Es stimmt,
wir sollten uns auf die Dinge konzentrieren, wo wir alle, Gegner wie Befürworter noch was bewegen können.
Die Meinungen lassen sich auf beiden Seiten eh nicht ändern, zu groß ist die Betroffenheit als Opfer auf der einen Seite und zu groß der Vorteil auf der anderen Seite. Die einen sehen ihre Gesundheit, die anderen ihren Job in Gefahr - für jeden ist das eigene Problem das Größere, da kann einfach nichts zusammengehen und die Sachargumente gehen unter.
Zwei Dinge möchte ich zuvor aber noch herausgreifen:
Erstens: Was mir hier, aber auch in Leserbriefen unangenehm auffällt, ist das verzerrte Demokratiebild, das einige haben.
So wird ja bemängelt, dass nur 30% gewählt haben, die 55% davon also nur 16% der Wahlberechtigen darstellen würden. Soweit so richtig. Falsch ist aber die wiederholt geäußerte Behauptung, dass die Wahl demnach eine Farce sei, weil 84% nichts gesagt haben und vielleicht viele, viele Befürworter darunter sein könnten.
Leute die wählen, egal ob Pro oder Contra, haben sich kundig gemacht, wissen was sie wollen und warum. Alle anderen haben eben KEINE Meinung, weil sie nicht genug Bescheid wissen oder es sie nicht betrifft. Diese Leute sind mit JEDER Entscheidung zufrieden - warum sollen die wählen gehen? Warum sollte es ein Problem sein, wenn diese Stimmen fehlen? Wieso bestimmt dann angeblich eine Minderheit die Mehrheit im Lande? Die Mehrheit hatte doch einfach keine Meinung und tut mit Nichtwahl kund, dass sie jede Entscheidung akzeptiert!
Fazit: Auch bei einer 30%-Beteiligung haben sich also nur die gerührt, die auch wirklich eine Meinung dazu haben! Es ist doch nur richtig, dass politische Entscheidungen von Leuten getroffen werden, die eine Meinung haben, Bescheid wissen. Alles andere, wenn man Leute zur Stimmabgabe zwingen würde, die gar keine Meinung dazu haben (können), wäre doch die wirkliche Verzerrung eines Wahlergebnisses!
Zweitens:
Es wird immer behauptet, wir Anwohner könnten ja wegziehen und neu hinzugezogen hätten kein Recht auf Gegenwehr und in Frankfurt würden auch so viele Leute wohnen.
Viele können aber nicht wegziehen, da sie sonst ihre Immobilie mit erheblichen Verlusten (wir sprechen hier von hunderttausenden von EUR pro Haus!) verkaufen müssten. Denn wer will sich hier schon ein Haus kaufen? Umgekehrt sind Häuser weiter weg utopisch teuer.
Oder schon mal daran gedacht, dass man ein Haus hier erbt? Oder einen Partner hier findet und zu ihm zieht?
Diese Leute können nichts dafür, dass der Flughafen hier her kam und können nicht einfach so ausweichen. Ihr denkt wohl zu sehr an Mieter und vergesst die
IMMOBILienbesitzer.
Und MUC ist noch dazu ein NEUER Flughafen, der mittein hinein gesetzt wurde. Die Anwohner waren schon vorher dort. Das bringt naturgemäß viel mehr hart Betroffene mit sich als ein "alteingesessener" Flughafen wie Frankfurt. Sowas sollte aber Berücksichtigung finden.
@MUCFLYER:
Jemand macht sich nicht lächerlich nur weil er eine Meinung vertritt, die nicht mit der eigenen übereinstimmt.
Es verhindern auch nicht nur wenige hundert ein Projekt für Hunderttausende. Es ist nur so, dass eben nur wenige hundert sich dazu aufraffen, auch öffentlich und politisch aktiv zu werden während die meisten lieber nur hinterherlaufen wollen. Das ist ÜBERALL so - es gibt immer mehr Indianer als Häuptlinge. Deswegen stehen die zehntausende von Indianer trotzdem hinter den wahrnehmbaren wenigen Hundert Häuptlingen. Und ich sehe auch nirgends Armeen von Befürwortern herumlaufen, sondern immer nur die selben wenigen Köpfe in den Medien.
######### Thema Lärmschutzabgabe ##################
Und um jetzt endlich mal zum Kern zu kommen: Unsere Gesetzeslage lässt den Betroffenen leider wenig Spielraum zu - nennenswerte Entschädigungen sind nur für die allerextremsten Einzelfälle vorgesehen. Also bleibt uns nur der Kampf Alles oder Nichts - Dagegen kämpfen oder sich unterbuttern lassen.
