Reisebericht: eine Etappe auf der Seidenstraße

Moosacher

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Es wird Zeit, mal die Reise vom letzten Sommer etwas aufzuarbeiten.

Dabei geht es entlang eines Teils der Seidenstraße, genau genommen von Urumqi über Turfan nach Kashgar in der chinesischen Provinz Xinjiang und dann weiter durch das Tienshan-Gebirge nach Bischkek, der Hauptstadt von Kirgistan.

Die Seidenstraße ist eine historische Handelsroute, die ihren Namen dem Handel mit - ta-taa! - Seidenstoffen verdankt. Die bekanntesten Orte an dieser Route sind wohl Buchara und Samarkand im heutigen Usbekistan. Da kommen wir bei dieser Reise aber nicht vorbei.

Die Anreise erfolgt mit Turkish Airlines über Istanbul und Almaty (früher Alma Ata) in Kasachstan.
Und das sorgt dann auch gleich mal für erhebliche Probleme.

Check-In und Security sind – dank Business-Klasse-Ticket schnell absolviert. In der Lounge gibt’s dann ein Gläschen Urlaubs-Beginn-Sekt. Und das war dann auch schon der angenehme Teil der Anreise.

TC-JPL soll uns nach Istanbul bringen
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14:30 Uhr – die Maschine ist beladen, das Boarding hätte bereits vor einer halben Stunde beginnen sollen. Dann die Information über die Verspätung bis 16:00 Uhr aufgrund der Wetterbedingungen in Istanbul.

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Diese Information wird später auf 15:20 Uhr korrigiert, kurioser Weise mit der Ankündigung weiterer Informationen gegen 16:00 Uhr. Das war's dann aber auch schon. Informationen fließen äußerst spärlich und nur auf Türkisch und in ausgesprochen unverständlichem Englisch, obwohl die Damen und Herren am Gate einwandrei Deutsch könnten. Die persönliche Nachfrage, ob der Anschluss nach Almaty erreicht würde, wird positiv beschieden: "Alle Anschlussflüge warten".
Wie gerüchteweise zu erfahren ist, sind die Wetterumstände in Istanbul nur mittelbarer Grund für die Verspätung. Vielmehr ist wohl durch einen Blitzschlag "das Radar" in Istanbul ausgefallen. Nun ist natürlich die Aussage "das Radar" sehr pauschal, gerade in einem Forum wie diesem hier, mehr ist aber nicht zu erfahren. Wenn dem tatsächlich so ist, dann ist in Istanbul sowieso der Teufel los und dann geht auch keine Maschine pünktlich raus. Also kein Grund zur Besorgnis ob der immer weiteren Verzögerungen, denn natürlich geht es mitnichten um 15:20 Uhr oder 16:00 Uhr weiter.

Tatsächlich beginnt das Boarding dann um 18:30 Uhr, also mit über 4 Stunden Verspätung. Jetzt zieht aber über MUC ein heftiges Gewitter auf - und zum Glück südlich vorbei. Getränke und sonstige Verpflegung für die Wartenden gibt es übrigens nicht, man könne sich in den umliegenden Geschäften ja etwas kaufen...

Nach dem Pushback um 19:00 Uhr wird uns TC-JPL (A320) nun also endlich nach Istanbul bringen. Ich habe auf Sitz 2A Platz genommen und harre der Dinge, die da nun kommen sollen – so geheimnisvoll hinter dem geschlossenen Vorhang
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.

Flugstatistik:
Flug: TK 1632
geplanter Abflug: 14:45 Uhr
tatsächl. Abflug: 19:00 Uhr

geplante Ankunft: 18:20 Uhr
tatsächl. Ankunft: 22:25 Uhr

Ein schöner Blick auf MUC
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Nun, zunächst mal gibt es einen Begrüßungsdrink – eine Brause, die aus irgend einer Chemiefabrik zu kommen scheint – wenn es ihn denn gibt. Die drei Damen, die um uns sechs Business-Passagiere herumschwirren schaffen es jedenfalls, nicht allen diesen Drink zu servieren. Als ich reklamiere, erhalte ich zur Antwort, ich möge mich gedulden, das Tablett würde nur neu bestückt, damit ich die volle Auswahl hätte. Allerdings sehe ich, wie die Kollegin in der Galley das genaue Gegenteil macht, sie entsorgt die nicht ausgewählten Drinks und verstaut Alles fein und säuberlich. Auf meine erneute Reklamation erhalte ich äußerst widerwillig auch meinen Drink. Gleichzeitig baut sich der Purser vor mir auf und fragt mich, ob ich ein Problem hätte. Dabei schmeckt das Zeug auch noch so, wie es aussieht. Das habe ich jetzt davon...

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Das Abendessen dagegen ist sowohl optisch als auch geschmacklich ganz appetitlich.

der erste Teil
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... und der Hauptgang
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Mir ist durchaus bewusst – nicht zuletzt Dank dieses Forums – dass die Kabinencrew nicht primär für die Verpflegung der Passagiere da ist. Was ich aber auf meinen Flügen im letzten Jahr und den noch folgenden Flügen dieser Reise von TK an "Organisation", Motivation und Englischkenntnissen erleben durfte lässt in mir erhebliches Bauchgrummeln aufkommen bei dem Gedanken an einen ernsthaften Zwischenfall welcher Art auch immer.

Inzwischen hat sich auch der Kapitän zu Wort gemeldet. Es gibt weder von ihm noch von der Kabinencrew ein Wort des Bedauerns über die Verspätung, geschweige denn über deren Grund.

In Istanbul ist dann richtig der Teufel los. Sämtliche Informationsschalter sind hoffnungslos überlastet. Praktisch jeder Flug ist mehrere Stunden verspätet, nur die Maschine nach Almaty ist aus welchen Gründen auch immer pünktlich rausgegangen. Aber es gibt noch einen anderen Flug um kurz nach 3 Uhr. Nach 3 Stunden findet sich am Transferschalter dann auch tatsächlich ein Mitarbeiter, der sich der Sache annimmt, dann aber für 1 ½ Stunden spurlos verschwindet. Wenigstens gibt es hier Getränke und Sandwiches für die Wartenden. 15 Min. vor Abflug erhalte ich meine Bordkarte – es ist die alte. Er könne das hier nicht umbuchen, weil das ein Business-Class-Ticket ist, da müsste ich zu einem anderen Schalter am anderen Ende der Halle. Dort bin ich in 5 Min. umgebucht, aber natürlich erst auf den Flug am nächsten Abend. Das Gepäck geht aber wundersamer Weise mit der 3-Uhr-Maschine mit.

