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Freising stellt doch immer die Nichtigkeit des Flughafens für die eigene Stadt heraus.
Hm ... mit den entsprechenden Erhebungen und Zahlen kann man dies sicherlich belegen.
Man kann den Einfluss des Flughafens auf Freising sicherlich auch anders bewerten:
https://www.statistik.bayern.de/statistik/kreise/178.pdf
Wenn ich mich nicht komplett vertan habe, dann hat der Landkreis Freising seit 1992 bis heute ein Bevölkerungswachstum von ca. 22% Prozent erfahren.
Die Prognosen sprechen eine eigene Sprache und spiegeln IMHO heutige Tendenzen der wirtschaftlichen und wohnseitigen Entwicklung gut wieder: Der Nord-Osten Münchens boomt und der Süd-Westen wandelt sich zu einer Hochpreis-Wohnregion - so noch gut von München aus erreichbar.
Die Bevölkerung konzentriert sich weiter auf die (Sub-)Zentren, welche wirtschaftlich gegenüber der Fläche weiter an Kraft und damit an Bedeutung und Attraktivität gewinnen. Der Trend zur Landflucht und zur Verbrachung strukturschwacher Regionen nimmt zu.
Auch wenn es Freising nicht gefällt, profitiert die Stadt und der Kreis hierdurch merklich - zumindest ungewollt in Form von weiterem Bevölkerungswachstum inkl. einhergehendem Prosperieren von Mikro-Strukturen. Diese haben vielleicht nicht den Beitrag wie der Hauptsitz von Siemens, bedeutet aber dennoch wirtschaftliche Aktivität auf kommunaler wie versorgender Ebene.
Der überwiegende Teil der Jobs in unserer Gesellschaft sind schlecht bis mittelmäßig bezahlt. Klar wie bedauerlich.
Im Kontext der bayerischen Bevölkerungs-Verteilungs-Entwicklung werden sich aber sehr viele Menschen finden, die schwache Regionen verlassen um rund um die Metropolregion München überhaupt einen Job zu finden.
Diesen werden diese Menschen zu einem nicht unerheblichen Teil rund um MUC (inkl. aller Folgeentwicklungen) finden. Da viele dieser Menschen weder genug verdienen, um weit weg zu wohnen noch die Lust/Zeit für ewiges Pendeln haben, wird der Großraum MUC sich sehr stark entwickeln.
Nur die Upper-Class wird es sich zukünftig noch leisten können, in den (vermeintlich) attraktiven südlichen und westlichen Gemeinden/Landkreisen zu leben. Auch in diesen zeigt sich aber die Entwicklung ab, dass München als Bezugspunkt an Bedeutung gewinnt. Als Beispiel diene hier der Landkreis TÖL: Wolfratshausen und Geretsried wachsen heftig, wohingegen der Rest des Landkreises maximal stagniert.
Daher ist es logisch, dass Freising eine Übervölkerung mit "Arbeitern" (Geringverdienern im Sinne der aktuellen Gehalts- und Jobstrukturen) scheut, fürchtet, verhindern will:
Deren Einkommenssteuerleistung ist gering, die Kosten für die aufzubietende kommunale Infrastruktur hingegen wachsen. ÖPNV, Schulen, KiTas, etc. - all das darf die Gemeinde/Stadt finanzieren.
Die Ausgaben dürften wohl schneller steigen als die geringen Einkommenssteuereinnahmen.
Vielleicht fällt es aber auch einfach zu schwer sich vom Microkosmus inkl. althergebrachter Zentrumsfunktion inkl. Inselsituation loszusagen, vom Intellekt loszulassen und in die realfunktionierenden Netzwerkarchitektur einzusteigen.
Die Bedeutung der Uni, der Kleriker, der Musiker und anderer wird in der prognostizierten Zukunft abnehmen. Freising wird einen strukturellen Wandel in der Bevölkerung wie deren Bedürfnisse erleben. Freising wird nicht mehr die "Geistesstadt" sein, sondern eine weitere Dienstleistungsstadt. Eine gewisse Form der Banalisierung ist zu erwarten - zumindest bezüglich der Menschen, die dort hinziehen werden, ohne Wurzeln, ohne tradierte Verbindungen.
Dies schreckt mit Sicherheit - gerade alt eingesessene, lokal-elitäre.
Verneinen und Blockade wird diese Entwicklung allerdings nicht aufhalten. Sie wird vielmehr zu einer Konzentration auf den Landkreis anstatt der Stadt führen - zumindest seitens der Unternehmen.
Und hier lebt Freising einen Anachronismus:
Erhalt ohne Veränderung ist unter gegebenen Umständen nicht möglich. Dafür sind die wirkenden Kräfte und Ströme viel zu mächtig, viel zu dynamisch.
Will Freising seine gefühlte Stellung bewahren, müssen Synergieen zwischen Geist und Wirtschaft gefunden, geschaffen und gefördert werden. Die Ansiedelung von steuerpflichtigen Verwaltungen und Dienstleistern muss das Ziel sein. Andere profitable Unternehmen sollten genauso gerne gesehen werden. Unternehmen mit der Gewerbesteuer sind das Brot der Städte und Kommunen.
Es bleibt die Wahl:
Überrollt werden von einer unerwünschten Bevölkerungsschicht und darunter ersticken, gleichzeitig aber Profite an die umliegenden Kommunen abgeben oder die Haltung gegenüber des Entwickungsmotors ganz Bayerns überdenken.
Ob gewollt oder nicht, vielfältiger sind die Optionen nicht.
Um abschließend ein verschobenes Beispiel zu nennen:
Vor einigen Jahren haben die klassischen, etablierten, großen, renommierten Printpublikationen das Internet nicht ernst genommen, hochnäsig darüber hinweg gesehen, es negiert und den Wandel einer Gesellschaft nicht wahr haben wollen.
Heute verdienen die Publikationen Geld und leben, die im Internet aktiv sind und die altbackenen Kämpfen (so noch existent) ums schwindende Publikum und damit ums überleben.
In übergeordneten Strukturen, Entwicklungen und Trends, in Zeiten von grundlegenden Veränderungen hat man nicht mehr alles in der Hand.
Es bleibt die Wahl: Anpassen, das beste heraus hohlen oder vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
(Sorry für den Roman - es hat mich offensichtlich überkommen)