Reisebericht: Notizen aus Asien

Auch meinerseits ein herzliches Dankeschön für die Fortsetzung Deines Berichtes. Da hat doch der indische Banker von 11A blöd geguckt, dass ein First Class Passagier neidisch auf seinen Platz war, oder? Warst du denn alles in Allem sehr enttäuscht? Würdest du beim nächsten Mal lieber Business Class fliegen wollen?

Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Kapitel. Indien steht auch auf meiner Wunschliste. Bisher kenne ich Indien nur aus Büchern und Reiseberichten. Ich hörte viel über Armut, Chaos, Dreck usw, aber meine Neugierde über dieses Land ist dennoch sehr groß. Daher freue ich mich schon auf die Fortsetzung Deines Berichtes.

Zu guter letzt noch eine Frage an dich als Münchner und Bayer, aber auch an die Forengemeinde: ich bin Mittwoch und Donnerstag in München. Letztes Mal war ich im Hofbräuhaus. Seit diesem Abend bin ich in zahlreichen japanischen Fotoalben zu finden. Um mir das dieses Mal zu ersparen hätte ich gerne gewusst, wo ich bayerische Küche und bayerisches Bier in aller Ruhe genießen kann. Ich komme mit dem Flugzeug PAD-MUC und wohne im Mercure Altstadt. Wäre prima, wenn jemand einen Ratschlag für mich hätte. Vielen Dank im Voraus!
 
Auch meinerseits ein herzliches Dankeschön für die Fortsetzung Deines Berichtes. Da hat doch der indische Banker von 11A blöd geguckt, dass ein First Class Passagier neidisch auf seinen Platz war, oder? Warst du denn alles in Allem sehr enttäuscht? Würdest du beim nächsten Mal lieber Business Class fliegen wollen?

Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Kapitel. Indien steht auch auf meiner Wunschliste. Bisher kenne ich Indien nur aus Büchern und Reiseberichten. Ich hörte viel über Armut, Chaos, Dreck usw, aber meine Neugierde über dieses Land ist dennoch sehr groß. Daher freue ich mich schon auf die Fortsetzung Deines Berichtes.

Zu guter letzt noch eine Frage an dich als Münchner und Bayer, aber auch an die Forengemeinde: ich bin Mittwoch und Donnerstag in München. Letztes Mal war ich im Hofbräuhaus. Seit diesem Abend bin ich in zahlreichen japanischen Fotoalben zu finden. Um mir das dieses Mal zu ersparen hätte ich gerne gewusst, wo ich bayerische Küche und bayerisches Bier in aller Ruhe genießen kann. Ich komme mit dem Flugzeug PAD-MUC und wohne im Mercure Altstadt. Wäre prima, wenn jemand einen Ratschlag für mich hätte. Vielen Dank im Voraus!

http://www.spoeckmeier.com/
http://www.kuffler-gastronomie.de/de/muenchen/spatenhaus/index.php
 
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Erst mal Danke für das ganze Lob. So etwas tut immer gut. Und damit es schneller weitergeht, werde ich ab jetzt sofort alles Geschriebene hier ins Forum stellen und beginne gleich damit. So werden die Texte auch nicht zu lang.
 
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Landung in Delhi - Teil 1: Die Passkontrolle

