Reisebericht: China

Moosacher

Mitglied
Hallo Gemeinde,

im vergangenen Sommer durfte ich wieder auf größere Fahrt gehen – China war dieses Mal das Ziel. Auch wenn es "nur" die klassischen Touristenpunkte waren, war es doch eine sehr eindrucksvolle Reise. Auf dem dreiwöchigen Plan stand die Route Peking - Xi'an - Shanghai - Yangtse - Guilin - Hongkong.

Ende August geht’s also los, mit LH722 nach Peking.
Bei der Fahrt mit der S-Bahn zum Flughafen muss ich erstmal feststellen, dass meine Brille noch zu Hause liegt. Ist zum Glück nur eine Lesebrille, für die ich in einem Drogeriemarkt im T1 für wenig Geld Ersatz bekomme. Eingecheckt habe ich schon über's Internet, das Gepäck ist schnell aufgegeben, bei der Security ist wenig Betrieb, das Personal gut aufgelegt und so ergibt sich noch ein kleiner lockerer Plausch über meine Fotoausrüstung, die wie üblich gründlich unter die Lupe genommen, diesmal aber nicht auf Sprengstoffspuren untersucht wird. Lediglich bei der anschließenden Ausreise staut es sich, da nur zwei Schalter geöffnet sind.

Die Zeit bis zum Boarding verbringe ich mit ein wenig Spotten, soweit das durch die Glasscheiben möglich ist, das Abendlicht ist jedenfalls ideal.
Während des Boardens schleicht sich dann zwei Gates weiter die Retro-Thai an. Mist!

Unser Flieger (A340-600 D-AIHN) ist zumindest in der Holzklasse rappelvoll, gefühlt zu 3/4 mit chinesischen Kinder- und Schülergruppen.

Mit leichter Verspätung werden wir zurückgeschoben. Danach stehen wir zunächst in Richtung Nord. Nach einer eleganten 180-Grad-Kurve gehts dann aber über die 08R raus. Zwischen Feuerwehrübungsplatz und Südhügel verlassen wir den sicheren Boden und machen uns zunächst auf in Richtung Weißrussland. Der Kapitän meldet sich und erklärt kurz die Route. Die Flugzeit wird mit 8:45 angekündigt. In der englischen Version spricht er bei Russland von USSR.

Auf dem Weg zur 08R
21102801.jpg


ein kleiner Imbiss
21102803.jpg


das Abendessen
21102804.jpg



Unsere Flugroute führt über Minsk - Moskau - Ekatarinenburg - Novosibirsk und Ulan Bator. Zwei Stunden vor der Landung dürfen wir die Sonnenschutzblenden hochmachen.
Und dann rückt auch wieder die Cateringwagen-Armada aus.
Zum Frühstück gibt’s gebratenen Reis, so kann sich auch der Magen schon mal auf die kommenden drei Wochen einstellen.

211805.jpg
21102805.jpg



Leider ist es draußen sehr dunstig, so dass nur selten der Blick nach unten - dann aber auf eine äußerst karge Landschaft - möglich ist. Erst über den Bergen vor Peking wird der Blick etwas freier, bevor auf der Ostseite der Dunst die Aussicht wieder verschleiert.

21102806.jpg



Zwar ist die Einreise in Peking ansich unkompliziert, die Schlangen vor den Schaltern strapazieren die Geduld aber doch etwas und natürlich stehe ich – wie gefühlt jedesmal – in der langsamsten Schlange.

Vom Flughafen aus geht es gleich zum ersten Programmpunkt, der Besichtigung des Sommerpalastes.
Damit sparen wir uns einen Weg hinein nach Peking und wieder zurück. Keine schlechte Idee angesichts des herrschenden Verkehrs, selbst auf diesen äußeren Ring- und Einfallstraßen Pekings. Auf einer dreispurigen Autobahn stehen wir erstmal in einem fünfspurigen Stau. Dabei haben erst rund 10 % aller Chinesen ein Auto.

Es ist Sonntag Mittag, es ist sonnig bei 33 Grad und in China sind noch Schulferien. Halb Peking scheint sich auf dem Gelände des Sommerpalastes aufzuhalten.

21102808.jpg


21102809.jpg


Eine Fahrt über den künstlichen See mit einem der Drachenboote ist eine gute Idee. Für 10 Minuten ist man dem Trubel entronnen.
Anschließend noch kurz beim Vogelnest vorbeigesehen, gehts dann endlich ins Hotel.

Das Vogelnest
21102810.jpg


im Hotelfoyer
21102811.jpg


Unser chines. Pflicht-Reiseleiter für Peking hört auf den für Chinesen eher ungewöhnlichen zweiten Vornamen Josef. Ob der süddeutschen Mehrheit in der Gruppe wird er gleich zum Sepp. Er hat 6 Jahre in NRW studiert und weiß auch gleich, wie er uns Süddeutsche zu begrüßen hat, nämlich mit “Grüß Gott”.

(Fortsetzung folgt)

Stefan
 
Zuletzt bearbeitet:
Es folgt an den nächsten Tagen das touristische Pflichtprogramm in Peking.

Der Palast des Volkes
21102814.jpg


Jedes Gebäude dieser Art weltweit muss wohl in einem solchen Stil erbaut sein.

Auf dem Platz des himmlischen Friedens
21102815.jpg


Auch hier wieder unglaubliche Mengen an Menschen und vor allem unglaublich laut. Und fast nur Inländer. Und alle in Gruppen. Selbst die kleinsten Gruppen haben einen Fremdenführer bzw. mehrheitlich eine Fremdenführerin, der/die mit mobilem Lautsprecher am Gürtel ausgerüstet ist. Und alle versuchen, sich damit gegenseitig zu übertönen.

Selbst hier an DEM touristischen Höhepunkt Pekings ist man als „Langnase“ so etwas wie ein Exot und wird entweder auffällig unauffällig oder auch ganz offen von allen Seiten fotografiert. Amüsant finde ich, dass auf chinesischen Fotos - egal von welchem Motiv - offensichtlich immer eine chinesische Person mit abgelichtet sein muss, vorzugsweise mit einer angehobenen Hand, bei der Zeige- und Mittelfinger ein V bilden.
Den Begriff „Langnase“ verwenden die jeweiligen örtlichen Begleiter in diesen Tagen tatsächlich recht oft und ganz offen uns gegenüber und sie scheinen sich gleichzeitig darüber zu amüsieren.

