Unfälle (Zwischenfälle/Sicherheitslandungen) mit Flugzeugen

Danke @ MUCFLYER & Pit Cock! Ja, müsste es wohl sein. Würde auch vom Video her Sinn machen.

Nachdem ich mir das CVR-Transcript durchgelesen habe, das den gesamten Flug dokumentiert, kann ich die Vorwürfe eines Regelverstoßes nicht so richtig nachvollziehen. Sind denn solche Gespräche zwischen den Piloten nicht üblich? Und wenn man das Video anschaut, dann ist in dem Moment, wo die Kacke am Dampfen ist, gar keine Zeit mehr, sich privat zu unterhalten.

Erschütternd und erschreckend ist für mich allerdings die 'Fehlleistung' der Piloten trotzdem. Nachdem der Geschwindigkeit schon nicht genügend Augenmerk geschenkt wurde (und das auch noch bei icing cinditions), dann aber auch noch bei einer Maschine, die stallt, am Horn zu ziehen und nicht zu drücken und dann noch der eklatante Fehler der Pilotin die Flaps einzufahren, grenzt schon fast an Selbstmord.

Es stellt sich aber in dem Zusammenhang für mich die Frage der Ausbildung. Die Q400 scheint, wenn ich mir den rasanten Geschwindigkeitsverlust anschaue, eine nicht ganz anspruchslose Maschine zu sein. Und da ich davon ausgehe, dass Piloten nicht generell zu Selbstmordkandidaten gehören, dann muss ich mich fragen, war es ihnen entsprechend beigebracht worden - oder eher eben nicht! Auch was die stallrecovery anbetrifft, hab ich so meine Zweifel. Wenn man dann vielleicht noch andere Umstände in Betracht zieht (Müdigkeit, Krankheit - es wurde im CVR-Transcript genießt und gegähnt), einen eventuell langen Arbeitstag, dann wären auch solche Fehlleistung zumindest erklärbar.
 
Je mehr ich darüber lese um so mehr bestätigt sich, was ich oben vermutete - ja, es wird immer schlimmer!

http://www.michaelmoore.com/words/latestnews/index.php?id=13894

[...]Under questioning from the board, Mary Finnigan, Colgan's vice president for administration, reported that Rebecca Shaw, co-pilot of the crash plane, drew an annual salary of $16,200 a year. The board also said that Shaw once held a second job in coffee shop while working as a pilot for the airline in Norfolk, Va.[...]

[...]Later on, asked if Colgan made cost-of-living adjustments to assist employees who reside in expensive areas such as New York, Harry Mitchel, Colgan's vice president of flight operations, said no program existed for pilots. But, he added that Colgan had such a policy for managers. [...]

[...]According to the NTSB, 93 of the Colgan's 137 Newark-based pilots identified themselves as commuters, including 49 of them who commute greater than 400 miles and 29 who live more than 1,000 miles away.[...]

[...]Shaw had an especially long, cross-country commute. On the day before the accident, Shaw left Seattle on an overnight FedEx flight to the East Coast. She arrived in Newark at 6:30 a.m. after a changeover in Memphis. [...]

Noch fragen Kienzle...:thbdwn:
 
Erschütternd und erschreckend ist für mich allerdings die 'Fehlleistung' der Piloten trotzdem. Nachdem der Geschwindigkeit schon nicht genügend Augenmerk geschenkt wurde (und das auch noch bei icing cinditions), dann aber auch noch bei einer Maschine, die stallt, am Horn zu ziehen und nicht zu drücken und dann noch der eklatante Fehler der Pilotin die Flaps einzufahren, grenzt schon fast an Selbstmord.
Dazu mal eine Frage. Ist es nicht Teil der stall recovery in niedriger Flughöhe die Flaps eine Stufe ein zu fahren? Natürlich neben der Erhöhung der Leistung.
 
Dazu mal eine Frage. Ist es nicht Teil der stall recovery in niedriger Flughöhe die Flaps eine Stufe ein zu fahren? Natürlich neben der Erhöhung der Leistung.

Kaum vorstellbar. Eine gestallte Fläche bekommst Du nur durch Reduzieren des Angle-of-Attack (Alpha) unter den kritischen Wert wieder ordentlich umströmt. Bei zunächst gegebener Geschwindikeit die Klappen einzufahren, würde das Alpha momentan sogar erhöhen, den Höhenverlust vergrößern und die endgültige Recovery erschweren.

Erschütternd und erschreckend ist für mich allerdings die 'Fehlleistung' der Piloten trotzdem. Nachdem der Geschwindigkeit schon nicht genügend Augenmerk geschenkt wurde (und das auch noch bei icing cinditions), dann aber auch noch bei einer Maschine, die stallt, am Horn zu ziehen und nicht zu drücken und dann noch der eklatante Fehler der Pilotin die Flaps einzufahren, grenzt schon fast an Selbstmord.

