Re:Transrapid (Update-Infos)
Bund und Bayern rangeln um Transrapid
Montag 25. Oktober 2004, 07:45 Uhr
Die Chancen für den Bau einer Transrapid-Verbindung in München zwischen Flughafen und Hauptbahnhof sind gestiegen, nachdem der Bund am Freitag seine Beteiligung an der Finanzierung der Magnetschnellbahn bekräftigt hat.
DÜSSELDORF. Allerdings klafft bei dem bisher mit 1,6 Mrd. Euro veranschlagten Projekt nach wie vor eine Finanzierungslücke von wenigstens 125 Mill. Euro. Hinter den Kulissen läuft ein heftiges Gerangel, aus welchen Töpfen das zusätzliche Geld kommen soll.
„Wir stehen zu dem Projekt des Transrapid München“, hatte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums Ende letzter Woche erklärt. Auch der CDU-Bundesvorstand drängt in seinem Leitantrag für den Düsseldorfer Bundesparteitag Anfang Dezember darauf, den Transrapid endlich in Deutschland einzusetzen. Die CDU-Verkehrsexperten wollen sich aber nicht auf das Projekt in München festlegen. Wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Brunnhuber erläuterte, sehe er noch nicht, dass die von Bundesverkehrsminister Stolpe in Aussicht gestellten Zuschüsse tatsächlich fließen. Der Vorsitzende des parlamentarischen Gesprächskreises Transrapid, der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerhard Rübenkönig, äußerte sich zuversichtlich. Die Bundesregierung sei ebenso wie die bayerische Landesregierung entschlossen, die Flughafenanbindung zu bauen. Der Bund werde 675 Mill. Euro für den Bau der 37 Kilometer langen Verbindung bezahlen, versicherte das Bundesverkehrsministerium in der vergangenen Woche erneut. Die Strecke soll 2009 in Betrieb gehen. Wie berichtet, soll das Planfeststellungsverfahren in diesem Jahr eingeleitet werden. Erst nach dessen Abschluss etwa Mitte 2006 rechnen die Beteiligten mit Klarheit über die tatsächlichen Kosten des Projekts.
Die Planungs- und Vermarktungsgesellschaft Transrapid International, an der die Magnetbahnpartner Siemens und Thyssen (Xetra: 750000.DE - Nachrichten - Forum) -Krupp maßgeblich beteiligt sind, bekräftigte am Wochenende erneut die Notwendigkeit der Strecke. Werde das Projekt in München nicht realisiert, bestehe die Gefahr, dass die Transrapid-Technologie für Deutschland verloren gehe.
Bund und Freistaat Bayern pokern aber noch heftig darum, wer die Finanzierungslücke schließen muss. Während Berlin das Projekt als rein bayerische Investition sieht, stellt sich Bayern auf den Standpunkt, es sei ein Bundesprojekt, um so größere Finanzierungsanteile vom Bund zu erhalten.
Der bayerische Wirtschafts- und Verkehrsminister Otto Wiesheu argumentiert, die Zahlung der Mehrkosten von 125 Mill. Euro seien vom Bund in Aussicht gestellt worden. Doch statt insgesamt 800 Mill. Euro hat der Haushaltsausschuss des Bundestages nur 550 Mill. gebilligt. Sie stehen ganz überwiegend als Verpflichtungsermächtigungen im Bundeshaushalt, sind allerdings nach Rübenkönigs Angaben mit Sperrvermerken versehen. Diese würden erst aufgehoben, wenn das vom Bund geforderte Gesamtkonzept vorliegt. Ohnehin gibt es Schätzungen, dass die Baukosten statt bei 1,6 Mrd. Euro längst bei 1,85 Mrd. Euro liegen.
Der Geschäftsführer der Bayerischen Magnetbahnvorbereitungsgesellschaft, Josef Zeiselmair, verwies darauf, dass der Transrapid, der in nur zehn Minuten Fahrzeit die beiden Verkehrsknoten verbinden soll, von Anfang an Betriebsgewinne in zweistelliger Millionenhöhe erzielen werde. Diese sollen mit zur Finanzierung herangezogen werden. Zu den eindringlichen Befürwortern des Projekts gehören der Flughafen München und die Lufthansa (Xetra: 823212.DE - Nachrichten - Forum) . Flughafenchef Michael Kerkloh betonte, mit der Schnellverbindung zum Hauptbahnhof könne endlich „ein Geburtsfehler“ des Airports im Erdinger Moos beseitigt werden: Anders als die Wettbewerber im In- und Ausland habe er keinen Fernbahn-Anschluss. Dieses Manko ließe sich mit dem Transrapid zum Hauptbahnhof ausgleichen.
Die Lufthansa, die München neben Frankfurt als zweites Drehkreuz betreibt, erwartet von einer schnellen, zuverlässigen Transrapid-Verbindung eine bessere Erschließung des süddeutschen Marktes, ohne sich jedoch an den Baukosten beteiligen zu wollen. Flughafen und Kranich-Airline haben gemeinsam den Terminal 2 des Flughafens erstellt und damit die Kapazität auf jährlich 50 Mill. Passagiere verdoppelt. 2004 würden voraussichtlich 27 Mill. Passagiere abgefertigt, mit stark steigender Tendenz, sagte Kerkloh.