Auch wenn im Zusammenhang mit der jüngeren Geschichte Mao offiziell keine Erwähnung mehr findet, vom Tor des himmlischen Friedens, das den Eingang zur "verbotenen Stadt" bildet, blickt er noch auf die Menschenmassen.

21102816.jpg


Auch innerhalb dieser ehrwürdigen Mauern wird gedrängt und gelärmt - von "Ehrfurcht" keinerlei Spur, vielmehr scheint alles mehr ein gigantisches Volksfest zu sein. Dazu tragen sicher auch die zahlreichen Verkaufsbuden mit ihrem quietschbunten Kitsch bei.

einer der Höfe des Kaiserpalastes
21102818.jpg


Eine der örtl. Führerinnen findet einen Moment der Ruhe
21102820a.jpg



Nicht viel anders geht es auf dem Gelände des Himmelstempels zu. Mit dem Unterschied, dass hier Vieles begrünt ist und so mehr der Eindruck eines gigantischen Parks entsteht.

am Himmelstempel
21102819.jpg


Absolut eindrucksvoll sind auch die Ausmaße dieser Anlagen. Allein das Gelände des Himmelstempels dürfte mindestens die Größe unseres Englischen Gartens haben.
Auf diesem Gelände gibt es auch einen Stein, der den Chinesen als Mittelpunkt des Universums gilt und auch Lebensenergie spenden soll, sobald man auf ihm steht. Und hier verhalten sich plötzlich alle ganz anders.
Diszipliniert wird angestanden um sich für ein paar Sekunden auf diesen Stein stellen zu dürfen, ein schnelles Foto (muss sein), dann der Nächste. Ehrlich rührend sind hier besonders die Betagten, ihnen merkt man die tiefe persönliche Bedeutung dieser Stelle an. Und hier wird ihnen von den Jungen auch unbedingter Respekt entgegengebracht.

Posen für das Erinnerungsfoto
21102820b.jpg



Etwas spritueller geht es beim Lama-Tempel zu.

21102823.jpg


Wobei "Lama" nichts mit dem Tier zu tun hat, sondern soviel wie "Lehrer" bedeutet.

Ein weiterer Programmpunkt ist natürlich auch die Mauer.
Auch hier wieder ein unglaublicher Auftrieb an Menschen.
Von unserem Einstiegspunkt aus gibt es zwei Alternativen, die Mauer zu begehen. Eine anspruchsvollere mit stärkeren Steigungen und eine einfachere Variante. Auf ersterem Abschnitt ist es recht ruhig, weshalb ich diesen wähle.

21102820.jpg


ein kleiner Eindruck von der einfacheren Seite
21102821.jpg


das kulinarische Pflichtprgramm: Pekingente
21102822.jpg


Ein Viertel mit den historischen Hofhäusern gibt es noch in Peking.
Ein Teil davon steht seit Kurzem unter Denkmalschutz. Das bedeutet, dass diese Häuser in den Zustand der 40er Jahre zurückversetzt werden müssen, incl. Ausbau der Sanitäranlagen; nur sanitäre Gemeinschaftsanlagen wie zu jener Zeit sind gestattet. Aber die neuen Autos dürfen schon rein in die alten Gassen. :confused:

in den historischen Gassen
21102820c.jpg


Thema Autos: Auffällig ist die Menge an hochpreisigen Modellen vornehmlich aus Deutschland und Japan (riesige SUVs). Der Verkehr ist unbeschreiblich. Irgendwie habe ich Gefühl, alle sind zwar jetzt mit Autos unterwegs, interpretieren die Verkehrsregeln aber noch wie zu Zeiten des Fahrrads.

Eine kleine Fußgängerzone nach westlichem Vorbild gibt es in Peking auch. Um schnell die zuletzt gemachten Bilder zu kontrollieren, bleibe ich für einige Minuten am Rand stehen. Nach kurzer Zeit verspüre ich im Rücken Schläge mit einer Handtasche und wüste Beschimpfungen folgen. Ihrer Bekleidung nach zu urteilen habe ich mich wohl zu lange zu nahe am Standplatz von Damen eines einschlägigen Gewerbes aufgehalten. Als ich einige Zeit später erneut an der Stelle vorbeikomme, steht dort nämlich eine andere aber genauso wie meine gewalttätige Bekannte von vorhin gekleidete junge Dame.

Von dieser Fußgängerzone zweigen auch ein paar Fressgassen ab, in dene man so ziemlich alles bekommt, was man gerne mal probieren möchte (oder auch nicht).

21102826.jpg


21102827.jpg



Im nächsten Teil gehts weiter nach Xi'an
 
Zuletzt bearbeitet:
Am nächsten Tag verlassen wir frühmorgens Peking mit Ziel Xi'an. Planmäßig soll der Flug bereits um 7:15 Uhr gehen. Etwas Aufregung zu früher Morgenstunde beim Check-In, zunächst sind nur zwei Air-China-Schalter geöffnet mit entsprechenden Schlangen davor. In dieser Situation ist die örtliche Reiseleitung von Vorteil. Es gelingt ihr, dass in einer abgelegenen Ecke ein Schalter für unsere Gruppe öffnet. Der Check-In geht mit ausgesuchter Langsamkeit vor sich, der Grund offenbart sich bald: jeder Koffer wird unmittelbar nach dem Aufgeben durchleuchtet und erst wenn hier das o.k. kommt, werden Bordkarte und Gepäckabschnitt ausgegeben. Wenn nicht, erhält man eine Einladung in ein kleines Nebenzimmer. Dort wird der
Kofferinhalt nochmal gründlich untersucht. Und das passiert dann doch das eine oder andere Mal. Spraydosen sind innerhalb Chinas im Fluggepäck nämlich nicht gestattet. Und so wandern einige Haar-, Mücken- und sonstige Sprays in den flughafenlichen Müll. Und das dauert eben. Schließlich ist aber auch das vollbracht und wir dürfen zu einer Aussenposition fahren, um den Air China A330-300 B-6511 zu entern. Er ist bis auf den letzten Platz belegt. Mit leichter Verspätung geht’s in Richtung Taxiway. Aber nicht nur Pekings Straßen, sondern auch eben jener Taxiway sind verstopft und so benötigen wir bis zur Runway noch eine geschlagene Stunde.