Um 6 Uhr morgens (also 7 ½ Stunden nach der Ankunft) sagt Turkish dann immerhin ein Hotelzimmer zu, es werde aber noch ca. 1 ½ Stunden dauern (es könnten aber auch 2 – 3 Stunden werden). Tatsächlich werden es 3 Stunden. Gegen 9:30 also dann endlich Ankunft im Hotel. Die gute Nachricht: das Frühstücksbuffet ist noch eine Stunde lang geöffnet. Die schlechte Nachricht: die Hotelzimmer sind noch nicht bezugsfertig. Mittags gibt’s nochmal ein Büffet und dann sind auch die Zimmer bezugsfertig. Inzwischen gehen über Istanbul heftige Regenfälle nieder, auch sind deutliche Donner zu vernehmen. Das verspricht Spannung für den Abend.

Blick über Istanbul
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Die Hotelfassade
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Gegen 17:30 Uhr ist der Rücktransfer zum Flughafen vereinbart. Bereits zwei Stunden vorher ein Anruf, der Transfer erfolge jetzt sofort. TK hat angeblich entschieden, alle in den Hotels untergebrachten Passagiere unabhängig von der Abflugzeit jetzt zum Flughafen zu bringen. Für die zwei Stunden hätte ich nun auch kein Hotelzimmer gebraucht und zu etwas Schlaf bin ich in der Zeit natürlich auch nicht gekommen.

Fortsetzung folgt ...
 
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Und weiter geht's mit der nächsten Etappe:

Zurück am Flughafen verbringe ich die nächsten Stunden dann in der Lounge und versuche, nochmal eine Kleinigkeit zu essen. Wer weiß, wann es wieder was gibt. Laut Monitor sind nämlich etwa 2/3 aller abgehenden Flüge immer noch (oder schon wieder) verspätet.

Pünktlich zur geplanten Abfluzeit wird unser Flug dann am Gate angekündigt, auch das Boarding beginnt kurz danach. TC-JVA (B737) wird sich auf den Weg nach Almaty machen. Diesmal sitze ich auf 2 F. Den Begrüßungsdrink gibt es schon während des Boardings – die gleiche fürchterliche Brause. Und dann passiert die nächsten zwei Stunden – nichts. Doch es passiert schon was – es wird ausführlich diskutiert und immer wieder laufen Leute aufgeregt durch den Gang. Offensichtlich haben nicht nur die fest gebuchten Passagiere, sondern auch alle Passagiere der Warteliste Bordkarten bekommen und begehren nun einen Sitzplatz. Deren Anzahl ist aber nunmal begrenzt. Und so geht es darum, wer die Maschine wieder verlassen muss, was natürlich niemand möchte.
Dass zwischendurch für ein paar Minuten die gesamte Vorfeldbeleuchtung ausfällt lässt die Hoffnung auf eine absehbare Fortsetzung der Reise auch nicht gerade wachsen. Inzwischen liegt der letzte Schlaf 38 Stunden zurück und mein Schädel dröhnt.
Nachdem nun also irgendwann geklärt ist, wer wieder aussteigt, muss nur noch überprüft werden, ob jedes Kabinengepäckstück auch einem anwesenden Passagier zugeordnet werden kann. Und dann geht’s tatsächlich irgendwann los, wir sind Nummer 7 beim Anstehen auf dem Taxiway.

Flugstatistik:
Flug: TK 350
geplanter Abflug: 20:40 Uhr
tatsächl. Abflug: 22:40 Uhr (+1)
geplante Ankunft: 5:00 Uhr (+1)
tatsächl. Ankunft: 6:50 Uhr (+2)

Nach einer halben Stunde Flug teilt ein Crewmitglied in Kochkleidung die Menükarten aus. Ich bitte um ein Glas Wasser. Man nickt – sonst passiert nichts. Dann werden die Getränkewünsche zum Essen aufgenommen. Ich wähle Weißwein und Wasser, was eifrig notiert wird. Das Essenstablett kommt, mit Wein aber ohne Wasser. Jetzt werde ich etwas bestimmter. Erschrocken nimmt man meinen Wunsch nach Wasser zur Kenntnis und jetzt bekomme ich es auch. Ist es denn so unverschämt, nach 3 Stunden Aufenthalt in einem Flugzeug einen Schluck Wasser zu erbitten, oder ist bei TK nur ein Getränk zum Essen vorgesehen?
Ich kippe das kostbare Nass in einem Zug hinunter und bekomme mit nunmehr besorgter Mine sogleich ein weiteres Glas angeboten.

Das letztlich servierte Essen wäre sicher sehr gut, leider kann ich es nicht so recht genießen. Auch rebelliert mein Magen gegen sie Säure des Weins. Wenigstens lassen die Kopfschmerzen nach.

Der erste Gang
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... und das Hauptgericht - Fisch
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Nach ein paar Stunden dösen kommen wir endlich in Almaty an.

Anflug auf Almaty
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geparktes Gerät
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... und aus anderer Perspektive

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Die Einreise nach Kasachstan ist überraschend unkompliziert und geht nicht ohne Schmunzeln vonstatten:

Wenige Wochen vor der Reise hat Kasachstan die Visumpflicht für Deutsche (und einige andere Staatsbürger) unter bestimmten Voraussetzungen aufgehoben. An den Einreiseschaltern weisen auch große Plakate darauf hin. Die Schalterdame blättert im Pass und fragt nach dem Visum. Ich weise auf die neue Regelung hin, sie deutet auf das Plakat mit der Frage, ob ich aus einem dieser Länder stamme, ich bejahe, bekomme einen Stempel in den Pass und bin entlassen.

Nach einem leichten Frühstück im Hotel und ein paar Stunden auf dem Hotelzimmer geht’s am Nachmittag zu einer kurzen Stadtbesichtigung, bevor es am Abend nach Urumqi weiter geht.