Jetzt bin ich in Indien. Und da habe ich Erinnerungen, als ob es gestern gewesen sei. In Indien haben mich viele Dinge so beeindruckt, dass ich sie fest in meinem Gedächtnis abgespeichert habe. Dazu gehört als erstes die Passkontrolle am Flughafen in Delhi. Bei dieser Kontrolle bin ich der erste aus dem Flieger aus Singapore. Das liegt daran, dass es zu den manchmal angenehmen Dingen in der Frist Class gehört, dass man als Passagier dieser Klasse diese als erster Fluggast und damit auch als erster Passagier das ganz große Flugzeug verlassen darf. Singapore Airlines achtet da sehr darauf. Erste Klasse bekommt hier wörtlich einen Sinn: Erster, klasse! Angenehm ist dies meist deshalb, weil man als erster Ankömmling an der Passkontrolle ist (vorausgesetzt, es ist vorher kein anderer Jumbo gelandet): Dort muss man dann nicht anstehen, sondern kann manchmal sogar frei wählen, welchen Pass-Schalter man sympathischer findet. So ist es auch heute am späten Abend, nachdem ich in Delhi gelandet bin: Ich entscheide mich für den freien rechten Schalter mit dem älteren bärtigen Inder. Er schaut sehr senor aus und ich denke mir deshalb, dass er ein erfahrener Grenzpolizist ist. Da wird es wohl besonders schnell gehen. Ich bin gut drauf, denn schließlich freue ich mich auf Delhi und Indien. Ich lege ihm meinen Passport auf seine Theke, und meine zwei Einreiseformulare, die ich ausgefüllt habe. Eines davon gibt er mir sofort wieder zurück, es ist das Zollformular. Dann nimmt er meinen Reisepass, öffnet ihn wie es alle Grenzbeamten tun zuerst auf der Lichtbildseite. Dann schaut er mich ohne Anzeichen eines Lächelns an. Ich merke: Er ist ein ernster Mann. Dann legt er den Pass beiseite. Jetzt blickt er auf mein erstes Einreiseforumlar. Dann nimmt er wieder den Reisepass in die Hand und blättert darin herum, bis er das mein Visum für Indien gefunden hat. Es scheint, als ob er meine Angaben im Formular mit den Daten des Reisepasses und des Visa vergleicht. Er macht auf dem Formular etliche Häckchen. Dann schaut er mich wieder an, diesmal etwas länger und gefühlt sogar noch strenger. Dann blickt er wieder auf seine Arbeitsfläche, wo der Pass liegt, und nimmt einen Stempel. Er haut diesen laut nicht in den Pass, sondern auf das Einreiseformular. Abgestempelt. Ich bin drin in Indien, denke ich mir. Fehlt nur noch der Stempel im Pass.

Der Grenzbeamte hat den Stempel ja in den Hand. Er könnte meinen Pas abstempeln. Er müsste nur einmal mit dem Stempel zuhauen. So einfach wäre das. Doch er legt den Stempel aber einfach ab. Jetzt nimmt sich dieser ältere indische Grenzpolizist mit dem sonoren, erfahrenen Aussehen mein bordeauxrotes deutsche Passexemplar genauer vor. Jetzt wird mein Reisepass genau inspiziert. Er schaut sich den Pass von außen an, er dreht ihn nach allen Seiten, mal nach vorne und nach hinten, mal nach recht und nach links, ohne den Pass zu öffnen. Stimmt, mein Pass hat außen schon etliche Gebrauchsspuren und die Nähte des Textileinbandes lösen sich an den Ecken langsam auf. Macht das jetzt Probleme? Der Grenzbeamte blickt mich kritisch an. Er schaut wieder auf das Einreiseformular. Dann öffnet nochmals den Pass blickt wieder auf mein Passfoto. Dann schaut mich er mich streng und ernst an. „You?“ „Yes, me!“ Er kommentiert meine Aussage nicht. Gefühlt stehe ich nun schon 5 Minuten hier, doch der Grenzpolizist ist immer noch nicht mit meinem Pass und meiner Einreise fertig. Jetzt beginnt er, Seite für Seite langsam durchzublättern – nicht schnell wie vorhin auf der Suche nach dem Visa, sondern sehr langsam. Er schaut sich alle anderen Visa und Stempel an. Er würdigt mich keines Blickes, sondern nur der Pass interessiert ihn und seine vielen Seiten. Sein Blick ist dabei immer streng. Unbestechlich streng. Sein Kopf erhebt sich, er schaut mich ernst an: „Why are you coming to India?“.... Ich muss kurz überlegen, ob ich auf dem Einreiseformular auch wahrheitsgemäß „Education“ angekreuzt habe oder nicht (ich werde ja die medizinische und psychologische Fakultät der Uni in Varanasi besuchen). Ich weiß es aber nicht mehr und sage einfach: „Education .... but also Business, Holiday!“ Der Grenzpolizist würdigt mich nun keines Blickes mehr, sondern er nimmt den Einreisestempel, haut diesen kräftig in meinen Reisepass und überreicht mir meinen Pass mit seinem unbestechlich strengen Blick. Nun bin ich wirklich drin, in Indien.
 
