MUCFLYER
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Zum Thema "Wie sicher ist eine Airline" hat sich die Redaktion der Aero gedanken gemacht und ist im neuen Heft zu finden! Den Artikel habe ich aber leider noch nicht lesen können!
Ich bin ebenfalls Abbonnent der AERO. Leider entäuschen sie in meinen Augen immer wieder mal mit einer derartig oberflächlichen, und somit zweifelhaften, Statistik!
Das Problem ähnelt der Quadratur des Kreises... Wie geh ich überhaupt an das Thema ran?
Grosse namhafte Airlines liegen in dieser AERO Statistik im Mittelfeld. Sind sie dabei als sicher, noch sicher, oder bereits als unsicher einzustufen?
Waren alle Anstrengungen umsonst? Ist Sicherheit etwa doch nicht käuflich?
Eine Beurteilung der AERO Sicherheitsanalyse in Airlinekreisen fällt kritisch aus. Die Zeitschrift bezieht sich bei der Bewertung auf den sogenannten JACDEC Index (Anzahl der getöteten Passagiere bezogen auf die geflogenen Passagierkilometer). Diese Betrachtungsweise stellt aber einen sehr verkürzten und eindimensionalen Blick auf die Flugsicherheit dar, der in Fachkreisen aus folgenden Gründen sehr umstritten ist:
1/ Die Anzahl der getöteten Passagiere (pro fatalem Unfall) ist für die Betrachtung des Unfallgeschehens nicht relevant, denn es bleibt dem Zufall überlassen, ob eine verunglückte Maschine ausgebucht ist oder nicht. Die Tragik und mögliche Gefahr einer Flugzeugkatastrophe wird bei einem nahezu leeren Flugzeug nicht geringer und Frachter spielen bei der JACDEC Betrachtungsweise überhaupt keine Rolle mehr. Auf der anderen Seite erreicht eine hervorragende Airline wie die ehemalige Swissair nach einer einzigen Katastrophe (Halifax) mit vielen Opfern sofort eine schlechte Bewertung.
2/ Das Risiko, dem eine Fluggesellschaft ausgesetzt ist, steigt mit der Anzahl der Flugbewegungen. Eine kleine neue Gesellschaft mit verhältnismäßig wenigen Flugzeugen erscheint zunächst - unabhängig von der tatsächlichen Sicherheitslage - immer als sehr sicher. Denn dies hängt sowohl vom Risiko des einzelnen Fluges, aber eben auch von der Anzahl der geflogenen Legs ab. Im konkreten Beobachtungszeitraum fällt auf, dass die als hervorragend sicher bewerteten Airlines in den 90er Jahren gegründet wurden und dass sie in diesem Zeitraum zum Teil deutlich weniger als 10% der Flugbewegungen absolviert haben, wie die - seit 1993 glücklicherweise - ebenfalls unfallfreie - LH Passage Airline.
Offensichtlich stellt der JACDEC-Index kein geeignetes Werkzeug dar die Sicherheit eines Flugbetriebes kurz- und mittelfristig zu messen.
Es macht keinen Sinn, das Risiko von 60.000 Flügen der Airline A mit dem von 6.000.000 Flügen von Airline B zu vergleichen, denn Airline B muss das wesentlich größere Risiko von 100mal mehr Flügen schultern...
Hier mal ein paar weitere grundlegende Gedanken einer Flugbetriebsinspektion zum Thema Statistiken der Flugsicherheit:
Obwohl noch immer etwa jeder zweite Passagier von mehr oder weniger ausgeprägter Flugangst geplagt wird, ist das Flugzeug in der öffentlichen Wahrnehmung zum sichersten aller Verkehrsmittel geworden. Hohe Sicherheit ist für Fluggäste eine Selbstverständlichkeit. Dennoch spielen bei Seminaren gegen Flugangst Erkenntnisse der Flugunfallstatistik nach wie vor eine wichtige Rolle. Die Tatsache, dass nur etwa alle 1,8 Mio Flugstunden der Totalverlust eines Flugzeuges zu beklagen ist und im Vergleich dazu ein Menschenleben nur eine durchschnittliche Dauer von 850.000 Stunden hat, lässt auch die hartnäckigsten Zweifler verstummen. Fliegen ist -statistisch belegbar- die sicherste Art der Fortbewegung.
Zu dieser Betrachtungsweise noch einige Zahlen: Eine vollbesetzte B744 produziert in 24 Std. 6,5 Mio.! Passagierkilometer (FRA-LAX-FRA). Würden die Gäste eines einzigen 'Arbeitstages' einer B744 eine vergleichbare Strecke mit dem PKW zurücklegen, hätten 23 Reisende einen Unfall, 5 würden verletzt und jeden zwölften Tag wäre ein Toter zu beklagen - ein beeindruckender Beleg dafür, wie sicher das Flugzeug ist.
Leider ist diese Betrachtung einseitig und spiegelt nur die halbe Wahrheit wieder. Das Flugzeug ist zweifelsfrei unschlagbar sicher wenn es um den Transport vieler Menschen über eine lange Distanz geht. Eine B744 produziert bis zu 4000.000 Passagierkilometer pro Stunde. Die Bilanz verschlechtert sich allerdings deutlich wenn zum Beispiel ein einzelner Flug mit einer einzelnen Autofahrt verglichen wird. Hierbei ergibt sich dann folgendes Bild: Etwa einer von 2 Mio Flügen endet mit einem tödlichen Unglück, aber nur bei einer von 8 Mio. Autofahrten ereignet sich im Straßenverkehr ein fataler Unfall (deshalb sollte man zum Semmeln holen beim Bäcker um die Ecke nicht mit dem Flugzeug reisen). Das Auto ist folglich, bezogen auf eine einzige, im Schnitt 10km lange Fahrt vier mal sicherer als ein einzelner, im Schnitt 1300km langer Flug. Aber auch diese Betrachtungsweise ergibt noch kein vollständiges Bild. Es müsste bspw. noch die Reisestrecke genauer anhand von Unfallstatistiken betrachtet werden etc.