Das Hotel stammt eindeutig aus der Sowiet-Zeit
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Der Frühstücksraum ist einer Jurte nachempfunden
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Die Himmelfahrts-Kathedrale
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Das unvermeidliche Kriegshelden-Denkmal
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In der Fußgängerzone
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Das Eissportstadion
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Das Stadion ist ein beliebtes Ziel für Brautpaare, um sich dort ablichten zu lassen.
An diesem Tag herrscht Hochbetrieb. Ungefähr im 15-Minuten-Takt kommen die Gesellschaften - die Brautpaare in Stretch-Limousinen...

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oder anderen Fantasiefahrzeugen
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Und während die Paare von wahren Heerscharen an Fotografen nebst Assistenten möglichst romantische Fotos von sich anfertigen lassen, geht's beim Rest der Hochzeitsgesellschaft wesentlich profaner zu.

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Und natürlich fahren Alle anschließend mit ihren fahrbaren Untersätzen wieder in die Stadt zurück.

Im nächsten Teil gehts dann endgültig an die Seidenstraße.
 
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Schade das Du so eine Erfahrung mit TK gemacht hast. Ich fliege mit denen mind. 1 mal wöchentlich (zu ca 60%Business) und hab sowas noch nie erlebt. Wenn Deine Reise Anfang August war, kann ich Dir sagen, da ging ein Gewitter über IST hinweg, so stell ich mir den Weltuntergang vor! Aber das "Krisenmanagement" mit Paxen müssen die noch lernen. Darf ich fragen warum Du in MUC nicht wieder in die Lounge gegangen bist? Die ist zwar nicht toll, aber besser als am Gate sitzen und sich ärgern das es nichts gibt!
Auf den Rest bin ich schon gespannt, da ich gerade in FRU bin ;)
 
@gexx:

Natürlich habe ich mich zwecks Verpflegung immer mal wieder in die Lounge begeben. Der Großteil der Passagiere hatte diese Möglichkeit aber nicht. Und solche Aussagen wie oben zitiert finde ich doch sehr bezeichnend - und das hat sich auf den Flügen wie geschildert ja auch fortgesetzt.

Die Lounge hatte nur zwei Nachteile:
Die Informationslage dort war noch spärlicher und man konnte sich die Wartezeit nicht damit vertreiben, das Geschehen auf dem Vorfeld zu beobachten.

Stefan
 
Der Flughafen von Almaty ist recht übersichtlich und es geht entsprechend entspannt zu. Auch der Liter Wasser ist an der Security kein Problem. Die Boardkarte ist minimalistisch.

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15 Min. vor dem Abflug beginnt das Boarding, die Maschine von China Southern (B-2813, B757-200) ist etwa zu 2/3 besetzt, so dass das Boarding rasch erledigt ist und der Pushback pünktlich erfolgt. Der Flug nach Urumqi ist mit ungefähr 1 ½ Stunden recht kurz, dazu kommen aber noch zwei Stunden Zeitunterschied.

Flugstatistik:
Flug: CZ 6012
Sitzplatz: 48 K
geplanter Abflug: 21:50 Uhr
tatsächl. Abflug: 21:50 Uhr
geplante Ankunft: 01:30 Uhr (+1)
tatsächl. Ankunft: 01:25 Uhr (+1)

Essen gibt’s auch auf dem kurzen Flug.

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Allerdings setzen die Damen Flugbegleiterinnen wohl chinesische Essgewohnheiten voraus. Ich bin noch nicht mal mit der Hälfte fertig, da wird auch schon wieder abgeräumt. Macht auch nichts – der Reis schmeckt sowieso nicht besonders und die Tütchen bringe ich gar nicht erst auf. Ausserdem gab's ja vorhin noch ein Abendessen. Nur den Pfefferminztee gebe ich nicht her.

Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt und 40 Minuten nach der Ankunft sind wir bereits auf dem Weg ins Hotel. Dort gibt es dann ganze 4 ½ Stunden Schlaf am Stück – so lange wie seit dem Abflug in München nicht mehr.

Urumqi ist die Hauptstadt der autonomen Provinz Xinjiang ganz im Westen von China.
Die Mehrheit der Bevölkerung stellen dort die Uiguren. Wobei „Uiguren“ wiederum ein Sammelbegriff für zahlreiche kleinere Volksgruppen ist.

Der Status einer autonomen Provinz garantiert, dass der „Regierungschef“ der zahlenmäßig größten Volksgruppe angehört. Die wirkliche Macht hat aber der Regierungssekretär und der wird von Peking eingesetzt, Konflikte sind also vorprogrammiert.

Sowohl in Urumqi, als auch in anderen Orten dieser Provinz hat es in diesem Jahr einige Anschläge gegeben (so auch kurz vor unserer Anreise). Entsprechend hoch ist die Präsenz chinesischer Sicherheitsbehörden. Auch Hotels und öffentliche Einrichtungen sind deutlich sichtbar abgesichert.

In Urumqi besichtigen wir daher nur das örtliche Museum.

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Wie in China üblich, wird dort das Handgepäck wie am Flughafen kontrolliert. Uns Touristen winkt man aber einfach durch. An den nächsten Tagen werden wir noch oft erleben, dass sich Einheimische sehr oft Kontrollen gefallen lassen müssen, während wir, sobald wir als Touristen erkannt werden, einfach durchgewunken bzw. bei Verkehrskontrollen an langen Schlangen vorbeigelassen werden.

Zurück zum Museum: da sind einige ca. 3.000 Jahre alte Mumien aus der Wüste Taklamakan ausgestellt. Neueren Erkenntnissen nach sind diese Menschen seinerzeit aus der Gegend des heutigen Georgien dort eingewandert, was auch die fast europäischen Gesichtszüge dieser Mumien erklärt.

Das Museum enthält ferner eine Abteilung, die auch die jüngere Abstammung der heutigen Bevölkerung von Nomaden und Viehzüchtern darstellt. Eine Vergangenheit, die auch das heutige Xinjiang noch deutlich prägt.

