Ganz offensichtlich handelt es ich um einen Test für die Zulassung (habe nur das erste Video sehen können, das zweite ging nicht). Die Vorschriften für den Punkt 'Startabbruch' sehen wie folgt aus:
- Startabbruch mit MTOM nur mit den Radbremsen (Bremsbeläge voll abgenutzt) mit Idle Forward Thrust (also keinerlei Reverse)
- Abbremsen bis zum komplettem Stillstand
- Losrollen und 5 Minuten Rollzeit
Dass wegen der überhitzen Bremsen einige Reifen die Luft verlieren ist normal (explodieren sollten sie allerdings nicht) ebenso wie es kleinere Feuer im Bereich der Bremsen geben kann. Es darf aber nicht zum Übergreifen der Flammen auf Rumpf/Flügel kommen und während dieser Zeit darf kein Eingriff der Feuerwehr nötig werden. Soweit so gut.
Dass vor solchen Test ein hübsches Briefing mit allen Beteiligten (also auch der Feuerwehr) stattfindet sollte man eigentlich annehmen, warum also die Koordination hier so überhaupt nicht geklappt hat, ist erstaunlich. Allerdings werden diese Test gerne an exotischeren Plätzen durchgeführt, wobei das natürlich keiner Entschuldigung sein darf.
Wobei ich es schon für möglich halte, dass der gemeine Feuerwehrmann so 'programmiert' ist, dass er nicht tatenlos neben einem Feuer stehen kann. Dies kommt in Wirklichkeit auch gerne mal vor, wie letztes Jahr als es in PMI bei einer B752 nach dem Abstellen der Motoren zu einen spektakulären aber eigentlich ungefährlichen 'Tailpipe Fire' kam, bei dem sich nach dem Zusammenbrechen der Luftströmung in Triebwerk verbliebener Treibstoff an heißen Teilen entzündet.
Ein solches Feuer wir normalerweise einfach mittels 'Durchdrehen' des Triebwerkes mit dem Starter gelöscht, denn wenn der im Motor verbliebene Sprit fertig verbrannt ist dann ist Ruhe. Dieses Vorgehen war der zufällig vorbeifahrenden Feuerwehr offensichtlich zu 'langweilig', daher hat diese mit allem was Löschen konnte auf den Motor gehalten. Folge: Triebwerk im Eimer (heißes Metall und kaltes Wasser) und eine interessante Diskussion, wer das bezahlt.
Dennoch halte ich das Video für eine gute 'Simulation der Wirklichkeit'. Denn während die Feuerwehr an den großen Deutschen Airports wie FRA und MUC anerkanntermaßen zur Weltspitze gehört, möchte ich gar nicht wissen wie es um Mensch und Material an manchen ausländischen Airports bestellt ist, obwohl selbstverständlich auf dem Papier sämtliche ICAO-Vogaben erfüllt werden. Wenn da mal die Tore der Feuerwache offenstehen (falls es überhaupt ein Gebäude gibt), dann wähnt man sich eher in der Ausstellung für historische Feuerwehrfahrzeuge als auf einem Airport :whistle:
Die Kommunikation mit der anrückenden Feuerwehr wird in der Regel auch eher beschwerlich sein. Ein Sprechgeschirr fürs Intercom bringen nach unseren Infos nur die Frankfurter mit und eine dedizierte Frequenz (121.600 MHz) gibt es nur an einigen UK-Airports.
In allen anderen Fällen muss man dann 'Stille Post' über die Tower-Frequenz spielen, dabei muss dann noch von Deutsch ins Enlische und in die Muttersprache der Feuerwehr übersetzt werden. Gaaaaanz toll.
Ich habe mal in LED eine Evakuierung eines AF A321 wegen APU-Fire miterleben dürfen und obwohl die Crew nebst etlicher andere Kollegen dem Tower zu erklären versuchte was los ist, kam das erste Feuerwehrfahrzeug so etwa 4-5 Minuten nach dem Ende (!) der Evakuierung. Derweil musste die Crew versuchen zu verhindern, dass mehr Passagiere als unvermeidlich von irgendwelchen Vorfeldfahrzeugen überfahren werden.
Gruß MAX