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Juhuu...es geht weiter :p
Darf man denn fragen wieviel Visastempel sich schon in deinem Pass befinden? Ich habe in meinen grad mal 3 aus dem USA drinnen :(, aber der ist auch erst ein Jahr alt.
 
Hast du beobachtet, ob andere Einreisende an umliegenden Schaltern schneller abgefertigt wurden oder die gleiche Intensivbehandlung bekamen?
 
@ RengDengDeng: Visa-Stempel gibt es kaum mehr, das war früher. Heute sind die Visa gedruckte Etiketten, die in den Pass geklebt werden. Davon habe ich glaube ich 3 oder 4 Stück. Dazu kommen dann die Einreise- und Ausreisestempel von allen Ländern, in denen keine vorherige Visa-Antragspflicht besteht. Davon habe ich vielleicht 50 Stück. Am schönsten machen es arabische Staaten: Die kleben bei der Einreise Visagebührenmarken in den Pass und stempeln dann diese ab. Das schaut bunt und nach Leben aus. Am langweiligsten sind meiner Meinung nach die Einreisestempel der USA (die Ausreise wird dort nicht einmal abgestempelt!).

Stempel und Visa "erzählen" die Reiseaktivitäten eines Menschen: Ich hebe deshalb meine abgelaufenen Reisepässe auf, sie sind wie Reisetagebücher, in denen man lesen kann. Ich lege sie in einem Karton ab (wirklich!). In diesen Karton lege ich seit über 25 Jahren alles von Reisen hinein, was ich neben Fotos als aufhebenswert betrachte: Originelle Flugtickets, aussergewöhnliche Reisepläne, aber auch Reisepässe. Im Karton liegt sogar noch ein alter grüner Pass mit einem USA-Visa, als es noch für die USA eine Visa-Pflicht gab. Das war ein ganzseitiger, bunter Visa-Stempel. Der hatte Stil!

@StefanPAD: Ich war bei meiner Einreise so auf den Beamten fixiert, dass ich deshalb ich nicht auf die Nachbarschalter geachtet hatte. Der Beamte war schon ein Erlebnis, an das ich mich noch lange erinnern werde. Solch ähnliche Erlebnisse hatte ich in Indien noch öfter. Es war damit ein Indien-typisches Erlebnis.

Doch ich hätte in meinem Bericht etwas anmerken müssen: Es herrschte damals und auch es herrscht auch heute noch eine berechtigte Angst vor Terroranschlägen. Die Bomben und die Terroristen in fast allen Nobelhotels Mumbais (Bombay) waren bei meiner Ankunft gerade erst ein paar Monate her. Bei den Anschlägen gab es damals hunderte Tote, darunter auch ein Münchner. Die Inder nehmen deshalb die Einreisekontrolle sehr ernst. Der Pass-Beamte hat also nur seinen Job gemacht, mich zu prüfen. Er hat ihn auf eine indische Art gemacht. Das war das besondere daran.

Zur Terrorangst: Auf dem Flughafen von Delhi habe ich sowohl bei der Ankunft als auch beim Abflug sehr viele Soldaten/Polizisten mit Maschinengewehren gesehen, was ich trotz meines Alters immer noch als beklemmend empfinde. Fairerweise muss ich aber dazu sagen, dass man Polizisten (mit Maschinenpistolen bewaffnet) auch auf den Flughäfen von Bangkok und Singapore sieht.
 
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@ GIG: Entschuldigung, dass ich deine Frage erst heute beantworte.