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Hier erhalten Schulklassen Heimatunterricht. Westliche Touristen dürften sie noch nicht allzuviele gesehen haben, denn als ich mich noch für ein paar Minuten vor dem Museum in den Schatten setze – es ist schon am Vormittag ziemlich heiß – nehmen sie im Halbkreis Aufstellung, um mich mit ihren Handys zu fotografieren. Danach rücken sie in zwei Bussen wieder ab: im ersten die Jungs, im zweiten die Mädels.

Nach dem Museum geht es in rascher Fahrt gen Osten in das Turfan-Becken. Dieses liegt unterhalb des Meeresspiegels und ist von den Ausläufern des Tienshan-Gebirges umgeben.
Zwar gibt es hier kaum Niederschläge, aus den umgebenden Gebirgszügen muss es aber immer wieder erhebliche Wassermengen geben, wie die zahlreichen Trockenflussbetten zeigen. Auch sind Straße und Eisenbahnlinie auf Dämmen mit zahlreichen Durchlässen und Verbauungen angelegt.

Unser Ziel ist zunächst die Ruinenstadt Jiaohe. Diese Handelsstadt mit ihren aus Lehm gebauten Gebäuden hatte ihre Blütezeit in der Han-Dynastie, etwa in den Jahren 100 v.Chr. bis 400 n.Chr.

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In der nahegelegenen Oase, in der auch unser heutiges Tagesziel Turfan liegt, werden Weintrauben angebaut, die in diesen Trockenhäusern getrocknet werden.

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Das Ergebnis
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Am Abend gibt's dann noch etwas örtliche Folklore.

Der Herr des Hauses ...
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... und seine Tochter

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Das Hotel in Turfan
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Bis zur nächsten Etappe ...
 
Die kommenden Tage sind geprägt von eindrucksvollen, oberflächlich sehr trockenen Landschaften. Aber zunächst gilt es, vom Turfan-Becken über den Qoltag-Pass in das Tarim-Becken zu wechseln. Die Passstraße überquert die östlichen Ausläufer des Tienshan-Gebirges und überwindet dabei – ausgehend von dem tiefgelegenen Turfan – eine Höhendifferenz von knapp 2.000 Metern.

zunächst noch ein muslimischer Friedhof
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und dann geht’s rein in die Berge
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mit den starken Steigungen hat unser Bus ordentlich zu kämpfen
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aber auch nahezu jeder LKW ist mit offener Motorhaube unterwegs
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die höchste Stelle ist geschafft
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für Entfernungen gilt hier ein etwas anderer Maßstab als bei uns – 69 km sind es bis zur nächsten Ausfahrt
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Wasserversurgung für einen Tiertransport
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Dorfidyll
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im Rotgebirge
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in der Nähe der Oasenstadt Kuqa werden Paprika getrocknet – entsprechend würzig ist die Luft hier
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Oasen darf man sich hier nicht als mehr oder weniger große Wasserstelle mit ein paar Bäumen vorstellen. Das sind Städte mit bis zu mehreren 100.000 Einwohnern incl. Landwitschaft und Industrie. Angebaut wird sogar Baumwolle, Wasser ist nämlich – anders als die Landschaft vermuten lässt - durchaus vorhanden, aber eben im Untergrund.

ein Essstäbchen-Spender
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geruhsamer Alltag
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Bis zur nächsten Folge ...
 
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Noch ein paar Eindrücke von Kuqa:

unser Hotel
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Solche Zufahrtssperren hat fast jedes Hotel. In der Lobby gibt es dann Gepäck- und Personenscanner wie am Flughafen. Zwar schlägt letzterer bei praktisch jedem Besucher an, interessiert aber nicht - bei uns - Einheimische werden gefilzt. Stahlhelme und Waffen für das Sicherheitspersonal liegen deutlich sichtbar griffbereit. Gerade bei etwas kleineren Hotels nimmt die Security die ganze Lobby ein - schon einigermaßen beklemmend. Das große Gepäck wird auch nicht vom Hotelpersonal, sondern vom Sicherheitspersonal auf das Zimmer gebracht.


Frühstück
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Einfahrt zum Basar
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Ladenzeile
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Melonen satt
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Moschee von außen ...
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... und innen
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Die Bevölkerung in der gesamten Provinz Xinjiang ist überwiegend muslimisch. Die Ausübung der Religion wird zwar von der chinesischen Regierung geduldet, staatliche Unterstützung gibt es aber natürlich nicht. Die religiösen Stätten müssen daher von den Gemeinden erhalten werden.

In der Nähe von Kuqa können die Ruinen einer buddhistischen Klosterstadt besichtigt werden.
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Ein Kanal sorgte für das notwendige Wasser.
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Abendessen
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In der nächsten Folge geht's durch die Wüste Kaklamakan.
 
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In den beiden nächsten Tagen geht es also durch die berühmte Wüste Taklamakan, bekannt nicht zuletzt durch die Expeditionsberichte des schwedischen Abenteuerers Sven Hedin. Diese Wüste gehört mit weniger als 30mm Niederschlag im Jahr zu den trockensten Gebieten auf unserem Globus. Wie das Turfan-Becken ist sie von Gebirgen umgeben, im Südosten schließt sich das Hochland von Tibet an. Dadurch liegt sie einerseits im Regenschatten, was zu den geringen Niederschlägen führt, andererseits gibt es in nur wenigen Metern Tiefe jede Menge Grundwasser, gespeist aus den von den Bergen abgefangenen Niederschlägen bzw. vom Schmelzwasser im Frühjahr. Folglich bedeutet „Taklamakan“ auch nicht „Land ohne Wiederkehr“, wie oft zu lesen ist, sondern „Land der Pappeln“. Die Taklamakan hat sehr unterschiedliche Gesichter. Zunächst erleben wir sie als Sandwüste.
Doch zunächst erfreuen wir uns noch am satten Grün der Oase Kuqa.

Baumwolle
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Umso heftiger ist der Kontrast zu dem uns nun über mehrere Stunden begleitenden Sand. Auch ein Sandsturm gehört dazu.

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Die Straßen sind hier recht gut ausgebaut.
Und dann dürfen wir noch etwas ganz Besonderes erleben – es regnet, ein paar Tropfen zwar nur, aber immerhin.

Die nächste Oasenstadt Hotan ist bekannt für die Herstellung von – richtig, Seide.

