Ich sehe eher eine Abspaltung einer gesellschaftlichen Minderheit, bestehend aus Leuten, die die Pandemie nicht wahrhaben wollen bzw. leugnen, fortlaufend wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren, sich Schutzmaßnahmen verweigern oder sich anderweitig unsolidarisch verhalten.
Das Schlimme ist, dass es sich eben nicht um
eine homogene Minderheit mit übereinstimmender Geisteshaltung handelt, sondern um eine Mischung aus Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen der Lage ablehnend gegenüberstehen. Da gibt es, wie Du ganz richtig feststellst:
- Leute, die die Pandemie einfach nicht wahrhaben wollen ("wird schon nicht so schlimm werden" - diese Haltung findet man ja auch in weiten Teilen der Politik und der Wirtschaft als Begründung, warum man gegen Einschränkungen protestieren müsse - Minderheit?)
- Pandemieleugner und Verschwörungstheoretiker (oft unter dem Oberbegriff "Querdenker" vereint)
- Leute, die wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren (hierzu kann man, etwas provokant gesagt, ebenfalls weite Teile der Politik zählen - wurde nicht im Sommer bereits die aktuelle Entwicklung von Wissenschaftlern vorausgesagt? Und nicht angemessen drauf reagiert? Wäre eine aus wissenschaftlicher Sicht ausreichende Reaktion politisch überhaupt durchsetzbar gewesen?)
- Leute, die die getroffenen Schutzmaßnahmen ablehnen (hieran entzündete sich ja die Querdenker-Bewegung, deren noch-nicht-radikaler Ausgangspunkt war ja der Vergleich mit anderen Ländern und anderen Maßnahmen)
- "anderweitig unsolidarisch" ist ein weites Feld zwischen vorsätzlicher Coronaparty und gedankenlosem "mir wird schon nichts passieren, ich brauche keine Impfung".
Gehöre ich zur verrückten Minderheit, wenn ich 2G* oder den neuen Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte** ablehnend gegenüberstehe? (EDIT zum Hintergrund, ich habe mich frühestmöglich impfen lassen und halte mich nicht gerade für einen Querdenker o.ä.)
*Begründung 1: Dass eine Impfung - anders als anfangs angenommen - wohl doch nicht so gut dauerhaft vor Ansteckung und Weiterverbreitung schützt, sehr gut hingegen vor schwerem Verlauf, konnte man ja erst sehen, als genügend "Studienteilnehmer" lange genug geimpft waren. 2G sollte also nicht als "Maßnahme zur Eindämmung des Virus" verkauft werden, sondern als "Maßnahme zum Schutz der Intensivstationen vor Überlastung". Ein Ungeimpfter kann sich nicht bei der Großveranstaltung anstecken, wenn er nicht reingelassen wird, und dann auch nicht auf Intensiv landen. Um die Verbreitung wirklich einzudämmen, bräuchte es eher 1G, nämlich eine engmaschige Teststrategie. Diese lässt sich nur schlecht verkaufen, wenn man vorher den Geimpften exklusive Erleichterungen versprochen hat, und eine Motivation zur Impfung erzeugen möchte. Die momentane Lösung heißt 2G+ - und basiert eben weiterhin auf Ausschluss.
Auch den schimpfenden Einzelhandel (der 2G ablehnt - verrückte Minderheit?) kann ich verstehen, denn der Querdenker wird sich durch den Ausschluss nicht zum Impfen bewegen lassen, sondern seine Einkäufe ins Internet verlagern.
**Begründung 2: In dieser Form sind die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte kaum durchsetzbar bzw. zu kontrollieren. Und fördern obendrein noch das so beliebte Denunziantentum unter Nachbarn = Verschärfung der Spaltung.
Um den Bogen zurück zum Thema Luftfahrt zu spannen: einige Staaten, u.a. USA, verlangen bereits wieder von allen Einreisenden aktuelle Testnachweise - ohne Ausnahme. Das scheint mir die bessere Strategie zu sein als entweder pauschal alle auszusperren (Lockdown) oder bestimmten Gruppen Vor- oder Nachteile zu verschaffen. Spaltet auch weniger.