Luftverkehr und dessen Zukunft / Prognosen / Entwicklungen

Aufgrund eines Hinweises in den Kommentaren zu einem Artikel im Merkur gesucht und gefunden:
„Aero“-Dynamik im europäischen Flughafensektor - von Booz, Allen und Hamilton bei dfld.de (Deutscher Fluglärmdienst)

Die Studie dieses Beratungsunternehmens scheint aus dem Jahr 2005 zu stammen und wird häufiger mal zitiert.

Diese Studie ist leider sehr veraltet, basiert auf Daten hauptsächlich aus dem Jahr 2004. Wir befinden uns heute aber bereits im Jahr 2011. Ausschnittsweise wird diese Studie in Teilsegmenten auch gelegentlich von Ausbaugegner herangezogen, speziell in den Abschnitten, wo München seinerzeit besonders schlecht abgeschnitten hat. Dies ist in etwa zu vergleichen mit Studien des Verkehrszuwachses aus dem Jahr 2003/2004. Nicht mehr zeitgemäß, wie die Ausbaugegner immer wieder argumentieren.
Insgesamt kann man aber viele positive Ansätze herauslesen. Wäre mal auf eine brandaktuelle Studie aus 2010 gespannt, also nach Überwindung der Krisen. Eventuell hat sich auch gar nicht so viel geändert.

Zum Thema Magerl sollte sich dieser Politiker mal mit den Easyjet-Strategen zusammensetzen, die mittlerweile das 4te Jahr in Folge nicht gewünschten Slots für zusätzliche Flüge in München für Sommer 2011 erhalten haben. Wäre kein Ausweichen auf Randzeiten erfolgt, also Flüge nach 21.00 Uhr, hätte man noch weniger Flüge als heute im Münchner Flugplan von Easyjet. Aber ein Bedarf für eine vierte Bahn ist seit Jahren nicht gegeben. Das muss hier von Magerl zementiert werden, auch wenn es in der Realität 100 % anders aussieht.
 
Luftverkehr in und über Europa wird sich verdoppeln

Wie von @Tammo) schon hier im Startbahnthread gepostet:

EUROCONTROL-Prognose: Luftverkehr in und über Europa wird sich verdoppeln - am 26.01.2011 bei aero.de
BRÜSSEL - Bis zum Jahr 2030 könnte sich die Zahl der Flüge im europäischen Verkehrsraum nahezu verdoppeln. Ein Anstieg des Verkehrs um den Faktor 1,8 auf 16,9 Millionen Flüge stellt das wahrscheinlichste Szenario in einer neuen Langzeitprognose dar, die von der Flugsicherung EUROCONTROL in dieser Woche veröffentlicht wurde. "Das durchschnittliche Wachstum pro Jahr wird zwischen 1,6 und 3,9 Prozent liegen", sagt das EUROCONTROL-Papier voraus.

Mithin würden im Jahr 2030 "zwischen 13,1 und 20,9 Millionen" Flüge in und über Europa abgewickelt. Das von EUROCONTROL entwickelte Modell enthält erstmals auch ein Szenario für die Verkehrsentwicklung nach einem Oil Peak ("Resource Limits"). "Es wird in den nächsten 20 Jahren Wachstum geben, aber es dürfte sich anders entwickeln als wir es bislang gewohnt waren", sagte Studienleiter David Marsh.
[...]

Die eigentliche Studie vom 17.12.2010 mit 63 Seiten als PDF zum Download:
EUROCONROL Long-Term Forecast Flight Movements 2010 - 2030
 
Ciudad Real bei Madrid - Der Flughafen ohne Flugzeuge

So kann es gehen, wenn man Provinzfürsten machen läßt und EU-Fördertöpfe leicht greifbar sind. :eek:

Der Flughafen ohne Flugzeuge - am 01.07.2011 bei bernerzeitung.ch
Vor drei Jahren als Entlastung für Spaniens Hauptstadt gedacht, bedient der neue Flughafen Ciudad Real heute kaum Flüge. Das vollendete Grossprojekt ist zum Symbol des geplatzten Baubooms geworden.
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Kaum ein Flugzeug in Sicht, kein Mensch weit und breit, Autos nur leise aus der Ferne zu hören. Der Aeropuerto Central ist einer von mehreren spanischen «Geisterflughäfen»: häufig mit Steuergeldern finanzierte Grossprojekte, die den Bauboom mit anheizten und nach dem Platzen der Blase nun wie Sinnbilder der Geldverschwendung die grüne Wiese zieren.
Vor drei Jahren als Entlastung für das stark frequentierte Madrid gedacht, verfügt Central über eine der längsten Start- und Landebahnen Europas – für heute eine Handvoll Flüge in der Woche.
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Investitionsruinen wie Central sind Musterbeispiele dafür, wie sich Regionalverwaltungen und Sparkassen in den Schuldensumpf ritten, der Spanien jetzt so zu schaffen macht. Das über eine Milliarde Euro teure Projekt wurde mitfinanziert von der Caja Castilla La Mancha, die voriges Jahr als erste Sparkasse von der spanischen Zentralbank gerettet werden musste. Der Airport hätte über eine Schnellbahnverbindung an Madrid angebunden werden sollen, doch gingen Geld und Passagiere aus. Madrid hat inzwischen seine Überlastung durch den Bau eines neuen Terminals beseitigt. Central steht unter Zwangsverwaltung und sucht einen Käufer.
[...]
Dabei herrscht hier noch Betrieb verglichen mit dem Flughafen Huesca im Norden, dessen 30 Angestellte noch ein halbes Jahr auf die ersten Flüge warten dürften. Castellon an der mit Flughäfen gesegneten Mittelmeerküste kostet 150 Millionen Euro, eröffnete im März und hat noch kein einziges Flugzeug gesehen. Das dürfte sich so bald nicht ändern, denn die Aufsichtsbehörde brütet noch über der Genehmigung. Die grossen Themenparks, deren Besucher hier landen sollten, gibt es auch noch nicht.
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Nicht viel anders beim Hochgeschwindigkeitsverkehr mit der Bahn in Italien/Spanien/Portugal:
Aus für Hochgeschwindigkeitszüge - am 01.07.2011 bei heise.de (Telepolis)
Spanien muss eine unrentable Hochgeschwindigkeitsstrecke aufgeben und die Verbindung zwischen Lissabon und Madrid wird nicht gebaut, in Turin kam es zu Schlachten mit der Polizei.