Das Foto ist noch vor dem Start in Singapore entstanden, nachdem ich gerade Platz bezogen hatte (so aufgeräumt schaut ein Platz nur dann aus, wenn ich gerade einen Platz beziehe). Das muss so kurz nach halb sieben Uhr abends gewesen sein. Um 18:45 war glaube ich war der Starttermin und ich war knapp in der Zeit. Aus dem Fenster sieht man also keine Lichtspiegelung, sondern irgendein Detail vom Flughafen, vielleicht die Fluggastbrücke oder sein Unterteil.

Und ich ändere mal schnell meinen gerade geschriebenen Text (heute ändere ich viel), nachdem ich mir mein Foto genauer angesehen habe: Ich vermute, dass durch die Fenster die Schaufeln des Triebwerks zu sehen sind. Von der Perspektive könnte es hinhauen. Ein interessantes Detail, dass mir so gar nicht aufgefallen ist.
 
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Visa-Stempel gibt es kaum mehr, das war früher. Heute sind die Visa gedruckte Etiketten, die in den Pass geklebt werden. Davon habe ich glaube ich 3 oder 4 Stück. Dazu kommen dann die Einreise- und Ausreisestempel von allen Ländern, in denen keine vorherige Visa-Antragspflicht besteht. Davon habe ich vielleicht 50 Stück. Am schönsten machen es arabische Staaten: Die kleben bei der Einreise Visagebührenmarken in den Pass und stempeln dann diese ab. Das schaut bunt und nach Leben aus. Am langweiligsten sind meiner Meinung nach die Einreisestempel der USA (die Ausreise wird dort nicht einmal abgestempelt!).

Stempel und Visa "erzählen" die Reiseaktivitäten eines Menschen: Ich hebe deshalb meine abgelaufenen Reisepässe auf, sie sind wie Reisetagebücher, in denen man lesen kann. Ich lege sie in einem Karton ab (wirklich!). In diesen Karton lege ich seit über 25 Jahren alles von Reisen hinein, was ich neben Fotos als aufhebenswert betrachte: Originelle Flugtickets, aussergewöhnliche Reisepläne, aber auch Reisepässe. Im Karton liegt sogar noch ein alter grüner Pass mit einem USA-Visa, als es noch für die USA eine Visa-Pflicht gab. Das war ein ganzseitiger, bunter Visa-Stempel. Der hatte Stil!
Sorry, ich habe mich da etwas undeutlich ausgedrückt denn eigentlich meinte ich auch die Stempel. :)

Und ja, ich bin auch ein "Alles-von-der-Reise-Sammler" :yes: Denn es ist immer wieder schön sich alte Flugtickets, Karten oder sonstige Unterlagen anzusehen und sich zu erinnern wie toll das war.
 
@ GIG: Entschuldigung, dass ich deine Frage erst heute beantworte.

Das Foto ist noch vor dem Start in Singapore entstanden, nachdem ich gerade Platz bezogen hatte (so aufgeräumt schaut ein Platz nur dann aus, wenn ich gerade einen Platz beziehe). Das muss so kurz nach halb sieben Uhr abends gewesen sein. Um 18:45 war glaube ich war der Starttermin und ich war knapp in der Zeit. Aus dem Fenster sieht man also keine Lichtspiegelung, sondern irgendein Detail vom Flughafen, vielleicht die Fluggastbrücke oder sein Unterteil.

Und ich ändere mal schnell meinen gerade geschriebenen Text (heute ändere ich viel), nachdem ich mir mein Foto genauer angesehen habe: Ich vermute, dass durch die Fenster die Schaufeln des Triebwerks zu sehen sind. Von der Perspektive könnte es hinhauen. Ein interessantes Detail, dass mir so gar nicht aufgefallen ist.

Hallo Donnergeräusch,

danke für die Antwort. An die Triebwerksschaufeln habe ich auch zuerst gedacht. Allerdings sieht man das ganze ja zwei mal übereinander. Das kann natürlich jetzt ein Effekt der Scheibe sein. Vielleicht ist es aber auch ein Gebläse von einem Klimagerät oder der APU am Boden.