Hier wird kein Essen gekocht, sondern die Kokons der Seidenraupe.
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Weber

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Seidenstoffe auf dem Basar
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Essen ...
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... und Trinken hält Leib und Seele zusammen.
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Das verkneife ich mir allerdings. Bisher hat mein Verdauungstrakt das hiesige Speisen- und Getränkeangebot ganz gut verkraftet und das soll auch so bleiben. Die öffentlichen Toiletten (sofern es Derartiges überhaupt gibt) laden nicht gerade zu einem vergnüglichen Verweilen ein. Oder anders ausgedrückt: am besten meidet man sie großräumig. Selbst bei den gut ausgebauten und sehr sauberen Rasthöfen an den Überlandstraßen deckt man den Mantel des Schweigens über diese Lokalitäten, die hier „öffentliche Verkehrstoilette zum Wohl des Volkes“ heißen.

Ein Supermarkt
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Die hinter der linken Tür sichtbare Dame wird von ihrem Haustier, einem Fettschwanzschaf, begleitet.

Lebensmittel des täglichen Bedarfs erhält man aber auch an den allgegenwärtigen Ständen der Bauern aus der Umgebung.

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Wie schon erwähnt, ist die Kultur sehr stark muslimisch geprägt. Die bei uns damit verbundene schwarze Kleidung ist hier aber selten zu sehen. Wie in diesem Bild im Hintergrund zu sehen ist, dominieren vielmehr sehr kräftige Farben und besonders bei jüngeren Frauen sitzt das Kopftuch durchaus auch mal ganz keck ganz hinten am Kopf.

Hinter Hotan verändert sich das Gesicht der Taklamakan. Zunächst ist es ein Sand-Schutt-Gemisch, später wird es felsig.

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Und dann ist die wohl bekannteste und größe Handelsstadt dieser Gegend – Kashgar – erreicht.
Hier ist man auch auf westliche Besucher eingestellt. Im Hotelrestaurant gibt es Messer und Gabel und in der Lobby läuft Musik von Johann Strauß im Hintergrund.

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In der Bildmitte ist die "renovierte" Altstadt zu erkennen. "Renoviert" bedeutet in China abgerissen und "im historischen Stil" neu aufgebaut. In diesem Fall heiß das, die ursprünglichen Lehmhäuser sind jetzt aus Beton und haben einen Putz aus Lehm.

Bis zur nächsten Folge ...
 
Kashgar war eine strategisch bedeutende Stadt an der Seidenstraße. Für die aus dem Westen kommenden Karawanen war hier die letzte Möglichkeit, Proviant für die Durchquerung der Taklamakan aufzunehmen, in der Gegenrichtung war es die erste Möglichkeit nach der Wüste, die Vorräte wieder aufzufüllen. Gleichzeitig verzweigte sich die Handelsrute in Richtung Osten in eine südliche und eine nördliche Route durch die Taklamakan. Und schließlich ging von hier aus ein Abstecher nach Süden über das Karakorum-Gebirge in Richtung Pakistan und Indien. Heute ist auch noch die Verbindung nach Norden in das jetzige Kirgistan von Bedeutung.

Wir bleiben aber noch ein wenig in der Vergangenheit und unternehmen einen Ausflug in das Karakorum-Gebirge zum Karakul, einem See im Grenzgebiet zum heutigen Tadschikistan. In dieser Gegend treffen drei Gebirgszüge zusammen: aus dem Osten das bereits erwähnte Karakorum als westlicher Ausläufer des Himalaya, vom Westen her der Hindukusch und vom Norden das Tienshan-Gebirge.

Es wird ein langer Tag werden, so dass wir uns früh auf den Weg machen. Ein Wagen der städt. Reinigung beseitigt an diesem Morgen noch die Spuren des letzten Sandsturms – wie bei uns mit gelben Warnlichtern, zusätzlich macht sich das Fahrzeug aber auch noch akustisch bemerkbar, nicht mit einer Sirene, sondern mit dem elektronisch abgespielten Refrain von „We Wish You A Merry Christmas“ in einer Endlosschleife
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Ziemlich bald bauen sich dann auch die ersten Bergketten vor uns auf. Bei so vielen Gebirgen ist das Wetter leider ziemlich unberechenbar und so werden wir an diesem Tag das schlechteste Wetter der ganzen Reise haben.

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Für eine Fahrt in diese Region auf dem sogenannten Karakorum-Highway benötigt man wegen der Grenznähe und Unübersichtlichkeit der Gegend eine Genehmigung der örtlichen Behörden. Auf dem Weg gibt es auch einen Posten, an dem diese Genehmigung vorgezeigt werden muss. Da hier auch die Fracht der LKWs überprüft wird, kann es durchaus zu längeren Wartezeiten kommen. Diese kann man für die Ergänzung der persönlichen Reiseverpflegung nutzen.

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Eine Straße, die die Bezeichnung „Highway“ verdient hat wird zur Zeit gebaut. Die derzeitige Straße „Highway“ zu nennen ist eine gnadenlose Übertreibung, „Schlaglochpiste übelster Art“ würde dem Zustand dieser Verbindung halbwegs gerecht. Stellenweise geht es nur im Schritttempo voran. Dazu kommt noch, dass es jetzt ziemlich heftig zu regnen beginnt, was das Passieren der unbefestigten Abschnitte auch nicht gerade einfacher macht.

am rechten Bildrand ist oberhalb des Flusses die Straße zu erahnen
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ein gut ausgebauter Abschnitt
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Am Karakul in etwa 3.600 m Höhe heißt es erst mal, sich an die Höhe gewöhnen. Bei normalem Gehtempo ist die Puste ziemlich schnell weg. Auch ist es bei einstelligen Temperaturen ziemlich ungemütlich.

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Zügig machen wir uns daher wieder auf den Rückweg, vorbei an der einen oder anderen Verpflegungsstation.

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Dann ist uns der weitere Rückweg allerdings erst mal versperrt. Für den Bau des modernen Highways haben Sprengungen stattgefunden. Und das Ergebnis liegt jetzt auf unserem Weg bzw. wird noch dort hin befördert.

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Es dauert etwa 1 Stunde, bis Alles soweit weggeräumt ist, dass zumindest eine Spur wieder befahrbar ist. Wenigstens lockern die Wolken etwas auf und ein fahles Abendlicht fällt auf die ausgesprochen eindrucksvolle Szenerie.