Das Frühstück
21102828.jpg


Parkpositionen in Xi'an
21102829.jpg


In Xi'an steht dann gleich die Besichtigung der Wildganspagode im Tempel von Gnade und Barmherzigkeit auf dem Programm.

21102830.jpg


Zum Abendessen besuchen wir ein nobles Restaurant. Die Räumlichkeiten waren früher ein Theater und so stehen die Tische im Parkett des opulent ausgestatteten ehemaligen Zuschauerraums. Das angebotene Buffet kann mit diesem Ambiente allerdings bei Weitem nicht mithalten. Inzwischen geht draußen ein heftiges Sommergewitter nieder. Beim ersten Blitzschlag fällt auch prompt der Strom aus. Darauf ist man nicht vorbereitet. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde, bis an jedem Tisch eine verschämte Kerze brennt. Im Schein dieser Kerzen und der spärlichen Notbeleuchtung beenden wir dann unser abendliches Mahl.
Zwar ist inzwischen das Gewitter weitergezogen, allerdings kann die Kanalisation die Wassermassen nicht aufnehmen und so stehen jetzt die Straßen richtig unter Wasser, was nicht gerade zur Beruhigung des auch hier unbeschreiblichen Verkehrs beiträgt.
Nichtsdesttrotz kämpfen wir uns durch, um noch Teile der nächtlich beleuchteten Stadtmauer, einen Nachtmarkt und kitschig-schöne Wasserspiele an der Wildganspagode zu bestaunen.

Trommelturm in der Stadtmauer
21102831.jpg


Nachtmarkt
21102831a.jpg


Wasserspiele
21102832.jpg



In der nächsten Folge geht's zum Höhepunkt von Xi'an - der Ton-Armee.
 
Danke für diesen interessanten Bericht mit ungeschönten Aussagen über die Touristenbrennpunkte.
Freue mich schon auf die nächsten Teile!
 
Einer der Höhepunkte dieser Reise ist natürlich der Besuch der Ausgrabungen rund um die sogenannte Terrakotta-Armee.

Diese Anlage ist Teil eines Kaisergrabes der eher kurzen Qin-Dynastie und entstand gut 200 Jahre vor Christus. Allein bei der Hauptgrabung wurden über 6.000 Figuren freigelegt, von denen jede einzelne individuell gestaltet ist. Daneben können noch zwei weitere Grabungsstätten besichtigt werden. Das gesamte Grabgelände ist aber vermutlich mehr als doppelt so groß ist wie das heutige Xi'an - unvorstellbar!
Weit über eine halbe Million Menschen haben seinerzeit mehr oder wenig freiwillig daran gearbeitet.
Diese Anlage lässt aber auch erahnen, auf welche für uns "Abendländer" kaum vorstellbare Geschichte und Hochkultur das heutige China zurückblicken kann.

Im Laufe der weiteren Reise werden wir noch mehrfach Gelegenheit haben, über derartige Vergangenheit zu staunen. An dieser Stelle sei noch ein weiterer Vorgriff gestattet: Natürlich ist sich China dieser Geschichte bewusst und präsentiert sie entsprechend – und das richtig gut! Ich habe selten so gut gemachte Museen und Ausstellungen besucht wie bei dieser Reise. Und obwohl ich kein besonderer Fan von Museen bin, haben diese Besuche richtig Spaß gemacht. Einzig die Akustik ist in dem einen oder anderen Haus verbesserungswürdig, denn auch hier herrscht ob der Besucherzahlen und der tragbaren Verstärker bisweilen ein erheblicher Geräuschpegel. Bemerkenswert ist auch, dass in fast allen Museen uneingeschränkt fotografiert werden darf, wovon die fotografierwütigen Chinesen auch reichlich Gebrauch machen und wobei überraschend viele Chinesen und vor allem auch -innen Ausrüstungen mit sich herum schleppen, bei denen man sich unweigerlich fragt, wo denn die Ausrüstung mit der jeweiligen Person hin will. :)
Da wir schon beim exkursieren sind: ein wenig nervig sind die örtlichen "deutschsprachigen" Pflicht-Reiseleitungen. Zwar wäre ich wahrscheinlich schon richtig stolz, wenn ich nur einen Bruchteil so viel chinesisch könnte, wie diese meist recht jungen Chinesen/innen deutsch. Aber dennoch sind sie zum Teil kaum verständlich, geschweige denn dass sie mehr können als die gelernten Texte. Und die Reiseleitung unseres Veranstalters hat (zumindest in Hörweite des örtlichen Personals) außer Organisatorischem nichts zu sagen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass keinerlei kritische Themen zur Sprache kommen. Es wird immer nur betont, wie gut die Regierung alles macht. Einziges Zugeständnis ist die Aussage, dass natürlich "alles zwei Seiten hat", aber über diese zweite Seite wird gefälligst nicht gesprochen und damit ist die Diskussion auch beendet.

Doch zurück zur Terrakotta-Armee.
Der Empfangsbereich ist wie inzwischen schon gewohnt für riesige Menschenmengen ausgelegt und auch die bereits bekannten Kitsch-Andenkenbuden gibt es. Bevor man zum eigentlichen Gelände vordringt wird man noch einige hundert Meter durch Verkaufshallen geschleust.
Aus unerfindlichen Gründen scheint unsere Gruppe aber irgendwie privilegiert zu sein. Unser Bus darf über eine ansonsten abgesperrte Straße direkt bis zum eigentlichen Eingang vorfahren, so dass uns diese Verkaufsveranstaltung erspart bleibt. Nach einer Sicherheitskontrolle – die übrigens auch in fast jedem Museum stattfindet – sind wir rasch auf dem Gelände. Zuerst begeben wir uns in eine Ausstellung, in der einige wertvollere Funde zu bewundern sind, anschließend bestaunen wir die eindrucksvollen Grabungen, die man wirklich "live" gesehen haben muss.