Viele Grüße, Uwe
 
Hallo!

An die Triebwerksschaufeln habe ich auch zuerst gedacht. Allerdings sieht man das ganze ja zwei mal übereinander. Das kann natürlich jetzt ein Effekt der Scheibe sein. Vielleicht ist es aber auch ein Gebläse von einem Klimagerät oder der APU am Boden.

Also ich hätte darauf getippt, dass dort in der Nähe der Finger an das Flugzeug angedockt ist, dieser klimatisiert ist, und wir hier die Gebläse sehen.

Besten Gruß,
Matthias
 
...Am schönsten machen es arabische Staaten: Die kleben bei der Einreise Visagebührenmarken in den Pass und stempeln dann diese ab. Das schaut bunt und nach Leben aus.

Hallo Herr Donnergeräusch ;D

Ägypten scheint im Bezug auf diese Marken leider der Vorreiter für die arabischen Staaten zu sein - diese netten kleinen Briefmarken, die in den Pass geklebt wurden und dann abgestempelt wurden, gibt es leider nicht mehr :(
Mal sehen, wann andere Staaten nachziehen.....

Heute sind die Visa gedruckte Etiketten, die in den Pass geklebt werden.

Genau so macht es Ägypten jetzt auch :yawn:
Wenngleich auch nicht so aufwendig wie z.B. China, bei denen sogar personenbezogene Daten ins Visum gedruckt werden, bevor es eingeklebt wird.....

Gruss aus ETSF
 

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Das wäre sehr schade. Die bunten "Briefmarken" und ein Stempel dazu sind einfach nur lebhaft. Dass Cairo nun auch die langweilige Etiketten in den Pass klebt, wusste ich noch nicht. Aber zurück zum Thema hier, ich habe gerade meinen nächsten Teilbericht geschrieben und ich hoffe, dass er allen gefällt.
 
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Nach der Landung in Indien Teil 2 - Geldwechseln!

Reisepässe sind schon nette Erinnerungsbücher: Mein indischer Grenzbeamte fand ihn ja scheinbar auch interessant, bevor er Pass und Visum abstempelte. Doch in Wirklichkeit wollte er nur prüfen, ob ich böse Absichten habe. Die habe ich natürlich nicht und deshalb darf ich erst einmal bis zum Gepäckband einreisen. Dort dreht sich auch schon mein Koffer und alle anderen Koffern auf dem Karusell. Ich bin noch der einzigste am Karusell, die anderen haben offensichtlich die Passkontrolle noch nicht geschafft. Ich schnappe mir meinen Koffer am Griff, drehe ihn auf seine Räder und fahre die Schienen für den Handtransport aus. Jetzt ist er ein Rollkoffer, den ich bequem hinter mir herziehen kann. Ich könnte gleich am Zoll vorbei in die Ankunftshalle gehen, wo man auf mich hoffentlich schon wartet. Ich bin aber ein Pragmatiker und will zuerst Rupien mit meiner Kreditkarte holen. Was man hat, hat man schon. Money Change steht an mehreren Schaltern drauf. Zwei dieser Schalter sind von Thomas Cook. Den Namen kennt man, auch das Logo. Das wirkt vertrauenswürdig. Ich gehe deshalb zum rechten Schalter und frage, ob man mir mit meiner Lufthansa Karte Rupien geben würde. Nein sagt der Inder hinterm Tresen, dazu muss ich zum linken Schalter von Thomas Cook gehen. Das mache ich dann auch. Dort stehen drei Inder, die mit dem Countermann irgendwelche Hotelreservierungen machen. Das dauert. Nebenan wäre auch noch ein Moneychanger, der mich freundlich anlächelt. Aber er kann mir mit der Kreditkarte kein Geld geben. Da sitzt nun dieser Mann und macht offensichtlich Kassensturz so kurz vor Mitternacht. Er zählt Rupien, Rupien, Rupien – ganz flink mit den Fingern und ab und zu Spicke drauf. Bündelweise zählt er die Rupien, während ich immer noch am Thomas Cook Schalter warte. Dort telefoniert der Thomas Cook Mann und sucht offensichtlich freie Hotels für die drei Inder. Also muss ich noch warten.