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Nach dieser insgesamt 14-stündigen Tour lassen wir den nächsten Tag etwas geruhsamer angehen. Kashgar selbst steht auf dem Programm.
 
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Ein Kapitel mit vielen Bildern und wenig Text:

Die einstige Bedeutung und der Reichtum von Kashgar sind heute noch zu erahnen.

Keine Moschee, sondern ein Grabmal
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in der „historischen“ Altstadt
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Sammeltaxi
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Gedränge im Basar
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Seidenhändler
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Die eigentliche Attraktion von Kashgar ist aber der Sonntagsmarkt, ein Markt auf dem sich jede Woche die Viehhändler treffen.

Hauptsächlich wechseln Fettschwanzschafe ihre Besitzer
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aber auch andere Tiere werden gehandelt

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Schafschur
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es herrscht ein reges Kommen und Gehen

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Händler und Besucher wollen auch verpflegt werden

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Im nächsten Teil verlassen wir China.
 
Jetzt geht es also auf dem Landweg nach Kirgistan – oder Kirgisistan, wie das Land offiziell bei uns geschrieben wird. Das ist logisch und auch richtig: Landesnamen dieser Region bestehen aus der Bezeichnung eines Volksstammes und der Endung -stan, die einfach „Land“ bedeutet. Also z.B. Usbek-i-stan, Tadschik-i-stan, Turkmen-i-stan. Das „i“ dient dabei einfach nur der Trennung der Konsonanten. Nur bei Kasach-stan hat man das „i“ weggelassen, das lässt sich auch ohne „i“ vernünftig aussprechen. Daher ist auch Kirgisistan die konsequente Schreibweise. In der Landessprache (Kyrgyzstan) verzichtet man aber auf das doppelte „is“. Und weil ich eigentlich schreibfaul bin, mache ich das auch ...

Machen wir uns also auf den Weg. Und weil wir uns zwangsläufig wieder in ein Grenzgebiet begeben, brauchts wieder eine Genehmigung. Diesmal nicht nur für uns, sondern auch für unsere örtlichen Begleiter und selbst der Bus braucht eine spezielle Zulassung. Unsere bisherigen Begleiter können aus welchen Gründen auch immer diese Genehmigung nicht bekommen und so haben wir für den Weg bis zur Grenze einen neuen Bus incl. Fahrer und auch einen anderen örtlichen Begleiter.

auf dem Weg zur Grenze
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Auf chinesischer Seite ist die Straße gut ausgebaut.

Die folgende Grenzabfertigung mutet uns Schengen-verwöhnten Europäern einigermaßen anachronistisch an.

Die chinesische Grenzstation befindet sich bereits 100 km (!) vor der eigentlichen Grenze. Das Abfertigungsgebäude ist eingezäunt und dieser Zaun ist wegen der vormittäglichen Pause noch geschlossen. Macht nichts, nutzen wir die Zeit zum Geld wechseln. Das ist hier nur bei Schwarzhändlern - und völlig offen vor den Grenzbeamten – möglich. Für die Grenzabfertigung selbst begeben wir uns, nachdem unsere Pässe ein erstes Mal am Zaun kontrolliert werden, mit unserem Gepäck in die Station. Dort wird alles Gepäck durchleuchtet. Wir erhalten einen Ausreisezettel, auf den die üblichen Passdaten zu übertragen sind. Dann dürfen wir uns am (einzigen) Ausreiseschalter anstellen. Ein Bewaffneter überwacht das Prozedere. Besonders wichtig ist ihm dabei, dass wir ordentlich in Reih und Glied anstehen. Wer einen halben Schritt neben der Reihe steht, wird sofort zurecht gewiesen. Dieser Kamerad überprüft dann auch, ob wir den Ausreisezettel ordentlich ausgefüllt haben. Es gibt auch einen Automaten, an dem man den Pass einscannen kann und der dann einen ausgefüllten Ausreisezettel ausdruckt. Dieser Ausdruck wird von unserem Bewacher aber nicht akzeptiert, der Zettel muss handschriftlich ausgefüllt werden. Nachdem er den dritten oder vierten Automatenzettel moniert hat, zieht er bei dem Automaten kurzerhand den Stecker.
Am Schalter wird dann nochmals der Zettel mit den Passdaten verglichen, gleichzeitig wird der Pass gescannt. Der Ausreisestempel ist dann Formsache und man ist entlassen. Am Ausgang überprüft ein weiterer Posten die Korrektheit der Ausreisedokumentation. Nachdem wir alle abgefertigt sind, werden sämtliche Pässe eingesammelt und nochmals überprüft. Anschließend erhält der Busfahrer noch eine Bescheinigung über die korrekte Abfertigung unserer Gruppe. Nach insgesamt 1 ½ Stunden dürfen wir das Gelände verlassen. Aber bereits ungefähr 50 m später ist schon wieder Schluss, dann muss ein Kontrollposten erst noch die Abfertigungsbescheinigung überprüfen.

Etwa auf halber Strecke bis zur eigentlichen Grenze ein weiterer Kontrollposten. Wir haben Glück, der Posten hat seine Pause gerade beendet. Also aussteigen und mit Handgepäck die Schranke passiert. Nach den ersten paar Pässen wird’s ihm zu viel, er winkt uns durch.

Im Niemandsland
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Etwa 4 km vor der Grenze der nächste Posten, zur Abwechslung bekommen wir diesmal Besuch im Bus und jetzt geht’s auch wieder genauer, jeder Pass wird genauestens begutachtet.
Die Grenze selbst ist ein einfacher Zaun im etwa 3.800 m hohen Niemandsland. Auf der anderen Seite erwartet uns ein neuer Bus mit einem neuen Begleiterteam, aber nicht, bevor nicht das hiesige Personal seine Mittagspause beendet und nochmals unsere Pässe kontrolliert hat.