Nach so viel Text auch ein paar Fotos:

einer der beiden "goldenen Wagen"
21102832a.jpg


Überblick über einen Teil der Hauptgrabung
21102833a.jpg


Ton-Soldaten
21102833.jpg


Man beachte: diese Figuren (auch die Pferde im ersten Bild) sind mehr als 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden!

Nach so viel Kultur gibt es am Abend noch einen kulinarischen Höhepunkt. Ein Maultaschen-Essen. Diese Teigtaschen sind ganz unterschiedlich gefüllt und eine hiesige Spezialität. Je nach Inhalt sind sie auch unterschiedlich geformt. Auf dem Bild lassen sich z.B. mit etwas Phantasie Enten erkennen. Diese Taschen sind also mit einer Entenfleisch-Zubereitung gefüllt.

21102834.jpg



In der nächsten Folge geht es mit dem Zug nach Louyang. Doch zuvor gibt's noch einen kleinen Spaziergang auf der historischen Stadtmauer von Xi'an, zu der wir uns einmal mehr durch den hiesigen Verkehr kämpfen.

21102834a.jpg


Die Mauer im unvermeidlichen Dunst
21102835.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Zeit für eine neue Folge:

Die nächste Etappe legen wir mit einem Hochgeschwindigkeitszug japanischer Herkunft zurück.
Das große Gepäck wird mit einem anderen Zug transportiert, damit das Ein- und Aussteigen nicht zu viel Zeit kostet und der Zug seinen Fahrplan halten kann.
Im Gegensatz zum Flugzeug sind Flüssigkeiten im Handgepäck erlaubt, dafür dürfen sie nicht im Koffer transportiert werden. Der Bahnhof ist ein ganzes Stück ausserhalb von Xi'an, das Prozedere das gleiche wie an einem Flughafen. Der Zugang zum Bahnsteig wird erst geöffnet, sobald der Zug angekommen ist und die ankommenden Fahrgäste ausgestiegen sind.
Neben der Hochgeschwindigkeitstrasse ist für eine Weile die „normale“ Strecke sichtbar. Sie scheint mit Güterzügen sehr gut ausgelastet.

21102837.jpg



Louyang ist für chinesische Verhältnisse eine Kleinstadt mit einer netten Innenstadt, die dem recht nahe kommt, was man sich als Tourist eben so von einer chinesischen Altstadt vorstellt. Ehrlicher Weise muss man dabei konstatieren, dass wir hier auch nicht anders sind, als die zahlreichen Touristen, die nach Europa kommen und für die Orte wie zum Beispiel Rothenburg o.d. Tauber als typisch deutsch gelten. :whistle:

Familienausflug
21102838.jpg


Lieferverkehr
21102839.jpg


gut gelaunte Einwohner
21102839a.jpg


Mittagspause
21102840.jpg



Viel bedeutender ist aber, dass Louyang, das an der historischen Seidenstraße liegt, als der Ort gilt, von dem aus sich der Buddhismus in China ausgebreitet hat.
Eindrucksvoll sind die vor der Stadt gelegenen Longmen-Grotten, wo im Laufe von rund 400 Jahren knapp 100.000 (!) Figuren in den Fels gehauen wurden.

21102841.jpg


21102842.jpg


21102843.jpg



Nach diesem kulturellen Höhepunkt geht’s zum Flughafen von Zhenzhou, um von dort mit dem China Eastern Flug MU539 nach Shanghai weiterzureisen.
Check-In am Gruppenschalter und Security sind überraschend unproblematisch, lediglich meine Ersatzakkus werden diesmal einer genauen Prüfung unterzogen.
Unsere Maschine ist B-6003 (A320). Ich darf auf Platz 27A in der letzten Reihe sitzen.
Bevor wir starten, nimmt die Kabinencrew im Gang Aufstellung, dann wird sie vorgestellt (nehme ich mal an), wobei sie sich verbeugt. Anschließend geht’s ohne weitere Umstände über Taxi- und Runway gen Himmel.

Die Sitzabstände sind ordentlich eng. Sobald der Vordermann seinen Sitz zurückstellt, habe ich die Lehne genau 1 ½ Kugelschreiberlängen vor meiner Nase.

21102844.jpg




Schon 15 Min. nach dem Start gibt’s Verpflegung und gleich anschließend eine zweite Getränkerunde.

21102845.jpg


Zwischen den Karotten versteckt sich auch etwas Fisch. Der Salat ist ziemlich scharf.

Manieren hat mein Sitznachbar nicht. Den Deckel der Lunchbox reißt er ab und wirft ihn auf den Boden. Die Verpackung des Bestecks fliegt gleich hinterher.:thbdwn:

Insgesamt ist der Flug recht unruhig und je mehr wir uns Shanghai nähern, umso dichter werden auch die Wolken.

Unterkunft für die nächsten Tage
21102846.jpg


21102847.jpg
 
Manieren hat mein Sitznachbar nicht. Den Deckel der Lunchbox reißt er ab und wirft ihn auf den Boden. Die Verpackung des Bestecks fliegt gleich hinterher.:thbdwn:

Durch meine Arbeit komme ich auch recht viel in Kontakt mit Chinesen. Leider ist deren Verhalten und Wertevorstellung nicht immer ganz kompatibel mit denen in unseren Breiten. An Bord eines chinesischen Flugzeugs ist man wohl eher schlecht erzogen wenn man seinen Müll nicht auf den Boden wirft und hinterherrülpst...
 
Hallo Moosacher,

vielen Dank für Deinen Bericht und die Fotos. Ich bin ja ein kleiner Chinafan und immer gerne dort, trotz der für uns gewöhnungsbedürftigen Tischmanieren der Chinesen. Es zeugt von Wertschätzung für die Köchin oder den Koch, die Tischdecke möglichst zu versauen. Man könnte fast sagen: Je dreckiger die Tischdecke nach einem Mahl, desto besser hat es den Gästen geschmeckt. Auch gehört es dazu, die Suppe, die meist am Ende serviert wird, in sich hinein zu schlürfen. Das ist guter Stil. Und der Reis fliegt per Stäbchen angeschubst in den Mund. Auch rülpsen und andere für uns unappetitliche Essensgeräusche gehören in einigen Teilen Chinas zur guten Tischsitte.
 
