Arbeitsrhythmus eines Piloten

AufMUCcer

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Servus,

habe mich oft schon gefragt, was eine Pilot auf der Kurzstrecke (sprich einer, der nach seinem Arbeitstag immer wieder daheim ist) für einen Arbeitsrhythmus hat. Wie viele Tage arbeitet ihr am Stück, wieviel Stunden täglich und wie viele Tage habt ihr dann frei?
Wie sieht das Ganze auf der Langstrecke aus? Nur Übernachtung bzw. einen Tag Aufenthalt und dann zurück? Fliegt ihr dann eigentlich mit der gleichen Crew in gleicher Zusammensetzung zurück?
Und wie macht das z.B. eine Air Mauritius, Saudia oder Cabo Verde, die einmal wöchentlich nach MUC kommen? Die gleiche Crew kann ja nicht sofort zurück fliegen, aber eine ganze Woche Aufenthalt in MUC gönnt man ihr sicher auch nicht?!?! Fliegt die Crew evtl. noch weiter bis FRA / VIE etc.?
 
Zuletzt bearbeitet:
aber eine ganze Woche Aufenthalt in MUC gönnt man ihr sicher auch nicht?!?! Fliegt die Crew evtl. noch weiter bis FRA / VIE etc.?

Zwei Beispiele meiner Beobachtungen:
1) Ende 2001, Salvador/Brasilien, Condor:
Crew flog in der ersten Woche hin und in der zweiten wieder zurück (7 Tage Aufenthalt).
2) Mitte 2006, München, Air Transat:
Crew flog mit einem Flugzeug einer großen, deutschen Airline von MUC nach FRA und da dann tags darauf (2 Tage später?) zurück nach Kanada.
Wäre trotzdem interessant, wie das heute bei den deutschen Gesellschaften gehandhabt wird.

Desweiteren würde mich noch interessieren, ab wann es denn Übernachtungen im Ausland gibt. Denn Dutymäßig müsste doch z.B. FRA-TLV-FRA noch in Ordnung gehen, kann mir aber nicht vorstellen, dass so etwas gemacht wird, richtig?
 
also mal ein paar Dinge: 1. FRA-TLV-FRA wird so gemacht! Nix lay-over! Es gibt bei einer großen anderen deutschen Fluggesellschaft auch immer bunte Umläufe der Form: MUC-VRA Tag Hotel VRA-LEJ oder auch MUC-HKT (positioning BKK, dann ein Tag Hotel) BKK-DUS. Da ist mir nur eine Woche MRU bekannt.

Dann fällt mir noch ein, dass es einen Condor Umlauf gab (es war wohl SEZ) da ist man hin, MUC-SEZ, 12h frei, SEZ-MUC! Hart aber herzlich.

Viel interessantere Frage an der Stelle finde ich, wie schafft ihr Crewmember den Sleep-Shift, bei z.B. USA Umlauf? MUC-JFK rel. unproblematisch, man steht gegen 11 Uhr auf, dann frisch machen, ab zum Flughafen und um drei dann ab, ein langer Tag, "abends" müde ins Hotel, aber dann,... 8 Std Schlaf gehen sich bei ca. 24h Aufenthalt nicht aus, denn dann ist man zur Abflugszeit ja wieder müde,... oder wo ist da der Trick???
 
Auch das ist wieder sehr stark von der Company abhängig.

Es gibt bestimmte gesetzliche Vorgaben was Arbeits- und Ruhezeiten betrifft, den Rest bestimmt der Arbeitgeber.

Es kommt ja nicht von ungefähr, dass es attraktive Arbeitgeber gibt und weniger attraktive.

Es gibt innerdeutsch operierende Airlines, da hast Du schonmal 6 Tage Frühdienst mit jeweils 4 Legs, dann 2 Tage frei und wieder 6 Tage...
Bei anderen fliegst Du auch innerdeutsch, kommst aber bei weitem nicht auf diese Arbeitszeiten.

Langstrecke genauso. Bei der einen Airline fliegst Du D-Karibik, 24h frei und wieder zurück.
Bei ner anderen fliegst Du D-Karibik, 2 Tage frei, 1-2 Legs innerkaribisch, 3 Tage frei und dann zurück.

p.s.
Den Umlauf auf die Seychellen von Condor gibts immernoch.
Nachts hin, tagsüber 12h schlafen, nachts zurück.
 
