Max Reverse
Gold Member
Aber ein Flugzeug sollte doch "relativ" wasserdicht sein, oder? Klar wurden dann die Türen geöffnet, aber der Unterflurbereich sollte immer noch voll mit Luft sein und der Maschine Auftrieb verliehen!?
Ein Flieger ist nicht zum Schwimmen gebaut. Er ist dafür gebaut möglichst dicht bei Anliegen eines positiven Differenzdruckes im Inneren ('Überdruck') Luft gegen Luft zu sein. Und das ist er auch nur, solange die Türdichtungen mit Druckluft beaufschlagt sind. Und der Unterflurbereich ist üblicherweise mit Gepäck und Fracht möglichst gut gefüllt.
Die Overwingexits waren ja alle offen und da schwappt bestimmt der eine oder andere Liter Wasser rein und verringert den Auftrieb immer mehr.
Diese A320 hatte keine Rettungsboot-Rutsche bei den mittleren (Not) Ausgänge. Wer weiss es genau? Ich verstehe es so, dass man nur vorne und hinten aussteigen darf/soll.
Die primären Evakuierungswege beim A320 nach einem Ditching sind die Overwing-Exits. Die Benutzung der anderen Türen hängt von der Schwimmlage ab, aber diese änderst sich nunmal und ob sich eine geöffnete Tür wieder schließen läßt ist mehr als fraglich. Dicht wäre sie ohnehin nicht.
Kurz- und Mittelstreckenflieger haben nur die Slides an den Türen, wie der Name schon sagt sind sie nur als Not-Rutschen gedacht. Ein Langstreckenflieger ist stattdessem mit sog. Slide-Rafts ausgestattet, d.h. die Notrutschen dienen zusätzlich als Raft für 30-50 Passagiere. Es gibt ein Dach, Notvorräte und Equipment.
Generell ist ein Ditching absolute Grauzone, blanke Theorie. Die Chancen im Ernstfall danach auf den Flügeln eines strukturell intakten Fliegers stehend auf Hilfe zu warten sind 'sehr gering', um es freundlich auszudrücken. Gleiches gilt natürlich für den offensichtlich zugrunde liegenden 'all-Engine-out'-Fall.
Um das erfolgreich zu meistern braucht es gutes Wetter (Wind, Tageslicht), eine für die Struktur erträgliche Landung und warmes Wasser oder und baldige Unterstützung. Wenn einer dieser Faktoren ausfällt, sieht es schon ganz düster aus.
Wenngleich das ganze natürlich sehr dramatisch aussieht, ist es doch eines von 'einer Handvoll' Ditchings in 50+ Jahren Jetfliegerei, insofern statistisch vernachlässigbar und kein Grund für überzogene Reaktionen wie z.B. die Hochsee-Tauglichkeit von geditchten Verkehrsflugzeugen zu fordern.
Das viel größere Problem ist das mit den Vögeln die offenabr den Ausfall beider Motoren verursacht haben, die gibt es quasi jederzeit und überall (siehe auch den RYR-Inciden in CIA), Wasser nicht. Und wäre anstatt des Flusses da nur bewohntes Gebiet oder ein Gebirge gewesen, hätte dieser Vorfall ein anderes Ende genommen...
Gruß MAX