Der neue Bus mit offensichtlich deutscher Vergangenheit (aufgenommen zu einem späteren Zeitpunkt)
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Auf deutlich schlechterer Straße legen wir nun also unsere ersten Meter in Kirgistan zurück. Genau genommen lässt die Straße etwa Schritttempo zu. Nach einer halben Stunde erreichen wir die kirgisische Grenzstation. Diesmal dürfen wir uns in alphabetischer Reihenfolge anstellen. Der Stempel ist dann aber schnell im Pass. Auch hier wird anschließend nochmal die Korrektheit des Stempels überprüft. Zu unserer Überraschung spricht man hier deutsch.

erste Meter auf kirgisischer Seite (im Hintergrund die Grenzstation)
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Die nächsten Stunden geht es durch sehr eindrucksvolle und abwechslungsreiche Hochgebirgs-Landschaften. Wir sehen auch (blauen) Enzian blühen und Murmeltiere. Dabei bewegen wir uns anfangs auf deutlich mehr als 3.000 m, das ganze Hochgebirgspanorama hier liegt im Bereich der höchsten Alpengipfel.
Das recht wechselhafte Wetter verstärkt die ohnehin eindrucksvollen Kulissen.

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die örtliche Form der Almwirtschaft

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Nach einem Zwischenstopp in Naryn fahren wir weiter zum Issykul, einem Gebirgssee, der als Ausflugs- und Urlaubsziel bei Einheimischen und vor allem bei Russen recht beliebt ist. Ich finde „Badehotel“ und „-strand“ aber eher enttäuschend.

Übernachtung in einer Jurte
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Verpflegungsmöglichkeit am Straßenrand
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weitere abwechslungsreiche Gebirgslandschaften
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Dorfszenen auf dem Weg zum Issykul
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Bis zur nächsten Folge ...
 
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Jetzt liegt er also vor uns, der Issykul. Er hat etwa die 11-fache Fläche des Bodensees, ist nach dem Titicaca-See der zweitgröße Gebirgssee und gehört mit 700 m zu den tiefsten Seen der Welt. Da er keinen Abfluss hat, ist das Wasser leicht salzig. Damit ist er für viele Urlauber aus den weit vom nächsten Meer entfernten zentralasiatischen Gebieten ein alternatives Urlaubsziel. Allerdings liegt er auf 1.600 m. Damit sind Klima und Wassertemperatur dann doch etwas anders, als am „richtigen“ Meer.

Unsere Hotelanlage finde ich allerdings nicht besonders aufregend. Für zwei Tage absolut in Ordnung, aber einen kompletten Urlaub möchte ich hier nicht verbringen. Vor allem würde ich dann, glaube ich, verhungern.

Hauptgericht
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Hotelstrand
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Leider ist es an diesen Tagen recht dunstig, so dass das Gebirgspanorama mit seinen 5.000ern nicht so recht zur Geltung kommen will.

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Zu Sowiet-Zeiten wurden im östlichen Teil des Sees Torpedos getestet. Die zur Überwachung des Gebiets eingesetzten Patrouillenboote hat man jetzt einer anderen Bestimmung zugeführt. Mit ein paar Bänken ausgestattet schippern sie jetzt Touristen auf dem See herum.

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In der Nähe der Stadt Tscholponata am Nordufer kann man prähistorische Felszeichnungen besichtigen.


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getrockneter Fisch aus dem See
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Weiter geht’s in Richtung Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans. Bischkek bedeutet übersetzt übrigens Schneebesen.


die ganz hohen Berge ziehen sich langsam zurück
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dörfliches Stillleben
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Eindrücke aus Bischkek folgen sogleich ...
 
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Langsam neigt sich auch diese Reise dem Ende zu, noch ein paar Eindrücke aus der Hauptstadt Kirgistans, bevor es wieder gen Heimat geht.

die Balkonseite des Hotels
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unverkennbar aus der Sowiet-Zeit, das jetzige Museum der kirgisischen Geschichte
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das Revolutionsdenkmal
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Weg mit dem Bösen (schwarz) – Platz für das Gute (weiß), so will das Werk interpretiert werden.

Brüder im Geiste: Marx und Engels
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Interessant sind immer Märkte.

Brot
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Nüsse
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Diese kommen, wie auch das allerorts erhältliche getrocknete Obst hauptsächlich aus Pakistan oder dem Iran. Hier ist die historische Handelsroute, auf der wir jetzt seit zwei Wochen unterwegs sind, überhaupt noch nicht historisch.

Ladenzeile in der Nähe des großen Marktes
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ein interessanter Dreistrahler
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schöner Wohnen in Bischkek
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Schnellrestaurant Obama
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Das war sie jetzt also, die letzte Etappe vor dem Rückflug und der wird nochmal richtig unterhaltsam.
 
Na dann freu ich mich schon auf den Rückflug :) Super Bericht, und ich glaube ich werde soetwas ähnliches mal versuchen anzuleiern :p
 
Kommen wir jetzt also zum Rückflug.

Nach den ursprünglichen Reiseunterlagen war mein Rückflug für den Nachmittag vorgesehen. Also in Ruhe ein letztes Frühstück, dann vielleicht noch ein bisschen durch Bischkek bummeln und gegen Mittag zum Flughafen – so hatte ich mir das vorgestellt.

Drei Tage vor dem Abflug erhalte ich korrigierte Flugdaten. Der Rückflug ist jetzt schon am frühen Morgen, wie für den Rest der Gruppe auch. Das Dumme ist nur, die örtliche Agentur weiß von nichts und besteht zunächst auf meinem späteren Transfer. Schließlich setze ich mich aber durch – zum Glück, wie sich herausstellen wird.

Also treffen wir um kurz nach 4:00 Uhr frühmorgens am Flughafen ein, nachdem es im Hotel tatsächlich schon ein komplettes Frühstück gegeben hat – Respekt!:thbup:

Die Halle ist überraschend voll, an den geöffneten Check-In-Schaltern lange Schlangen.
Bei näherer Betrachtung stellen wir allerdings fest, dass die Schalter mitnichten offen sind. Sie sind zwar besetzt, aber das Personal döst, den Kopf auf den verschränkten Armen, vor sich hin. Wie wir erfahren, ist das Check-In-System ausgefallen. Nach einer knappen Stunde Wartezeit gerät langsam Bewegung in den Betrieb, halb per IT, halb manuell anhand von Listen können die Ersten einchecken. Das Gepäck kann bis München durchgecheckt werden, Bordkarte gibt’s aber bloß bis Istanbul.