Servus,

habe mich oft schon gefragt, was eine Pilot auf der Kurzstrecke (sprich einer, der nach seinem Arbeitstag immer wieder daheim ist) für einen Arbeitsrhythmus hat. Wie viele Tage arbeitet ihr am Stück, wieviel Stunden täglich und wie viele Tage habt ihr dann frei?

Diese Frage(n) kann man pauschal unmöglich beantworten. Die Arbeitsbedingungen sind von Airline zu Airline teilweise sehr unterschiedlich. Ich versuche es trotzdem mal...

Grundgerüst für die Dienspläne ist die 2. DV LuftBO, in der die Flugdienst- und Ruhezeiten für Besatzungsmitglieder geregelt sind. Erlassen wurde dieses Gesetz in den goldenen Zeiten der Fliegerei, als diese noch erholsamer als Urlaub war und offensichtlich konnte man sich damals nicht vorstellen, dass jemals die Limits mit Methode ausgenutzt werden würden. Auf jeden Fall haben es die Airlines geschafft, diese Steinzeit-Verordnung sehr gut konserviert in die Gegenwart hinüberzuretten.

Im Gegenteil, im Rahmen der EU-Harmonisierung (lies: Suche des kleinsten gemeinsamen Nenners aller beteiligten Staaten) wurden weiterhin aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in Sachen Biorythmus, Schlafforschung, Human Performance methodisch ignoriert, so daß sich im aktuellen entwurf des JAR-OPS-Papiers sogar teilweise objektive Verschlechtungen wiederfinden. Möglich sind solche Sachen wie, 72 Stunden Dauer-Standby, der dann auch noch nachträglich in freie Tage umgewandelt werden kann, Dienszeiten bis 14 Stunden, mit Dead-Head auch bis 16, 6 Tage weg - 1 Tag frei - 6 Tage weg, etc. Ein geregeltes Familienleben oder der Erhalt eines sozialen Umfeldes wird da schon sehr schwierig.

Nun haben alle namhaften deutschen Airlines diesen Misstand anerkannt und ihm dadurch Rechnung getragen, die gesetzlichen Vorschriften im Rahmen eigener Tarifverträge (mehr oder weniger!) abgemildert. Dennoch können auch laut diesen Tarifverträgen zulässige Dienste recht ermüdend sein, besonders wenn häufiger 'am Limit' geplant wird.

Bei uns kann man eigentlich recht gut leben, da man selten nur 'Minimum' freie Tage hat, und abgesehen von einer 5-Tages-Frühaufsteher-Tour (am besten jeden Tag 30 Minuten früher) oder einem unserer tollen Nachtflüge wie MUC-EVN-MUC oder FRA-AMM-FRA (ja, hin und her am Stück) sind die meisten Kurzstreckentouren eigentlich ok.

Wieviele Nächte Du von zu Hause weg bist, ist sehr davon abhängig, wie der aktuelle Flugplan an Deiner Station aussieht und ob die jeweilige Firma ein 'anständiges' Request-System hat. Während ich in einem frührern Leben als City-Schwein beim 'Lufthänschen' auch schon mal 18 Nächte im Monat weg war (also quasi immer), habe ich seit Mai nur 3x im Hotel geschlafen. In Anbetracht der geringen Aufenthaltszeiten vor Ort (12-14 Stunden abzlg. 2x Transport etc),die gerade mal so zum Schlafen und bestenfalls zum Essen gehen reichen und teilweise recht unchristlicher Aufstehzeiten (SVO, LED, IST häufig Wakeup vor 0200), wie ich finde kein allzugroßer Verlust.

Wie sieht das Ganze auf der Langstrecke aus? Nur Übernachtung bzw. einen Tag Aufenthalt und dann zurück? Fliegt ihr dann eigentlich mit der gleichen Crew in gleicher Zusammensetzung zurück?

Die Aufenthaltszeiten richten sich in ersten Linie nach der Anzahl der Frequenzen, mit der die jeweilige Destination angeflogen wird. Da aber immer mehr 7/7 (oder mehr) geflogen wird, sind knappe 24 h Aufenthalt schon fast die Regel, bei sehr anstregenden Flügen (2x Nachtflug) werden laut Tarifvertrag auch mal 48 Stunden geplant.

Da unsere Kabinencrews andere und teilweise deutlich bessere Tarifverträge haben, kann es sogar sein, dass das Cockpit nach 24 Stunden schon wieder weiterfliegt, die Kabine aber erst später.