Bestimmt hast Du auch kurz nach dem Unfall die von @airdinger verlinkte NASA-Doku zum 'Tailplane-Stall' angesehen (siehe hier). Für einen solchen ist das genau die richtige Technik (Flaps up, Ziehen, etc.). Leider neigt die Q400 nicht zu Tailplane-Stalls, wohl aber das bis vor kurzem bei Colgan-Air geflogene Muster (Saab340?).

Hier könnte es sich um einen Rückfall in alte habit-patterns handeln. Erschwerend kommt hinzu, dass es Störungen gibt, die sofortiges Handeln erfordern. Hat man genügend Luft unter dem Hintern, kann der CM2 den CM1 noch in aller Ruhe auf eine (seiner Meinung nach) Fehleinschätzung hinweisen, bzw. das ganze kurz CRM-mässig 'ausdiskutieren'. Bei einem Stall in Bodennähe ist dafür leider keine Zeit, wenn hier einer von beidem massiv 'auf dem falschen Dampfer' ist, dann ist das problematisch.

Noch ein Wort zu den amerikanischen Verhältnissen: Bevor man dort einen ATPL ausgestellt bekommt, muss man mit seinem CPL 1.500 Flugstunden auf der Uhr haben, diese erwirbt man als Fluglehrer oder als Regio-Pilot. In beiden Feldern sind die Bedingungen mies. Dafür haben die 'Majors' einen Pool sehr erfahrener Bewerber für die Stellen auf den 'großen' Fliegern.

In Europa kann man mit 250 Stunden Gesamtflugzeit rechts auf einer B737/A320 Platz nehmen ohne den Umweg über die Regionellen zu machen. Das ist für den Anfänger auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Von den Regios kommst Du nur mit Glück wieder weg, trotzdem sind die Arbeitsbedingungen dort nicht wirklich viel besser als die og. für Colgan Air. Einstiegsgehälter als Co in der Preisklasse 20 k€ sind da keine Ausnahme und in der Exec-Fliegerei sieht es noch viel besch....eidener aus.

Sag mir bitte, wie man davon einen Kredit über +65 k€ zurückzahlen soll und sich und demnächst seiner Familie ein halbwegs würdiges Leben bezahlen ohne irgendweine Art von Nebenjob. Auch das 'commuten' oder auf neu-deutsch 'shutteln' ist in D ebenso weit verbreitet, auch weil es sich halt niemand leisten kann, der ohnehin schon jeden Pfennig umdrehen muss, noch eine Zweit-Wohnung in MUC, FRA o.ä. zu nehmen. Dass da stellenweise abartige Zeiten des Auf-den-Beinen-Seins zusammenkommen ist ein Fakt.

In der Kabine läuft's genauso. Die Mäuse bekommen nur noch einen Tausender netto raus, sollen davon in MUC wohnen und leben, ein Auto haben usw. Dass dann die Hälfte nebenher arbeiten muss, wird so gut es geht ignoriert. Im Briefing für meinen letzten Nachtflug sassen 2 (von 5), die einen langen Tag im Laden oder in der Uni hinter sich hatten. Eigentlich müsste man die gleich wieder heimschicken...

Gruß MAX
 
[...]

Bestimmt hast Du auch kurz nach dem Unfall die von @airdinger verlinkte NASA-Doku zum 'Tailplane-Stall' angesehen (siehe hier). Für einen solchen ist das genau die richtige Technik (Flaps up, Ziehen, etc.). Leider neigt die Q400 nicht zu Tailplane-Stalls, wohl aber das bis vor kurzem bei Colgan-Air geflogene Muster (Saab340?).

[...]

Ja Max, ich hab damals bereits die Dokus gesehen, wurde allerdings nicht so recht schlau draus, da mein alter 'Dampfcompi' eine kaputte Soundkarte hat und ich als 'Konsumverweigerer' nicht bereit bin mir einen neuen 'Blechdeppen' zu kaufen, solang ich auf dem alten noch arbeiten kann.

Auch jetzt hab ich mir das Video nochmals reingezogen und soweit ich ohne Ton entnehmen konnte, wird bei einem Tailplane-Stall (Aircraftabhängig) empfohlen die Power zu erhöhen, damit die Geschwindigkeit zumindest gleich bleibt und k u r z zu ziehen und die Flaps um eine Stufe einzufahren um die Strömung zu stabilisieren (beim Wing-Stall: drücken - Geschwindigkeit erhöhen, flaps raus).