Hallo Moosacher,

vielen Dank für Deinen Bericht und die Fotos. Ich bin ja ein kleiner Chinafan und immer gerne dort, trotz der für uns gewöhnungsbedürftigen Tischmanieren der Chinesen. Es zeugt von Wertschätzung für die Köchin oder den Koch, die Tischdecke möglichst zu versauen. Man könnte fast sagen: Je dreckiger die Tischdecke nach einem Mahl, desto besser hat es den Gästen geschmeckt. Auch gehört es dazu, die Suppe, die meist am Ende serviert wird, in sich hinein zu schlürfen. Das ist guter Stil. Und der Reis fliegt per Stäbchen angeschubst in den Mund. Auch rülpsen und andere für uns unappetitliche Essensgeräusche gehören in einigen Teilen Chinas zur guten Tischsitte.

Vorstellen kann ich mir das gut. In einem China-Restaurant in Füssen wo ich gelegentlich bin kommen auch regelmäßig chinesische Reisegruppen vorbei. Dort sieht es dann im Lokal auch so aus... Für einen Deutschen ist das schon echt heftig. Aber scheinbar hat denen das Essen wohl richtig geschmeckt...
 
[...]
Auch rülpsen und andere für uns unappetitliche Essensgeräusche gehören in einigen Teilen Chinas zur guten Tischsitte.

Nunja, solange ist es bei uns noch gar nicht her, dass ähnliche Sitten herrschten. Ja so sans, ja so worns, die oidn Rittersleut... . Selbst Luther schreibt man zwar fälschlicherweise den Spruch, "warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket", zu, aber so ganz von ungefähr dürfte das auch nicht kommen. Es passt ja in die Zeit.

Und wenn ich mir das Benehmen so mancher Mitmenschen anschaue, dann ist es nur ein Frage der Zeit, wann das wieder Mode wird ;D
 
Zuletzt bearbeitet:
Die chinesischen Tischsitten durfte ich bereits beim Flug nach Peking hautnah bei meinem Sitznachbarn erleben.
Und so manche Tafel haben wir während unserer Rundreise wohl auch "chinesisch" hinterlassen - aber wohl eher wegen unserer mangelnden Erfahrung im Umgang mit Stäbchen :whistle:.

Der Sitznachbar mit der Schachtel war allerdings kein Chinese. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, warum ich beim Aussteigen immer das Gefühl habe, ein Schlachtfeld zu verlassen :(.

Und ich fürchte, @munich hat da nicht ganz unrecht.
 
Nachdem sich mein PC nun von seiner Virusinfektion wieder erholt hat, kann's weiter gehen:

Kontrastprogramm: Nach dem beschaulichen Louyang jetzt also das berühmte Shanghai. Aber so recht gefallen will mir diese Stadt nicht. Die hiesige Fremdenführerin bringt es auf den Punkt, als sie meint: „Ihr in Europa, ihr lasst Euch immer so lange Zeit mit dem Renovieren Eurer alten Häuser. Bei uns geht das Ruck Zuck – wir reissen ab und bauen neu.“ Und genau so sieht's hier auch aus. Die ursprünglichen Häuser in der Innenstadt sind abgerissen und „im historischen Stil“ neu gebaut. Wie überall an solchermaßen zentralen Orten haben sich allerdings auch hier die einschlägigen amerikanischen Ketten breit gemacht. Lediglich das französische Viertel verbreitet noch etwas Flair. Und hier stolpern wir auch über ein „original“ Paulaner Bräuhaus – inclusive chinesischen Bedienungen im Dirndl.

Ein Muss ist natürlich auch der moderne Stadtteil Pudong mit Jinmao-Building und Finanzzentrum. Ersteres besitzt auch ein Besucherstockwerk mit Ausblick über Shanghai und Einblick in das Foyer des Grand Hyatt Hotels.

Skyline von Pudong
21102848a.jpg


düstere Stimmung über Shanghai
21102848b.jpg


das Grand Hyatt Hotel
21102848c.jpg


die beiden Türme bei Nacht
21102848d.jpg


Abends dann noch ein Bummel durch die kleine Einkaufsmeile. Hier sind auch wieder geschäftstüchtige junge Damen unterwegs. Die Masche ist recht durchschaubar. Zunächst wird man ganz „harmlos“ angesprochen, woher man denn komme. Recht bald kommt das Gespräch dann auf Bier - „Germany“ als Herkunft ist da natürlich eine Steilvorlage – und irgendwann soll man dann doch gemeinsam irgendwohin auf eben ein solches gehen und bei der Gelegenheit könne sie doch auch gleich ein bisschen ihr Englisch verbessern. Nun, letzteres ist zwar wirklich dringend nötig – zum Teil sind diese Damen kaum verständlich - aber nicht mit mir. Nach der dritten Anmache innerhalb von 20 Minunten werde ich dann doch etwas unlustig, woraufhin die Dame recht fordernd wird und plötzlich gar nicht mehr so nett ist. Mit einem Hinweis, dass ich zurück zu meiner „guided tour“ muss – was nicht mal gelogen ist – lasse ich sie stehen. Was sie mir nachruft gebe ich hier nicht wider.

21102848e.jpg



Am nächsten Tag geht’s mit dem auf die Sekunde pünktlichen Transrapid wieder zum Flughafen. Nächstes Ziel ist Yichang. Hier nimmt uns für drei Nächte ein Flusskreuzfahrtschiff an Bord.

im Transrapid
21102850.jpg


21102851.jpg



Überpünktlich beginnt das Boarding. Shanghai Airlines B737 B-5527 dürfen wir besteigen und so ein Sitz am Notausgang (14F) ist schon eine feine Sache.