Genau das totale Dagegensein seht ihr kritisch und, oh Wunder ICH AUCH! Für mich ist das nur ein Notbehelf. Ich sähe viel lieber einen Kompromiss. Wie der aussehen könnte, wird auf
sosegides (
https://sites.google.com/site/sosegides/) dargelegt.
Ja, ich wohne in Pulling. Pulling ist übrigens auch heute schon, noch ohne die 3. Bahn "Scheiße"! Denn der Ort wird südlich und dann auch noch westlich umflogen, der Lärm dauert also doppelt so lange wie wenn er nur 1x drüber ginge. Übrigens würde auch der Entlastungseffekt einer 3.Bahn für uns hier überhaupt nicht greifen. Was auf der Nordbahn nicht kommt und auf die 3. Bahn verteilt wird, fliegt eben trotzdem über Pulling.
Wenn du das ernst meinst mit deiner Zustimmung soweit wie oben zitiert und obendrein auch den Widerstand gegen die 3. Bahn dämpfen willst, dann schlage ich vor, ihr überdenkt die Vorschläge von sosegides mal "von Innen heraus". Bringt sie doch mal bei entsprechenden Stellen vor. Lesen und darüber mal nachdenken kostet nichts und ist nicht verboten.
Wenn ich alleine damit komme, so meine Erfahrung, interessiert das keinen. Auch die Gegner der 3. Bahn nicht, da sie nicht ganz zu Unrecht fürchten, dies könne ihre Total-Dagegen-Position schwächen.
Aber überlegt doch mal: Die Lärmabgabe (siehe
sosegides) würde doch mehrere Probleme auf einmal lösen!
Und nur die Passagiere würden bezahlen. Peanuts! Niemand würde wegen 2-5 EUR mehr pro Flug auf einen Flug verzichten! Betroffene würden entweder bald zufrieden wegziehen oder zufrieden das Geld einstreichen, jedenfalls nicht mehr gegen die 3. Bahn ankämpfen.
Und MUC wäre vielleicht ein Vorreiter und Vorbild für eine absolut gerechte UND bezahlbare Enwicklung landesweit.
So eine Lärmabgabe wäre aber natürlich NUR möglich, wenn sie als freiwillige Vereinbarungsidee aufkäme und dann festgezurrt werden würde. Denn gesetzlich ist sie ja leider nicht vorgesehen. Deswegen ja der Abwehrkampf - bevor man gar nichts tut und einfach Opfer ist.
Ich bin sogar sicher, dass viele Passagiere die paar EUR gerne zahlen würden, da sie insgeheimt ein schlechtes Gewissen haben und sich so quasi bilig erleichtern können.
Es gäb übrigens noch eine Menge weiterer Maßnahmen, wie die drei genannten Hauptbetroffenen unter den Ortschaften entlastet werden könnten. So fällt mir gerade jetzt (13-14 Uhr) auf, dass heute ausnahmsweise Maschinen von der Südbahn starten und nach Nordwesten abbiegen, die sonst auf der Nordbahn, also über Pulling hochgehen. Dies ist sehr angenehm, während es umgekehrt praktisch niemand belastet, da die Flugroute von der Südbahn über fast unbewohntes Gebiet geht bzw. Achering weiter weg von der Südbahnroute ist als Pulling von der Nordbahnroute. Außerdem ist es viel kleiner und vorwiegend Gewerbegebiet und sowieso direkt neben der Autobahn.
Genau so gut könnte man die Nordbahn zwischen Freising und Pulling durchlassen - im Süden biegen die startenden Flieger auch gleich nach dem Flughafenzaun fast um 90° nach Süden ab, technisch ginge das also leicht.
Für Pulling wäre das eine massive Entlastung, da die Route weiter weg wäre und obendrein nur noch eine Seite (statt wie bisher zwei Seiten) betroffen wären. Vötting dagegen wäre nur minimal mehr belastet - unter dem Strich also eine massive Verbesserung.
Solche konstruktiven Vorschläge werden leider immer abgeblockt.
Stattdessen kommen von BEIDEN Seiten immer nur die selben Maximalforderungen WIR WOLLEN, WIR FORDERN, WIR BRAUCHEN (NICHT) usw. Nie aber "Wir könnten doch hier ein wenig und dafür dann dort".
Wie soll man so aber zu neuen Kompromissen oder überhaupt Weiterentwicklungen kommen, die Fronten mal konstruktiv aufweichen?
Wieso kommt niemand von euch als Insider dazu, hier mal was anzuregen und so vielleicht die Stimmung in der Bevölkerung zu dämpfen? Immerhin scheint ihr selbst ja ein großes eigenes Interesse zu haben, dass der Widerstand gegen die 3. Bahn möglichst klein wird.