Re:Kapitalerhöhung bei Lufthansa
Lufthansa: Kapitalerhöhung stößt Analysten sauer auf
Die Deutsche Lufthansa will sich über eine Kapitalerhöhung Geld für die Anschaffung des Großraumflugzeugs Airbus A380 besorgen. Branchenbeobachter vermuten jedoch andere Gründe hinter den Plänen.
Der Vorstand der Lufthansa habe eine Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital mit Bezugsrechten der Aktionäre beschlossen, teilte die drittgrößte Fluggesellschaft Europas am Montag mit. Dem Unternehmen werden dadurch voraussichtlich mindestens 750 Mio. Euro zufließen. Der Aktienkurs der Lufthansa brach am Morgen um fast sieben Prozent ein, erholte sich im Handelsverlauf aber ein wenig. Am Mittag lag das Papier noch 4,4 Prozent im Minus bei 11,50 Euro.
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber
Das Geld soll vor allem in den Ausbau der Langstreckenflotte fließen und für die Finanzierung der 15 bestellten Großraumflugzeuge vom Typ Airbus A380 verwendet werden. Der Riesen-Airbus A380 soll in der Basisversion 555 Passagiere befördern, die auf zwei Etagen in dem Flugzeug platziert sind.
Bereits heute sind wir im Interkontinentalverkehr sehr gut positioniert. Dieses attraktive Marktsegment erfährt in den nächsten Jahren durch die Flottenexpansion und die Einführung des Airbus A380 einen neuen Wachstumsschub, sagte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber am Montag in Frankfurt. Neben der Erweiterung der Flotte um das neue Großraumflugzeug plant die Lufthansa Investitionen zur Vorbereitung des Flugbetriebs und in die Infrastruktur. Zukäufe seien dagegen nicht geplant.
Spekulationen über Kriegskasse
Insgesamt brauche die Lufthansa 4,7 Mrd. Euro für die Einführung des Airbus A380. Darin seien auch die Kosten für die technische Vorbereitung für den Einsatz des Großraumflugzeugs enthalten, sagte Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley. Mit der Kapitalerhöhung sei die Fluglinie für die Finanzierung dieser Kosten gut gerüstet.
Der Airbus A380
Analysten meldeten jedoch Zweifel an den Gründen für die Kapitalerhöhung an. Die Kosten für den A380 könne die Lufthansa auch über Cash-Flow und Kredite finanzieren, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Branchenexperten, der namentlich nicht genannt werden wollte. Er vermute, dass sich die Fluggesellschaft eine "Kriegskasse" für mögliche Zukäufe aufbauen wolle. Auch die Analysten von Merrill Lynch und der Landesbank Rheinland-Pfalz konnte die Lufthansa nicht überzeugen, sie stuften die Aktien herab.
Bezugspreis mindestens 9,85 Euro je Aktie
Kley sagte weiter, dass es sich seines Erachtens um die größte Kapitalerhöhung handele, die es jemals bei einer Fluglinie gegeben habe. Er sei zuversichtlich, dass sie vom Markt gut angenommen werde. Die neuen Aktien sollen nach seinen Angaben für 2004 dividendenberechtigt sein. Nach dem jetzigen Stand könnten die Aktionäre für das laufende Jahr mit einer Ausschüttung rechnen.
Die Lufthansa erwartet nach eigenen Angaben für das Gesamtjahr neben einem deutlich besseren operativen Ergebnis auch ein positives Konzernergebnis. Im traditionell schwachen ersten Quartal hatte der Konzern den operativen Verlust deutlich um rund 72 Prozent auf 116 Mio. Euro nach 419 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum verringert.
Für die Kapitalerhöhung werden 76,32 Millionen neue Aktien zum Preis von mindestens 9,85 Euro ausgegeben. Der endgültige Ausgabepreis für die neuen Anteilsscheine soll voraussichtlich am 1. Juni bekannt gegeben werden. Die Aktionäre können voraussichtlich vom 3 bis 16. Juni ihr Bezugsrecht ausüben und eine neue Aktie für je fünf alte beziehen. Das zuständige Bankenkonsortium steht unter Führung von Dresdner Kleinwort Wasserstein und Morgan Stanley.