21102855.jpg



das Vorfeld von PVG

21102852.jpg



Die Flugzeit von Flug FM9397 wird mit 1:40 Std. angekündigt. Leider bleibt während des gesamten Flugs die Wolkendecke ziemlich geschlossen. Ein Unterhaltungsprogramm gibt es auch: einen Werbefilm über Shanghai Airlines. Danach verschwinden die Monitore auf nimmer wiedersehen.

Die Lunchbox auf diesem Flug beinhaltet allerlei Süßes, selbst die kandierten Olivenspalten schmecken recht intensiv nach Lebkuchen – eine etwas gewöhnungsbedürftige Kombination.

21102854.jpg



Anflug auf Yichang
21102856.jpg



Yichang ist ein eher kleiner Flughafen. Unsere Maschine ist der einzige Verkehrsflieger am Platz; zwei Finger, zwei weitere Gates und ein Gepäckband gibt es.

Von Flughafen aus geht’s direkt zum Schiff. Es ist für 260 Passagiere ausgelegt. Auf unserer Fahrt werden es etwa 160 sein. So wie das Buffet aber bei den 160 Gästen schon belagert ist, möchte ich nicht in einem vollbesetzten Schiff unterwegs sein ...

meine Schiffskabine
21102857.jpg



In der nächsten Folge bereisen wir den Yangtse.
 
Zuletzt bearbeitet:
Juhu, endlich Transrapid fahren :D hat ja hier in MUC nie geklappt :D

übrigens: tolle Bilder :thbup:

Das mit den Shanghai-"Damen" kann ich so 1:1 bestätigen. Denen ist es auch ***-egal, ob man schon eine weibliche Begleitung an der Hand hat... in dem Falle war nämlich eine zweite "Dame" zur Stelle, die meine Begleiterin solange zum Shopping mitgenommen hätte :no:
 
Die nächsten Tage verbringen wir also in diesem schwimmenden Hotel.

21102857a.jpg



Es gehört zu einer deutschen Reederei und der Hotelmanager ist Österreicher.
Die Betreuerin unserer Gruppe spricht recht ordentlich deutsch und gäbe einen guten Feldwebel ab.
Trotz der sicherlich hochpreisigen Passage und des ob des Managements eher auf westliche Besucher ausgerichteten Angebots ist ein Großteil der Gäste einheimisch.

Erster Pflicht-Ausflug ist natürlich die Besichtigung des Drei-Schluchten-Staudamms.
Zunächst bringen uns Busse zu einer Halle „auf der grünen Wiese“, in der die obligatorische Sicherheitskontrolle stattfindet. Getränke dürfen wir mitnehmen, aber die üblichen anderen „gefährlichen“ Gegenstrände einschließlich Feuerzeuge werden kassiert. Am Ausgang erwartet uns unser Bus wieder, der uns anschließend über die gleichen öffentlichen Straßen zum Staudamm fährt. Dort gibt es einen Besucherpark, von dem man aus den Staudamm und die Schleusenanlage bewundern kann. Damm und Schleusen selbst betreten kann man natürlich nicht. Welchem Zweck die Sicherheitskontrolle also dienen soll, erschließt sich mir nicht.
Im Besucherpark der gleiche Andrang wie überall und auch hier die Guides mit den unvermeidlichen tragbaren Verstärkern. Natürlich hören wir von unserem Feldwebel nur Gutes über die Anlage, immerhin mit dem Eingeständins, dass es auch hier eine zweite Seite gibt, über die aber gefälligst nicht gesprochen wird.

Der Staudamm
21102857b.jpg


Einfahrt in die Schleusenanlage
21102857c.jpg



Wie es sich für ein solches Schiff gehört, gibt es natürlich auch einen Kapitäns-Empfang, einschließlich Animation. Die junge Crew zeigt eine ganz nette Tanzeinlage, anschließend schwärmt sie aus, um Gäste zu einer Runde langsamer Walzer aufzufordern.

21102857d.jpg


Ich habe das Vergnügen mit der jungen Damen in blau. Zugegeben – ich habe es ein bisschen herausgefordert, ganz entgegen dem Klischee, dass Männer Tanzmuffel sind, tanze ich nämlich ganz gerne.
Besagte Dame erweist sich als die Pianistin an Bord. Jede Mahlzeit wird von ihr musikalisch untermalt.
Allgemein fällt auf, dass die Crew recht locker drauf ist und auch mal zu einem kleinen Scherz oder Smalltalk aufgelegt ist – soweit es die beiderseitigen Sprachkenntnisse zulassen. Auf dem Schiff scheint die allmächtige Partei ein klein wenig weiter weg zu sein.

Sonnenaufgang
21102857e.jpg



Ein weiterer Ausflug führt uns auf einem kleineren Schiff in einen der zahlreichen Nebenarme des Yangtse. Hier können wir etwas von der eindrucksvollen Kulisse erahnen, die diesen Abschnitt des Yangtse wohl einst ausmachte.

21102857f.jpg



In einem weiteren Seitental liegt die „Schneejadehöhle“. Zwar gibt es dort keine Jade, vielmehr ist es eine Tropfsteinhöhle mit unglaublichen Gebilden und für mich ein absoluter Höhepunkt.
Vor der Höhle turnt eine Affensippe herum, die zwar weiß, dass es bei den Touristen Essbares gibt, aber dennoch einigen Respekt zu haben scheint, da sich keines der Tiere mehr als etwa einen Meter an die Menschen herantraut.

nicht der Oberlauf der Isar, sondern das Tal der Schneejadehöhle
21102857g.jpg


Tropfsteine
21102857h.jpg


örtliche Bewohner
21102857i.jpg



Dann wird’s wieder urban – wir erreichen zunächst Fuling und anschließend Chongqing, wo die Fahrt endet.

Kontraste in Fuling
21102857j.jpg


21102857k.jpg


Chongqing
21102857l.jpg


21102857m.jpg



Frühmorgens schiffen wir in dieser angeblich größten Stadt der Welt aus.
Chongqing ist der Endpunkt der Yangtse-Schiffahrt und wirtschaftlich entsprechend interessant. Um nun die daraus resultierenden Einnahmen nicht der Provinz zu überlassen, sondern direkt dem Staat zukommen zu lassen, hat man kurzerhand den ganzen Großraum, der mehr als 40 Städte umfasst zu einer regierungsunmittelbaren Stadt erklärt.
Nach einem kurzen Rundgang und dem Besuch einer „Teezeremonie“ verlassen wir diese nicht besonders schöne Stadt in Richung unseres nächsten Etappenziels Dazu.

