Re:Alles über den A380 incl. Bilder
Startbahngegner fordern Stellungnahme vom Bundeskanzler
Im Streit um die Verlängerung der Landebahn in Hamburg-Finkenwerder haben sich die Anwälte der Startbahngegner jetzt an Bundeskanzler Gerhard Schröder gewandt. Das meldete NDR 90,3 am Samstag. Hintergrund sind Äußerungen des Staatssekretärs Dietmar Staffelt. Anlässlich des Frankreich-Besuches von Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust hatte Staffelt gesagt, die Bundesregierung werde alles tun, um die Verlängerung der Startbahn bei Airbus zu realisieren. In diesem Zusammenhang sprach er von einer Nagelprobe für den Luft- und Raumfahrstandort Deutschland. Staatsekretär Staffelt habe damit die Stimmung gegen die Startbahngegner aufgeheizt und den Druck erhöht, heißt es in dem zweiseitigen Schreiben an Schröder.
Bundeskanzleramt: Noch kein Schreiben eingegangen
Schröder solle nun erklären, ob Staffelt tatsächlich im Namen der Bundesregierung gesprochen habe. Schließlich hätten die Kläger gegen die Startbahnverlängerung vor Gericht Recht bekommen, weil sowohl Airbus als auch die Stadt Hamburg konkrete Planungsfehler gemacht hätten. Die negativen Folgen dieser Fehler nun den erfolgreichen Klägern anzulasten, sei unerträglich, heißt es weiter. Schröder solle deshalb die Äußerungen des Staatsekretärs korrigieren. Aus dem Bundeskanzleramt in Berlin hieß es dazu lediglich, ein solches Schreiben sei dort bislang nicht eingegangen.
Hamburger Grüne werfen Airbus Wortbruch vor
Die Grünen der Hansestadt warfen dem Flugzeugbauer Airbus unterdessen Wortbruch und versuchte Erpressung vor. Das Unternehmen drohe, einen Teil der Investitionen für die Passagierversion des Großraumflugzeugs A380 nicht mehr zu verwirklichen, obwohl Airbus diese fest zugesagt habe. Das sei "klarer Wortbruch", so der GAL-Wirtschaftsexperte Jens Kerstan zu NDR 90,3. Kerstan bezieht sich nach eigenen Angaben auf eine Zusage des Unternehmens bei einer mündlichen Gerichtsverhandlung zur Werkserweiterung im August 2002. Demnach wollte Airbus den Bau und die Auslieferung des Passagierflugzeuges auch ohne eine Landebahnverlängerung realisieren.
Druck auf die Stadt hat sich erhöht
Die stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Dorothee Stapelfeld sagte, die sehr überreizte und überhitzte Debatte nütze dem Projekt überhaupt nichts. Es sei besser, in Ruhe zu verhandeln. CDU-Fraktionschef Bernd Reinert räumte ein, dass sich der Druck auf die Stadt deutlich erhöht habe. Welche Auswege es jetzt noch geben könnte, wollte er nicht erläutern. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde hüllte sich ebenfalls in Schweigen: "Solange die Gespräche laufen, gibt es keinen Kommentar", sagte Pressesprecher Christian Saadhoff.
"Damalige Einschätzung kann so nicht mehr gelten"
Unternehmenssprecher Thore Prang bestätigte NDR 90,3, dass die damalige Einschätzung von Airbus so nicht mehr gelten könne. Seit 2002 habe der Flugzeugbauer stark auf Kundenwünsche reagiert und wesentliche Veränderungen am A380 vorgenommen. Den Einwand, Airbus könne ausschließlich für die leichtere Passagiermaschine ein Auslieferungszentrum bauen, wertete Prang als unrealistisch. Flickwerk werde es nicht geben.
Airbus: Nachfolgeversionen des A380 bereits in Planung
Airbus wolle ein Auslieferungszentrum für beide Versionen bauen - für die Passagiermaschinen und die wesentlich schwereren Frachtflugzeuge, so der Sprecher. Zudem seien bereits jetzt Nachfolgeversionen des A380 in Planung -zum Beispiel ein größeres Passagierflugzeug mit mehr als 650 Sitzplätzen. Der Flugzeugbauer benötigt eigenen Angaben zufolge in Finkenwerder eine längere Landebahn für die Frachtversion des A380. Auf Grund des höheren Gewichts im Vergleich zur Passagiervariante sei diese auf eine längere Piste zum Starten und Landen angewiesen.
Evangelische Kirche fordert ernst gemeinte Gespräche
Die evangelische Kirche schaltete sich am Freitag in die Diskussionen ein. Sie forderte den Senat zu weiteren ernst gemeinten Verhandlungen auf. Stadt und Airbus müssten öffentlich dazu stehen, dass sie in der Vergangenheit Fehler gemacht hätten, sagte Jürgen Bollmann, Propst des Kirchenkreises Harburg, der Zeitung "Die Welt". Die Situation sei zwar nicht leicht, er hoffe aber, dass sich die Stadt und die Neuenfelder Bürger in Gesprächen noch einigen können. Die bisherigen Planungen zur Verlängerung der Piste sehen vor, dass die Rollbahn Flächen der Gemeinde schneidet.