Es ist ein alter Flughafen, schätzungsweise Baujahr 1960. Er wirkt sogar älter als München-Riem mit seiner damaligen Ankunftshalle – nur etwas grösser ist die Halle in Delhi. Der Flughafen dort ist ein einfacher, alter Zweckbau und hat nicht ein einziges architektonisches Highlight. Alles wirkt sogar düster und zum Teil auch grell, denn die Lichtquellen sind Neonröhren, die kein warmes Licht abgeben. Auch an der Service-Schalterfront gibt es nur Neonröhren. Nur das bekannte Thomas Cook Logo wirkt vertrauenswürdig. Ich warte gefühlte 10 Minuten. Der Inder am Nebenschalter zählt immer noch seine hunderttausende Rupien. Doch auch ich komme mal an die Reihe: Ich will Geld mit meiner Kreditkarte, sage ich dem Inder von Thomas Cook. Hmh, sagt der Inder. Prinzpiell gehe das schon – aber nur prinzipiell. Vorgestern, gestern und heute ginge es aber nicht. Aber er will es probieren, sagt er, vielleicht klappt es ja jetzt. Denn vor ein paar Tagen habe es geklappt. Ich sei schon richtig bei ihm und seinem Schalter. Andere Moneychanger können kein Geld hergeben mit einer Kreditkarte, das könne nur er, sagt er.

Alles, was er mir erzählt, wirkt auf mich sehr chaotisch. Bekomme ich nun mit meiner Kreditkarte Rupien oder nicht? Er sagt, dass er es probieren wolle, vielleicht bekomme ich heute Geld oder auch nicht. Das könne man nicht vorhersagen. Doch wenn es klappt, koste das 5 % der Summe, sagt er. Ist diese ok? In Ordnung, meine ich. Dann schreitet er zur Tat. Er nimmt das Kartenlese-Terminal, trennt es vom Stromkreislauf und von der Online-Verbindung, wartet eine Minute, um es dann wieder einzustecken. Dann drückt er ein paar Knöpfe auf diesem Terminal und bittet um meine Lufthansa Kreditkarte. Er zieht sie einmal durch das Lesegerät. Nichts passiert. Heute gebe es eben keine Verbindung, sagt er, aber er wolle es noch mal probieren. Er trennt das Kartenlese-Terminal nochmals vom Strom und seinem Telekomunikationsanschluß und legt es beiseite. Dann schaltet er seinen Computer aus, kriecht er unter den Tresen, so dass ich ihn nicht mehr sehen kann. Plötzlich ist der ganze Schalter dunkel, das Licht geht aus. Es geht wieder an - ein paar Sekunden später – und mein Thomas-Cook-Geldwechsel-Inder kommt aus dem Fussraum des Tresens hervor und setzt sich auf seinen Stuhl. Er fährt seinen Computer wieder hoch, und danach auch das Kreditkartenlesegerät. Dann zieht er dreimal nacheinander meine Kreditkarte durch das Lesegerät und hofft auf eine Reaktion, doch es gibt kein Signal. Meine Kreditkarte bekommt keine Verbindung. Er entschuldigt sich vielmals – eine Redewendung im Deutschen, doch wenn diese Redewendung bildhaft zu übersetzten ist, dann ist sie die beste: der Thomas Cook Money Changer entschuldigt sich vielmals, sehr viele Male also. Es gibt heute also kein Geld mit einer Kreditkarte. Aber vielleicht morgen, sagt er.... Vor ein paar Tagen habe es ja geklappt, sagt er, ich solle es doch einfach morgen in der Stadt probieren.

