Max Reverse
Gold Member
Es geht mir dabei um einen Artikel bei Wikipedia, der - zwar nicht ausdrücklich geschrieben, jedoch suggestiv durch die Reihenfolge der Ursachenauflistung - die Hauptschuld bei der Crew belässt...
Einerseits wäre ich mit Wikipedia sehr vorsichtig, wenn es darum etwas bestimmtes WIRKLICH GANZ GENAU wissen zu müssen. Um schnell ein paar Schaubilder zu komplizierten Zusammenhängen zu erhalten oder für ein Grundschulreferat ok, ansonsten aber immer mit einer Portion Zweifel zu betrachten.
Andererseits ist es leider gängige Praxis, nach einem Unfall zunächst der Crew soviel Verantwortung wie nur irgend möglich zuzuschieben, gerade wenn sie sich nicht mehr wehren kann. So sind alle anderen Beteiligten wie Operator, Hersteller usw. fein heraus.
Ich würde hierzu gerne einen Text von deutschen Behörden lesen, da ich die Darstellung in dem Wikipedia Artikel eher für fragwürdig halte.
Beim Unfall eines D-registrieren LFZ im Ausland ist gem ICAO-Statuten zunächst die Flugunfall-Untersuchung des jeweiligen Landes federführend tätig. Dabei werden üblicherweise verschiedene Parteien ohne Mitspracherecht beteiligt, die BFU sollte aber üblicherweise nicht dabei sein.
Sofern sich das betroffene Land nicht in der Lage sieht, die Untersuchung alleine zu stemmen, kann es die Federführung an eine andere Nation (üblicherweise die des Operators oder des Herstellers) abtreten. Da dies aber eher peinlich wirkt und natürlich auch immer eine politische Komponente mitspielt, ist das sehr unüblich.
Der verlinkte Bericht (angeblich das Original) finde ich eigentlich formell und fachlich soweit in Ordnung (unter der Annahme das alle dort enthaltenen Facts auch tatsächlich der Wahrheit entsprechen).
Zu den 'Causes of Accident' steht geschrieben:
Cause of the accident were incorrect decisions and actions of the flight crew taken in situation when the information about windshear at the approach to the runway was received. Windshear was produced by the front just passing the aerodrome; the front was accompanied by intensive variation of wind parameters as well as by heavy rain on the aerodrome itself.
Actions of the flight crew were also affected by design features of the aircraft which limited the feasibility of applying available braking systems as well as by insufficient information in the aircraft operations manual (AOM) relating to the increase of the landing distance.
Ein bisschen zu billig kommt mir zwar Airbus weg, mit Ihrer damals alles dominierende Einstellung 'Everything is fully automatic' und 'You don't have to know that'. Auch gab es zeitweise einen solchen Wust an Modifikationen, dass beinahe jede Registration einen anderen Mod-Status hatte und auch dass die Airlines das einfach jahrelang gedankenlos nachgeblubbert haben.
Dennoch ist es einfach nicht 'schlau', auf einer nassen 2800m-Bahn mit 20kts Tailwind kurz vor dem Ende der Touch-Down-Zone aufsetzen zu wollen, somit kann ich mit dem Bericht ganz gut leben.
Gruß MAX