Und hier ist m. E. der große Unterschied. Die Crew von 3407 flog die Q400 regelrecht in einen Stall hinein, da sie innerhalb von 22 sec. einen Geschwindigkeitsverlust von 50 kts (180 auf 130 kts) zu verzeichnen hatte und in weiteren 10 sec. nochmals 32 kts (130 auf 98 kts) verlor. Und ohne Geschwindigkeit fliegt selbst der beste Vogel nicht. Wie heißt es so schön? Schub und Geschwindigkeit bringt Scheunentore zum fliegen.

Hier könnte es sich um einen Rückfall in alte habit-patterns handeln. Erschwerend kommt hinzu, dass es Störungen gibt, die sofortiges Handeln erfordern. Hat man genügend Luft unter dem Hintern, kann der CM2 den CM1 noch in aller Ruhe auf eine (seiner Meinung nach) Fehleinschätzung hinweisen, bzw. das ganze kurz CRM-mässig 'ausdiskutieren'. Bei einem Stall in Bodennähe ist dafür leider keine Zeit, wenn hier einer von beidem massiv 'auf dem falschen Dampfer' ist, dann ist das problematisch.

Noch ein Wort zu den amerikanischen Verhältnissen: Bevor man dort einen ATPL ausgestellt bekommt, muss man mit seinem CPL 1.500 Flugstunden auf der Uhr haben, diese erwirbt man als Fluglehrer oder als Regio-Pilot. In beiden Feldern sind die Bedingungen mies. Dafür haben die 'Majors' einen Pool sehr erfahrener Bewerber für die Stellen auf den 'großen' Fliegern.

In Europa kann man mit 250 Stunden Gesamtflugzeit rechts auf einer B737/A320 Platz nehmen ohne den Umweg über die Regionellen zu machen. Das ist für den Anfänger auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Von den Regios kommst Du nur mit Glück wieder weg, trotzdem sind die Arbeitsbedingungen dort nicht wirklich viel besser als die og. für Colgan Air. Einstiegsgehälter als Co in der Preisklasse 20 k€ sind da keine Ausnahme und in der Exec-Fliegerei sieht es noch viel besch....eidener aus.

Sag mir bitte, wie man davon einen Kredit über +65 k€ zurückzahlen soll und sich und demnächst seiner Familie ein halbwegs würdiges Leben bezahlen ohne irgendweine Art von Nebenjob. Auch das 'commuten' oder auf neu-deutsch 'shutteln' ist in D ebenso weit verbreitet, auch weil es sich halt niemand leisten kann, der ohnehin schon jeden Pfennig umdrehen muss, noch eine Zweit-Wohnung in MUC, FRA o.ä. zu nehmen. Dass da stellenweise abartige Zeiten des Auf-den-Beinen-Seins zusammenkommen ist ein Fakt.

In der Kabine läuft's genauso. Die Mäuse bekommen nur noch einen Tausender netto raus, sollen davon in MUC wohnen und leben, ein Auto haben usw. Dass dann die Hälfte nebenher arbeiten muss, wird so gut es geht ignoriert. Im Briefing für meinen letzten Nachtflug sassen 2 (von 5), die einen langen Tag im Laden oder in der Uni hinter sich hatten. Eigentlich müsste man die gleich wieder heimschicken...

Gruß MAX

Dem ist nichts hinzuzufügen! Mir läuft es kalt den Rücken runter, wenn ich in diesem Zusammenhang an den CVR-Mitschnitt denke.

Dazu hätte ich allerdings auch noch eine Frage. Ich dachte die Aufzeichnungen wären auf 1/2 Std. limitiert. Bei vorgenanntem Mitschnitt ist aber das 'volle Programm' zu lesen. Ist das zulässig?
 
ich bin auch kein Freund einer übereifrigen Presse, jedoch sind Rauch im Cockpit mit kleinen Flammen wie bei Jet Star, und ein abgestelltes Triebwerk bei einem 2-mot wie bei Iberworld, definitiv Notfälle mit allem drum und dran.
Anders der Fall bei Aeroflit mit gerissener Cockpitscheibe. Nach dem berücksichtigen einer Punkte durch die Cockpitcrew, kann man hier wohl eher von einer vorbeugenden Sicherheitslandung sprechen...
 
[...]
jedoch sind Rauch im Cockpit mit kleinen Flammen wie bei Jet Star, und ein abgestelltes Triebwerk bei einem 2-mot wie bei Iberworld, definitiv Notfälle mit allem drum und dran.
[...]

OK, hast recht MUCFLYER! War doch 'ne Notlandung (Ich muss zugeben, dass ich den Artikel, als ich den 'Hersteller Kronenzeitung' sah, gar nicht erst gelesen habe)!
 
....aber es wurde in der heutigen Berichterstattung (TV, Zeitung etc.) schon deutlich betont, dass es sich um das gleiche Flugzeugmuster handelt, dass letzte Woche abgestürzt ist.

Bei dem A320, der auf LPA notlanden musste, war es nur ein "vollbesetzter Urlaubsjet".
 
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