Ich bin also in Indien. Ich lerne das Land schon am Indira Gandhi Flughafen kennen: Zuerst die Passkontrolle, dann der Versuch, Geld zu wechseln. Beides waren Erlebnisse, die ich sehr lange in Erinnerung behalten werde. Vermutlich werde ich beide Erlebnisse nicht vergessen. Solche Erlebnisse sind viel nachhaltiger (nachhaltig ist ein Modewort derzeit) –solche Erlebnisse sind also viel nachhaltiger als mein First Class Flug. Die Passkontrolle und der Geldweschselversuch waren wirkliche Erlebnis, die ich nicht missen will. Nach der Zollkontrolle erwartet mich wieder ein Erlebnis, es ist typisch Indien, sage ich heute im Nachblick. Davon später, wenn ich Zeit finde, davon zu berichten ...
 
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Hallo Donnergeräusch,

schön das Du immer weiter schreibst.
Ich liebe diese Art Reisebericht und bin immer sehr gespannt, wie es wohl weitergeht.

Auch Deine Schreibweise ist wunderbar. Besonders angenehm ist, dass Du grammatikalisch und orthographisch richtig schreibst. Das liest sich richtig gut.
Leider ist das gerade im Internet sehr sehr selten geworden.

Ich freue mich schon sehr auf Deinen nächsten Bericht.

Viele Grüsse aus dem Berliner Umland von Manuela
 
Hallo Donnergeraeusch !

Vielen Dank fuer deine Berichterstattung ! :resp:

Es liest sich wie ein Bilderbuch, besonders wenn man selber schon einmal am ein oder anderen Ort gewesen ist und sich die Situation bildlich vorstellen kann !

Eine Frage am Rande, waere es nicht gunestiger und bequemer wenn du dir fuer deine Kreditkarte eine Pin Nummer bestellst ? So interessant diese Begegnungen auch sein moegen, manchmal hat man es ja doch einmal eilig ;)

Ich freue mich schon auf die naechste Episode !

Lg,
Sebastian
 
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Hallo Donnergeraeusch !

Vielen Dank fuer deine Berichterstattung ! :resp:

Es liest sich wie ein Bilderbuch, besonders wenn man selber schon einmal am ein oder anderen Ort gewesen ist und sich die Situation bildlich vorstellen kann !

Eine Frage am Rande, waere es nicht gunestiger und bequemer wenn du dir fuer deine Kreditkarte eine Pin Nummer bestellst ? So interessant diese Begegnungen auch sein moegen, manchmal hat man es ja doch einmal eilig ;)

Ich freue mich schon auf die naechste Episode !

Lg,
Sebastian
Bin jetzt zwar nicht Donnergeräusch, aber ich glaube, irgendwo vorne hatte er sich schonmal zu dem Thema PIN geäußert. ;)

grüße

takeoff
 
Keine Sorge, mir geht es gut. Wir haben im Moment viel zu tun, denn die Wirtschaftskrise versucht gerade, auch uns zu ärgern. Wir wollen uns aber nicht ärgern lassen, und kommen deshalb nächstes Jahr vielleicht besser heraus, als ich es mir jemals erträumt habe. Sicher ist dies noch nicht, aber die Zeichen sind seit heute gut *smile*: Wirtschaftskrise, uns kriegst du nicht!

Ich würde am liebsten schneller weiter schreiben, denn es macht mir ja Spass und ist für mich Entspannung pur. Doch manchmal geht es eben nicht. Im Moment habe ich tatsächlich viel Arbeit.

Auf "Dienstreise" nach Asien und Australien bin ich noch nicht (@ moddin: woher weisst du, dass ich genau dorthin dieses Jahr noch mal hinfliege?), meine "Dienstreisen" gehen zur Zeit nach Köln, Düsseldorf, Berlin, Zürich - und als Schmankerl mal nach Valencia oder Stockholm (davon müsste ich eigentlich berichten!).

So, ich schreibe heute Abend weiter und werde den nächsten Teil meines Berichts irgendwann hier ins Netzt stellen heute noch!
 
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