Das Boarding ist logischer Weise verspätet. Zwar hatte ich anstandlos meine Bordkarte bekommen, als ich das Flugzeug betrete, sehe ich meinen Platz allerdings schon besetzt. Nach der Vorgeschichte wundert mich nichts mehr. In diesem Fall klärt sich die Sache aber rasch. Der Herr dachte einfach nur, er hätte freie Platzwahl.

Flugstatistik:
Flug: TK 349
Flugzeug: TC-JHZ, Boeing 737-800
Sitzplatz: 2 F
geplanter Abflug: 06:40 Uhr
tatsächl. Abflug: 07:25 Uhr
geplante Ankunft: 09:30 Uhr
tatsächl. Ankunft: 09:55 Uhr

Auf dem Vorfeld gibt es noch dieses zu sehen:

http://www.jetphotos.net/viewphoto.php?id=7894862

http://www.jetphotos.net/viewphoto.php?id=7948625

http://www.jetphotos.net/viewphoto.php?id=7948627

Abflug
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Insgesamt hält sich die Verspätung angesichts der Umstände erfreulich in Grenzen. Auch ist die Übergangszeit in IST für den Weiterflug recht großzügig ausgelegt.

Als Begrüßungsdrink gibt es diesmal Orangensaft. Die Durchsagen von Kabinencrew und Kapitän sind gut verständlich und umfassend, auch über den Grund der Verspätung wird informiert – geht doch!

Auch ein Überlebens-Set gibt es (gab's beim Hinflug nicht).

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Es geht an die Bestellung der Getränke für das Frühstück. Um die Reise einigermaßen niveauvoll ausklingen zu lassen, wähle ich Champagner und Orangensaft, was wieder sorgfältig notiert wird. Reihum wird das Frühstück gereicht, bevor ich meines bekomme, erst noch mal die Nachfrage, was ich zum Trinken bestellt hätte. Ich wiederhole, man nickt und notiert erneut. Das Frühstück kommt – mit Orangensaft, ohne Champagner. Es muss aber einer an Bord sein, der Herr schräg vor mir hat selbigen.

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Vielleicht habe ich mich auch nur unverständlich ausgedrückt und man wagte nicht, nachzufragen.
Als für den zweiten Durchgang abgeräumt wird, ziehe ich die Getränkekarte hervor und deute auf „Champagne“. Man nickt, wiederholt „Ah, Champagne“. Der Hauptgang wird serviert – ohne das gewünschte Getränk. Irgendwie fühle ich mich gerade in einer Zeitschleife.

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Nachdem abgeräumt ist, bestellt mein Sitznachbar ein Glas Champager – da schließe ich mich doch glatt an. Ohne jegliches Anzeichen einer Erinnerung an meinen bereits dreimal geäußerten diesbezüglichen Wunsch wird die Bestellung zur Kenntnis genommen und oh Wunder, diesmal ist das Ganze auch von Erfolg gekrönt.

Aber jetzt werden wir doch allen Ernstes gebeten, die Sonnenblenden zu schließen. Es ist hellichter Vormittag, das kommt ja wohl überhaupt nicht in Frage! Schließlich gibt es hochinteressante Ausblicke.

über dem Nordufer des Aralsees
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ein satter Drift
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An dieser Stelle verlassen wir die angezeigte Route und werden südlich von Baku das Westufer des Kaspischen Meers erreichen, was uns diese Ausblicke beschert.

Kaspisches Meer, Ostufer
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Kaukasus
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damit wir bis Istanbul durchhalten
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Anflug auf Istanbul
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Gleich geht’s weiter.
 
In Istanbul führt der erste Weg an den bereits bekannten Transferschalter. Es ist überhaupt kein Problem, dort die Bordkarte für den Weiterflug nach München zu erhalten – trotz Business-Klasse – merkwürdig :think:

Der Weiterflug nach München verzögert sich dann, aus welchen Gründen auch immer, etwas. Ist mir jetzt aber ziemlich egal, es ist kein Anschlussflug mehr zu erreichen und die S-Bahn fährt alle zwanzig Minuten.

Mache ich eben noch ein paar Fotos, ist ja auch ganz nett.

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Flugstatistik:
Flug: TK 1631
Flugzeug: TC-JPK, Airbus A320
Sitzplatz: 2 F
geplanter Abflug: 12:00 Uhr
tatsächl. Abflug: 12:35 Uhr
geplante Ankunft: 13:40 Uhr
tatsächl. Ankunft: 14:15 Uhr

Auf dem Taxiway sind wir Nummer 8, es dauert also ein wenig, bis wir dann tatsächlich in der Luft sind. Kurz ist noch etwas von der Schwarzmeerküste zu sehen, dann schließen sich die Wolken. Ab Ungarn haben wir ganz hohe, dichte Schleierwolken, so dass nur noch weiß zu sehen ist.

Die Kabine unserer Maschine wirkt doch schon etwas in die Jahre gekommen. Beim Service geht dieses mal alles gut. Als ich Efes zum Essen bestelle, bekomme ich den Hinweis, dass auch internationale Marken an Bord wären. Der Flugbegleiter scheint nicht allzu viel von dem nationalen Bier zu halten. Ansonsten verläuft dieser letzte Flug völlig unspektakulär.

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auf dem Weg zum Terminal
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Aussteigen, Passkontrolle, Koffer – ist alles in rekordverdächtigen 20 Minuten erledigt. Jetzt nur noch die halbe Stunde mit der S1.

Denkste! Wegen seines herrenlosen Koffers ist der S-Bahnhof gesperrt :giveup:

Ist aber zum Glück ein Fehlalarm und nach 20 Minuten Wartezeit wird der Betrieb wieder aufgenommen, so dass diese Reise dann doch noch irgendwann zu Ende gehen kann.

Das war's. Jetzt habt Ihr's überstanden.

Vielen Dank für's Lesen und Durchhalten

Stefan
 
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wenn Du die aus der letzten Folge meinst - ja.

Sorry @EDWB - habe Deine Frage nicht gleich verstanden wegen des Satzbaus:
Die Fotos sind aus dem westlichsten Teil von Terminal 2 in Richtung Norden gemacht.
 
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