Immer wieder gibt es Streit und Konflikte um Hochgeschwindigkeitszüge, weil die Projekte riesige Eingriffe in die Natur mit sich bringen und zudem sehr teuer sind. Am Montag kam es zum Beispiel in Italien im Val di Susa nach der Räumung eines Protestcamps zu stundenlangen Schlachten mit der Polizei. Seit Jahren gibt es heftigen Widerstand gegen die Strecke, die Turin mit Lyon verbinden soll. Damit soll der Korridor von Lissabon bis Kiew geschlossen werden. Doch gerade hat Portugal den Korridor wieder geöffnet. Wegen der Sparpläne wurde die Strecke zwischen der Hauptstadt Lissabon und Madrid auf Eis gelegt. Dass man viele Milliarden in derlei Projekten versenken kann, wurde in Spanien gerade bewiesen, wo nun eine Strecke [gemeint ist eine Direktverbindung] stillgelegt wird, die täglich neun Personen genutzt haben.
[...]
Italien will nun loslegen, weil sonst EU-Subventionen in der Höhe von fast 700 Millionen Euro flöten gehen könnten. Die mag Innenminister Roberto Maroni aber genau so wenig abschreiben wie die "Anbindungen an Europa und damit zur Zukunft". Denn es handelt sich um ein Prioritätsprojekt im Rahmen des Trans-European Transport Networks. Mit mindestens 10 Milliarden Euro soll eine Lücke im Hochgeschwindigkeitsnetz zwischen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon und Kiew in der Ukraine geschlossen werden.
Bild mit Netzplan:
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[...]
Spanische Hochgeschwindigkeitsstrecken sind Milliardengräber

Vielleicht hat der Wirtschaftswissenschaftler Coelho bei der Entscheidung über die Trasse Lissabon -Madrid genauer ins Nachbarland geschaut. Denn dort haben die Spanier schon viele Milliarden in Strecken für ihren Hochgeschwindigkeitszug (AVE) versenkt. Das ist nun auch amtlich, denn am Donnerstag ist der letzte AVE über die Strecke gerast, die die zentralspanischen Städten Toledo, Cuenca und Albacete verbindet. Die Strecke [gemeint ist wieder die Verbindung] wird nun stillgelegt Neben den enormen Baukosten hat der Hochgeschwindigkeitszug der staatlichen Eisenbahngesellschaft (Renfe) täglich einen Verlust von 18.000 Euro beschert.
[...]

Der Artikel bei Heise Telepolis ist recht lesenswert. Bislang habe ich ja immer nur neidisch geschaut, wenn ich vom Ausbau des spanischen HGV-Netzes gelesen habe, und wenn es hieß, dass auf Inlandsstrecken bald nicht mehr viel geflogen werden würde...
Jetzt sieht man mal die Kehrseite der Medaille. :eyeb:
 
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Airlines: Gewinne trotz höherer Ticketpreise unter Druck

Einerseits liest man derzeit (wenn man Luftfahrt-Fan ist sogar begeistert) von einem Aufschwung in der Luftfahrt... die Airlines berichten geradezu enthusiastisch von immensem Passagierwachstum, die Flughäfen freuen sich über mehr Flugbewegungen. Auch steigende Ticketpreise und damit Gewinne stehen in Aussicht...

Und dann so ein Bericht:

Airlines: Gewinne trotz höherer Ticketpreise unter Druck - am 15.07.2011 bei aero.de :eyeb:

Ist doch nicht alles Gold was glänzt? :think:

Demnach gibt es viele neue Probleme - zum Teil durch die Konkurrenz unter den Airlines verursacht:
- das Angebot wächst schneller als die Nachfrage... und damit geht die Auslastung auf vielen Strecken zurück,
- LCC rauben mit ihrer günstigen Kostenstruktur den Netzwerk-Carriern die Marge auf der Kurz- und Mittelstrecke. Kurz- und Mittelstrecke sind zum Teil defizitär und nur zu rechtfertigen, weil sie die gewinnbringende Langstrecke feedern,
- auch auf Langstrecke verderben die grossen Carrier aus Nahost mit ihrem Überangebot zunehmend die Preise... noch aber werden sie durch begrenzte Streckenrechte etwas ausgebremst... noch.

Zum Teil entstehen Probleme aber auch, weil andere stärker mitverdienen:
- der Staat durch die seit Jahresbeginn fällige Ticketsteuer,
- die Mineralölkonzerne durch aktuell steigende Kerosinpreise,
- ab kommenden Jahr wird der Emissionsrechtehandel seine Tribut fordern.

So ganz wohl kann den Managern an der Spitze der Airlines trotz der derzeit verbreiteten Euphorie nicht wirklich sein... :eyeb:
 
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Saudi Arabien öffnet den Inlandsflugverkehr für alle Airlines ab Ende Januar 2012.
Grund hierfür sind starker Anstieg der Fluggäste und andere Gründe wie Pleite von Sama Airlines.
Zur Zeit stehen nur Saudia und NASAir für die Aufgabe zur Verfügung.
 
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