Dornier: Verhandeln Chinesen mit Boeing?
US-Hersteller könnte einsteigen und damit die Lücke unterhalb der B 737 schließen
Oberpfaffenhofen - Normalerweise geht es am Werksflughafen Oberpfaffenhofen (Lkr. Starnberg) eher ruhig zu. Sobald die Frequenz der Flugbewegungen zunimmt, wird in der Umgebung auch die Gerüchteküche angeheizt. Das ist zurzeit wieder einmal der Fall. Die chinesische D'Long-Gruppe würde sich von ihren Engagement bei Teilen der ehemaligen Fairchild-Dornier trennen, heißt es.
Die Münchner Europa-Zentrale des fernöstlichen Konzerns dementiert dies: Man sei bei der Weiterentwicklung der neuen Jet-Reihe 728 im Plan, sagt Sprecherin Autumn Pierce. Auch die Entwicklung geht planmäßig weiter. Nur ob wie angekündigt noch heuer der Erstflug erfolgen soll, ist nicht mehr sicher.
Nach einem Bericht des "Handelsblatt" hat D'Long als Holding erhebliche Probleme. Sogar ein Zusammenbruch ist demnach nicht ausgeschlossen. Doch seien, so heißt es in München, die deutsche Aktivitäten nicht betroffen.
Dabei werden in gut informierten Kreisen bereits Namen möglicher Neu-Investoren genannt. Der Luftfahrtgigant Boeing stehe vor einem Einstieg, heißt es. Auch ein deutscher Reifenhersteller gehöre zu den Interessenten. Zum möglichen Verkaufspreis werden aber völlig unterschiedliche Summen genannt. Von 4,5 Millionen Dollar ist ebenso die Rede wie von einem nur symbolischen Betrag. Wie die Zentrale von D'Long in München wollen die Manager vor Ort nichts sagen: "Wir wollen alle, dass es weitergeht. Mehr kann ich im Moment nicht sagen", sagte Fairchild-Firmensprecher Michael Schießke auf Anfrage.
Allerdings häufen sich auch Informationen über technische Probleme. So seien die Tragflächen für bis zu 70 Sitze konzipiert. Da das Flugzeug aber als Reihe mit einer zumindest 90-sitzigen Version geplant ist, mache dies eine völlige Neukonstruktion erforderlich.
Dies könnte das Interesse möglicher Investoren sein. Während die ehemalige Fairchild-Dornier alles daransetzte, Airbus, dem Haupt-Auftraggeber des Werkes in Oberpfaffenhofen, nicht mit größeren Flugzeugen in die Quere zu kommen, ist dies nach der Zerschlagung in einzelne Aktivitäten nicht mehr wichtig. Für Fluggesellschaften wäre der Regionaljet interessanter und wirtschaftlicher einsetzbar, wenn er mit einer längeren Version über 100 Sitzen die Lücke unmittelbar unterhalb der Boeing 737 und des Airbus A 318 schließen könnte.
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