war ein Business-Jet und Manager-Flieger.
Obwohl ich heute kein Manager mehr bin: Ich denke noch gerne an diese Boeing zurück: Bei der Lufthansa hatte sie sogar eine First Class - acht komfortable Sitze vorne, angeordnet in Zweierreihe. Genau 100 Mark war vor 20 Jahren der Aufpreis, den man innerdeutsch zahlte, um vorne sitzen dürfen. Das hat in der Boeing 727 damals schon richtig Spass gemacht!
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