Das führt zum zweiten Teil: Mit schließen meine ich vorübergehend, z.B. über den Winter. Und wenn wie offenbar geplant vier A359 samt Münchner Crews nach FRA verlegt werden können, könnte man das mit den anderen ja auch machen und ggf. den Flug vom einen Hub besser auslasten. Dann stehen die effizientesten Flieger nicht auf dem Boden, und die Crews halten ihre Lizenzen.
Mich interessieren hier einfach die Argumente für und gegen verschiedene Lösungen, um mir ein besseres Bild zu den Überlegungen und den Entscheidungsfindungen machen zu können.
München selbst für den Winter zu schließen, wäre auch für Kont schlecht, da trotz der geringen Auslastung auch Umsteiger auf den Flügen sind. Da der Planungszeitraum derzeit wirklich kurzfristig ist (siehe Flugplananpassungen der letzten Wochen) wäre es fatal MUC für den Winter auf Eis zu legen, wenn dann doch die USA wieder öffnen oder andere Länder und plötzlich doch Nachfrage besteht. Solche "langfristigen" Entscheidungen wird man nicht treffen wollen. Ein anderer Faktor könnte auch sein, man möchte Kunden/Partnern/Konkurrenz nicht das Signal senden, man ziehe sich aus MUC zurück. Das ist aber reine Vermutung. Es zeigt aber auch bei anderen Multi-Hubs Airlines, dort werden auch alle Drehkreuze weiterhin betrieben.
Für diese 350 Lösung ab Frankfurt spricht folgendes:
Der 350 ist für bestimmte Strecken ab Frankfurt aktuell ein ideales Flugzeug wenn man die Faktoren Reichweite, Kapazität (Kabine/Cargo) und Spritverbrauch betrachtet.
Nehmen wir als fiktives Beispiel einen hot and high Airport wie Bogota:
Der 330 schafft es von der Reichweite nicht, der Jumbo ist viel zu groß und der 340-300 könnte nicht mit voller Nutzlast aus BOG abfliegen wegen der schwachen Triebwerke.
Da wäre der 350 von den Langstreckenmaschinen, die zur Verfügung stehen, das am besten geeignete.
Oder nehmen wir Johannesburg als Jumbo Strecke.
Sollte die Nachfrage gering sein, könnte der 350 bei geringer Pax-Nachfrage aber Frachtaufkommen bei dieser Flugzeit aufgrund des deutlich niedrigeren Spritverbrauchs der 747 effizienter und möglicherweise rentabler diese Strecke fliegen.
Auf den ersten Blick macht es wirtschaftlich erstmal keinen Sinn, Münchner nach Frankfurt zu schicken, dort ins Hotel und dann auf Strecke (Stichwort Kosten), jedoch die Kombination aus billigeren Tripkosten plus kleinerem Crew-Complement vs. 747 lässt die Sache anders aussehen.
Gegen die 350 Lösung ab Frankfurt spricht meiner Meinung nach nicht viel. Das Thema Kosten aufgrund der Crews etc. würde im ersten Moment dagegen sprechen aber das habe ich auch dargelegt.
Auch das Thema Strecken einfach nach München verschieben ist schwierig. Je nachdem welche Ziele es werden sollen gibt es gewisse Reiseströme, deren Konnektivität ab München gar nicht abgebildet ist. Im Umkehrschluss könnte man sagen, dann verlegt man die Flüge doch auch nach München, dann fehlen die aber wiederum in Frankfurt für wiederum Ziele, die diese auch brauchen bzw. ein Anflug ab FRA und MUC ist wegen der Nachfrage sinnlos.
Was man bei dieser aktuellen Situation sich immer wieder vor Augen führen muss:
Es ist die bisher schwerste und am längsten anhaltende Krise in der Luftfahrt seit dem 2.Weltkrieg, deren Ende oder weiterer Verlauf sich von Woche zu Woche ändert.
Keiner weiß, wann geht es wieder aufwärts, wann kann man wieder gewohnte Strecken mit vernünftiger Auslastung fliegen. Noch dazu bewegt man sich in der Zwickmühle, Marktpräsenz zu zeigen, dabei aber möglichst kein Geld zu verbrennen sondern auch noch verdienen bei stetig sich ändernden Einreisebestimmungen und völlig verändertem Buchungsverhalten der Passagiere.