Wöhrl greift nach den Griechen
Der Nürnberger Textil-Unternehmer Hans-Rudolf Wöhrl hat Interesse an der griechischen Fluggesellschaft Olympic. Das marode Staatsunternehmen soll privatisiert werden, Wöhrl ist einer von sieben Interessenten. Vor gut zwei Jahren kaufte der Nürnberger bereits den deutschen Billigflieger dba - und flog ihn in die schwarze Zahlen.
Luftfahrtfreund Hans-Rudolf Wöhrl
Wöhrl habe über seine Verwaltungsgesellschaft "Intro" ein Angebot für die angeschlagene Airline in Athen abgegeben, bestätigte Matthias Andresen, Sprecher der zu Intro GmbH gehörenden Fluggesellschaft dba gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Der Unternehmer habe großes Know-how, wenn es darum geht, Airlines wieder Wind unter die Flügel zu machen, so Andresen. Olympic sei eine Airline, die nicht erfolgreich fliegt und das reize Wöhrl. Weitere Details, etwa ob Wöhrl Olympic alleine übernehmen möchte oder eine Beteiligung anstrebt, wollte Andresen nicht nennen.
Privatisierung mit langem Anlauf
Die griechische Fluggesellschaft gilt als einer der größten Krisenfälle europäischer Luftfahrtunternehmen. Das Staatsunternehmen wurde vor knapp einem Jahr entschuldet, gilt jedoch weiterhin als sehr marode. Deshalb sucht die griechische Regierung dringend einen Käufer. Es sei "die letzte Chance" für die Fluggesellschaft, sagte der griechische Verkehrsminister Michalis Liapis. Seit 1999 sind bereits vier Anläufe zu einer Privatisierung gescheitert, fünf Olympic-Interessenten hatten ihre Gebote abgegeben.
Weitere Hochzeit mit Germania Express
Neben einer Übernahme von Olympic, interessiert sich die dba noch für eine weitere Fluggesellschaft: Die Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit Germania Express seien in einem fortgeschrittenen Stadium, sagte ein dba-Sprecher in München. Einzelheiten dazu sollen am Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden. Nach Einschätzung von Branchenkennern ist denkbar, dass die dba das Streckennetz von Germania Express (Gexx) übernehmen und unter eigenem Namen bedienen könnte. Die dba hat bereits vier Flugzeuge von Germania geleast.
Erfolgreicher Unternehmer Wöhrl
1970 übernahm der gebürtige Aschaffenburger und Wahl-Nürnberger Hans-Rudolf Wöhrl gemeinsam mit seinem Bruder die gleichnamige Modehaus-Kette von den Eltern. Der Konzern hat mittlerweile rund 40 Filialen - vor allem in Bayern und Baden-Württemberg. Wöhrl gilt als leidenschaftlicher Luftfahrtfreund. 1974 gründete er den Nürnberger Flugdienst, aus dem später die Luftfahrtgesellschaft Eurowings hervorging. Bei der Deutschen BA war er jahrelang Mitglied des Beirats, bevor er die Fluglinie im Sommer 2003 übernahm. Durch einen radikalen Sparkurs steuerte Wöhrl die Fluglinie vergangenes Jahr in die schwarzen Zahlen.