Zitat FAZ, Artikel von Von Johannes Winterhagen, Holger Appel
...Trotzdem darf eine sicherheitskritische Eigenschaft von Lithium-Ionen-Batterien nicht verschwiegen werden: Erhitzt man sie zu stark, neigen sie zum „thermischen Durchgehen“. Darunter verstehen Ingenieure ein System, das ohne weitere Wärmezufuhr immer heißer wird, bis es sich schließlich entzündet oder, noch schlimmer, gar explodiert. Dieser Teufelskreislauf kommt erst in Gang, wenn eine bestimmte Grenztemperatur überschritten wird, je nach Bauart liegt sie bei Lithium-Ionen-Akkus immerhin zwischen 150 und 250 Grad Celsius.
Der selbstverstärkende Effekt liegt in der Batteriechemie begründet. Die Kathode, sozusagen das Parkhaus der Ionen, besteht heutzutage in der Regel aus einem Metalloxid, also einer Sauerstoffverbindung. Wird die Grenztemperatur überschritten, fischt das reaktionsfreudige Lithium den Sauerstoff aus dieser Verbindung. Unglücklicherweise ist diese Reaktion exotherm, es wird also zusätzliche Wärme frei. Besonders unschön wird es jenseits von 300 Grad, dann nämlich beginnt der Elektrolyt, der Kathode und Anode voneinander trennt, zu brennen.
Vor diesem Hintergrund haben die Piloten der japanischen Fluggesellschaft ANA gewiss nicht überreagiert, als sie nach der ersten Rauchentwicklung sofort die Notlandung einleiteten. Ein Lufthansa-Kapitän sagt auf Anfrage: „Feuer an Bord ist das Einzige, wovor ich wirklich Angst habe.“ Wenn es in einem Flugzeug brennt, das zeige die Statistik, „sind nach 15 Minuten alle tot“. Als problematisch erweist sich auch, dass sich ein Brand einer solchen Batterie kaum löschen lässt. Ingenieure berichten, dass die einzig wirksame Methode Luft- oder Sauerstoffentzug ist. ...