Die Natur ist nunmal nicht immer so berechenbar wie wir es vielleicht gerne hätten
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Ich fürchte, man muss das schon etwas differenzierter betrachten.
Das Erstellen der Flugwetterprognosen ist eine hoheitliche Aufgabe und als solche an den DWD als quasi 'Bundesbehörde' deligiert. Dieser wird dafür und für seine weiteren Aufgaben jährlich mir Miliarden-Beträgen ausgestattet.
Die Qualität der Prognosen des DWD im allgemeinen und der im Luftfahrtbereich im Besonderen hat in den letzten Jahren einen absoluten Tiefstand erreicht. Gleichzeitig gibt es am Markt inzwischen diverse 'private' Anbieter, die im Bereich 'Fussgängerwetter' durch die Bank wesentlich (!) treffendere Prognosen herausgeben.
Teilweise arbeiten diese (wie z.B. Kachelmann=MeteoMedia) mit eigenen, sehr engmaschigen Netzen von Mess-Stationen. Teilweise werden aber auch DWD-Daten eingekauft und weiterverarbeitet - und jetzt wird es interessant: Auch diese Vorhersagen (mit den DWD-Rohdaten) sind wesentlich besser, als das was uns Hr. Wesp & Co so anbieten, zumindest im Bereich bis zu 3 Tagen. Nicht zuletzt deswegen, ist ja der DWD teilweise bei der ARD 'rausgeflogen'.
Leider muss man auch sagen, dass sich einige dieser Anbieter durch die Suggestion, eine 10- oder gar 16-Tage-Prognose erstellen zu können, gleich wieder disqualifizieren.
Während man nun sagen kann, dass für Frau Meier und Herrn Huber das Wetter höchstens bei der Auswahl der richtigen Kleidung für den nächsten Tag oder bei der Planung für die nächste Gartenparty interessant ist, liegen die Interessenschwerpunkte in der Fliegerei etwas anders.
Da wir aus ökonomischen und ökologischen Gründen zunehmend mit 'Minimum Fuel' unterwegs sein sollen und gleichzeitig das System Luftverkehr kapazitätsmässig immer weiter überdehnt wird, muss es für uns möglich sein abzuschätzen, ob das Wetter zur Ankunftszeit Flugbetrieb und Landung ohne Verzögerung ermöglicht.
Wie ja schon andernorts hier besprochen, sehen die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestkraftstoffmengen keine Wartezeit am Zielflughafen vor. In Kürze: Komme ich mit 'Minimum Fuel' in MUC an und ATC sagt zu mir '1 Runde im Holding' dann
MUSS ich
SOFORT zum Alternate diverten, obwohl ich in diesem Moment noch Sprit für >= 50 Minuten Flugzeit im Tank habe!
Daher interessieren uns verspätungsträchtige Wetterlagen besonders. Während CATIII-LVO ('Nebel') interessanterweise in MUC sehr geregelt abläuft (m.M. nach weil leicht geslottet wird und viele CATII-only Flieger à la ATR ganz wegbleiben) wird des bei Schnee im Winter oder Gewitter im Sommer vollkommen unberechenbar.
Die Schnee-Räumung einer RWY dauert mindestens 30 Minuten und in dieser Zeit staut es sich dann richtig, weil die Kapazität des Flughafens quasi halbiert wird. Wenn es ganz dumm läuft muss direkt danach (oder gleichzeitig) die andere Bahn auch zugemacht werden, und dann wird es richtig lustig. Gleiches gilt im Sommer, bereits ein einzelnes Gewitter im Anflug oder über dem Platz kann für unberechenbares Delay sorgen.
In der og. Vorhersage war für den Zeitraum von 06-12 Uhr nur Regen mit Sichten von 10 km oder mehr und hohen Wolken vorhergesagt. Aktuell hatte es gegen 10 Uhr dann Sichten unter 2 km, mäßigen (heißt mehr als nur leichten) Schneefall und Wolken nahe des CATI-Minimums. Dabei war diese Vorhersage gerade Mal 5 (!) Stunden alt!
Das ist vollkommen inakzeptabel!
Dazu ist noch zu sagen, dass andere Wetterdienste in Europa scheinbar noch wissen, wie das Wetter wird, zumindest sieht man solche 'Patzer' in dieser Regelmäßigkeit nur in D und speziell in MUC. Das die ICAO gerade vor wenigen Wochen die 9-Stunden-Vorhersage 'abgeschafft' hat (was der DWD natürlich sofort umsetzt, andere Anbieter nicht) und mit einer Vorhersage über 30 Stunden (haha) ersetzt, macht die Sache nicht besser, ebenso wie die Abschaffung der Darstellung von Frontensystemen in unseren Wetterkarten.
Bereits mehrfach war es nur aufgrund 'privater' Verfahren (z.B. Wetterradar über www auf dem PDA etc.) möglich, das Wetter am Zielort welches vom DWD ähnlich wie oben 'gut' vorhergesagt war realistischen (=schlecht) einzuschätzen - Fragt mal die Kollegen, die während KYRILL geflogen sind.
Es ist also nicht ganz so einfach, dass man sagt 'Das ist halt die Natur!'. Solange es andernorts klappt und der DWD teures Geld für Vorhersagen bekommt, von denen er behauptet sie seien richtig erwarte ich eine bessere Trefferquote oder die Möglichkeit, den Flugwetterdienst für private Anbieter zu öffnen.
Sorry für's OT & Grüße,
MAX