Wenn man wenig bzw. keinen Extra-Fuel hat, dann muss man eigentlich sofort nach dem Go-Around an der Destination zum Alternate weiterfliegen. Da es sich während des Durchstartens nur relativ schlecht über solche Dinge nachdenken läßt, wird vorgedacht.
Während des Descents in Richtung Destination macht man sich u.a. Gedanken über die großräumige Wetterlage (bei Bedarf und je nach vorhandener Extra-Fuel-Menge wird auch noch mal das Wetter der nächsten Alternates gecheckt) sowie über Optionen bei einer unvorhersehbaren Diversion, z.B. weil an einem Airport mit nur einer RWY sich der Flieger vor einem 'auf die Bahn legt'.
Wenn es jedoch absehbar ist, dass eine Diversion notwendig wird (z.B. Wetter schon lange unter dem Minimum) dann setzt sich die Cockpitcrew über ACARS oder SATCOM mit dem Operations Control Centre (OCC) in FRA in Verbindung und klärt mit den Kollegen welcher Alternate aus operationeller Sicht am meisten Sinn macht. Das muss keineswegs und wird oftmals nicht der im OFP geplante Alternate sein. Das letzte Wort hat natürlich die Crew.
Bei der Beurteilung der verfügbaren Alternates werden natürlich auch Aspekte wie verfügbare Duty Time der Crew, Transportation bzw. Hotelsituation für die Gäste, Immigration-Restriktionen, Verfügbarkeit von Handling uvm beachtet. Die Kollegen vom Besatzungseinsatz sitzen in Rufweite des OCC so dass gerade die Dienstzeit-Aspekte hier auf dem kurzen Dienstweg abgeklärt werden können.
Wie lange die Bodenzeit bei einer Diversion dauern wird, kann man natürlich im Vorfeld nicht genau sagen. Wenn es nur an ein paar Minuten scheitert hat der Commander aber noch die Möglichkeit die max. Dutytime mittels Kommandantenentscheid zu verlängern.
Der operationelle Supergau wäre wenn die Dienstzeit auch mit Verlängerung nicht mehr ausreicht und die Crew am Alternate eine Ruhezeit einlegen müsste und zusammen mit den Gästen ins Hotel geht. Da man ja aber nicht zum Spaß divertet spielen solche Gedanken in diesem Fall höchstens bei der Auswahl des Alternates, nicht jedoch bei der Entscheidung zu Gunsten einer Diversion eine Rolle.
Eine Crew während des Layovers im Hotel zu erreichen ist ein 'niedlicher' Gedanke. Um die gängigen Klichées zu bedienen: Die Damen sind beim Shoppen und die Herren sitzen in der Kneipe oder liegen (danach) unter dem Kopfkisssen - das wird wohl nichts werden, zumindest nicht kurzfristig.
Ganz abgesehen davon ist man ja dort nicht im Urlaub, sondern dienstlich angekommen und da die liebe Firma die Ruhezeiten vor Ort weitestmöglich gen Minimum verkürzt, wäre noch die Frage, ob man überhaupt schon wieder fliegen darf wenn man 12, 24 oder mehr Stunden vor der geplanten Abflugzeit zum Arbeiten 'überredet' werden soll.
Viele Grüße, MAX