öffentlicher Frühsport
21102857n.jpg



Die Teezeremonie ist natürlich nichts anderes als eine Verkaufsveranstaltung.
Dergleichen müssen wir während der gesamten Reise einige Male über uns ergehen lassen, ob nun als Besuch einer „Manufaktur“ (Jadeschleiferei, Perlenzucht, Seidenweberei, ...) oder als Vortrag über chinesische Medizin oder eben als Teezeremonie.
Die „Manufakturen“ sind meist irgendwo im Nirgendwo oder in abgelegenen Stadtteilen. Das Programm beginnt meist mit einem Werbefilm oder einer maximal 10-minütigen Erklärung zur Herstellung des jeweiligen Produkts. Anschließend geht’s in große Verkaufshallen, in denen das Personal gegenüber den „Kunden“ oftmals erheblich in der Überzahl ist. Mindestens 45 Minuten Aufenthalt dort scheinen Pflicht zu sein. Als alleinreisender Herr scheine ich vom Verkaufspersonals als nicht besonders interessant eingeschätzt zu werden und so kann ich recht unbehelligt die Zeit in der stets vorhandenen Getränkeecke (meist kostenlos) absitzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachdem mir heute die "Danke" ausgegangen sind auf diesem Weg ein Danke für Deinen schönen Reisebericht von mir!
 
Bevor wir uns im zentralen Sichuan, schon recht nahe an den Bergen, die dann das Hochland von Tibet bilden, umsehen, verbringen wir erstmal geraume Zeit auf den Ausfallstraßen von Chongqing.

Menschenkäfige
21102858a.jpg


Ausfallstraßen
21102858b.jpg



Eine der Stationen dieser Tage ist die Stadt Dazu. In deren Umgebung gibt es wieder Grotten mit Szenen aus buddhistischen Erzählungen. Rund 10.000 Figuren wurden hier von Mönchen um ca. 1200 n. Chr. in etwa 80 Jahren in den Fels gemeisselt. Zweck dieser Figuren war zum einen natürlich die Verehrung Buddhas, aber auch eine volkstümliche Darstellung der buddhistischen Werte und Lehre für die Bevölkerung.

21102859a.jpg


21102859b.jpg


Ein Größenvergleich: Die Figuren im Vordergrund sind etwa lebensgroß.

In diesen Tagen ändert sich auch das Wetter, zwar hat es immer noch deutlich über 40 Grad, aber es wird regnerisch und entsprechend fast unerträglich schwül. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass im Hotel sogar die frischen Handtücher feucht sind.
Hier fällt auch eine scheinbar besondere Vorliebe der Chinesen für Lichtschalter auf. In noch keinem Hotelzimmer habe ich so viele Lichtschalter gefunden. Besonders spannend ist, welche Lampen nun in Abhängigkeit der einzelnen Schalterstellungen an oder aus gehen.

Hotelhalle
21102860.jpg



Ein weiterer Höhepunkt dieser Tage ist das Salzmuseum in Zigong. Das reich verzierte Gildehaus, in dem das Museum eingerichtet ist, zeugt davon, dass auch hier mit Salz viel Geld zu verdienen war. Salz wurde gewonnen, indem bis zu 1000 m tiefe Brunnen gebohrt wurden, über die das Grundwasser mit dem gelösten Satz gefördert wurde. Die Darstellung der Bohr- und Fördertechniken, besonders aber der Reparaturtechniken von beschädigten Bohrlöchern ist höchst beeindruckend.
In der näheren Umgebung gibt es einzelne Brunnen, an denen auch heute noch Salz gefördert wird. Anschließend wird die Lake in großen Pfannen so lange gekocht, bis das Salz übrigbleibt.

Förderturm
21102860a.jpg


Salzkocher
21102860b.jpg



Dass es die Chinesen verstehen, Geschäfte zu machen, erleben wir in diesen Tagen in mehrfacher Hinsicht.
Das Salzmuseum war in unserem Programm ursprünglich nicht vorgesehen und erst auf Vorschlag des örtlichen Guides besucht worden, weil es „sowieso fast auf dem Weg liegt“. Und das ging in etwa so vonstatten: Zuerst kommt der Vorschlag (in diesem Fall völlig zurecht) – es sei auch gar nicht teuer, der Eintritt koste nur 2 Euro. Also allgemeines Einverständnis. Dann der Hinweis, wenn man schon das Museum besichtige, dann müsse man aber auch einen dieser noch betriebenen Brunnen besichtigen – kostet auch nur 2 Euro. Abermals allgemeines Einverständnis. Aber da der Bus ja dann doch einen kleinen Umweg fahren müsse, müsse man sich dem Fahrer gegenüber natürlich auch erkenntlich zeigen – so mit 4 Euro pro Person ...

Ein weiterer Besichtigungspunkt ist der 71 m hohe „Große Buddha von Leshan“ am Min-Fluss. Am besten sehen kann man diese Statue von kleinen Ausflugsbooten vom Fluss aus. Diese haben ein geteiltes Oberdeck. Der eine Teil ist frei zugänglich, der andere nur gegen einen Obulus und nur einzeln. Dort kann sich jeder ohne störende Mitpassagiere vor dem Buddha ablichten lassen. Das Boot bleibt einstweilen so lange im Fluss gegenüber der Statue stehen. Es scheint eine gute Geschäftsidee zu sein, denn sämtliche an Bord befindlichen Einheimischen scheinen diese Gelegenheit wahrzunehmen. Auch im öffentlichen Teil wollen sich Familien ablichten lassen und wehe man steht diesen dabei im Weg. Es werden Ellenbogen ausgefahren und wer sich nicht schnell genug verzieht, der wird recht energisch weggestoßen. Auch mein Fotorucksack wird rigoros umgezogen – fehlt nur noch, dass er gleich über Bord geworfen wird.

21102861a.jpg


Allein der Kopf ist 15m hoch!

