Billigflieger-Preiskampf spitzt sich zu
Die meisten Billig-Flieger könnten schon bald vor dem Aus stehen, glaubt Ray Webster, Chef des britischen Billig-Fliegers Easyjet. Das Unternehmen will weiter aggressiv Marktanteile gewinnen. Das wird auch die Lufthansa nicht kalt lassen.
"Die neuen Airlines haben heute kaum eine Chance, schnell profitabel zu werden. Viele werden deshalb scheitern - ihnen wird schlicht das Geld ausgehen", sagte Webster der "Berliner Zeitung". Zunächst würden wahrscheinlich zahlreiche Gesellschaften verschwinden, die keine Linienfluggesellschaft als Mutter hinter sich haben. Am Ende würden von den heute gut 50 Billig-Fliegern außer den Marktführern Ryanair und Easyjet "vielleicht ein halbes Dutzend übrig bleiben, aber auch die wohl nur als kleine Nischenanbieter".
Auf dem deutschen Markt war Easyjet erst vor wenigen Wochen gestartet – mit Kampfpreisen. Dabei soll es nicht bleiben. In Deutschland habe Easyjet noch viel vor: "Ich kann Ihnen versprechen, dass wir unsere Aktivitäten in den nächsten Jahren noch stark ausbauen werden", sagte der Easyjet-Chef. Davor hat auch die Konkurrenz Angst. So hatten mehrere Billigflieger angekündigt, sich vom Flughafen in Hannover zurückzuziehen, falls Easyjet bald ebenfalls dort starten sollte.
Auf das Geschäft der Lufthansa dürften die Easyjet-Pläne ebenfalls Auswirkungen haben. Denn am Easyjet-Konkurrenten Germanwings ist die Lufthansa indirekt beteiligt. Erst Anfang April hatte die Lufthansa ihren Anteil an der Germanwings-Mutter Eurowings von 25 auf 49 Prozent erhöht. Verschärft sich der Preiskampf, dürfte auch das Ergebnis von Eurowings leiden. Das Eurowings-Ergebnis fließt in das Lufthansa-Finanzergebnis mit ein. Zusätzlich konkurrieren die Billig-Flieger auf immer mehr Strecken mit der Lufthansa. In schwierigen wirtschaftlichen Zeiten könnten immer mehr Geschäftsreisende auf Billig-Flieger umsteigen.
Doch auch Easyjet leidet unter dem harten Preiskampf. "Für die nächsten zwei bis fünf Jahre ist das für uns ein Problem", sagte Webster. Immerhin können die übrig gebliebenden Fluggesellschaften seiner Meinung nach langfristig hoffen. "Auf lange Sicht gehe ich aber davon aus, dass die Ticket-Preise wieder steigen, wenn der Markt erst einmal bereinigt ist."