Longrange nach LuftBO ist RICHTIG ätzend, Asien oder USA Westküste ohne Verstärkung (3. Pilot und Schlafmöglichkeit) zu fliegen, finde ich schon recht krass.

Und wie macht das z.B. eine Air Mauritius, Saudia oder Cabo Verde, die einmal wöchentlich nach MUC kommen? Die gleiche Crew kann ja nicht sofort zurück fliegen, aber eine ganze Woche Aufenthalt in MUC gönnt man ihr sicher auch nicht?!?! Fliegt die Crew evtl. noch weiter bis FRA / VIE etc.?

Entweder bleiben die wirklich 7 Tage, oder sie gehen nach 1 oder 2 Tagen Dead-Head (als Passagiere) zu einer Destination, die an anderen Tagen bedient wird und fliegen nach erneuter Ruhezeit von dort zurück nach Hause oder es wird zwischendurch ein 'Shuttle' geflogen.

Viele Grüße, MAX
 
Im Gegenteil, im Rahmen der EU-Harmonisierung (lies: Suche des kleinsten gemeinsamen Nenners aller beteiligten Staaten) wurden weiterhin aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in Sachen Biorythmus, Schlafforschung, Human Performance methodisch ignoriert, so daß sich im aktuellen entwurf des JAR-OPS-Papiers sogar teilweise objektive Verschlechtungen wiederfinden.

Schön geschrieben, danke!
 
1976, Flugdienstzeiten

Ich habe folgende zwei interessante Rotationen:

Jede der auswärtigen Stationen wird genau einmal wöchentlich mit einer 707
angeflogen. Alle Zeiten sind Frankfurter Ortszeiten:

LH 534, samstags:
FRA 2115-0120 CAI 0205-0635 EBB 0720-0900 DAR 0950-1315 MRU

LH 535, sonntags:
MRU 1515-1840 DAR 1930-2110 EBB 2159-0235 CAI 0320-0740 FRA

und

LH 536, montags:
FRA 2115-2400 ATH 0045-0405 JED 0450-0655 ADD

LH 537, dienstags:
ADD 2045-2250 JED 2340-0325 ATH 0415-0705 FRA.

Meine Vermutung ist nun, daß der letztere Kurs Tagsüber-schlafen-in-Addis
bedeutete, während auf dem ersteren in Daressalaam ausgestiegen wurde.
Dieses würde auf dem Rückflug bereits eine geplante Flugdienstzeit von
01:30+12:10+00:30 gleich mehr als vierzehn Stunden bedeuten, und die
Frage aufwerfen, ob bereits auf der 707 mit mehr als zwei Flugzeugführern
operiert wurde - was ich nicht weiß.
 
bei der Gelegenheit: weiss einer, wie oft(prozentual) die Mobil Crew Rest Container auf den -300 der LH wegen erhöhtem Frachtaufkommen am Boden bleiben? Auf der -600 sind sie ja quasi fix.
 
Auf welchen Strecken die Cabin Crew Anspruch auf Ruheplätze im MCR hat, ist im Tarifvertrag geregelt.

Daher ist es m.W. nach ausgeschlossen, dass der MCR aus Payload-Gründen zurückbleibt, zumal ja dann die Gegencrew auch keinen hättte.

Gruß MAX
 
Max hat recht! Wenn es durch die Langstreckenabstimmung durch ist (rund-/eckiger Tisch mit PV), dann ist daran nichts zu rütteln! Hab aber schon erlebt, dass man längerfristig zwei zusätzliche freie Tage aushandelt.
 
Wie viele freie Tage hat denn ein Langstreckenpilot nach der Rückkehr an seine Station. Ist das dort vergleichbar mit den Aufenthalten "in der Fremde"?

Hat nicht jemand mal einen Beispieldienstplan für einen Monat?
 
So weit ich weiß errechnet sich die Ruhezeit zum Teil aus den überflogenen Zeitzonen x 8. Das heißt bei einer Tour FRA-JFK-FRA und 6 überflogenen Zeitzonen eine Ruhezeit von 48 Std. Für einen Umlauf FRA-LAX-FRA wäre die Rechnung dann: 9 x 8 = 72 Std.

Keine Garantie darauf, dass das stimmt. Die Experten hier wissen das sicher besser!
 
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