Hier übernachten wir in einem recht einfachen Hotel. Das Zimmer ist absolut in Ordnung, das „einfach“ bezieht sich eher auf das Frühstück. Neben der obligatorischen Reissuppe ist die Auswahl ziemlich übersichtlich. Die Suppe ist ausgesprochen geschmacksneutral. Zuckern und als eine Art Milchreis – wenn auch ohne Milch – scheint mir eine gute Idee. Wahrscheinlich gelte ich dort jetzt als Banause.

Morgenstimmung in Leshan
21102861b.jpg



In Chengdu stehen dann wieder die Geschäfte im Vordergrund – eine Seidenmanufaktur wird besichtigt. Genau genommen wieder eine der zahlreichen Verkaufsveranstaltungen, auch wenn die Vorführung eines Brokat-Webstuhls ganz interessant ist.

Brokatweber
21102862a.jpg


Garküche
21102862b.jpg



Eigentlicher Grund für den Aufenthalt in Chengdu ist aber der Besuch einer Panda-Aufzuchtstation. Und hier haben wir richtig Glück. Ein heftiges Gewitter hat dafür gesorgt, dass die Temperaturen jetzt deutlich niedriger sind. In der Station sind die Pandas nur bis zu einer Höchsttemperatur von 25 Grad in den Freigehegen, ansonsten halten sie sich in klimatisierten Räumen auf.

21102863a.jpg


21102863b.jpg



Am Ende dieser Etappe nochmal Kultur: Im Umland von Chengdu gibt es Funde, die keinem der bekannten Völker und keiner bekannten Kultur zugeordnet werden können, welche aber von großen handwerklichen Fähigkeiten zeugen.
Diese Funde sind in einem einmal mehr großartigen Museum zu bewundern.

21102863c.jpg



Weiter geht's mit einem Flug nach Guilin ...
 
Also, ich würde auch gern mal nach China! Der Bericht ist toll! Leider fehlt mir im Moment das Geld für eine solche Reise! :(
Allerdings glaube ich nicht, dass ich so auf das Essen stehen werde! Seepferdchen am Spieß!? Sind die nicht gefährdet!?:confused:
 
@Sven:
in China gibt es eine reichliche Auswahl an Restaurants mit Gerichten jeglicher Art, man kommt also ganz gut auch ohne solche Spezialitäten über die Runden. Ich bin in dieser Hinsicht auch nicht besonders experimentierfreudig und musste nicht hungern ;).
Und was geschützte Arten angeht - ich fürchte, das interessiert in China ernsthaft kaum jemand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Abend geht’s von Chengdu aus jetzt also mit China Southern zur vorletzten Etappe nach Guilin.

Unsere Maschine ist B-5421, eine 737-800. Bei meiner Sitznummer 49C hatte ich zunächst mit größerem Gerät gerechnet, aber CZ lässt die ECO erst mit Reihe 31 beginnen. Der Sitzabstand ist erfreulich komfortabel.

die Maschine, aufgenommen in Guilin beim Weiterflug nach Hong Kong

Nachdem alle Passagiere untergebracht sind – die Auslastung in der ECO dürfte bei 100% liegen - gibt’s auch bei China Southern die schon von den anderen Fluggesellschaften bekannte Vorstellungszeremonie der Crew.

Mit + 20 Min. starten wir von unserer Außenposition und es dauert weitere 20 Min., bis wir die Runway erreichen.

Der Steigflug ist ausgesprochen ruppig und der Grund dafür ist ein heftiges Gewitter, das sich unter uns entlädt. Es ist das erste Mal, dass ich ein Gewitter aus einem Flugzeug sehe – und natürlich kein Fensterplatz ...

Nichtsdesttrotz erhalten wir ein Getränk und ein Lunchpaket: salzig eingelegte Pilze zu süßlichem Milchbrötchen – na ja ...

die Lunchbox
21102864.jpg


21102865.jpg


B-5421
21102866.jpg



Nachdem wir das Gewitter hinter uns gelassen haben, ist der restliche Flug angenehm ruhig. Nach einer Stunde Flugzeit gibt’s auch noch eine schnelle zweite Getränkerunde, während wir die Reiseflughöhe schon wieder verlassen. Um kurz nach 23 Uhr erreichen wir schließlich Guilin.

Guilin ist Ausgangsort für zwei weitere Highlights: Die Schilfrohrflötenhöhle, eine weitere sehr eindrucksvolle Tropfsteinhöhle und natürlich der Li-Fluss, der sich durch die südchinesische Kegelkarst-Landschaft schlängelt.

Die Schilfrohrflötenhöhle
21102869a.jpg


21102869b.jpg



In Guilin gibt es auch ein noch nicht geöffnetes Kaisergrab. Nur ein paar in einer Wiese stehende Steinfiguren geben einen Hinweis darauf.

21102869c.jpg



Nach einem letzten Pflichtbesuch in einer „Manufaktur“, diesmal in einem Tee-“Forschungsinstitut“ steht dann also ein landschaftlicher Höhepunkt an. Im Konvoi schippern wir über den Li-Fluss.

21102869e.jpg


21102869g.jpg


21102869h.jpg


Kormoran-Fischer
21102869f.jpg



Im Zielort Yangshou besuchen wir am Abend eine sehr pathetische Freilicht-Show über das ländliche Leben in China.

21102869i.jpg


21102869j.jpg



Beeindruckend einmal mehr die organisatorischen Fähigkeiten der Chinesen. Da bereits eine Stunde nach Ende der Vorstellung die nächste stattfindet, müssen die Zuschauerränge rasch geleert werden. Dies geht mit ungeheuerer Präzision vor sich und innerhalb weniger Minuten haben die sicher mehreren Tausend Zuschauer das Theater verlassen. Sehr zügig werden wir zu unserem Bus geleitet und im Sekundentakt verlassen die Busse den riesigen Parkplatz.

Am nächsten Tag geht’s mit einem Bus zurück nach Guilin, wo uns

interessante Fahrzeuge ...
21102869k.jpg


und flotte Chinesinnen ...
21102869d.jpg


begegnen.
 
Zurück
Oben